FoeBuD enttarnt RFID-Chips in Kleidung

In einer publikumswirksamen Aktion vor einem Geschäft der Bekleidungskette „Gerry Weber“ in Bielefeld lasen Aktivisten die Daten von in der Kleidung eingenähten Funkchips aus. Eine Reportage der ARD, die die Aktion mit einem Kamerateam begleitete, wird nächsten Montag ab 21 Uhr auf WDR ausgestrahlt.

Die sogenannten RFID-Chips haben eine Reichweite von bis zu acht Metern und können von allen handelsüblichen Lesegeräten ausgelesen werden. Ihre eindeutige Identifikationsnummer ermöglicht eine Wiedererkennung und somit die Erstellung von Bewegungsprofilen.

Der 1987 gegründete „Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs“ FoeBuD fordert seit Längerem zur Entfernung der zu Logistikzwecken eingenähten Etiketten beim Kauf von Kleidungsstücken auf und versucht, einheitliche Warnhinweise für mit RFID-Technik markierte Produkte durchzusetzen.

 

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33 Ergänzungen

  1. So, dann wirds jz aber echt solangsam Zeit den schon lange gehegten Plan einen RFID Zapper zu bauen/kaufen in die Tat umzusetzen. Kennt jemand gute Anleitungen/billige Shops?

  2. „Handelsübliche Lesegeräte“, schließt das z.B. die NFC-Komponente des neuen Samsung Galaxy Nexus ein? Hieße das (erst einmal theoretisch), ich kann mir dann auf einer App angucken, welche Bücher meine Mitmenschen ausgeliehen haben und welche Klamotten sie wo gekauft haben?

    1. RFID Chips sind für alle Logistiker eine wahre Freude. Können einfach ausgelesen werden und die Chips sind auch noch billig in der Produktion. Google mal danach.

      Im Grunde ist es ein logischer nächster Schritt, dass die Dinger auch in die Kleidung eingenäht werden. Es verfeinert quasi die Auflösung, mit der die Logistiker die Warenströme betrachten können. Irgendwann brauchen solche Firmen dann Supercomputer wie in der Klimaforschung, um die Strömungen berechnen zu können, weil sie so viele Daten sammeln. ;)

  3. Neben dem Waschen von neuer Kleidung wird also jetzt auch noch die Mikrowellenbehandlung obligatorisch … ich brauch ne Größere Mikrowelle ;)

    1. Hm. Miele sitzt doch auch hier in Bielefeld. Hallo Miele: Wie wär’s, zukünftig das Waschwasser mit Mikrowellen zu heizen. Als Nebeneffekt zerstört die Mikrowelle alle Chips (und Reißverschlüsse und …. ;-)

      1. Die Waschmaschienen bauen die aber in Gütersloh. Was aber an sich ja auch nicht gerade weit weg wäre ;)

        Wann war die Aktion eigentlich? Ich komme jeden Tag durch die Vielefelder City, aber gesehen habe ich nichts…

  4. Nur mal so am Rande: RFID-Chips sind – aus welchen Gründen auch immer – in fast ALLEN Klamotten von H&M enthalten! Ich schnippel die immer sofort nach dem Kauf raus. Sind manchmal sehr gut versteckt und nicht ohne Zerstörung der gekauften Klamotten zu entfernen … ne echt fummelige Operation. Untersucht mal selbst eure Klamotten! :)

  5. Gibt’s irgendwo ein Howto wie ich die Dinger in Klamotten effektiv finde? Und Vernichtung in der Mikrowelle bei Sachen die sonst kein Metall oder ähnliches enthalten, würde mich auch mal Interessieren. Also wie viel Watt und wie lange.

  6. Reden wir jetzt hier über eingenähte Sicherheitsetiketten, wie man sie praktisch überall in allen Klamotten findet?

  7. Normalerweise findet man diese RFID-Chips in den Etiketten, die in der linken Seitennaht oder hinten eingenäht sind. Ganz einfach daran zu erkennen, dass sie steifer sind als normale Etiketten.
    Die mechanische Belastung in der Waschmaschine dürften die Dinger übrigens nicht überleben; ich denke mal, die Leute, die da auslesbare RFID-Chips am Körper hatten, hatten einfach Jacken oder Handtaschen, die gar keine oder nur sehr wenig Waschzyklen über sich ergehen lassen mussten.

    Übrigens: Wer in der Ecke seines Kragens oder der Manschette einen Knubbel ertastet, hat keinen RFID-Chip gefunden, sondern die Nahtzugabe ;).

    Dabei muss man aber bedenken: Wenn die Hersteller es wirklich darauf anlegen, können sie die RFID-Chips auch so auslegen, dass sie nicht ertastbar sind. Leitfähige Garne unterscheiden sich haptisch heutzutage (leider) kaum von normalen Garnen, sind dann aber zum Glück dementsprechend instabil.

