SciFi oder das Problem der verwaisten Werke

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„Worte sind die mächtigste Droge, welche die Menschheit benutzt” sagte Rudyard Kipling einst. Durch Worte entsteht Realität, Begriffe haben Macht, Sprache bringt so manches an den Tag.

Slide4Lydia Pallas Loren hat in einer lesenswerten Studie den Begriff der „verwaisten Werke“ auseinandergenommen. Gemeint sind Werke, bei denen Rechtelage ungeklärt ist, weil ihre Urheber oder die daran beteiligten Personen nicht mehr oder nur schwer zu ermitteln sind. Hierbei kann es sich um Ton- und Bildaufnahmen, Bücher, Fotos und Zeitungsartikel etc. handeln, die seit Jahrzehnten vergriffen sind und theoretisch jederzeit digitalisiert und republiziert werden könnten.

Loren behauptet, dass aufgrund der Metapher der „verwaisten Werke“ in der Vergangenheit leider zu oft davon ausgegangen wurde, dass diese Werke einen besonderen Schutz benötigen. Resultat ist aber leider, dass immer mehr Worte und Dokumente verschwinden, die aus wissenschaftlicher und kultureller Sicht hochinteressant und für unsere Gesellschaft wertvoll sind. Die „verwaisten Werke“ verrotten derzeit in Archiven. Es ist gut möglich, dass uns das 20. Jahrhundert verloren geht… Das Gegenteil ist also der Fall, die Werke dürfen keine ‚Geiseln‘ bleiben, sondern müssen leichter zugänglich gemacht werden.

Zum Glück aber gibt es Initiativen wie das Singularity & Co. Projekt, das jetzt Science Fiction Romane befreien möchte. Im April 2012 startete eine Kickstarter-Kampagne, um das Projekt zu finanzieren. Und nun kündigte das Projekt den offiziellen Start und die Eröffnung eines Buchladens in Brooklyn an – eine innovative und vielleicht richtungsweisende Idee für moderne Buchhandlungen im digitalen Zeitalter…

Hier die Beschreibung des Projekts (relativ frei übersetzt):

Wir lieben Bücher. Sehr. Und wir lieben Science Fiction Bücher, alte und neue. Aber hauptsächlich alte.

Und da draußen gibt es eine Menge großartige Sci-Fi Bücher, die vergriffen sind, nicht mehr gedruckt werden und, schlimmer noch, nicht im digitalen Format verfügbar sind.

Wenn man bedenkt um welches Thema es sich handelt, ist das einfach nicht richtig.

Also werden wir Folgendes tun. Wir werden einen Buchladen eröffnen, online und im realen Leben, in Brooklyn NY, wo wir leben und arbeiten. Er muss nicht viel Geld erwirtschaften. Er muss eigentlich gar nichts erwirtschaften, da unsere Jobs bereits die Miete finanzieren können.

Was wir aber mit dem Laden machen können ist, pro Monat ein richtig gutes klassisches und obskures Werk, das nicht mehr gedruckt wird, zu wählen, die Urheber ausfindig zu machen (sollten sie noch unter uns sein) und das Werk online und auf allen großen digitalen Buchplattformen veröffentlichen. Jeden Monat können Besucher dieser Webseite über das nächste Werk abstimmen und wir werden es aus dem Dunkel der Vergangenheit retten.

Wir werden die besten Werke der Phantasie des 20. Jahrhunderts ins 21. Jahrhundert bringen, und ihr könnt helfen, indem ihr euch heute abonniert.

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4 Ergänzungen

  1. Bei SciFi Werken, welche ehemals ganz normal über Verlage verlegt und vertrieben worden sind, zweifle ich daran, dass mit der nötigen Sorgfalt versucht wurde( wird) die Rechteinhaber zu ermitteln. In diesen Bereich, welcher eine Historie von vielleicht 30 bis max. 70Jahre hat, sogar eher unschlüssig. Den gut gemeinten Machern des SciFi Online Vertrieb dieser Werke wäre der Tipp einer Rücklage zur nachträglichen Lizenzierung nahezulegen. Aber es gibt sehr wohl in anderen Bereichen Fälle, bei denen die Rechteinhaber auch mit der notwendigen Sorgfalt nicht ermittelt werden können. Für diese Fälle wird eine Lösung notwendig sein, aber sicherlich nicht im Sinne von “ einfache Freigabe der Rechte zur kostenlosen Kommerzialisierung Dritter“. Das Konzept der Generierung einer Werksnummer für dieses verweiste Werk, mit einhergehender Zahlung an eine noch zu schaffende Stelle, welche Treuhänderisch die Zahlung verwaltet, und nach Ablauf einer Frist in die, z.b Rentenkassse für Kreative, abführtt, zieht hier. Damit werden sowohl tatsächlich verweiste Werke rechtssicher verfügbar, als auch Verhindert, dass Dritte Ihr Geschäftsmodell aus dem Schaffen anderer kostenlos generieren.

    1. Also ein neuer Verwaltungsapperat mit Pöstchen, etc…

      Wie lange gilt denn das Urheberrecht? Dies hängt vom Autor ab, was wenn dieser umstritten ist? Im Zeifel für die Nicht-Gemeinfreiheit? Im Zweifel für die Verwaltung exklusiver Nutzungsrechte durch eine Behörde? Das ist denke ich das letzte, was wir brauchen.

      Bei „geistigem Eigentum“ ist Gemeinfreiheit als alternative denkbar, nicht nur Gemeineigentum.

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