Freier Zugang zu staatlich finanzierter Wissenschaft: Das ungewöhnliche Geschäftsmodell des wissenschaftlichen Publizierens

In Deutschland wird ein Großteil der Wissenschaft und Wissensproduktion durch die öffentliche Hand finanziert. Während die privatwirtschaftliche Aneignung und Nutzung des produzierten Wissens erwartet wird, sind die wissenschaftlichen Publikationen aber nur selten für den Steuerzahler frei verfügbar. Das muss sich ändern!

Bildungseinrichtungen und ihre Bibliotheken stehen vor akuten finanziellen Herausforderungen. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen sind sie mit einem Erlösmodell der Wissenschaftsverlage konfrontiert, das die Mission der wissenschaftlichen Einrichtungen konterkariert. Es basiert auf einem sehr ungewöhnlichen Geschäftsmodell mit drei Teilnehmergruppen:

  1. Die Wissenschaftler: Sie forschen nicht nur und verfassen wissenschaftliche Arbeiten, sie übernehmen auch nachgelagerte redaktionelle Dienstleistungen rund um das akademische Publizieren.
  2. Die Verlage: Sie agieren als Mittelsmann und veröffentlichen und vertreiben die Publikationen.
  3. Die wissenschaftlichen Einrichtungen: Sie erwerben diese Publikationen durch ihre Bibliotheken von den Verlagen käuflich (zurück), um sie anderen Wissenschaftlern zur Verfügung zu stellen.

Der Kreislauf für diese äußerst lukrative Wertschöpfungskette beginnt von vorne, wenn durch diese Publikationen wieder neuer wissenschaftlicher Inhalt entsteht, der erneut durch die Verlage vertrieben wird. Darüber hinaus kommt in vielen Ländern dazu, dass Wissenschaftler für Qualifikationsmaßnahme, wie zum Beispiel eine Promotion, verpflichtet sind, ihre Arbeiten öffentlich zu publizieren.

In diesen Fällen ist es nicht selten, dass der Verlag nicht nur für die Veröffentlichung der Arbeit des Wissenschaftlers Geld verlangt, sondern dabei auch alleiniges Nutzungsrecht für das Produkt beansprucht. Mit diesem Prinzip des geschlossenen Zugangs zur Forschungsliteratur (“alleiniges Nutzungsrecht”), geht auch das Prinzip der geschlossenen Bewertung der Wissenschaft und Forschung einher, da der Verlag durch die Veröffentlichungshoheit bestimmt, welche Forschung wichtig ist und welche nicht. Das kann weder im Interesse der Wissenschaft, noch im Interesse der Gesellschaft sein. Es ist nicht einmal im Interesse der gesamten Wirtschaft!

Die Lösung heißt Open Access

Schon seit einiger Zeit versuchen Wissenschaftler diesen Kreislauf zu durchbrechen und entwickelten alternative Modelle für das akademische Publizieren. Im Jahr 2002 fasst die “Budapest Open Access Initiative” erstmals die Bemühungen um den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen zusammen. In ihrem Zentrum steht der freie Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open Access). Ziel ist, dass Peer-Review-Fachliteratur …

“… kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich sein sollte, so dass Interessenten die Volltexte lesen, herunterladen, kopieren, verteilen, drucken, in ihnen suchen, auf sie verweisen und sie auch sonst auf jede denkbare legale Weise benutzen können, ohne finanzielle, gesetzliche oder technische Barrieren jenseits von denen, die mit dem Internet-Zugang selbst verbunden sind. In allen Fragen des Wiederabdrucks und der Verteilung und in allen Fragen des Copyrights überhaupt sollte die einzige Einschränkung darin bestehen, den Autoren Kontrolle über ihre Arbeit zu belassen und deren Recht zu sichern, dass ihre Arbeit angemessen anerkannt und zitiert wird.”

Nach dieser Erklärung soll das Recht des Urhebers gesichert und zugleich der Nutzer bestärkt werden: Jeder Nutzer soll nicht nur den reinen Zugang, sondern auch weitgehende Nutzungsrechte erhalten, ähnlich wie beim Modell der Open-Source-Software. Eine Idee, die auf offene Ohren stieß; deutsche und internationale Forschungsorganisationen haben die Budapest Open Access Initiative inzwischen unterzeichnet. Mit dem Ziel, Wissenschaft zu verbreiten und zu fördern, fordern sie in der Berliner Erklärung vom Jahr 2003 darüber hinaus, dass die Urheber und die Rechteinhaber solcher Veröffentlichungen ihnen erlauben,

„diese Veröffentlichungen – in jedem beliebigen digitalen Medium und für jeden verantwortbaren Zweck – zu kopieren, zu nutzen, zu verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird.”