  8. DIe Bekanntschaft mit eingenähten RFID-Chips hatte ich Ende 2010 machen dürfen, als der RFID-Chip in meiner neu gekauften Jacke erfolgreich den Alarm von Saturn ausgelöst hatte *seufz*

    Hier besteht also zusätzlich das Risiko der Falschbeschuldigung, wenn die Sicherheitstechnik anderer Läden darauf mit einem False-Positive reagiert…

    1. Ich hatte da mal so ein Erlebnis beim dm … es kann eigentlich nur die Zutrittskarte für die Sicherheitsschleuse meiner Firma gewesen sein. Die Als es an der Kasse fiepte, hat es die Kassiererin nicht gestört, beim Verlassen des Ladens plötzlich doch … „Kommen Sie mal zurück!“

      Ich bin einfach gegangen und keiner hat mich aufgehalten *fg*

  9. Finde das eine klasse Aktion. Die RFID-Tags bei Gerry Weber sind mir vor einem knappen Jahr schon aufgefallen – natürlich erst nach 1-2 Tagen Herumlaufen. Und letztes Wochenende habe ich nach dem Einkauf gleich wieder geschnippelt (und mich geärgert, dass ich nicht schon im Geschäft aufs Rausschneiden bestanden habe…).

  10. Die RFID-Chips sind gekennzeichnet (mit dem ISO-Logo) und sind in den meisten Kleidungsstücken von Gerry Weber im Pflegeetikett. Inkl. Hinweis und Schnittmarkierung zum Entfernen. Einige Kleidungsstücke sind stattdessen mit einem Papp-Hangtag ausgerüstet.
    Die RFID-Tags können in anderen Läden keinen Fehlalarm auslösen, die herkömmliche Warensicherung (RF-Technik) nutzt eine andere Frequenz. NFC übrigens auch.
    Gerry Weber wird keine RFID-Etiketten versteckt einnähen, und weist die Kundinnen in den eigenen Läden mit Infomaterial an der Kasse und einem Aufkleber im Eingangsbereich auf die RFID-Nutzung hin.
    Christian v. Grone (IT-Leiter von Gerry Weber)

    1. Hallo Herr von Grone,
      das heißt dann, dass ich die Pflegeetiketten entfernen muss, damit ich den Chip los bin?

      Wie weiß meine Mutter dann wie sie meine (von Ihnen so sorgfältig hergestellte) Kleidung richtig waschen muss?

      Dann doch lieber secondhand. Ach nee, dann laufe ich ja demnächst plötzlich als jemand ganz anderes herum, oder?
      *schauder*

      1. Hallo Elmar,
        wenn der Chip an der Schnittmarkierung entfernt wird, so bleiben die Waschanleitung sowie die weiteren gesetzlich geforderten Angaben (Hersteller, Zusammensetzung) erhalten. Das Booklet hat außerdem in der Mitte eine Perforation, um die Hälfte mit dem Chip von der Hälfte mit der Materialzusammensetzung zu treffen. Einfach mal in einem unserer Läden anschauen.
        Viele Grüße
        Christian v. Grone

  11. Danke für die Stellungnahme. Wäre das Pappschild (ggf. auch eingenäht) langfristig nicht besser, da es „offensichtlicher“ und leichter zu entfernen ist?

    Wichtig finde ich persönlich eine sehr deutlich Kennzeichnung z.B. neongelb und eine leichte Sperrigkeit, die beide zum raus trennen wirklich animieren. Den Vorteil für die Logistik kann ich ja noch verstehen, aber nach dem Verkauf sollte damit Schluss sein.

    Und im Notfall kann ja eine Zahl am Kleidungsstück verbleiben, falls nötig …

  12. Bitte unterscheiden zwischen reiner Warensicherung per Funk (RF = Radio Frequency) und RFID, also Chips, die eine ID enthalten. Die Warensicherung sagt nur „bezahlt“ oder „geklaut“. Die Kleidungsstücke, die einen RFID-Chip mit EPC (electronic product code) enthalten, senden eine eindeutige Seriennummer.
    Die Seriennummer bei den von Gerry Weber verwendeten Chips kann über bis zu 8 Meter Reichweite ausgelesen werden. Die Frequenz ist 868 MHz. Anhand dieser Seriennummer kann ein Bewegungsprofil erstellt werden. Auch wenn dies zunächst nur die Nummer des Kleidungsstücks ist, so ist sie doch personenbeziehbar. Sobald an einer Stelle die Nummer mit der Identität der Person verknüpft werden kann, können auf einen Schalg die zuvor gesammelten Bewegungsdaten einer Person zugeordnet werden. Die Chips sind ziemlich langlebig, sie halten 3 mal waschen und 2 mal chemisch reinigen aus. Die Vision des Bewegungsprofils ist auch kein von uns erdachtes Szenario – es gibt seit längerem ein Patent eines amerikanischen Konzerns auf das Tracken von Personen anhand der mit RFID getaggten Gegenstände, die sie bei sich tragen.

