Selbstauskünfte leicht gemacht

Seit der Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes im Jahr 2009 hat jeder Bundesbürger das Recht, einmal jährlich bei Auskunfteien wie der Schufa, Adresshändlern und Inkassofirmen seinen Datenbestand abzufragen. Bisher machen allerdings nur wenige Bürger gebrauch von dieser Regelung, da es sich schwierig gestaltet, jede einzelne dieser Firmen seperat anzufragen.

Hier setzt die Idee von selbstauskunft.net an: Mit wenigen Klicks kann der User bei bislang 79 verschiedenen Auskunfteien eine Selbstauskunft zu beantragen. Im gleichen Atemzug wird auch ein Antrag auf Datenlöschung an Adresshändler mit versendet. selbstauskunft.net verschickt die Dokumente dann im Namen des Users via Fax. Einige Tage später füllt sich der Briefkasten mit einem umfangreichen Paket an Antwortschreiben der verschiedensten Inkassobüros, Auskunfteien und anderer Datensammler. Bislang wurden auf diese Weise laut eigenen Angaben gut 60.000 Anträge gestellt.

Neben den gespeicherten Daten müssen die Unternehmen auch Auskünfte über deren Herkunft und den Zweck der Speicherung erteilen. So trat beim Selbstversuch des Autors eine „Handelskette“ aus fünf Adresshändlern zu Tage.

Selbstverständlich setzt die Eingabe der persönlichen Daten bei selbstauskunft.net ein gewisses Vertrauen in dieses Projekt voraus. Julian Kornberger, der Geschäftsführer und Initiator von selbstauskunft.net, setzt hier auf volle Transparenz. Neben aktuellen Statistiken und einem Blog ist die Liste der Unternehmen bemerkenswert. Der gesamte Datenverkehr mit selbstaukunft.net wird über https abgewickelt. Julian Kornberger hatte 2009 Arcor und das Bundeskriminalamt verklagt, da diese Internetsperren ohne gesetzliche Grundlage einführten. Durch eine weitere Klage erreichte er, dass sein Webhosting-Unternehmen Digineo von der Voratsdatenspeicherung ausgenommen wurde. Des Weitern stellt die Firma eine TOR-ExitNode und einen Mirror für wikileaks zur Verfügung.

Bemerkenswert ist nebenbei die Möglichkeit, seine Unterschrift in einem HTML5-Canvas-Element mit der Maus oder dem Touchpad zu tätigen. So dauert die gesamte Antragstellung keine fünf Minuten und erfordert keinerlei „Offline-Interaktion“. Inzwischen steht der Service auch als Android- und iOS-App zur Verfügung.

Es steht also zu vermuten, dass die fleißigen Datensammler ihr Budget für die Portokasse in Zukunft etwas erweitern müssen, sollten mehr Bürger ihre Rechte wahrnehmen und Selbstauskünfte beantragen.

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47 Ergänzungen

  1. Stellt sich die Frage, ob es für die angeschriebenen Unternehmen im Ergebnis günstiger ist, die Kosten für den administrativen Aufwand sowie für Porto und Verpackung zu tragen, als sich anderweitig meinen Namen und meine Adresse zu besorgen und zu vermarkten.

    1. Selbstverständlich unterstellt, dass nicht alle dort aufgelisteten Unternehmen meinen Namen und meine Adresse nicht bereits kennen.

  2. Missbrauch leicht gemacht?

    Soweit ich das sehe, kann sich jeder für jeden ausgeben, mit der Maus eine Unterschrift zeichnen (!?) und sich die Auskünfte per E-Mail zusenden lassen.

    Also keine normale Unterschrift, kein ausschließlicher Versand an die angegebene/gemeldete Postadresse. Klingt für mich nicht wirklich erstrebenswert.

    Es mag ja sein, dass diese Probleme auch bisher bei jeder einzelnen Abfrage vorhanden sind, aber natürlich wird mit der Auskunft auch der Missbrauch deutlich vereinfacht … .

    1. Richtig, auch wenn ein User sich für jemand anderen ausgibt, bekommt trotzdem die „richtige“ Person eine Selbstauskunft zugeschickt. Diese hat dann zwar keine Selbstauskunft beantragt, aber die Daten gelangen wenigstens nicht in falsche Hände. Es müsste schon jemand Zugriff auf den Briefkaster der jeweiligen Person haben, das Öffnen der Briefe wäre dann allerdings ein Verstoß gegen das Briefgeheimnis und überhaupt ein ganz anderes Problem. Selbstauskunft.net ist also genauso sicher, als wenn ich bei den Unternehmen postalisch anfrage, nur viel bequemer.

      1. Augenscheinlich ist das nur die halbe Wahrheit. Da ich eine Adresse frei wählen darf wird wohl auch an diese verschickt. Ein kleiner Aufkleber neben meinem Namen auf meinem Briefkasten und schon wirft mein treuer Briefträger die Post von gänzlich Fremden in meinen Briefkasten – sofern die Adresse übereinstimmt. Dennoch ist schon etwas mehr kriminelle Energie nötig als nur beim angeben einer falschen Mailadresse, das bleibt hiervon unberührt.

