BrandEins ‚zum kollektiven Wahnsinn namens Urheberrechtsdebatte‘

Vor kurzem bekannte Markus an dieser Stelle, „BrandEins nicht mehr zu vertrauen“ anlässlich einer eher tendenziösen Einlassung zu ACTA. Die aktuelle Ausgabe von BrandEins widmet sich in einem Schwerpunkt zu „Digitale Wirtschaft“ ganz allgemein dem Thema „Geld verdienen im Netz.“ Das Urheberrecht spielt dabei natürlich auch eine Rolle und so finden sich „Sieben Anmerkungen zum kollektiven Wahnsinn namens Urheberrechtsdebatte“ von Peter Lau im Heft.

Er versucht sich an einer ausgewogenen (Meta-)Betrachtung der Debatte und macht dabei ein paar ziemlich gute Beobachtungen, zum Beispiel diese hier:

Tatsächlich verläuft die Debatte, von den Extremisten mal abgesehen, durchaus sinnvoll. Es wird viel Quatsch geredet, doch das ist völlig okay, denn keiner weiß so recht Bescheid, auch wenn jeder eine Meinung hat, und um diese Meinungen gegeneinander abzuwägen, bis so etwas wie ein realistischer Gedanke entsteht – genau dafür sind Debatten da. Es gibt Stimmen der Vernunft (danke, Frank Schirrmacher), und es gibt Stimmen der Ignoranz, aber selbst aus dem Falschen kann man lernen.

Und neben Anmerkungen wie „Früher war nicht alles besser“ und „Der Einzelhandel ist nicht die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen“ ist vor allem die Feststellung zu unterstreichen, dass die interessantesten Bereiche der Debatte rund um Immaterialgüterrechte viel zu wenig Aufmerksamkeit abbekommen:

Und dort, wo die Idee der Commons interessant ist, wird die Diskussion leider bei Weitem nicht so aufgeregt geführt. Für ein Recht auf Sampling, also die Nutzung von fremden Aufnahmen für eigene Tracks, engagieren sich noch vergleichsweise viele Menschen. Die Diskussion über freie Software wird zumindest in Fachkreisen breit geführt. Wenn es um die Nutzung medizinischen Wissens zur Entwicklung von Medikamenten oder neuer Heilmethoden geht, stehen sich aber meist nur Konzerne und Nichtregierungsorganisationen gegenüber. Ganz zu schweigen etwa von dem weiten Feld der Biopatente.

Lesenswert.

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20 Ergänzungen

  1. Ich störe mich an folgender Aussage:

    „Andererseits haben alle Vorschläge ihre Haken: Die analoge Welt wird kaum beachtet, die Forderung nach einem Grundeinkommen für Künstler etwa, wenn nicht gar für alle Menschen, taucht in der Debatte nur am Rande auf, so wie auch fast nie erwogen wird, was eine Änderung der Gesetze für den analogen Musik- oder Buchhandel bedeuten kann. Ebenso wenig werden die Verwertungsunternehmen bedacht, Verlage, Plattenfirmen und so weiter, die eben nicht, wie manche meinen, grundsätzlich böse Konzerne sind, sondern erst mal für Künstler Sachen erledigen, die diese nicht können – das nennt man Arbeitsteilung, und es ist eine Errungenschaft der Zivilisation. “

    Ich finde die Forderung nach einem Grundeinkommen falsch. Das ist so, wie wenn ich eine Firma ohne Geschäftskonzept gründe und dann sage, wir sind alle Menschen, bezahlt mich aus Solidarität, damit ich davon leben kann.

    Wenn Künstler von ihrer Kunst leben wollen, dann sollten sie ein wirtschaftliches Konzept daraus machen. Ich bekomme auch nichts umsonst.

    1. Wenn Künstler von ihrer Kunst leben wollen, dann sollten sie ein wirtschaftliches Konzept daraus machen. Ich bekomme auch nichts umsonst.

