Druck auf Wikipedia für Teilnahme an SOPA-Blackout via Spendenaufruf

Es klingt wie Satire, ist aber offensichtlich ernst gemeint. Weil sich die Entscheidung innerhalb der Wikipedia-Community (vgl. die diesbezügliche Wikiseite) weiter hinzieht, ob und in welcher Form man sich an den Anti-SOPA-Protesten beteiligen soll, hat Demand Progress die Seite www.wikipediablackout.com gestartet. Dort werden Internetnutzer aufgefordert, Wikimedia die Entscheidung mit Spendendollars leichter zu machen und zumindest einen Dollar an Wikipedia zu spenden. (Ein Schelm wer hier nur an den damit verbundenen perversen Anreiz denkt, sich jetzt erst Recht mit der Entscheidung Zeit zu lassen.)

Die Diskussion zieht sich vor allem auch deshalb so lange hin, weil es nicht nur um ein simples Ja oder Nein zur Teilnahme am für den 18. Januar geplanten Protest-Blackout geht, sondern auch um Ausmaß und Begleitmaßnahmen des Blackouts. Diskutiert wird beispielsweise, Wikipedia nur in den USA abzuschalten und im Rest der Welt über Banner darüber zu informieren.

Auch ist umstritten, was unter „Blackout“ zu verstehen ist: Soll die Wikipedia tatsächlich für einen Tag nicht erreichbar sein oder sollen Besucher sich nur durch Informationen zu SOPA durchklicken müssen, um zu den Wikipedia-Inhalten zu gelangen. Dem derzeitigen Stimmungsbild nach zu urteilen dürfte zweitere Option in den USA, kombiniert mit Bannern für den Rest der Welt, voraussichtlich das Rennen machen – zumindest, wenn es überhaupt zu einer Entscheidung kommt.

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9 Ergänzungen

  1. Ein alternativer Vorschlag meinerseits: Wikipedia ist für einen Tag aus den USA nicht zugänglich und zeigt nur einen Artikel über diverse Methoden an, wie man sich Zugang zu Inhalten verschaffen kann, die in seinem Land gesperrt sind.

    1. Genial! Das würde die Leute mal echt zum grübeln bringen und ihnen gleichzeitig nützliches Wissen vermitteln.

      Hoffe das macht WP!

  2. Das dauert nicht deshalb solange, weil man so eine große Entscheidung lange und sorgfältig vorbereiten muss, sondern weil Diskussionen jedweder Art in der Wikipedia unvermeidlich in endloses bikeshedding ausarten.

  3. WIKIPEDIA ist doch aus vielen Gründen total diskreditiert!
    Ich erinnere mich an die Affäre, als ein WP-Redakteur (!!!) von außen dabei erwischt wurde, Tausende (!!!) von Einträgen gezielt verfälscht zu haben, die Zweifel an der These von der menschengemachten Klimaveränderung zulassen. Sogar die Biographien von beteiligten Wissenschaftlernsollen massiv „verändert“ worden sein.

    Nun, Tausende von Beiträgen neu zu fassen, das ist nicht eine Arbeit, die so nebenbei in der Frühstückspause erledigt werden kann. Nach dem Auffliegen wurde der mann nicht etwa hochkant gefeuert, sondern „versetzt“. Offensichtlich hat die WP-Redaktion den Mann für seine „Arbeit“ abgestellt und bezahlt. Wer konnte den Auftrag für diese Aktion geben? Die Gründer? Politische Organisationen?

    Oder seht euch mal Einträge zu historischen oder politisch brisanten Themen (etwa Nahost!) an. Völlig einseitige Argumentation!

    Dazu kommt, daß Wikipedia eine außerordentlich verworrene Machtstruktur aufweist, die Lobbyarbeit leicht macht. Diese gigantische Organisation benötigt gigantische Finanzmittel. Es kann wohl nicht angenommen werden, daß Kleinspender die Mittel laufend bereitstellen. Also Finanzinteressen von gewissen Staaten, reichen Organisationen, Diensten, usw.

    Bislang unbewiesen ist, was in Wirtschaftskreisen weitergegeben wird: WP-Einträge könne man bestellen wie Inserate, das sei bloß schweineteuer! Der Weg gehe über Anwaltskanzleien in New York.

    1. Mit Verlaub, Herr Doktor, aber Ihr Eintrag zeichnet sich durch grobe Unkenntnis bzw. Fehlinformationen aus. Auch wenn man Wikipedia/Wikimedia kritisch sieht, diese Pauschalkritik ist so unhaltbar.

      – Was die vermeintliche Einseitigkeit von Beiträgen bei brisanten Themen betrifft: gerade dort gibt es meist intensive und auf der Diskussionsseite (mehr oder weniger) transparent nachvollziehbare Diskussionsprozesse. Selbst – oder gerade – wer nicht an die Möglichkeit des als Ziel formulierten „Neutral Point of View“ glaubt, kann hier einen Vorteil gegenüber klassischen Enzyklopädien erkennen, wo diese Prozesse weniger offen und weniger partizipativ erfolgt sind.

      – was die „verworrene Machtstruktur“ und die vermeintlich „gigantischen Finanzmittel“ betrifft, so ist das gleich in mehrfacher hinsicht falsch. Die überwiegende Mehrheit der Spenden stammt tatsächlich von kleinspendern. In Deutschland stammen die 3,8 Millionen Spenden der letzten Kampagne von 160.000 Einzelspendern – im Schnitt also weniger als 25 Euro/Person. Die spenden also mehr als genug für die Aufrechterhaltung und Ausbau der Infrastruktur. Die Inhalte wiederum werden fast ausschließlich von Freiwilligen ehrenamtlich erstellt.

      Was Sie dann am Ende als „bislang unbewiesen“ in den Raum stellen, fällt wohl auch in den Bereich Verleumdung.

      Das bedeutet nicht, dass es keine Versuche der Einflussnahme gibt. Natürlich gibt es die. Gleichzeitig gibt es in der Community starke Mechansimen, die so etwas erschweren – gerade in zentralen und vieleditierten Themenfeldern.

      1. Die fehlende Objektivität bei vielen Artikeln kann z.B. an der Geschichte um das Kennedy-Attentat nachvollzogen werden.

        Alleine die Tatsache, dass ein Nutzer wie Die Winterreise so lange Zeit völlige Narrenfreiheit in der deutschen Wikipedia hatte und ein anerkannter Nutzer war zeigt doch, dass Objektivität kein Kriterium ist. Und der ist ja kein Einzelfall, und nur durch eigene Dummheit rausgeflogen. Oder auch die polnischen Revisionisten, die in der englischen Wikipedia aufgeflogen sind.

        Wie willkürlich die Wikipedia-Admins gegen einzelne Benutzer vorgehen ist hier sehr schön dokumentiert:

        Je intensiver man sich mit der Wikipedia befasst, desto suspekter wird der Stammtischklüngel und diue Entscheidungsfindung dort.

      2. Da ist mir wohl der Link verrutscht- der letzte Absatz ist st der Link, der eigentlich davor stehen sollte.

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