Kriminalstatistik 2011 – kein Grund zur Vorratsdatenspeicherung

Der AK-Vorratsdatenspeicherung hat die neue und bislang unveröffentlichte Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts für 2011 ausgewertet. Internetdelikte haben eine Aufklärungsquote von 65%, die nach wie vor deutlich über dem Durchschnitt von 54,3% liegt. Die Aufklärungsquote von Internetdelikten nimmt allerdings kontinuierlich ab, aber auch hier ist kein Zusammenhang mit der Vorratsdatenspeicherung feststellbar. Die Quote nahm nämlich auch zwischen Januar 2009 und März 2010 ab, also in dem Zeitraum, in welchem eine Vorratsdatenspeicherung bestand. Die Vorratsdatenspeicherung hat keine nachweisbare Auswirkung auf die Entwicklung von Aufklärungsquote und Anzahl registrierter Straftaten gehabt. Hinzu kommt, dass nur jede 25. registrierte Straftat (3,7%) im Internet begangen wird.

Der AK-Vorrat schließt daraus richtigerweise:

Die überdurchschnittliche Aufklärungsquote im Internet widerlegt die Behauptung vieler Innenpolitiker, das Internet sei nach dem Ende der Vorratsdatenspeicherung ein ‚rechtsfreier Raum‘, oder Ermittlungen seien kaum noch möglich.

Das Internet sei auch ohne Vorratsdatenspeicherung sicherer als die Straße, vielmehr würde die Rückverfolgbarkeit jedes Klicks durch eine IP-Vorratsdatenspeicherung das Netz für viele politische Aktivitäten, für Whistleblower, für Presseinformanten und für Menschen in Not, die sich nur im Schutz der Anonymität überhaupt für Beratung und Hilfe erreichen lassen, unbrauchbar machen.

Disclaimer: Die polizeiliche Kriminalstatistik ist im Allgemeinen mit Vorsicht zu genießen, da sie nur die zur Anzeige gebrachten Delikte wiederspiegelt, durch Entscheidungen von Polizeibeamten, ob Delikte zur Anzeige gebracht werden oder nicht, erhöht oder gesenkt werden kann und von örtlichen Gegebenheiten abhängig ist (z.B. Lüchow-Dannenberg-Syndrom). Mehr zu den Einschränkungen auf Wikipedia.

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15 Ergänzungen

  1. „Die polizeiliche Kriminalstatistik ist im Allgemeinen mit Vorsicht zu genießen, da sie nur die zur Anzeige gebrachten Delikte wiederspiegelt, durch Entscheidungen von Polizeibeamten, ob Delikte zur Anzeige gebracht werden oder nicht, erhöht oder gesenkt werden kann und von örtlichen Gegebenheiten abhängig ist“.

    Wie wahr!
    Wogegen willst Du denn auch klagen, wenn das Telefon so komische Dinge macht, einen Typen photographieren, und, und, und…es ist eben nicht greifbar. Und wenn es für Dich nicht greifbar ist, wie willst Du es dann jemanden erklären? Und wenn Du es nicht erklären kannst, wie sollte das dann jemand glauben?
    Alles was folgen würde (und ich gehe davon aus, dass das die Meisten wissen) ist eine Anzeige gegen „Unbekannt“, die dann irgendwann eingestellt wird.
    Es ist schon verzwickt und letztlich bleibst mit der Technik alleine.
    Aber der Bericht ist bestimmt ein großer Erfolg für die Polizei…herzlichen Glückwunsch!

    Aber eines verstehe ich ehrlich gesagt immer noch nicht:
    Wo liegt eigentlich das Problem mit der Vorratsdatenspeicherung? Sämtliche Unternehmen scannen unsere Rechner (netzpolitik.org ihr macht da sehr, sehr schöne Aufklärungsartikel…danke).
    Aber wo ist jetzt der Unterschied, ob unser Staat das speichert oder Unternehmen. Bei Interesse fragen die Behörden bei den Unternehmen an. Die müssen bestimmt öfter Informationen rausrücken (siehe Google und Twitter-Berichte), weil sie ja dann doch irgendwie den einzelnen Staaten (u.a. mit Lizenzen) untergeordnet sind. Für ganz harte Fälle kann man bestimmt Trojaner oder andere Rumspioniersoftware einsetzen.

    1. Immer die selbe „aber die da machen das auch“-Leier.
      Gewaltige Datenbestände über sämtliche Bürger, die niemals wirklich sicher aufbewahrt werden können, wird keine Firma der Welt zusammenstellen können. Über soetwas würde so manch‘ ein Datensammler ziemlich feuchte Träume bekommen. Einzelne Firmen können und dürfen nur die nötigsten Daten ihrer Nutzer erheben im Gegensatz zu dem, was in Sachen Vorratsdatenspeicherung geplant ist. Ergo: Wenn ich nicht will, dass eine Firma meine Daten sammelt, meide ich diese Firma. Aber was mache ich, wenn der Staat generell meine Daten sammelt? Siehst‘?