Während selbst in Harvard oder Stanford Open Access als eine mögliche Lösung für den unhaltbaren Umstand betrachtet wird, dass private Wissenschaftsverlage über öffentlich finanzierte Wissenschaftlerkarrieren entscheiden, sehen die Verlage sich in die Enge gedrängt. Ihr lukratives Geschäftsmodell mit Gewinnmargen jenseits der 30 Prozent ist gefährdet, und so schüren sie öffentlich Angst vor großem Jobabbau in der Branche. Doch die Öffnung von wissenschaftlichen Publikationen für eine breite Masse, bietet neue Chancen für Wissenschaft, Gesellschaft und auch für die Wirtschaft.

Offenheit als Motor für Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft

Eindrucksvoll haben Open-Access- und Hybrid-Publishing-Verlage im angelsächsischen Raum bewiesen: Offenheit bedeutet nicht automatisch die Zerstörung von Geschäftsmodellen. Im Gegenteil, mit Offenheit kann man Geld verdienen. Der freie Zugriff auf Forschungspublikationen und -daten unterstützt zudem die Wirtschaft auch indirekt. Er ermöglicht die Qualitätssicherung von Forschungsergebnissen, erleichtert Folgeforschung und erlaubt mehr Innovationen in der Gesellschaft.

Außerdem ist Offenheit auch eine Chance für ein wissenschaftliches Qualitäts- und Reputationssystem, dass einfach nicht in die Hand von privaten Unternehmen gehört, die damit Geld verdienen. Wissenschaft sollte nicht in-transparent sein, wie im aktuell bestehenden System, in dem Wissenschaftserkenntnisse oft erst nach langen Wartezeiten an die Öffentlichkeit gelangen. Ein offenes System ermöglicht wesentlich zeitnaher und flexibler als die klassischen Reputationssysteme, die Aktivität und Qualität eines Forschers zu erfassen.

Der Bund muss endlich handeln

Tatsache ist, dass über zehn Jahre nach ersten gemeinschaftlichen Forderungen nach einem freien Zugang zu öffentlich finanzierter Forschung noch immer weltweit Milliarden Euro für den Rückkauf wissenschaftlicher Publikationen (beziehungsweise das Abonnieren) an privatwirtschaftliche Verlage gezahlt wird – aus öffentlichen Geldern. Erst mit der Zeit entwickeln Bibliothekare und Wissenschaftler ein Verständnis für die Absurdität des Closed Access Systems. Ein untätiger Gesetzgeber hat lange durch eine unklare Rechtslage die Verbreitung des Open Access Prinzips behindert.

Der Umstand, dass durch Steuergelder finanzierte Forschung und damit die Arbeitszeit von Mitarbeitern öffentlicher Einrichtungen ein Geschäftsmodell befeuert, ist aber kein haltenswerter Zustand. Eine Gesellschaft, in der Bildung und Wissen für das langfristige Wachstum einer Volkswirtschaft verantwortlich sein sollen, darf den freien Zugang zu bereits finanzierter Forschung nicht verstellen. Angelehnt an die Empfehlungen der Budapest Open Access Initiative aus dem Jahr 2012 und den Handlungsempfehlungen der Projektgruppe Bildung und Forschung der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft, muss der Bund deshalb endlich für folgende Parameter sorgen:

  1. Rahmenbedingungen verbessern: Es muss für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissenschaftlicher Einrichtungen möglich sein, alle zukünftigen wissenschaftlichen Publikationen im Rahmen von Open Access zu veröffentlichen.
  2. Verpflichtungen aussprechen: Jede höhere Bildungseinrichtung soll sich verpflichten, wissenschaftliche Publikationen, die im Rahmen von steuerfinanzierter Forschung oder in steuerfinanzierten Einrichtungen entstehen, unmittelbar nach Erstellung offen und kostenlos über das Internet zur Verfügung zu stellen.
  3. Technologie und Geschäft rund um Open Access fördern: Es muss in die Entwicklung von Technologie, Geschäftsmodellen und Konzepte investiert werden, welche die Veröffentlichung, Bereitstellung, Sicherung und Verbreitung der freien wissenschaftlichen Publikationen nachhaltig sichert.
  4. Wissenschaftliche Reputationssysteme neu aufstellen: Die Entwicklung neuer, transparenter und öffentlicher Qualitätssicherungs- und Reputationsysteme für Wissenschaft und Forschung muss gefördert werden.
  5. Kommunikative Begleitung: Das Thema Offenheit, Verantwortlichkeit und Transparenz im wissenschaftlichen Betrieb muss politisch und kommunikativ stärker gefordert und gefördert werden, auch über die Grenzen von Open Access hinaus (Förderung von Open Science – z.B. Sonderförderung wenn Forscher ihr gesamtes Forschungsprojekt inklusive aller Daten öffnen).

Wenn wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der Bildung und Wissen den Schlüssel für Zukunftsfähigkeit unseres Landes darstellen, muss der Bund diesen Empfehlungen Folge leisten.

Christian Heise, 29, ist Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hybrid Publishing Lab der Leuphana Universität und promoviert zum Thema Open Science. Zuvor war er als Manager bei der Deutschen Presse Agentur und bei ZEIT ONLINE tätig. Er ist Vorstandsmitglied bei der Open Knowledge Foundation Deutschland sowie im Förderverein für freie Netzwerke.