      2. Bei selbstauskunft.net steht unter „Selbstauskunft anfordern“ allerdings:

        1. Wählen Sie die Unternehmen aus, an die wir Ihre Anfrage kostenlos per Fax übermitteln.
        2. Geben Sie Ihre persönlichen Daten ein. Unterschreiben Sie direkt mit der Maus im Browser.
        3. Sie erhalten Ihre Selbstauskunft wahlweise per Post oder Email direkt von den jeweiligen Unternehmen.

        Ich hatte es so verstanden, dass die Auskunft (auch) an eine frei wählbare E-Mail-Adresse geht. Wenn dies nur ein Missverständnis meinerseits ist, würde es mich freuen … .

      3. @hk

        Bringt dir aber nichts, da für deine ‚falsche‘ Adresse ja keine Daten in der Auskunft vorhanden sind, es wird also ein Schreiben mit „Keine Daten vorhanden“ verschickt. Du kommst so trotzdem nicht an die richtigen Auskunftsdaten.

      4. Wenn Du glaubst, daß eine leere Menge kein personenbezogenes Datum sein kann, irrst Du. So läßt sich zB. einfach herausbekommen, bei welcher Bank Du ein Konto hast: Bei der einzigen, von der Du kein “Keine Daten vorhanden” erhältst.

  3. hm, auf der seite steht:
    „Sie erhalten Ihre Selbstauskunft wahlweise per Post oder Email direkt von den jeweiligen Unternehmen.“

  4. Das klingt zu schön und zu einfach, um wahr zu sein – Wo ist der Haken?

    Die Frage, die sich mir stellt ist: Was nutzt das Ganze selbstauskunft.net? Warum bieten diese den Service kostenlos an?

      1. Ich kenne die halbe Belegschaft zumindest flüchtig und kann sagen, sie würden es nicht kostenlos anbieten, wenn die Festnetzverbindungen fürs Faxen nicht kostenlos wären. Oder andersrum, selbstauskunft.net ist einfacher kostenlos zu betreiben (Verwaltungsaufwand) als dafür noch Kleinstbeträge abzurechnen, zu versteuern etc.
        Der einzige Aufwand war (und ist) die Sammlung der Auskunfteien und Programmierung der Abfragesoftware. Da sie das eh machen wollten (für sich selber) und der Aufwand es für alle anderen gleich mit zu machen unbedeutend mehr war, haben sie es halt öffentlich gemacht.

  5. Genau das ist meine Frage. Wie finanziert sich das ganze? Zwar gibt es Flatrates fürs Fax, aber an reine Gutmenschen glaube ich nicht.

    1. @Skeptiker und Joe
      Naja im Grunde erklären sie das in der FAQ

      Warum ist der Dienst von selbstauskunft.net kostenlos?

      Weil ein Fax an eine deutsche Festnetznummer dank heutiger Telefonflatrates nichts kostet (auch 1000 Faxe nicht), also warum Geld dafür verlangen? Die Entwicklungskosten werden momentan durch andere Projekte subventioniert.

      Allerdings bin ich auch skeptisch….

    2. Ist doch eine super Werbung für die eigene Firma. Wahrscheinlich ist das Betreiben der Seite viel billiger als die Werbung über andere Kanäle. Wie schafft man es heutzutage schon über 60.000 Leute auf sich aufmerksam zu machen ohne einen TV-Sport oder ein Katzenvideo auf Youtube?!
      Hier haben sie auch noch den Vorteil mit der Aktion viel „wohlwollen“ der Benutzer zu generieren.

  6. Ich verwende den Dienst schon seit über 2 Jahren, klappt gut. Bei einigen Firmen kommt das Fax nie an, die meisten antworten sehr flott mit einem Brief, einige wollen vorher eine Kopie des Ausweises sehen, nur ganz wenige antworten gar nicht.

    P.S.: über https kann ich keinen Kommentar abgeben.

  7. Hmm, netter Service. Was ich mich frage.

    Wenn ich solch eine Selbstauskunft beauftrage und bisher keine Daten bei der Auskunftei vorliegen, wer sagt mir, dass nicht eben auf Basis meiner Anfrage die erste Akte angelegt wird.

    Ala, Max Mustermann hat am 05.01.2012 mit folgender Adresse Auskunft angefragt. Damit schieße ich mir doch ins eigene Knie, weil ich mich als Person mit Interesse an seinen Daten erstmal bekanntmache.

    Diesem ganzen Haufen Adresshändler ist doch nicht zu trauen hinsichtlich Vertraulichkeit und Datenschutz. Oder habt ihr andere Erfahrungen gemacht. Kann dazu jemand Auskunft geben?

  8. Ich hoffe mal, selbstauskunft.net überlebt die Nennung hier und die Verlinkung aus dem lawblog.

    Bei bisher total verschickten 60.000 Anfragen (seit Gründung?) stehen da gerade 40.000 Faxe in der Warteschlange…

  9. Die Schufa halte ich für einen ziemlich übel agierenden Verein, auch wenn sie sich in der Außendarstellung immer gern seriös gibt. Daß andere der Branche vielleicht unseriöser als die Schufa sind, ist da keine Entschuldigung.