      Es mag dich erstaunenen, aber die überaus meisten Künstler sind sich dessen bewusst und haben ein wirtschaftliches Konzept. Aber wenn von ausserhalb an den Randbedingungen gedreht wird: Lieber Musiker, du solltst für Kopien deines Werks nichts verlangen! fühlen sich manche um den Wert des Werks betrogen.

      1. Es hat niemand verlangt, dass Musiker ihre Waren umsonst anbieten sollen. Sie können jeden Preis verlangen, den sie für angemessen halten. Den Rest regelt der Markt.

    2. Ich glaube, dass ein Grundeinkommen nur für Künstler schlecht umsetzbar ist – aber ansonsten ist das doch keine schlechte Idee! Man könnte sich so dermaßen viel für die Gesellschaft irrelevante Arbeit sparen – z.B. diesen Bürokratieapparat oder die Ausgaben für Militär und Verfolgung von Raubmordkopierern…

      Ob man ohne Grundeinkommen ein Wirtschaftskonzept hat oder nicht ist glaube ich letztlich gar nicht so relevant. Man muss seine Musik halt erstmal bekannt kriegen – das wird durch das Internet einfacher – aber solange die Verwerter ihre Krallen auf dem Marketing haben, kann das der einzelne nur rudimentär beeinflussen…

    3. Ich halte schon diese Idee, dass die „Künstler“ ja etwas „spezielles“ sind die es „unter allen Umständen“ zu schützen gibt an sich für etwas pervers, dazu gab es hier unter anderem einen interessanten Artikel: http://www.techdirt.com/articles/20120410/14194118444/why-do-copyright-industry-profits-get-to-be-yardstick-civil-liberties.shtml

      Da spricht man etwaigen anderen Berufsgruppen die „Kreativität“ ab z.B. beim designen von Software, dem Bau von Möbel oder Erfindungen, dem Wissenschaftlichen Innovationsprozess oder gar bei dem lösen von Mathematischen oder Physikalischen Problemen weil das ja keine „Künstler“ sind, und da stellt man diese Branche der „Kreativwirtschaft“ über viele anderen und lässt diese auch entsprechend an Gesetzesentwürfen usw. mitmachen während die Interessen der User oder der Technologische Fortschritt eher untergehen.

      Wie schon richtig bemerkt wurde steht und sollte es einem Unternehmen oder einer Industrie nicht zustehen ein „Grundrecht“ auf Profite zu haben, wie das die Verwerter anscheinend verlangen und der Rückgang etwaiger Profite dem Weltuntergang nahe gestellt wird und die Schuld von jedem anderen ist außer man selbst.

      – Eislieferanten wurden nicht Entschädigt durch die Erfindung von Kühlschränken
      – Die Zugindustrie wurde nicht Entschädigt für das Aufkommen der Automobilindustrie oder den Flugzeugen
      – Brennholzlieferanten wurden nicht Entschädigt durch die Erfindung von Heizkörpern
      – Die Post hat sich nicht über E-Mails beschwert und versucht sie verbieten zu lassen
      etc.

      Dinge verändern sich und das ist auch gut so, falls Digitale Bücher in 5-10 Jahren Größtenteils Analoge ersetzen dann ist das auch so und zu akzeptieren und nicht von Regierungsseite aus durch die Wehklagen der großen Publisher mit Regulierungen (über die Rechte aller anderen) zu belegen.

      1. bitte verzeihen sie mir den kalauer, aber der eine oder andere pferdehändler mag gar auf autos umgesattelt haben.

        für mich läuft das alles auch auf die frage hinaus, ob wir akzeptieren oder bestreiten wollen, dass sich die rahmenbedingungen grundlegend geändert haben. ganz ohne gesetzgeber und ohne dazutun der analogen marktbeteiligten.

        solange diese frage ungeklärt im raume schwebt, ist es einerlei, wie wir das verhältnis zwischen kunstschaffenden, rezipienten und (kommerziellen) vermittlern beurteilen.

        beeinflusst sie doch selbstverständnis und aufgabe aller beteiligten.