Dr. Mercedes Bunz leitet für die Leuphana Universität ein Forschungsteam zum digitalen Publizieren. Zuvor war sie Medienredakteurin beim Londoner The Guardian und Chefredakteurin von Tagesspiegel Online. Im Suhrkamp Verlag gerade erschienen: “Die Stille Revolution. Wie Algorithmen Wissen, Arbeit, Öffentlichkeit und Politik verändern, ohne dabei viel Lärm zu machen”.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der internationalen Open Access Week vom 22. -28. Oktober 2012 entstanden und erschien zunächst auf dem Blog der Enquetekommission Internet und digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestages.

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33 Ergänzungen

  1. Die Kommerziellen Verlage sind sehr wichtig da sie Arbeitsplätze schaffen und durch die Einnahmen die sie generieren auch Steuern zahlen was wiederum dem Staat zugute kommt. Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze sind das höchste Ziel des Staates, denn Sozial ist was Arbeit schafft. Deshalb sollte es eine Pflicht für staatlich Forschungseinrichtungen geben nur noch bei kommerziellen Verlagen zu publizieren, denn dies nutzt der ganzen Gesellschaft. Open Acces ist Kommunismus und schadet der Wirtschaft, über solch Linksextreme Ideen sollte man erst besser gar nicht diskutieren. Das Geistiges Eigentum nur kommerziel verwertet werden sollte ist ein Betriebswirtschaftlicher Fakt und somit vollkommen Alternativlos.

      1. Gute Persiflage von BWL Student.

        Ich hoffe der Name „Anarcho Revolution“ ist auch ironisch gemeint. :-)

      2. Das hat wohl ein Autor Troll der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft kommentiert. Oder er ist wirklich Student und er hat schon als Kind INSM-Propaganda von seinen Lehrern bekommen, weil sich seine Schule keine Lehrmittel mehr leisten konnte. Oder er hat damals Marienhof geschaut.

        http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/WISO/2942354/6600720/322a26/Wenn-Kinder-zu-Kunden-werden.html
        http://www.lobbypedia.de/index.php/INSM#Vorw.C3.BCrfe

        In jedem Fall erinnert es mich wieder daran, dass in den BWL-Studiengängen das Fach Ethik und Humanismus fehlt.

      3. ja dazu kann ich nur sagen, dass ich mal wirtschaft im nebenfach studiert hab… „grundlagen des verhaltens in organisationen“ beim autoren des gleichnamigen buches (nerdinger). da will man jede stunde kotzen, so ein schlechtes menschenbild hat nichtmal die peta oder der wwf. und ich hab gesehen, wie 500 leute in der vorlesung ihm zustimmen, auch deshalb hab ich den troll nicht erkannt, bin wirklich froh, dass es für alle anderen hier so offensichtlich war. ~faith in humanity restored~

  2. Das ist ein alter Hut. Besonders im Bereich der Promotion wird es problematisch, wenn erst gar kein verlag gefunden wird, der die Arbeit veröffentlichen möchte, außer gegen Bezahlung, versteht sich. Mein damaliger Freund hat das damals so gelöst, dass er einfach selbst einen Verlag gegründet hat, damit seine Arbeit eine ISB Nummer bekommt.
    Dummerweise müssen Wissenschaftler aber diesen Impact-Points hinterherrennen und wenn sie weiterkommen wollen, eine bestimmte Anzahl vorweisen. Eine Veröffentlichung in einem anerkannten Magazin gibt natürlich eine höhere Punktzahl, obwohl dies die Qualität der Arbeit oft gar nicht überprüft. Ich war auch schon an der Veröffentlichung einiger Arbeiten beteiligt und das Einzige, was darin immer bemängelt wurde, waren Formalien, also Schriftgröße, Bildformat usw.
    Dieses System verschafft nur den Verlagen Vorteile, sonst niemandem.
    Ach ja, an Kommentar 1: wenn Arbeiten überprüft werden, bekommen diejenigen, die die Arbeiten bewerten, nur die Ehre, dass ihr Name erwähnt wird, aber bestimmt kein Gehalt, es sei denn, sie haben schon einen Namen.
    Das Beispiel xyzPlag zeigt, dass es auch anders gehen könnte.

    1. Um welchen Fachbereich handelt es sich hier? Kann ich so nicht bestätigen.

      Und die Plagiatssuche funktioniert nur bei Prominenten und Politikern – oder wie viele „kleine Fische“ wurden so schon enttarnt?

    2. Zitat „Eine Veröffentlichung in einem anerkannten Magazin gibt natürlich eine höhere Punktzahl, obwohl dies die Qualität der Arbeit oft gar nicht überprüft. “

      Nein. Der Impakt-Factor errechnet sich aus der Zitierhaeufigkeit. Ein Verlag, der wissenschaftlich schlechte Arbeiten rausbringt, verliert sehr schnell seinen „Ruf“.
      Das Peer Review Verfahren traegt sehr wohl zur Qualitaetskontrolle bei, ohne geht es eigentlich gar nicht.

