Datenschutz und Transparenz großer Internet-Unternehmen: Wenn der Staat anklopft, wer hält zu dir?

Immer mehr große Internet-Unternehmen benachrichtigen ihre Nutzerinnen, wie oft und nach welchen Kriterien sie Daten an staatliche Behörden geben. Das ist das Ergebnis des zweiten jährlichen Berichts Wenn der Staat anklopft, wer hält zu dir? der Electronic Frontier Foundation. Dennoch gibt es viel Verbesserungsbedarf: Nur einer der 18 Anbieter erfüllt alle vier Vergleichs-Kriterien, vier Anbieter hingegen kein einziges.

Um Provider und Internet-Dienste zu ermutigen, die Privatsphäre ihrer User ernst zu nehmen, hat die EFF bereits im letzten Jahr AGBs, Datenschutz-Bestimmungen, öffentliche Aussagen und Gerichtsdokumente der Anbieter verglichen. Auch in der aktuellen Ausgabe werden anhand dieser Daten in vier Kategorien Punkte vergeben:

  1. eine öffentliche Verpflichtung, User zu informieren, wenn staatliche Behörden nach ihren Daten fragen
  2. die Veröffentlichung von internen Richtlinien zum Umgang mit staatlichen Anfragen sowie Statistiken, wie oft diese vorkommen
  3. Widerstand gegen ausufernde staatliche Anfragen vor Gericht
  4. ein Eintreten für starke Datenschutzgesetze im Internet durch Beteiligung an der Digital Due Process coalition

Zwei Drittel der 18 untersuchten Unternehmen erfüllen das letzte Kriterium. Nur ein Drittel der Anbieter ist für seine User schon vor Gericht gegangen. Weniger als ein Drittel informieren ihre User, wann und unter welchen Kriterien sie ihre Daten an staatliche Behörden geben. Letztes Jahr waren es jedoch nur zwei von 13, es bewegt sich also immerhin etwas. Luft nach oben ist jedoch immer noch.

Die vollständigen Daten gibt’s bei der EFF oder hier:

Benachrichtigt User über Anfragen nach Daten
Macht staatliche Anfragen transparent
Kämpft für User-Privacy vor Gericht
Kämpft für User-Privacy im Kongress
Amazon
Apple
AT&T
Comcast
Dropbox
Facebook
Foursquare
Google
LinkedIn
Loopt
Microsoft
MySpace
Skype
Sonic
SpiderOak
Twitter
Verizon
Yahoo!

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10 Ergänzungen

  1. Macht das zufällig schon jemand mit Xing, Soundcloud, Telekom, ähm und denn ganzen anderen deutschen Unternehmen?

  2. Dass Facebook es mit dem Datenschutz nicht so korrekt hält, ist nichts neues. Aber Apple und Microsoft und vor allem auch Amazon und Skype enttäuschen mich ein wenig…
    Positiv beeinflusst allerdings bin ich von Google und Twitter, sowie Dropbox! Vorallem Google (mit seinen unglaublich vielen Diensten) und Dropbox (als Träger von Benutzerdateien) haben dem Nutzer gegenüber auch eine große Verantwortung!

  3. Eine ganz „nette“ Grafik nur leider wurde dabei Vergessen das dieses Eintreten für „User-Privacy“ im Kongress wohl nur für US Bürger Relevant ist, die Daten von nicht US -Bürgern welche auf Servern in den USA lagern sind weitgehend „vogelfrei“.

    1. Ich kann nur eines schreiben: Nach elf Jahren Nutzung eines US-Proxy bin ich mit diesem vollständig zufrieden. Das sind meine Erfahrungswerte. Und denen (mir unbekannten) Providern traue ich mehr, als meinem eigenen Provider, der sicher sehr auskunftsfreudig ist, dazu allerdings auch verpfichtet ist durch die deutsche Gesetzgebung.

      Deutsche Gesetze würden US-Proxies an ihrer Tätigkeit in Deutschland hindern, daher ist US-Bashing diesbezüglich nicht angesagt. Ganz im Gegenteil, meine Dankbarkeit ist den treuen und zuverlässigen Anbietern sicher.

      1. Ein „US-Proxy“ meist von privat Leuten organisierte Server um seine IP verschleiern zu können und der Cloud-Service oder Datenserver von US Internet-Unternehmen sind aber schon zwei paar völlig verschiedene Schuhe?

  4. Es ist ja schön, dass immer mehr Nutzerinnen benachrichtigt werden, aber was ist mit den Nutzern? Auch wir Männer sollten benachrichtigt werden, finde ich.

  5. Inzwischen gibt es ziemlich handfeste Regelungen. Ab September müssen die Firmen alle Adressaten von Werbebotschaften auf ihr Widerspruchsrecht hinweisen und sie müssen vor allen Dingen klar zum Ausdruck bringen, wer die Daten erhoben hat.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.