        .~.

  2. Das Problem in der Analogen Welt ist eine „Sache“ ist immer soviel Wert , wie mann für seine seine Herstellung insgesamt benötigt , in der digitalen Welt gilt das nicht mehr Uneingeschränkt.
    Eine digitale Kopie ist für alle selbst und fast kostelos Herstellbar , wir nähern uns dem Zeitalter von „Star Trek“ wo man beliebige Sachen mit einem Replikator reproduzieren kann.
    Dem versucht man dem mittels Urheberrecht durch Überwachung und Verboten zu begegnen , was aber eigentlich Aussichtslos ist.
    Natürlich kann man das Herstellen von Kopien Verbieten , genauso gut könnte man versuchen Vögel dazu zu bringen ihr Getreide selbst Anzubauen statt es den Bauern von Feldern zu stibitzen
    Schon die „Macher“ von Star Trek erkannten , das man im Zeitalter ber beliebigen Reproduzierbarkeit auch eine neue Form der Gesellschaft benötigt , wie sich diese auch zu Zeiten der analogen Industralisierung vor ca. 170 Jahren änderte und wir stehen heute wieder an dieser Schwelle.

    1. Es ist unbestritten, das für viele Dinge die Kosten für die Kopie gegen Null gehen können.

      Es bleibt aber weiterhin, das das Original zu erstellen etwas kostet und bislang diese Kosten auf die Kopien verteilt wurden.

      1. „Es bleibt aber weiterhin, das das Original zu erstellen etwas kostet und bislang diese Kosten auf die Kopien verteilt wurden.“

        Und genau das ist das Problem , dies kann wenn Kosten für die Kopie gegen Null gehen nicht mehr Funktionieren, genauso gut könnte man versuchen „Luft in Tüten“ verkaufen.
        Was zur Zeit gemacht wird ist quasi eine Art „Maschinenstürmerei“ wie im 19.Jh um am althergebrachten mit aller Macht Festzuhalten.
        Nur die Technik geht weiter und wird nicht bei der digitalen Kopiermöglichkeit von Musik, Filmen oder Bücher stehen bleiben , der viel größere Streit könnte die 3D Drucker betreffen und noch weitere „Replikatoren“.
        Selbst staatliche Repressionen oder massive Einschränkungen der Bürgerrechte werden die Technik nicht Aufhalten.
        Ein Patentrezept wird es nicht geben , vermutlich muss sich wieder einmal die Gesellschaft weiterentwickeln, denn die jetzige aus dem vergangenen analogen Zeitalter fliegt uns nicht nur wegen der Urheberrechtsdebatte sondern Allgemein bald um die Ohren …

      2. Moment, wieso soll das nicht funktionieren: Kosten der Kopie = null, Kosten für das Recht auf Kopie = 93cent ?

    1. Mijnheer van der Reep,
      ich sehe kein zurück ins Mittelalter:
      These 2: Die Barden sind ja nicht verschwunden: Hermann van Veen, die Bots, Hans-Dieter Hüsch, Jürgen von der Lippe usw. Aber neben die orale Tradition ist die schriftliche und elektronische getreten. Heute hilft uns parziell die Archäologie, die Mängel der rein oralen Tradition zu beheben, siehe z.B. Homer in Kilikien. Das „Döneken vertellen“ hat nie eine Pause gehabt :-)
      These 4: Da sehe ich keine empirische Relevanz. Im Gegenteil: bis zur Aufklärung war die Hochkultur fast nur durch Esoterik bestimmt. Da war von fliegenden Engeln die Rede, von Königen, die sich von Sternen leiten ließen und vielerlei anderer Esoterik, mit der das Volk ausschließlich beglückt wurde. Bei Umberto Eco in „Der Name der Rose“ wird schön gezeigt, wie sich die Säulen der Gesellschaft gegen eine Rationalisierung gewehrt haben.
      Mit der Renaissance durften dann auch schlagartig weltliche Themen neben der Esoterik durch Künstler verarbeitet werden.
      Die Esoterik ist nicht ausgestorben wie Umberto Eco ja auch im „Friedhof von Prag zeigt“ wo böse Verschwörungstheorien durch Staatsbedienstete im Umlauf gebracht werden, um Rationalität zu verhindern. Aber relativ ist die Esoterik weniger geworden.