      Aber unabhaengig davon wird die meiste Arbeit (Formate, Review) von Leuten gemacht, die nicht dafuer bezahlt werden. Mitunter darf man sogar einen Vorschlag fuer ein Titelbild einreichen – und dann dafuer bezahlen, wenn es gewaehlt wird. Perverser geht`s nicht mehr!

      Also, her mit Open Access!

      1. Warum das Peer Review Verfahren zwingend notwendig sein sollte, müßte schon elegant begründet werden. Zwei (manchmal drei) willkürlich ausgewählte Experten, die u.U. gar keine Experten auf dem Gebiet sind, sondern nur dem Editor bekannt, bestimmen die Qualität des Manuskripts? Diese Vorgehensweise war vor zwanzig Jahren die beste Möglichkeit, heutzutage nicht mehr. Warum die Qualitätskontrolle nicht besser crowd-sourcen? 100 Augen sehen mehr als 4, besonders wenn sie Argumente aus anderen Fachrichtungen einbringen, wie man am Beispiel des scheinbar quecksilberbasierten Lebens gesehen hat. Und: Häufig sind die Experten untereinander verfeindet, weil sie um dieselben Antragstöpfe kämpfen. Da wird manch gute Idee abgeschmettert, um sie selbst nachmachen zu können.

        Was den Impact-Faktor angeht – der ist gar nicht für die Fragestellung konzipiert worden, ob ein Artikel gut ist. Wie auch, 20% der Artikel bringen 50% der Referenzen, ergo ist die Korrelation zwischen Artikeln und Journals schwach. Auch der H-Faktor ist nicht gut darin, weil er nicht den Kontext des Zitats berücksichtigt. Im schlimmsten Fall hat ein Artikel einen hohen H-Faktor, weil er häufig als nicht reproduzierbar und falsch interpretiert zitiert wird.

      2. Peer Review ist bei weitem nicht optimal. Allerdings gibt es keine (mir bekannten) besseren Alternativen.
        Crowd-Control hoert sich nett an in der Theorie, nur: ich vermute, die meisten Paper werden von 0-1 Person angeschaut, und nur wenige von mehr Personen.
        Bei den Kritikpunkten hast du allerdings definitiv Recht…

    3. Ich musste fuer meine Promotion drei (!) gebundene Exemplare und eine CD-Version abgeben (die nun von der Uni-Bibliothek im Internet bereitgestellt wird). Eine ISBN hat meine Arbeit nicht und benoetigt sie auch nicht.

      1. Kann ich toppen: Ich musste sechs Exemplare abgeben! Das Drucken kostet auch gut Geld, das man als Doktorand ja nicht unbedingt hat. Und wozu? Damit die in irgendwelchen Bibliotheken verstauben. Denn inzwischen müssen Promotionen (zumindest in der Naturwissenschaft) ja online gestellt werden. Und jeder, der meine Promotion lesen möchte wird sie sich wohl aus dem Netz holen und nicht umständlich bei irgendeiner Uni-Bibliothek anfordern.

        zu tschill: Klar, peer review ist nicht optimal. Aber a) hat felix recht und die meisten in der crowd werden deine Arbeit nicht lesen (ist ja schon oft bei 2-3 reviewern der Fall…). Und b) wenn nun alle 100 Änderungen an deiner Arbeit verlangen: Dann kannst du ja theoretisch dein ganzes Leben an einer Veröffentlichung arbeiten…
        Das Problem mit den verfeindeten Wissenschaftlern/Gruppen könnte und sollte man durch Anonymisierung der zu bewertenden Arbeit bekämpfen. Das wäre schon mal ein erster Schritt zur Verbesserung des peer review Verfahrens.

  3. Wieso nur ruft gerade hier keiner nach „Respekt vor den Urhebern“ und „Beteiligung an den Gewinnen der Vermittler“? ;)

    Liebe Netzpolitiker, diese Betrachtung muss man doch irgendwie in der Öffentlichkeit gut Sichtbar neben den Abmahnindustrie- und Leistungsschutz-Debatten platzieren können? Das müsste den Widerstand gegen solche absurden Lobbyströmungen doch stärken und ein paar weitere Bürger aufmerksam machen.

    1. Mir ist auch erst beim Lesen des Artikels klar geworden, dass in der Wissenschaft ja schon längst normal ist, was in der Urheberrechtsdebatte diskutiert wird. Hab ich vorher nie drüber nachgedacht :)
      Denn die Wissenschaftler selbst sind ja prinzipiell für open access (ich kenne zumindest keinen, der was dagegen hätte). Klar haben die Verlage was dagegen, das überrascht ja nicht.

      1. Hallo Iris,

        damit hast du recht – dagegen sind wenige. Doch paradoxer Weise tun auch wenige etwas dafür, bzw. engagieren sich für eine Entwicklung hin zu einer Öffnung von wissenschaftlicher Kommunikation, die im ersten Schritt sicher viel Aufwand bedeutet. Das ist ein Grund warum das Thema auch noch nach über 10 Jahren so wenig verbreitet ist. Ein Beispiel: gerade mal 1/3 der deutschen Universitäten hat das Angebot der DFG angenommen, Förderung für Open Access Publiaktionen zu erhalten.

