Kulturkampf? Könnt ihr haben!

Als Replik auf den merkwürdigen Troll-Text von Ansgar Heveling gibt es jetzt bei Handelsblatt.de weitere Meinungsbeiträge.

Frank Rieger: Kulturkampf? Könnt ihr haben!

Heveling ruft nun also als rhetorische Vorbereitung dieses neuen Vorstoßes „das Bürgertum“ zum offenen Kampf gegen „das Netz“. Die „Citoyens“ haben seinen Aufruf mehrheitlich auf iPads und Bildschirmen gelesen – ohne dafür zu zahlen – und kratzen sich leicht verwundert am Kopf. Die „Netzbewohner“ haben den Text jedoch als das verstanden, was er ist: ein Aufruf zum Kulturkampf. Angesichts der von der Medienindstrie offen gekauften internationalen Gesetzesvorstöße zur Kastration des Netzes wie Sopa, Pipa und ACTA wird es wohl auf diesen Kulturkampf hinauslaufen – falls nicht doch noch Vernunft einkehrt und die angebotenen Gesprächsfäden zu technologiebejahenden Vergütungsmodellen aufgenommen werden.

Lawrence Lessig: „Copyright-War“ – Der Vietnam-Krieg des Internets.

Stattdessen hat Hollywood nun schon seit beinahe 15 Jahren Gesetz nach Gesetz durch den Kongress getrieben, völlig fixiert auf die hoffnungslose Aufgabe, die digitale Kreativität zurück in das Modell des 20. Jahrhunderts zu zwingen. Mit jeder verlorenen Schlacht forderten sie größere Bomben. Die Copyright Wars sind zum Vietnam des Internet geworden, und amerikanische Politiker werden immer noch dazu gedrängt, einen effektiveren Krieg gegen „den Feind“ zu führen.

Dorothee Bär: Apokalyptiker aller Länder vereinigt Euch! #nicht.

Wer glaubt, Twitter diene dem Ausleben „der zweiten Pubertät“, wer glaubt, das Internet zerstöre unsere in der französischen Revolution erkämpften Werte und bringe den Untergang des Abendlandes mit sich, der hat das postpubertäre Affektdenken selbst nicht überwunden. Wer glaubt, unser demokratisches System gegen die Möglichkeiten des Internets verteidigen zu müssen, der hätte im letzten Jahr besser einmal den Auslandsteil der Tageszeitungen lesen sollen – gerne auch in der Printversion. Wer glaubt, bei der Beantwortung der Frage, wie wir die digitale Spaltung in der Gesellschaft überwinden statt vergrößern können, von Schlacht und Verderben sprechen zu müssen, der sollte sich eventuell überlegen, ob er als Politiker den richtigen Beruf gewählt hat.

Apropos Urheberrecht: Selbstverständlich wurde auch bei Ansgar Heveling bereits die obligatorische Urheberrechtsverletzung gefunden, die er bei anderen anprangert: Urheberrechtstrolle als Urheberrechtsverletzer. Er verwendet gerne Bilder aus der Wikipedia für seine Außenkommunikation, freilich ohne sich Gedanken über die richtige Anwendung der Lizenz zu machen.

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23 Ergänzungen

  1. Scheinbar ist das Handelsblatt-Linie, den Netzneandertalern und – Zensoren aus der CDU eine Bühne zu bieten. Heute ist in der Druckausgabe ein Gastkommentar von Daniel Caspary, wie unbegründet doch die Angst vor ACTA sei bzw wie wichtig dieses Abkommen doch ist. Und wie unbegründet die Angst vor einer Zensur des Internets….

  2. Vermeintlich qualifizierte Kommentare von Politikern zu Themen in denen Sie sich nicht auskennen bin ich ja eigentlich schon gewöhnt und auch wenn das unermüdliche Verbreiten unangemessener und unsachlicher Thesen mittlerweile wie ein Tinitus ist (irgendwann nimmt man Ihn nicht mehr bewusst wahr) mache ich mir doch schon Sorgen über den Zustand der Demokratie in unserem Land.

    Betrachtet mach die Priorisierung der Themen unserer gewählten Volksvertreter, welche zur Zeit nur noch aus gegenseitigen Schuldzuweisungen, haltlosen Büttenreden (Hochdeutsch für Wahlkampfreden) und mediengesteuerten Propagandismus besteht, wird mir echt Angst und Bange wenn ich daran denke das diese Politiker dann auch noch die wichtigen Probleme klären müssen bzw. sollten.