      These 7: Ja, das demokratische Modell verändert sich. Aber nicht zum Mittelalter. Da gab es keine Demokratie. Wir brauchen heute nicht mehr den physischen Versammlungsort wie in den antiken Demokratiemodellen. Wesentlich mehr Menschen können als Souverän sich ihre Meinung besser informiert bilden. Es ist aber nicht erkennbar, dass der Staat überflüssig würde. Wie man gerade auch bei den Banken sieht, wo sich der Staat eine zeitlang zu sehr zurückgezogen hat und die Banken völlig hilflos aus dem Ruder liefen wie unreife pubertierende Kinder.

      Bei ACTA, Zugangserschwerungsgesetz und Leistungsschutzrecht sehen wir, dass die Bürger erheblich mehr an der Gesetzgebung beteiligt sind, aber wird dennoch einen Staat brauchen, der Gesetze macht und sie dann durchsetzt. Wir werden demokratischer in einer Form, die im Mittelalter nie möglich war.

      Mir ist da eher die Systemtheorie von Niklas Luhmann im Kopf, der Gesellschaft auf Kommunikationen basiert sieht. Durch Veränderung der Kommunikationsformen (nach dem Mittelalter der Buchdruck, heute das Internet) ändert sich auch Gesellschaft.

      Nur zu sagen panta rhei – wie im Mittelalter – ist dabei unterkomplex. Um es höflich zu sagen :-)

      1. Sehr geehrter Herr Ksoll,

        vielen Dank fuer Ihren Kommentar. Ich sehe, dass meine Einsichten Sie auf jeden Fall nicht kalt lassen. Ich moechte hier jedoch betonen, das Mittelalter als Metapher gebraucht zu haben. Auf http://www.fransvanderreep.com finden Sie mehr Informationen zum Thema sowie andere Sachen, die Sie -wie ich nach dem Lesen Ihres Blogs (das ich interessant finde) begriffen habe- Sie auch interessieren wuerden.
        Gruss
        Prof .Frans van der Reep

  3. Die Eingangsgprämisse von Peter Lau ist falsch.
    „Die anderen halten Kultur für ein Grundrecht, das gratis sein muss, und meinen, Künstler sollten allein zum Spaß arbeiten. “
    Wenn das Verteilen von Privatkopien über Filesharing kostenlos sein soll, dann hat das nichts mit einer Forderung zu tun, dass Kultur kostenlos sein müsse. Der Stress der um das Urheberrecht im Internet gemacht wird, ist lediglich dadurch bedingt, dass es Extremisten gibt, die den Konsum einzelner Werk in einer Direktbeziehung vergütet sehen wollen. Auf dem extremistischen Dogma basiert die ganze Abmahnindustrie mit ihren 600.000 Abmahnungen. Ich habe schon mal dargetan, dass wir seit 2000 Jahren in Europa eine Kulttur haben in der Kunsgenuss sowohl kostenlos als auch kostenbehaftet sein kann. Er Dogmatismus, dass wir die sogenannte Kostenloskultur nach 2000 Jahren jetzt aufgeben sollen, ist kulturschädlich und entartet;
    http://wk-blog.wolfgang-ksoll.de/2012/05/04/wo-kommt-die-kostenlos-kultur-her/