        Liebe Grüße,
        Christian Heise

  4. Die Forderungen sind ja schön und gut. Das kann man sich schon wünschen. Und man sollte sich das auch wünschen. Aber m.E. müsste es viel konkreter darum gehen, wie man einen Zustand ansteuert, in dem diese Wünsche auch realisiert werden können. Da hakt es nämlich deutlich. Mal zwei Fragen: Das Wissenschaftssystem und damit der Reputationserwerb ist international. Was nützen da nationaler Aktivismus? Und wenn Open-Access so erstrebenswert ist, warum veröffentlicht Frau Dr. Bunz, die offensichtlich einen Job hat, der durch öffentliche Steuermittel finanziert wird, ihr Buch, für das im Artikel auch noch geworben wird, bei Suhrkamp?!? Wie gesagt, man kann sich viel wünschen. Aber man sollte dann auch klären wie man dort hin kommt und wie man selbst dazu beitragen kann. Ich finde es ziemlich heuchlerisch, hier für eine schöne, heile Open-Access-Welt einzutreten und dann Werbung für seine Closed-Access-Publikationen zu machen.

  5. Hi Enno,

    danke für deine Anmerkungen. Du hast recht, dass den Forderungen Taten folgen müssen – das passiert bisher nur schleppend. Auch die internationale Entwicklung ist da sicher noch sehr langsam.

    Was die Impact Faktoren angeht, so kann man das nicht pauschalisieren. National und International gibt es da immer noch starke Unterschiede je nach Fachrichtung. Es macht sicher Sinn auf deutscher Ebene die Rahmenbedingungen zu schaffen.

    Was Mercedes und ihr Buch angeht: sie ist erst seit ca. 1 Monat an der Universität angestellt und damit ihre Stelle durch Steuergelder finanziert. Das (nicht-wissenschaftliche) Buch war da schon lange fertig.

    Grüße,
    Christian

  6. Zunaechst einmal moechte ich betonen, dass ich Open Access fuer eine gute Sache halte und selbst alle meine Publikationen auf arXiv.org veroeffentliche. Was mir bei der Diskussion aber ein bisschen zu kurz kommt, ist der finanzielle Aspekt. Es kostet nunmal Geld, Editoren zu bezahlen, welche die Referees auswaehlen und insbesondere in strittigen Situationen Entscheidungen zu treffen haben und somit nicht unerheblich zur Qualitaetssicherung im Wissenschaftsbetrieb beitragen. Auch scheint es mir sinnvoll zu sein, dass die Editoren als nicht aktive Wissenschaftler keinen Eigeninteressen unterlegen sind und somit halbwegs unabhaengig sind.

    Diese Kosten muessen also irgendwie finanziert werden. Wer jetzt als Loesung Publication Charges fordert, sollte sich also im Klaren darueber sein, dass sich auf absehbare Zeit die Kosten fuer die Wissenschaft quasi verdoppeln, da der Zugang zu den alten Arbeiten ja weiterhin bezahlt werden muss. Bevor hier keine belastbaren Zahlen auf dem Tisch sind, halte ich jegliche Forderungen, die massiv in den Wissenschaftsbetrieb eingreifen, fuer ziemlich unserioes.

  7. Hallo „BWL Student“.
    Ich glaube ja, du machst dich nur Lustig über die vorherrschende Meinung!

    Du schreibst: „Sozial ist was Arbeit schafft“.
    Schon mit dieser These liegst du kilometerweit daneben.

    Sozial ist, was den Menschen dient!!

    Nehmen wir z.B. einen Betrieb mit 100 Mitarbeitern.
    Durch Rationalisierung schaffen wir es, die gleiche Produktion mit 50 Mitarbeitern zu bewältigen. Wir erwirtschaften nun also die gleichen Werte mit der Hälfte an Personal. Du behauptest jetzt, es wäre sozial, die überschüssigen Personen mit Arbeit zu versorgen.
    Ich jedoch sage dir, es wäre sozial, alle hundert Personen nur noch die Hälfte der Zeit arbeiten zu lassen, natürlich bei vollem Lohn.
    Schließlich gibt es die gleichen Werte zu verteilen wie vor der Rationalisierung!

    Für einen BWL’er, der nicht selber denken möchte ist diese Betrachtungsweise jedoch zu abstrakt.

    1. Was für eine naive sicht. Um im Beispiel zu bleiben: Irgendwann kommt ein Mitbewerber, der es schafft das gleiche Produkt mit nur 50 Mitarbeitern herzustellen. Denn möglich ist das offensichtlich. Dieser Mitbewerber ist dann deutlich günstiger als der erste Hersteller, und dieser wird dann einfach Pleite gehen. Und schwupps sitzen alle 100 Mitarbeiter auf der Straße. Die Arbeit haben jetzt 50 andere.