    Ich habe letztes Jahr per Post die kostenlose Eigenauskunft der Schufa angefordert, um zu sehen, ob die Daten korrekt sind (sie waren es). Dazu hatte ich das betr. Formular des Bundesdatenschutzbeauftragten verwendet, das sehr karg ist (sogar ohne Geburtsdatumsangabe). Erwartungsgemäß hat mir die Schufa die Auskunft verweigert. Ich sollte erst eine Kopie meines Reisepasses (oder Ausweises) einschicken und was weiß ich noch für überflüssige Informationen. Reine Schikane. Natürlich habe ich mich auf diese Spielchen nicht eingelassen und auf meine Postadresse verwiesen (man denke nur ans Post- bzw. Briefgeheimnis), die reicht ja auch, wenn mir die Bank sensible Daten oder die Bankkarte zusendet. Die Schufa konnte die Sache verzögern, aber nicht blockieren. Die Einschaltung des Datenschutzbeauftragten, um meine Rechte durchzusetzen, hat die Rechtsabteilung der Schufa dazu gebracht, zu kapitulieren, nicht ohne auf ihrem Rückzug noch eine Lüge anzubringen (ich kann den Vorgang schriftlich dokumentieren).

    Fazit: Die Schufa ist destruktiv bis in den Kern, vmtl. haßt sie es, ihre Daten kostenfrei herausgeben zu müssen. Von der GEZ könnte sie allerdings in puncto Destruktivität noch was lernen.

    1. Eine simple Lüge der Rechtsabteilung, um besser dazustehen: Sie behaupteten gegenüber dem Datenschutzbeauftragten, mir die Auskunft nicht gegeben zu haben, weil die Angabe des Geburtsdatums fehlte; dabei war vom Geburtsdatum nie die Rede gewesen. Sie hatten da vorher ganz andere Vorwände benutzt, um mir die Selbstauskunft zu verweigern.

  10. Toll wäre natürlich, wenn das Ganze auch
    funktionieren würde…

    Gerade eben bin ich nicht in der Lage, ein Passwort
    zu vergeben. Und nein, ich probiere nicht 25 verschiedene Browser durch…

  11. Wo ist denn mein Kommentar von Gestern od. Vorgestern hingekommen?

    Ich hatte gefragt ob Selbstauskunft.de die Beklagte, die keine eMails mehr veröffentlichen darf, aus dem Link vom LawBlog ist.

  12. »Neben den gespeicherten Daten müssen die Unternehmen auch Auskünfte über deren Herkunft und den Zweck der Speicherung zum Vorschein.« ???

  13. Gibt es denn Schutzmechanismen, dass kein Fremder der an meine Adresse / Geburtsdatum gelangt ist auf meinen Namen weitere Anfragen stellen kann?

  14. Das ganze wäre überhaupt nicht notwendig, wenn das BDSG einfach vorschreiben würde, dass Unternehmen, die persönliche Daten von privaten Endverbrauchern speichern, selbige einmal im Jahr Auskunft erteilen müssen.

    Sicherlich erzeugt das Kosten bei diesen Unternehmen und ich kann mir auch vorstellen, dass einige gleich jammern werden, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen. Aber hey, zum Versenden von Werbung ist wieder Geld da?!? Und außerdem muss dann nicht jedes mal ein Sachbearbeiter einzelne Anfragen bearbeiten.

    Man kann ja auch noch eine Art Verzichtserklärung für die automatische Auskunft einführen, die man beim Kleingedruckten explizit ankreuzen muss.

    Naja, ist nur so eine Idee und sicherlich nicht zu Ende gedacht… Aber selbst wenn ändert sich das frühestens in zwei Jahren…

  15. Hab es selbst ausprobiert und auf meinem Blog darüber berichtet. Kosten = 0. Unternehmen wie z.B. die Schufa liefern ihre Auskunft auch relativ fix, andere brauchen da ein wenig länger, aber ansonsten hat es alles recht gut geklappt und vorallem sehr stressfrei. :)

  16. Hat der Anbieter hier vor allem selbst das Forum be-postet? Auch wenn der Ansatz und der Komfort von selbstauskunft.net sicher lobenswert ist, so fehlt hier doch wohl der ganz wichtige Hinweis, dass die Firma Digineo ab der dritten Auskunft Geld haben möchte. Damit kann man nicht mal die „big five“ der deutschen Auskunfteien abfragen, für die übrigens jede Verbraucherzentrale Musterschreiben online bereit hält. Der Artikel suggeriert, man könne ohne viel Aufwand bei 50 Unternehmen Auskünfte einholen – kann man, aber nur wenn man dafür pro Monat Geld bezahlt.

  17. Es wäre zu schön gewesen – aber der Dienst von selbstauskunft.net ist ab 4 Auskünften dann doch NICHT KOSTENLOS !!!

    Das wird einem aber erst nach dem fröhlichen Sammeln aller Adressdaten u. deiner Unterschrift (!!!) mitgeteilt: einmalig ca. 5 € oder ein schöner Jahresvertrag für 12 €.

    wer sich gerne verarschen lässt …..

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.