    Also liebe Politiker, bitte nutzt die Zeit die Ihr einspart doch mal gemeinsam für etwas Konstruktives, es soll durchaus schon einmal vorgekommen sein das auf diesem Wege Lösungen erarbeitet wurden welche vorher für unmöglich gehalten wurden.

  3. Das zeigt doch schon, warum das Urheberrecht nicht ver- sondern entschärft werden muss. Wenn auch noch diejenigen, die laut nach schärferen Urheberrechten brüllen, selbst nicht genau wissen, dass sie gegen Urheberrechte verstoßen, weil sie ungefragt Bilder auf der Webpräsenz verwenden, dann sollte man etwas in dieser Richtung tun.
    Also nicht Verschärfen sondern Entschärfen.

  4. Kampf?Wieso einen Kampf?
    Kämpfen sollte man nur mit Gegnern die einen bedrohen aber der Heveling ist ja nun wirklich nicht ernst zu nehmen.Es ist schwachsinn jetzt irgendwelche Feindbilder in der „Netz Community“ zu erzeugen.
    Die Demokratie in der wir leben, sollte auch Demokratisch ausgelebt werden, also mit Demokratischen mitteln gegen das Vorgehen was uns individiuell missfällt.Transparenz und absolute Demokratie ist doch die Philosophie der Netzwelt, dan lasst uns doch dem Treu bleiben.Und gebt dem Heveling keine Bühne, Der blubbert doch nur rum.

  5. Die irrige Annahme, die Netzgemeinde sei vom Mars, habe die Erdmenschen überfallen, ist grotesk. Wenn über 80% der Deutschen am WWW wie auch immer teilnehmen, teilhaben, sich einbringen, dann werden sie zwangsläufig Gemeindemitglieder. Wie diese Teilhabe auch aussieht oder genutzt wird, ist erstmal zweitrangig. Es gibt kein „die“ und „wir“. Die meisten Leute sind, @ Ansgar, Mischwesen. Also Du zum Beispiel. :-) Rassenschande? Hat eine unerlaubte Paarung stattgefunden? Eine Vermehrung wohlmöglich?? :-o

    1. Und jeder der www in seinen Browser eingibt,( ohne jetzt die Systematik auszuschliessen das wirklich Jeder www in seinen Browser schreibt der das Internet benutzt ;-) ) ist auf der Suche nach Informationen, und die Philosophie der von mir gennanten Netzgemeinde ist dafür erforderlich.

      Warum?
      Um das Bedürfniss von dem jenigen zu erfüllen der www in sein Browser eingibt wird jeder Benutzer zwangsläufig mit Transparenz und Demokratie konfrontiert, ohne diese Faktoren funktioniert die Aufnahme / das Erlangen von nur sehr beschrenkt, die Anspruch von jedem sein sollten. Deswegen gibt es z.b Proteste gegen die Internetzensur. :-)

      Nur Verstehe ich den Kontext zwischen z.b „Rassenschande“ und meiner geäußerten Meinung nicht.Genau so bin ich sehr skeptisch gegenüber deiner Haltung, 80% der Internetbenutzer als Ansgar Heveling zu bezeichnen.Du wirfst Sachen in den raum wie „Mischwesen“,“Der Stürmer“,“Rassenschande“ die in keiner weise von dir benutzt werden um damit zu Argumentieren.Du versuchst damit nur jemanden zu betiteln, was für dein Niveau spricht auf dem du Debattierst.
      Schade :-(

      1. @Rafael
        Du hast weder meinen Text gelesen, noch ihn verstanden, noch kennst Du Ironie und Sarkasmus. Du kannst leider nicht mal schreiben. Hast Du eine Schule besucht??????????????????

        Unfassbar, was sich hier zu Wort meldet.

        SCHADE! (Leider hier Usus!!)

