Buch: Soziale Netzwerke für Nachrichtenjournalisten

In den vergangenen Wochen gab es einen kleinen Shitstorm um die Neuauflage von „Das Handbuch des Journalismus“. Grund: Wolf Schneider und Paul-Josef Raue haben ihr Standardwerk überarbeitet und nennen es jetzt „Handbuch des Journalismus und des Onlinejournalismus“; der Teil zu Onlinejournalismus scheint ein bißchen mißraten zu sein. Wobei sich Stefan Niggemeier mit der Kritik an dem Buch ausführlich auseinander gesetzt hat.

Ein guter Grund, an dieser Stelle mal auf das Buch „Soziale Netzwerke für Nachrichtenjournalisten“ (Partnerlink) einzugehen. Daniel Bouhs, der ein paar Jahre jünger als die beiden Grandseigneurs ist und hauptberuflich für die Nachrichtenagentur dapd die Netzwelt erklärt, hat auf rund 100 Seiten zusammengefasst, wie sich die Nachrichtenwelt durch die neuen Medien verändert hat. Das Ergebnis kann vor allem netzferneren Journalisten empfohlen werden, weil es in leicht verständlicher Sprache wesentliche Begriffe klärt. Zum Einstieg wirkt ein Rundgang durch die Twitter-, YouTube- und Facebook-beeinflussten Nachrichten der letzten Monate, von Utøya über das Loveparadeunglück bis zum Wechsel von Nationaltorwart Manuel Neuer, als Plädoyer für die Beachtung der sozialen Netzwerke als Nachrichtenquelle.

Anschließend stellt Bouhs den Wandel in den Redaktionen von Tagesschau, BBC News, ZDF und Rhein-Zeitung dar. An dieser Stelle wäre auch ein weniger klassisches Medium als weiteres Beispiel interessant gewesen, Twitter hat ja beispielsweise durchaus auch das Bloggen verändert. Blogs kommen auch als Informationsquelle ein bißchen kurz (aber vielleicht ist diese Einschätzung auch dem Medium geschuldet, in das ich sie gerade eintippe).

Es folgen Erklärungen zu „Social Media“ im Allgemeinen sowie einigen großen Netzwerken im Speziellen und einige handwerkliche Tipps zum Zitieren, Netzwerken und Überprüfen von Informationen. Den Abschluss bilden Glossar und Tool-Empfehlungen für Anwendungen wie TweetDeck, ifttt und bit.ly.

Interessant wird sein, die erste Ausgabe des Buchs (das übrigens „on demand“ verlegt wird und bei dem laut Bouhs „eine Aktualisierung eine Frage von wenigen Tagen“ ist) in ein paar Jahren in die Hand zu nehmen und mit dem dann existierenden Kräfteverhältnis zwischen den Netzwerken und der Arbeit von Journalisten abzugleichen.

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2 Ergänzungen

  1. Bemerkenswert ist der extrem hohe Preis für das angepriesene Buch von 24,90 € für 116 Seiten im Gegensatz zum Schneider/Raue-Buch, das 464 Seiten umfasst und nur 14,99 € kostet.
    Der erste Titel ist allerdings gebunden, das zweite ein Taschenbuch.
    Für die Kindle-Editionen bezahle ich 24,90 € bzw. 12,99 €.

  2. Finde es, wie schon bei Universalcode, schwierig, so etwas als Buch zu machen. Universalcode hat dabei noch den Vorteil, einen Haufen allgemeiner Tipps zu geben und ständig von Christian Jakubetz im Netz „erweitert“ zu werden.

    Eigentlich wünsche ich mir ein Blog, dass aktuelle Tipps und Entwicklungen versammelt – ja, gibt es alles, aber auf n Blogs verteilt (allein die deutschsprachigen). So ist es eine ständige Zweit-Aufgabe, neben dem Tagesgeschäft noch die ganzen Neuigkeiten im Journalismus zu verfolgen.
    Andererseits wäre es eine Heidenarbeit, a. so viele Leute unter einen Hut zu kriegen, b. so ein Blog regelmäßig zu pflegen. Allerdings klappt das ja bei Telemedicus auch …

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