EU-Datenschutzbeauftragter warnt vor intelligenten Stromzählern

In einer Stellungnahme des Europäischen Datenschutzbeauftragten (EDSB), zu Plänen der Europäischen Kommission intelligente Stromzähler in Europa einzuführen, warnt dieser vor den daraus resultierenden Datenschutzproblemen.

Intelligente Stromzähler könnten zwar durchaus nützlich sein um den Energieverbauch auf mögliche Energiesparpotentiale hin zu analysieren, es dürfte dabei allerdings nicht die Möglichkeiten zum massiven Sammeln von personenbezogenen Daten außer acht gelassen werden.

Diese Daten ermöglichen es das Verhalten der Mitglieder eines Haushalts auszuwerten: So kann beispielsweise festgestellt werden wann diese im Urlaub oder auf Arbeit sind und wie sie ihre Freizeit verbringen. Dabei kann aus den Daten auch herausgelesen werden zu welchen Zeiten sie welche Geräte nutzen: beispielsweise ein Babyphone oder spezielle medizinische Geräte. Diese Daten bieten ein riesiges Potential für Data-Mining, also der Auswertung der Daten und die anschließende Typisierung und Profilierung. Die Möglichkeiten reichen von Marketing bis Preisdirkriminierung durch Dritte.

Der EU-Datenschutzbeuftragte begrüßt angesichts dieser Gefahren, dass die EU-Kommission Hilfestellungen, insbesondere ein Muster für Datenschutzfolgeabschätzungen, für die Mitgliedsstaaten entwickeln möchte. Es sollten zusätzliche aber auch gesetzliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden. Im Speziellen sei es notwendig Unternehmen zu verpflichten datenschutzfreundliche Technologien zu verwenden (Privacy by Design). Den Kunden sollten zusätzlich auch die Energieverbrauchsdaten und -statistiken und ihre individuellen Profile zugänglich gemacht werden. Außerdem sollen die Unternehmen die verwendeten Algorithmen zum Data-Mining offen legen. Ferner sei eine Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung und den Wahlmöglichkeiten betroffener Personen, einschließlich der Regelmäßigkeit von Zählerständen und eine Hilfestellung zum Thema Speicherfristen wichtig.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

20 Ergänzungen

  1. Macht Sinn! Wir waren vor den Gefahren, lassen aber die Stromzähler schön sammeln. Ist nur fair wenn auch der Verursacher sieht, was über ihn gesammelt wird. Das machts ja viel besser…

  2. Das wird noch viel Lustiger wenn jedes Gerät dank IPv6 und intelligenten Stromzählern identivizert und vermutlich dann auch „gesteuert“ werden kann.
    Ich warte schon auf die ersten Politiker welche dann fordern, H4ler ab 22.00 Uhr den Fernseher oder Computer Abzuschalten oder Schülern die Spiel-Konsole.

      1. Die Technik kennt keinen Datenschutz , man könnte nur an die Firmen Appelieren oder diese Kontrollieren , beides ist aber eigentlich völlig Zwecklos und kaum Durchführbar.
        Intelligente Stromzähler und strenger Datenschutz widersprechen sich , dafür müsste man besser darauf gleich Verzichten.
        Wir werden in Zukunft, wollen wir unsere Freiheit behalten einige Technik und auch Forschung wohl Verbieten müssen, wie wir heute zb Waffen oder Drogen Verbieten.
        Nur ob die Regierenden dazu Bereit sind zumal gegen wirtschaftliche Interessen darf bezweifelt werden.

      2. Wie gesagt ist der Datenschutz das Kleinste der Probleme, die man bei „intelligenten“ Stromzählern hat.

        Es handelt sich um Computer, die selber kaum Strom verbrauchen dürfen, also leistungsschwach sein müssen. Sie müssen billig sein. Die Population ist homogen (also haben alle dieselben Fehler). Die Dinger werden Features haben werden, die nicht gebraucht werden, aber nicht wirklich entfernt worden sind und die man mit bösen Intentionen wahrscheinlich mißbrauchen können wird. Bei den Teilen werden Updates wahrscheinlich schlecht einzuspielen sein. Die Geräte sind physikalisch unter Kontrolle des Endbenutzers, also wahrscheinlich bequem zu reversen.

        Die Informationen aus diesen Dingern sollen dazu verwendet werden, eine europaweite verteilte Kraftmaschine live zu steuern.

        Wenn jemand es schafft einen dieser Zähler remote zu p0wnen, dann hat er damit große Mengen dieser Devices unter seiner Kontrolle, und kann damit sehr leicht genau den in Blackout beschriebenen Angriff fahren. Und das ist nur die unmittelbar ins Auge springende Idee.

  3. Frage mich wo die Daten Scheisse noch endet. Soll sich noch einer über Mielke aufregen ……….. Lügenpack

  4. Hm, bei mir wurden erst vor kurzem die Heizungsmessgeräte von analog auf digital gewechselt, was mir auch sehr unwohl war. Keine Ahnung, geht das in eine ähnliche Richtung?