      2. naja, ob det usus is hier, find ich eigentllich nich – rafael hat halt leider den teil ab „@ ansgar“ auf sich bezogen, keine ahnung warum, aber kann passieren – usus sind in der netzgemeinde, und DAS, @ansgar, koennte man tatsaechlich bedauern und notfalls auch thematisieren, traurigerweise die sofortigen beissreflexe und beleidigungen, obwohl man, wuerde es echtes und evtl sogar wohlwollendes zuhoeren geben, sich am ende gegenseitig zustimmen wuerde.. :-(

  6. Nachtrag:
    In Zukunft möchte ich hier nur noch Posts von Leuten sehen, die deutsche Schriftsprache beherrschen! Man glaubt manchmal, man befindet sich in einem Entwicklungsland, wo es keine Schulpflicht gibt! Das ist so widerlich, wenn Deutsche nicht Deutsch können. Da lobe ich meinen Griechen von nebenan, der kann es! Schämt Euch!!!!!!!!!!! Ihr seid eine SCHANDE! Und dann auf netzpolitik.org schreiben. Politik?? Aber nicht schreiben können?? Hallo?????????????? Sonderschülerpack!!!

  7. Nein ich habe keine Schule besucht.*Ironie* :-)
    Trotzdem nehme ich mir das Recht raus,trotz meiner teilweise unüberlegten Rechtschreibung hier meine Meinung zu äußern, das dir anscheind nicht passt.Da ich dich jedenfalls zu Anfang noch ernst genommen habe, habe ich nicht an Ironie oder Sarkasmus gedacht.
    Den in einen Text Ironie hinein zu interpretieren, ohne das du darauf aufmerksam machst, ist Willkür.Dadurch ist es reine Spekulation deine Aussage als wahr oder falsch zu erkennen, was mich wieder an das Niveau unserer Debatte erinnert.

    Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mehr auf den Kindergarten mit dir und möchte mich abschliessend bei dir entschuldigen das ein Etwas wie ich die Möglichkeit wahrnimmt auf einer öffentlichen Platform teil zu nehmen. <—*Sarkasmus*
    Deinen Rasistischen anspielungen zum Urteil nach, sollten eh die 80% Internetuser zu den ich ja gehöre, deiner Meinung nach verfolgt und ermordet werden.

    1. Fehler, Sonderschüler, peinlich! Was um Gottes Willen ist aus dem Land der Dichter und Denker geworden?? Wie schlimm kann es noch werden, was muß man erdulden? Was ist los, wenn man in der Grundschule keine Rechtschreibung lernt und nach dem Abschluß von irgendwas diese immer noch nicht beherrscht? Diese Leute wollen zur Wahl gehen?? Diese Leute wählen die Zukunft dieses Landes?? Wie sollen sie überhaupt was verstehen, wenn sie nichts können?? Welche Berufe kommen für diese Leute in Frage? Regaleinräumer, Kloputzer, Straßenfeger? Wo man nicht schreiben muß?

      Denk` ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.

  8. „Das ist doch alles lächerlich und unglaubwürdig“ denkt man sich und so ist es auch.

    Doch wir vergessen wie gut dieser Unsinn bei dem konservativen Klientel ankommt das sich von der Entwicklung abgehängt fühlt. Solche Leute sollte man auf keinen Fall unterschätzen. Sie sind gefährlich!

  9. Wenn er schon nach Goethe-Zitaten schreit, es gibt quasi für ihn geschriebene: “Der saubern Herren Pfuscherei // Ist, merk ich, schon bei Euch Maxime.”
    Einen kompletten „Dialog“ mit Marx, Goethe und dem lieben Ansgar gibts auch: Streitgespräch im O-Ton

  10. „Wer von seinen Eltern noch im Jahr 1972 „Ansgar“ genannt wurde, der hat es von Anfang an nicht leicht. Stammt man zusätzlich auch noch aus Korschenbroich, dem Nachbarort von Grevenbroich, wo Horst Schlämmer als stellvertretender Chefredakteur des „Tagblatts“ tätig ist, dann ist die gebrochene Biografie bereits vorprogrammiert.