      1. Zudem hat Google nicht die Möglichkeit, morgens um halb sechs mit Taschenlampe und gezogener Maschinenpistole in meinem Schlafzimmer zu stehen, weil ich mich durch die „falschen“ Kontakte „verdächtig“ gemacht habe.

  2. Alle Statistiken sind generell mit Vorsicht zu genießen.
    In der Regel kennen wir nur selten die Parameter.
    Die Umfragen sind oft beeinflußt von unterbezahlten, freiberuflichen Mitarbeitern, die genau wissen, das die Bevölkerung hier an der Nase herumgeführt wird.
    Ich kenne jede Menge derartiger Umfragen, und auch die dafür nötigen Institute, die sich das sehr gut bezahlen lassen.
    Vor Allem die Arbeitslosenzahlen, Wirtschaftsprognosen aber auch Statistiken ganz allgemeiner Art, enstprechen weder dem Volksempfinden und enbehren häufig jeder Grundlage.
    Statistiken werden von den Großkonzernen, aber auch von der Regierung selbst dazu benutzt, bestimmte Bedürnisse und Meinungen überhaupt erst zu bilden.
    Auch die Werber bedienen sich Studien, um den Bedarf nach ihren Produkten zu wecken.

    Deswegen ist bei den Ergebnissen äußerste Vorsicht geboten.

    Merke:
    „Statistiken sind immer nur so gut wie die Auftraggeber, die sie erstellen ließen“!

    1. Das ist in der Forschung ja auch nicht anders. Wie heißt es immer. „glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast.“

      Aber du scheinst Dich mit statistischen Angaben zu befassen. Was sagt denn die Statistik über Speicherung von Telkommunikationsdaten? Warum differenzieren die Nutzer zwischen Unternehmens- und Staatsspeicherung, wobei Ersteres doch sowieso von Zweiterem genutzt wird. Gibt es da schon (von mir aus auch eine geschönte) Umfrage mit Hochrechnung?

      1. Die Unternehmen machen es, weil die Regierung sie dazu verpflichtet und natürlich zu ihrem eigenen Nutzen, wie z.B. um sie weiter zu verkaufen.
        Die Regierung wäre in der Pflicht die hierfür nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dem Treiben ein Ende gesetzt wird.
        Doch das Gegenteil ist leider der Fall, wenn jetzt selbst Behörden, künftig die erhobenen Daten weitergeben um ebenfalls damit Profite zu erzielen.
        Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass wesentlich mehr Daten gespeichert werden als in den Statistiken aufgeführt wird.
        Ob sie jetzt von staatlicher oder unternehmerischer Seite geführt werden, ist dabei weniger relevant.

    2. Warum schwafelst du hier über Umfragen und freie Mitarbeiter, wenn es um die statistische Auswertung der Kriminalfälle im vergangenen Jahr geht?

  3. @Publicviewer (sorry Antworten-Opition ist vermutlich aufgrund der Anzahl nicht möglich):

    Was die Weitergabe betrifft…hört sich so an als wenn sich sein eigenes Gehalt sichern will. Weiß zwar nicht, was man all der Kohle macht, aber das steht ja jetzt auch nicht zur Diskussion. Mir tut es nur weh, weil ich den Datenschutz echt mochte. Ich fand das nicht schlecht, gerade im Internet. Es ist doch irgendwie bekannt, dass sich einige Menschen Geld mit Dokumentenfälschungen verdienen. Ich weiß nicht wie die Mitarbeiter beim Meldeamt die Firmen prüfen wollen, die Daten erhalten möchten. Es gibt doch soviel Scheinfirmen und wenn es die noch nicht gibt, werden die bestimmt bald aufgemacht. Ich sehe es schon vor meinen Augen: „Skandal: Mitarbeiter vom Meldeamt verkaufen Daten an die Mafia“. Die sind doch genauso wie dieser Mark…ein wenig naiv. Anstatt Gelder einzutreiben, sollten sie sich doch mal besser um die Sicherheit Ihrer Datenbanken kümmern.

    1. Datenschutz ist ein wesentlicher Bestandteil einer Demokratie, die hier aber mehr und mehr ausgehöhlt wird.:-(

      1. Hast Du durchaus Recht. Und die, die sich dagegen wehren…naja…kriminell, psychisch gestört, bla, bla…

  4. „Die Vorratsdatenspeicherung hat keine nachweisbare Auswirkung auf die Entwicklung von Aufklärungsquote und Anzahl registrierter Straftaten gehabt.“
    p-Wert oder STFU :)
    Ich bin durchaus geneigt, diese Aussage zu glauben – aber wenn die Fakten so klar auf unserer Seite sind, kann man sie auch bringen, finde ich (oder auf kritische Schlüsselwörter wie „nachweisbar“ oder „signifikant“ verzichten). So, bin jetzt erst mal weg, ihn selber ausrechnen…

    1. Okay, „keine nachweisbare/signifikante Auswirkung“ ist korrekt. Die Zahlen sind beim t-Test (2-sample, right-tailed) mit p=0,46 durchgerasselt. Leider langt es nicht für „nachweisbar keine Auswirkungen“. Da wäre ein größeres Sample hilfreich – gibt es die Daten auch monatsweise?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.