    Beim analogen sah‘ ich genau was es machte und tatsächlich auch nur das machte, was es sollte. Beim neuen digitalen sehe ich das aber nicht, solange ich das Ding nicht aufmachen und nicht reverse-engineeren darf, solange mir die Firma den Code der auf den Microcontrollern läuft, nicht gibt, solange ich noch nicht einmal weiß, welche Sensoren da nun tatsächlich in dieser Blackbox drin werkeln.

    Jetzt jener Firma oder vll. Regierungen zu unterstellen, dass die da Stasi-2.0 Technik noch verdeckt einbauen, das geht vermutlich zu weit. Dennoch: Ich würde mich nicht wundern, wenn vll. in 100 Jahren die Malware Branche sich auf solche Geräte ausweiten würde. Wenn Stuxnet schon heute geht, dann ist’s nur eine Frage der Zeit, bis es für den „kommerziellen“ Bereich der Aufwand und Einstieg in industrielleren Gegenden, statt nur auf PCs und Server, sich lohnt.

    Als überzeugter Linux-User möchte ich eigentlich die Kontrolle und damit meine Freiheiten über und in meinen vier Wände behalten. Was sagt die EFF / FSF dazu?

    1. Wie konntest Du bei den Verdampferröhrchen sehen, was sie machen? Die Änderungen von Tag zu Tag waren nicht sichtbar, die Messung von vielen Faktoren beeinflussbar und die Berechnung der Jahresrechnung von intransparenten Formeln der Anbieter abhängig.

  5. Der Kristian Köhntopp hat recht.
    Wie naiv kann man sein zu glauben, das die Großkonzerne, diese Technik nur zu unserem Nutzen einsetzen.
    „Mehr Datenschutz einbauen“, das ich nicht lache…(Guter Witz Herr Beckedahl)…
    Merkt ihr denn nicht wohin der Hase in baldiger Zukunft laufen wird.
    Ich spreche hier nicht von Hundert Jahren sondern vielleicht schon in 10, oder gar früher.
    Genauso ist es naiv zu glauben, dass wir das Rad zurückdrehen können.
    Wir sind in der Lage die Technik sinnvoll und zum Wohle des Menschen einzusetzen.
    Dazu bedarf es aber einer grundlegenden Veränderung unserer Gesellschaftsform.
    Es ist unumgänglich, das wir unser auf Profit und Wachstum ausgelegtes Wirtschaftssystem, endgültig begraben müssen.
    Verbieten sollten wir Profitdenken und monaietären Wohlstand.
    Wenn wir es aber nicht schaffen die Macht der Multis und deren Lobbyisten zu brechen, dann wird ganz sicher bei vielen von uns, schon bald das Licht ausgehen.

  6. Wer dann gegen die Regierung in blogs schreibt, gegen einen Bahnhof in Stuttgart oder den Castor Transport demonstriert etc. bekommt dann den Strom von aussen zur Strafe abgestellt. Bis auf weiteres.

  7. An den vermeintlich intelligenten Stromzählern stört mich vor allem, dass sie kein wirklich integrierter Teil des neuen Supergrid sind. Der Kunde kann seine Verbrauchsspitzen nicht wirklich auf die Zeit legen, wo denn besonders viel Energie bereitssteht. Und zur dezentralen Energieerzeugung sind sie auch nicht gerüstet.

    Das Abschalten von nicht-zahlenden Geringverdienern sind sie aber sehr gut geeignet.

  8. Ich bin dafür, bei Stromnetzen genauso zu handeln wie bei Internet-Netzen. Sie sollten unter gemeinschaftlicher Kontrolle liegen und nicht unter privatwirtschaftlicher. (Intelligente)-Stromzähler werden vermutlich erstmal für dynamische Strompreise verwendet, ähnlich wie bei Modemtarifen früher. Morgens und Abends zahlt man dan 30ct/KWh und morgens um 4.00Uhr nur noch 25ct/KWh.

    Auch sehe ich die Gefahr das die Preise an der Strombörse verhandelt werden 1:1 in gleicher Weise dynamisch beim Endkunden mitschwingen. Das Unternehmehrische Risiko von Windflauten, Stromausfällen, Sommerlichen Wolkentagen, EnergieWenden ;-) wird auf den Endkunden gelegt, die Gewinne werden jedoch dem Unternehmen zugeführt. Verdammt.

    1. „Internet-Netze“ unterliegen keiner privatwirtschaftlichen Kontrolle? In welchem Internet denn? In meinem jedenfalls nicht.

    2. Diese große Gefahr sehe ich dabei eigentlich weniger , neue Technologien in der Stromerzeugung könnten sogar dazu führen das immer mehr Leute sich vom Netz Entkoppeln könnten und eine Autarke eigene Stromversorgung aufbauen.
      Wir müssen nur Aufpassen das die Lobby keine Anschlußpflicht und Versorgungspflicht zu ihren Konditionen durchsetzt.

      1. Ich glaube es gibt eine Anschlusspflicht für Medien an Grundstücke. Es kann natürlich sein, das man über die Einspeiseverordnung die es schon gibt da noch ein Anahng dran heftet, worin steht, das erzeugte Energie zwangszweise in Netz abführt werden muss.

      2. Es gibt noch keine Stromanschluß oder Versorgungspflicht , außer bei Mietwohnungen meines Wissens, Sonnst dürften Stromanbieter säumigen Zahlern auch nicht die Leitungen kappen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.