Uneinigkeit in Bundesregierung bei Einführung von Warnhinweisen?

Unsere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hatte heute in einer Youtube-Botschaft die ACTA-Debatte angesprochen und die öffentliche Diskussion begrüsst. Gleichzeitig hat sie die Verantwortung ans EU-Parlament abgeschoben, dass ja für oder gegen ACTA stimmen könnte. Interessant ist ihre Aussage zu Maßnahmen der Urheberrechtsdurchsetzung:

„In Deutschland sind gerade Internetsperren abgeschafft worden. Wir wollen, so ist es ausdrücklich im Koalitionsvertrag vereinbart, keine Sperrung von Internetzugängen wegen Urheberrechtsverletzungen, wir wollen keine Warnhinweise, wir sehen keinen Gesetzgebungsbedarf zur Änderung des Urheberrechts – Internetprovider sind keine Hilfssherrifs.“

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Uns hat die Aussage gewundert, dass sie sich so deutlich gegen Warnhinweise ausspricht, während das Bundeswirtschaftsministerium diese aktuell vorantreibt. Unser Kommentar vom Digitale Gesellschaft e.V. dazu ist:

„Wir begrüßen, dass die Justizministerin klarstellt, dass sie weder Sperrungen noch Warnhinweismodelle möchte. Dies scheint einigen Akteuren der Koalition nicht bewusst zu sein. Wir sind erstaunt, dass die Justizministerin derartige Vorhaben rundheraus ablehnt, während der ebenfalls der FDP angehörende Parlamentarische Staatssekretär Hans-Joachim Otto gleichzeitig genau solche Modelle prüfen und diskutieren lässt, bei denen es darum geht, die Provider zu Hilfssherriffs zu machen. Wir fordern daher den Bundeswirtschaftsminister dazu auf, umgehend klarzustellen, ob es sich bei der am vergangenen Freitag vorgestellten Warnhinweisstudie um rein wissenschaftliches Erkenntnisinteresse oder das Erforschen eines ernsthaft in Erwägung gezogenen Umsetzungsmodells handelt.“

Da die Warnhinweis-Studie des Professor Schwartmann (FH Köln) explizit im März im sogenannten „Wirtschaftsdialog“ diskutiert werden soll, einem nichtöffentlichen Hinterzimmergremium in dem das Ministerium Provider und Rechtewirtschaft an einem Tisch versammelt, geht der Digitale Gesellschaft e.V. bis zur eindeutigen Formulierung des Gegenteils durch den für Wirtschaft zuständigen Bundesminister Rösler vom Worst Case-Szenario aus.

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8 Ergänzungen

  1. Schön, dass sie das alles nicht will, aber sie hat leider nicht gesagt, das die Deutschland Acta nicht ratifizieren wird. Da ist sie schön herumgeschifft.

  2. Ich weis nicht was so eine nette Dame in der FDP macht, ich will nicht vorschreiben wohin Frau Schnarrenberger gehen soll aber bei ihrer aktuellen Einstellung ist sie mit ihren Freiheitsidealen wohl noch die Einzige in der FDP. Ich glaube, dass so sehr ich auch Streaming Portale ect. gemocht habe, eine Gesetzgebung, welche Piraterie unterbindet erforderlich ist, aber ACTA ist der FALSCHE weg!!!

  3. Wer sich über die Worte SLSs wundert, der hat ihre politische Einstellung und ihr Handeln in den letzten 20 Jahren vermutlich übersehen.

    Und zum Otto: bei den Grünen haben ja auch nicht immer alle die gleiche Meinung. Da war doch neulich auch was beim Urheberrecht…

  4. Das Urheberrecht will sie aber auch nicht ändern. Ich weiß ja nicht, wie man das hier sieht, aber es sollte schon etwas gelockert werden.

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