Britische Musikindustrie fordert Ausweitung der Netzsperren

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katNachdem sich die Musikindustrie im April erfolgreich gegen The Pirate Bay durchgesetzt hatte, fordert sie nun die sechs größten Internet-Provider Großbritanniens (British Telecom, Sky, Virgin Media, O2, EE und TalkTalk) auf, den Zugang zu weiteren Torrent-Seiten zu sperren.

Die BBC berichtet, dass die British Phonographic Industry (BPI) in der letzten Woche in einem informellen Brief weitere Zugangssperren zu den Plattformen Kickass Torrents, H33t und Fenopy verlangte. Diese Seiten stellen wie auch The Pirate Bay kein urheberrechtlich geschütztes Material zur Verfügung, sondern Verzeichnisse und Links.

Die Internet-Provider antworteten, dass sie nicht freiwillig und nur mit neuen Gerichtsbeschlüssen sperren könnten. Die BPI hofft nun darauf, dass sich der High Court in London noch vor Weihnachten hierzu äußern wird. Jim Killock von der britischen Bürgerrechtsorganisation Open Rights Group kritisierte, dass die Rechter der Nutzer in Unterhaltungen zwischen Richtern, Internetprovidern und Rechteinhabern niemals hinreichend berücksichtigt werden könnten.

Auch in Belgien gibt es derzeit eine ähnliche Situation. Dort möchte die belgische Anti-Piracy Federation (BAF) nach den ersten Erfolgen ebenfalls mehr erreichen. Im letzten Jahr entschied das Berufungsgericht in Antwerpen, dass die zwei größten belgischen Internetanbieter 11 Domains des Pirate Bay sperren müssen. Kurze Zeit später schickte die BAF dann Schreiben an die kleineren Provider und stellte sie galant vor die Wahl, entweder direkt zu sperren oder vor Gericht zu verlieren. Jetzt laufen weitere Verhandlungen, denn die BAF möchte mit einer Richterentscheidung systematische Zugangssperren für Filesharing-Seiten «mit allen technischen Mitteln» erreichen.

Bürgerrechtsorganisationen bezweifeln unterdessen, ob Sperren überhaupt wirksam sind – denn sie lassen sich leicht und ohne viel technisches Wissen umgehen. Kurz nach der Sperre der Pirate Bay im April in Großbritannien schossen beispielsweise Proxy-Server wie tpb.pirateparty.org.uk aus dem Boden. In Belgien gab es am ersten Tag nach der Sperre depiraatbaai.be. Im Juli bestätigten dann auch die niederländischen Internet-Provider XS4ALL, KPN und UPC mit Analysen des Torrentverkehrs, dass die Maßnahmen eher überflüssig sind.

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Eine Ergänzung

  1. Erinnert ein bisschen an die Geschichten vom Kriegsende, als die Soldaten der Roten Armee auf dem Heimweg die BBC abgeschraubt haben und mitgenommen haben sollen, um sie dann zuhause in die Wand zu schrauben und einen Musikstrahl zu erwarten :-) (Danke, Punk)

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