      Verhindern lässt sich das nur indem man Innovation und Wettbewerb verhindert, etwa durch Verbote, Monopolschaffung und ein restriktives Patentwesen. Das wird eine wunderbar freiheitliche Welt sein in der das möglich ist.

      1. Nun gut, nehmen wir an, das wir Angst haben, vor einem Mitbewerber, der die Arbeit dann mit nur 50 Mitarbeitern bewerkstelligt und wir entlassen nun unsere 50 durch Rationalisierung freigewordenen Mitarbeiter.

        Wir produzieren also die selben Werte mit der Hälfte der Mitarbeiter.
        Wovon bitte finanzieren wir nun die anderen 50 Mitarbeiter, die Entlassenen. Sie haben mit Ihrer Arbeit dazu beigetragen, das wir überhaupt in der Lage waren zu rationalisieren. Jetzt haben sie aber keinerlei Einkünfte mehr!
        Soll es etwa sozial sein, den Betrieb aus seiner Verantwortung zu entlassen und alle anderen mit den Kosten der nun arbeitslosen zu belasten, während wir dem Betrieb erlauben, alleine die Vorteile der Rationalisierung zu genießen?
        Wir haben also 50 Mitarbeiter freigesetzt und jetzt tust du so, als ob es sie nicht gäbe.

        Aus dem Arbeitsprozess freigesetzt = Nicht mehr vorhanden!

        Also bitte keine Nebelkerzen werfen!

        Wenn wir 50 Menschen entlassen, Menschen die nun von der Allgemeinheit finanziert werden sollen, Menschen, die quasi ab dem Zeitpunkt der Entlassung gar nicht mehr die Mittel haben um an dem Wirtschaftsleben teilzuhaben, dann ist dies alles andere als sozial!

        Es geht mit dabei nicht darum irgendwelche sozialistischen, kapitalistischen, diktatorischen, religiöse oder sonstwelche Ideologien zu verfolgen, sondern nüchtern zu betrachten, wo die wirtschaftlichen Probleme herkommen, mit denen wir heute zu kämpfen haben.

        Nur wer seine Fehler erkennt, kann sie beseitigen!

      2. Die entlassenen Arbeiter werden sich eienen neuen Job suchen müssen. Und wenn der alte Job Heizer bei der Eisenbahn war und sie ihren Job durch Elektrolokomotiven verloren haben, dann müssen sie vielleicht sogar was neues lernen. *

        Bis dahin bekommen sie unterstützung vom Staat. Das Unternehmen zahtl dafür Steuern und ist nicht aus der Verantwortung entlassen. Und die Arbeiter Sozialversicherungsbeiträge. Und die Betroffenen können immer noch am Wirstschaftsleben teil nehmen.

        Dieses System funktioniert allemal besser als irgendwelche freiheitsfernen, fortschrittsverbietende Systeme die den Status Quo erhalten wollen.

        *: Lustig. Hier wird ja gerne das verbreitet das niemand Anspruch hat dass der Staat sein überkommenes Geschäftsmodell schützt. Das gilt aber anscheinend nur, wenn man sich kostenlos an der Arbeit der Urheber bedienen möchte. Andere sollen wohl doch geschützt werden. Was für eine verlogene Scheinheiligkeit!

      3. Ich werde jetzt noch einmal antworten und mich dann jeder weiteren Diskusion enthalten.
        Das würde nämlich dann ganz deutlich den Rahmen von Netzpolitik.org sprengen!

        @mustard
        An deiner Antwort erkenne ich, das du einfach nur das BWL-Mantra runterbetest, ohne es zu verstehen oder überhaupt darüber nachzudenken.
        Mantra, Mantra, Mantra…
        In der Menschheitsgeschichte gab es viele solcher Mantras die gebetet wurden und es gab nur ganz wenige, die sich trauten über den Suppenteller zu schauen.
        Hätte es diese Menschen nicht gegeben, so würden wir immer noch auf einer Scheibe leben und wenn wir in Richtung Horizont fahren irgendwann runterfallen!

        Wer Interesse hat, der kann sich mit dem Deutschen Ökonomen Silvio Gesell (1862 – 1930) beschäftigen, der schon 1916 eine entsprechende Analyse unseres Wirtschaftssystemes veröffentlicht hat.

        http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/gesell/nwo/nwo.pdf

        Im ersten Absatz gehe ich mit dir konform.

        Dann schreibst du: „Bis dahin bekommen sie Unterstützung vom Staat“

        Ja wer ist denn der Staat?
        Und woher hat der wiederum das Geld, die 50 entlassenen Mitarbeiter zu finanzieren?
        Genau, sie müssen finanziert werden aus dem Ertrag der anderen verbliebenen 50 Mitarbeiter!
        Der Steueranteil des Unternehmens reicht dabei nur für einen ganz geringen Bruchteil dieser Kosten.
        Also alle 50 verbliebenen Mitarbeiter müssen nun anteilig ihren Beitrag leisten, also mehr arbeiten und mehr Werte schaffen um das System am laufen zu halten!
        Du siehst also, selbst nach deiner eigenen Theorie wird die Verantwortung auf den Rest der arbeitenden Bevölkerung abgeschoben.