    Gerry Weber waren bisher durchaus gesprächsbereit und haben immerhin Flyer in (einigen) ihrer Läden ausliegen. Der FoeBuD hat gefordert, dass die RFID-Etiketten an der Kasse herausgeschnitten werden – und zwar als Standardprozedur, nicht nur, wenn die Kundinnen es verlangen. Gerry Weber ist darauf leider nicht eingegangen, vermutlich schlicht aus Kostengründen, weil das Zeit der Kassiererin in Anspruch nimmt. Sie wälzen die Verantwortung auf die Verbraucher ab. Gerry Weber sagt, dass sie auf Anforderung das Etikett rausschneiden würden. Aber solange die Kundinnen nicht wissen, was es mit der Technik auf sich hat.
    Deshalb haben wir diese Aktion zur Aufklärung der Verbraucher gestartet. Denn Gerry Weber sind nur die Vorreiter bei RFID in Textilien, andere, die gewissenloser sind, werden folgen.

    Die italienische Modemarke Peuterey zum Beispiel verwendet RFID-Chips in ihren Jacken (Preis 500 Euro aufwärts), um Produktpiraterie zu bekämpfen. Sie informiert weder die Kunden, noch das Verkaufspersonal über den in der Jacke verborgenen Chip. Innen in der Jacke befindet sich ein Etikett, auf dem steht „Don’t remove this label“ (!). Mittlerweile hat Peuterey behauptet, der Chip stecke gar nicht hinter diesem Etikett – das sei nur ein „Design-Element“ – sondern sei immer irgendwo anders in der Jacke verborgen.
    Dafür gab es schon 2011 einen BigBrotherAward.

    Bei der Aktion kam zufällig eine Passantin mit einer Peuterey-Jacke vorbei, die sie vor über einem Jahr gekauft hatte. Sie hat es getestet und unser Lesegerät spuckte prompt die Seriennummer aus…

    BigBrotherAwards-Laudatio für die Modemarke Peuterey:
    http://www.bigbrotherawards.de/2011/.tec

    Arikel zur FoeBuD-Aktion:
    http://www.foebud.org/rfid/wdr-sendung-markt-kleidungsstuecke-mit-rfid-schnueffelchips-verwanzt

    Danke an Kryptronic für das RFID-Lesegerät, an die FoeBuDs, die die Hard- und Software-Anpassung gebaut haben und an Aram Bartholl für das coole Sprechblasen-Display. („Ihre Kleidung funkt! RFID-Schnüffelchipnummer: xxxxxx“)

    1. Evtl. wäre eine Liste von Läden/Marken die es verwenden wäre hilfreich. Nicht jeder hat einen RFID Tester. Gibt es da optisch etwas zu unterscheiden? Die RFID Tags die ich kenne sind eher quadratisch und eher groß. In Klamotten entdecke ich jetzt immer mehr „Waschstreifen mit Barcode“ die aber eine gewisse Festigkeit haben und bei denen ich eher RFID Technik vermute. Zumal RFID kann ja mehr. Diebstahlschutz und zählen wie oft der oder zumindest ein bestimmter Kunde vorbei kommt …

  13. Mal ganz ehrlich: RFID in der Kleidung ist keine neue Sache, das gibt es in den USA schon seit einigen Jahren von low-end (z.b. Old Navy) bis hoch zu den high-end Sachen. So lange wie das Dingen nicht versteckt in der Kleidung eingenäht ist, ist das doch keine große Sache.

    Ich als Kunde muss doch zuhause bei neuer Kleidung eh die diversen Pappsachen, Aufkleber, Taschenausstopfungen entfernen. Als Zusatzschritt RFID Etikett raustrennen und gut ist. Hab ich bis jetzt so immer gehandhabt und keine Probleme damit. Bis dato waren auch alle von mir entdeckten Chips klar gekennzeichnet und oft sogar auch mit einem deutlichen Hinweis (bitte entfernen, o.ä.) gekennzeichnet.

    Insofern halte ich das für einen künstlichen Aufreger. Da ist doch dieser Jackenhersteller deutlich interessanter, weil nicht zu entfernen und auch noch versteckt.

    1. Sehe ich auch so. So lang RFID „offen getragen“ wird, finde ich es noch okay. Wobei die Verpackung so sperrig sein sollte, dass sie abtrennen animiert. (Um bei Miele zu bleiben — die Industrie hofft ja noch auf eine Ausdehnung der RFID zur Waschmaschinensteuerung …)

      Andererseits sollt man RFID woanders eben nicht verharmlosen (Handys, Eintrittskarten, Personalausweise und Reisepässe …) — und besonders die Zusammenführung von RFID Nummer und Person …

      Zudem werden die Dinger immer kleiner …

  14. Die Dinger werden auch versteckt angebracht, z.B. in Schuhen sind diese nicht zu entfernen. Das System ist ohne wenn und aber sehr, sehr bösartig und die einzige Lösung ist, daß die ganze Menschheit aus dem Geldsystem aussteigt.
    Es gab ( und gibt noch => wenige Restnaturvölker ) Gesellschaften die nur geringen Tauschhandel betreiben, ohne das zerstörende Geldsystem !
    Es liegt nur am Wollen der Menschheit, der Freigabe der freien Energie-Systeme und der Verbannungsmöglichkeit von unbelehrbaren Superreichen (u.a.) und deren Lakeien.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.