    Der junge Ansgar spielt die Bratsche, singt im Chor, interessiert sich für die Geschichte der Katholischen Pfarrgemeinde St. Andreas und liest gerne Biografien. Und es kommt, wie es kommen muss: Nach vier Jahren „Katholischer Grundschule Korschenbroich“ und einigen Jahren auf dem „Stiftischen Humanistischen Gymnasium Mönchengladbach“ folgt im Alter von 17 Jahren der unvermeidliche Eintritt in die Schüler Union. Ansgar Heveling rutscht daraufhin in die Szene der Berufspolitiker ab und es gibt keinen Halt auf der schiefen Bahn.“

    http://jacobjung.wordpress.com/2012/02/01/ansgar-heveling-das-ende-der-digitalen-gesellschaft/#more-4295

  11. Nein, man muß nicht Fan von Ansgar Heveling sein. Ein Beitrag, der jedoch soviel Aufruhr bei der sog. Netzgemeinde erzeugt macht neugierig – gelassene Souveränität sieht auf jeden Fall anders aus.
    Um einen Aspekt von Heveling aufzugreifen:
    Natürlich wird das Web künftig nicht bedeutungslos, dazu ist es einfach zu praktisch. Was verschwinden wird (und bei einer relevanten Mehrheit erst gar nicht vorhanden scheint) ist die Potenzierung einer schlichen Technologie zu Heimat, Bedeutung und Sinnstiftung bis hin zum messianischen Erlösungsmythos. Als Signatur einer ‘verlorenen Generation’ im Kontext durchaus verständlich, kann die künstliche Bedeutungsaufladung nicht ohne Widerspruch bleiben.
    Statt als Möglichkeit und freibleibendes Angebot eine digitale Zwangsbeglückung zu prognostizieren (Zuckerberg) und im Falle der ausbleibenden Würdigung Drohgebärden zu inszenieren (Negroponte) hat schon immer Kritiker auf den Plan gerufen (Weizenbaum, Stoll, Schirmacher).
    Verständlich, dass die teilweise Zurückbeorderung in die reale Welt mit der Einstufung des Web als schlichtes Medium einigen schwerfällt, knüpfen sie an die Bedeutungs-Potenzierung doch einen beträchtlichen Teil ihrer Existenz. Auch die ständige Verlautbarung, man habe 2.0 eben immer noch nicht verstanden, hilft wenig: die nachfolgende Generation nutzt das Web heute als simples Werkzeug und käme kaum darauf, für die Verbreitung der Idee der Waschmaschine etwa gar eine Partei zu gründen.
    Der Mythos 2.0 war daher in der Tat eine flüchtige Episode.
    Und das ist gut so: Das 19. Jhd neigt sich definitiv dem Ende zu. Der Glaube, Mensch und Gesellschaft könne durch technische Errungenschaften transformiert und reformiert werden sind Vorstellungen einer Vergangenheit. Die sog. Netzgemeinde wähnen sich an der Speerspitze eines neuen Zeitalters ohne zu reflektieren, dass ihre Grundannahme in die Frühzeit der Industriealisierung wurzelt (und allenfalls für Schwellenländer noch Gültigkeit besitzt). Rauchende Schlote als Symbol von Fortschritt und Wohlergehen durch Netzgeschwindigkeit und iPhones ersetzen zu wollen reicht nicht, trägt nicht und kann keine Gestaltungsgrundlage einer enkeltaugliche Zukunft sein.
    Daher: Willkommen in der Realität des 21. Jdh. mit der Einladung und der Notwendigkeit, Zukunft grundlegend Anders zu denken.

  12. Ich denke nicht dass die sinnstiftende Eigenschaft und die bis hin zum messianischen Erlösungsmythos gewünschte Eigenschaft (um bei deiner Symbolik zu bleiben) der Technologie verschwinden werden. Jedoch ist es gerechtfertigt zu hinterfragen ob Diesen in Zukunft noch eine öffentliche Bühne geboten wird, Die sich durch die momentane Entwicklung beginnt aufzubauen und wenn ja mit welchem Motiv. Es gibt Fraktionen denen das Potenzial des Webs, in diesen Dimensionen nicht bewusst war, oder auch nicht bewusst sein wollte, die sich als Nachzügler erst entwickeln aber mit einem größeren Potenzial, gezwungen durch den Anblick der entstehenden Konkurrenz.

    Dass das Bewusstsein der Bevölkerung des 21. Jhd. sich grundlegend verändern wird, ist eine zwingende Konsequenz der ringenden Fraktion, jedoch wird sich dadurch die Grundstruktur der „Demokratie“/Gesellschaft, Wirtschaft nicht grundlegend verändern.
    Das tat es nie.

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