        Weiterhin schreibst Du:
        Dieses System funktioniert allemal besser als irgendwelche freiheitsfernen, fortschrittsverbietende Systeme die den Status Quo erhalten wollen.

        Mantra, Mantra, Mantra…

        Andersherum wird ein Schuh daraus.
        Dieses System hat grundsätzliche Fehler, die uns immer wieder an einen Punkt bringen, wo dieses System zusammenbricht!
        Ob in Ost, in West, im Kapitalismaus, dem Kommunismus, in einer Diktatur oder einem religiös geführten Land, überall kann man die gleiche Symptome und Auswirkungen beobachten, weil wir alle dem gleichen System angehören!
        Ja, du darfst gerne mal darüber nachdenken.
        Alle haben das gleiche System, nur die davon profitierenden sind jeweils andere!
        Und dieses System versucht mit allen Mitteln genau dieses fehlerhafte System aufrecht zu erhalten!

        Dein abschließendes Urheberrechtsgeschwafel geht völlig am Thema vorbei!
        Aber Hauptsache mit reingebracht. Hat mit der Thematik nichts zu tun, aber wo Nebel ist, sieht man halt nicht mehr den Kern der Sache!

  8. Ich glaube mittlerweile, dass wir auf kurz oder lang universellen Open Access bekommen werden. Das Problem ist technisch im Grundsatz gelöst und auch die konkrete Umsetzung an den Universitäten und Universitätsbibliotheken geht voran. Unter Wissenschaftler/innen setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass sie auch selbst aktiv werden müssen, z.B. indem sie bevorzugt bei OA-Journals einreichen, selbst welche gründen oder Großverlage meiden (siehe http://thecostofknowledge.com/).

    Die Verlage können dabei trotzdem weiter Geld verdienen, indem sie z.B. Gebühren von den Autor/innen der Artikel kassieren oder den Bibliotheken Dienstleistungen verkaufen, die über die bloße Bereitstellung von Artikeln und Daten hinausgehen. Das Problem des Zugangs (für universitätsferne Wissenschaftler/innen, für Menschen in Entwicklungsländern, für die interessierte Öffentlichkeit) wird gelöst werden.

    Wenn wir aber nicht aufpassen, behalten wir die oligopolen Markt- und Machtstrukturen, die den Verlagen ihre exorbitanten Gewinne bescheren. Dann fließt weiterhin zu viel Geld aus den Uni-Budgets in die Kassen der Verleger, dann gibt es vielleicht kostenlosen Zugang, aber keinen wirklich freien Open Access (Frei wie in Freiheit und nicht wie in Freibier – freie Möglichkeiten zur Weiterverwendung und –verwertung der Artikel, Data Mining, etc). Die Verleger müssen nicht zu Grunde gehen, aber sie sitzen im gegenwärtigen System was die Preispolitik angeht einfach am längeren Hebel – eine Unibibliothek kann ein wichtiges Journal halt nicht einfach abbestellen. Universeller Open Access kann das ändern, aber diese Entwicklung ist nicht zwangsläufig!

    Sie sagen: „Der Umstand, dass durch Steuergelder finanzierte Forschung und damit die Arbeitszeit von Mitarbeitern öffentlicher Einrichtungen ein Geschäftsmodell befeuert, ist aber kein haltenswerter Zustand.“ – Hier würde ich widersprechen. Natürlich können Unternehmen der Wissenschaft Dienstleistungen anbieten. Das Problem ist, dass die Verlage nicht als Dienstleister auftreten, sondern die Spielregeln bestimmen wollen (und es derzeit können). Wenige große akademische Verlagshäuser mit klaren Interessen stehen hier einem atomisierten Wissenschaftsbetrieb mit allen möglichen, auseinanderstrebenden Bedürfnissen gegenüber.

    Am Rande: Kein Verlag entscheidet über Karrieren von Wissenschaftler/innen. Im Artikel wird ja richtig dargestellt, dass ein Großteil der redaktionellen Arbeit eben oft von der Wissenschaft selbst geleistet wird. Das beinhaltet meistens, von einige unrühmlichen Ausnahmen abgesehen, auch die Auswahl der zu veröffentlichenden Beiträge.

    Zum Schluss noch: Ich denke, dass Diskussionen über neue Formen der Qualitätssicherung dringend nötig sind, aber die müssen nicht unbedingt im Zusammenhang mit Open Access geführt werden. Alle hassen den Impact Factor, aber er hat mit Open Access nur am Rande zu tun. Die Diskussion ist so schon überfrachtet genug, ein weiteres Fass muss hier nicht aufgemacht werden.

    1. Hallo Juhani,

      danke für deinen ausführlichen und konstruktiven Beitrag. Das Zitat, dass du bezgl. der Befeuerung des Verlagsgeschäftsmodell bringst, ist nicht auf die Wissenschaft insgesamt, sondern auf das aktuelle wissenschaftliche Publizieren/Kommunizieren bezogen. Dass durch Offenheit wissenschaftlicher Kommunikation (Open Science) die Wirtschaft profitieren wird ist ganz klar, das es auch Weiterhin Verlage geben wird, die Dienstleistungen in dem Rahmen anbieten ist auch bei unseren Forderung unbestritten.

      Sicher entscheidet kein Verlag direkt (vielleicht mit einigen Ausnahmen) über die wissenschaftliche Karriere eines Wissenschaftlers, aber das gelebte System und die darin agierenden Verlage tun es (indirekt), ohne dabei qualitativ hochwertig oder auch nur transparent zu sein.

      Ich würde dir im dritten Punkt widersprechen, ich denke dass Open Access Möglichkeiten bietet neue Faktoren in die wissenschaftliche Reputation einfließen zu lassen, die dem Jahrhundert in dem wir leben gerecht werden. Die Debatte um Open Access bzw. Open Science muss mit der Debatte um Qualität in der Wissenschaft verknüpft werden.

      Liebe Grüße,
      Christian Heise

  9. [Ich hatte diesen Beitrag eigentlich schon vorher geschrieben, aus irgendwelchen Gruenden ist er aber nicht erschienen. Grrr.]

    Vorneweg: ich bin grundsaetzlich ein Befuerworter von Open Access und veroeffentliche alle meine Publikationen auf arXiv.org. Allerdings wird in meinen Augen der finanzielle Aspekt ueberhaupt nicht diskutiert. Es kostet nunmal Geld, Editoren zu bezahlen, welche die Referees auswaehlen und in strittigen Situationen Entscheidungen treffen und somit zur Qualitaetssicherung in der Wissenschaft beitragen. Es scheint mir auch sinnvoll zu sein, dass die Editoren als nicht aktive Wissenschaftler keine direkten Eigeninteressen verfolgen und somit halbwegs unabhaengig sind.

    Diese Kosten muessen also irgendwie aufgebracht werden. Wer jetzt fordert, dies im Rahmen einer Publication Charge zu tun, dem muss auch klar sein, dass dies auf absehbare Zeit die Kosten fuer die Forschungseinrichtungen quasi verdoppelt, da die alten Arbeiten immernoch per Subskriptionsmodell bezogen werden muessen. Da jetzt irgendwelche Forderungen zu tiefgreifenden Aenderungen in der Wissenschaftslandschaft aufzustellen, ohne ueberhaupt belastbare Zahlen vorzulegen, ist in hohem Masse unserioes.

    1. Sehr geehrter Herr Weimer,

      vielen Dank für Ihren Kommentar. Den Punkt der Finanzierung haben wir nur kurz angerissen, ähnlich wie wir auch viele andere Punkte von Open Access nur angerissen haben. Mit dem Verweis auf tragfähige Open Access Modelle im Ausland werden Sie aber hierfür schnell fündig, wenn Sie mehr dazu wissen wollen.

      Was die Qualitätssicherung angeht, bin ich ganz bei Ihnen. Bitte berücksichtigen Sie aber auch, dass Ihre Förderung nach Unabhängigkeit heute nicht mal gegeben ist. Ich würde soweit gehen und sagen, dass Open Access hier dem klassischen Verfahren in nichts nachstehen muss. Im Gegenteil, durch eine Öffnung ist es möglich viel mehr zur Qualitätssicherung beizutragen als es aktuell der Fall ist.

      Ihr Argument, den Wandel hin zu einer offenen Wissens(chaft)gesellschaft nicht zu wagen, da sich sonst die Kosten „verdoppeln“ würden, halte ich weder für belastbar noch für seriös.

      Wo wir beim Thema seriös sind, ich bin kein Wirtschaftswissenschaftler, aber Sie werden viele wissenschaftliche Texte mit „belastbaren Zahlen“ finden, die die hier veröffentlichten Forderungen unterstützen – dumm nur, dass viele davon Closed Access sind.

      Mit freundlichen Grüßen,
      Christian Heise

  10. Was haltet Ihr von folgendem Text?

    Nach§38Absatz2wirdfolgenderAbsatz2aeingefügt:
    „(2a) An wissenschaftlichen Beiträgen, die im Rahmen einer überwiegend mit öffentlichen Mitteln finanzierten Lehr- und Forschungstätigkeit entstanden sind und in Sammlungen erscheinen, hat der Urheber auch bei Einräumung eines ausschließlichen Nutzungsrechts das Recht, sein Werk längstens nach Ablauf von sechs Monaten seit Erstveröffentlichung ander-
    weitig öffentlich zugänglich zu machen, soweit dies zur Verfolgung nichtkommerzieller Zwecke gerechtfertigt ist. Dieses Recht kann nicht abbedungen werden.“‚

    Erstaunlicherweise handelt es sich dabei um einen Beschluß des Bundesrates von Mitte Oktober 2012.

    Im gleichen Beschluß wird vorgeschlagen die Befristung des § 52a des Urheberrechts aufzuheben.

    http://dialoge.info/b2/index.php/bundesrat-beantragt-52a-des-urheberrechts

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