    Die Frage des Einkommens hat mit dem Urheberrecht nichts zu tun. Das Urheberrecht hat in Deutschland seit 200 Jahren als Ergebnis: dass ca. 100.000 Künstler bei der Künstlersozailkasse als Musiker 12.000 €/Jahr versichern, sonstige Künstler 15.000 €/Jahr. Die GEMA sagt, dass im Durchschnitt (!) bei denen Musiker 11.000 € überweisen bekommen. (Leonhard, das hattest Du mit Deinen 11.000 € von der GEMA bei dem Happening mit Joost recht). Aber diese prekäre Einkommenssituation haben wir nach 200 Jahren Urheberrecht. Internet aber erst seit 25 Jahren. In diesen miserablen Zahlen stecken auch die Vergütungen durch miserable Verleger, die für sich den Kuchen durch LSR noch vergrößern wollen, die VGWort Ausschüttungen für die Urheber 2012 vollständig behindern und sich weigern, selbst im Internet nach tragfähigen Geschäftsmodellen zu suchen, die Leistungen von an sich und ihren Urhebern aber im Internet kostenlos für jedermann anbieten (wie brandeins, BILD, ZEIT, FAZ, you name it).

    Ein bedingungsloses Grundeinkommen nur für Künstler ist absurd. Man nennt sich Künstler (ohne Prüfung) und findet keinen Kunden und bekommt dann wegen dem Label Künstler Grundeinkommen, ein selbständiger Rechtsanwalt nach zwei Prüfungen, dass er seinen Beruf beherrscht, gönnen wir das nicht, wenn der keine Kunden findet? Absurd. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wie es die Piratenpartei und die anderen Konservativen um Kurt Biedenkopf und Reinhard Miegel aus der CDU seit langem fordern, ist dagegen vernünftig. Nach meiner Schätzung könnten wir mit einem solchen Bürgergeld 10 % der Transferleistungen sparen wegen wegfallendem Verwaltungsaufwand bei BAFöG, Sozialhilfe, Hartz4 und den anderen tausenden Einzelgesetzen, die im Ergebnis immer auf die gleiche Höhe der Leistung kommen.

    Das bringt mich zu erfolgreicher Flatrate die in Deutschland (18 €/m ) und England (17 Pfund/m) seit Jahrzehnten erfolgreich funktionieren: bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten werden bei allen künstlerischen Produktionen (z.T. als Angestellte also nicht bei der KSK) die Mitarbeiter ordentlich bezahlt. Ich habe jeden falls von den Tatortdrehbuchschreibern vor dem Internet nichts Gegenteiliges gehört, obwohl ich noch nie gehört habe, dass ein Tatortdrehbuch als Raubkopie durch einen Torrent jagte).

    Wir sollten uns für eine Flatratediskussion, bei der auch Künstler ordentlich bezahlt werden, diese Mechanismen näher ansehen. Aber auch da ist das Urheberrecht kulturschädlich und kulturbehindernd, wie ich hier gezeigt habe:
    http://wk-blog.wolfgang-ksoll.de/2012/05/13/sherlock-holmes-das-dartmoor-und-das-urheberrecht/

    Ich finde im Gegensatz zu Joost auch Geschäftsmodelle von Google/YouTube hilfreich. Der Konsument zahlt nichts (klassische Kostenloskultur wie seit 200 Jahren) der Produzent bekommt anteilig Zuwendungen aus den Erlösen von Werbung. Aber dann für alle nach gleichem Muster: private, Videoblogger, Medienkonzerne wie die Axel Springer AG, ARD+ZDF, BBC, you name it. Und nicht Sonderprivilegien für solche die früher die Umwelt durch Papierdruck verschmutzt haben, wies es das LexKeese der Axel Springer AG fordert (Deckname Leistungsschutzrecht – das Leistungsschutzrecht des Bloggers im Selbstverlag soll es nach dem Axel Springer AG Entwurf nicht gegen. Gaga)

    Aber die Rundfunktflatrate ist ein weiterer erprobter Mechanismus, wo Konsumenten nicht per per View machen müssen, wie es erratisch manche Künstler oder deren Hintermänner aus den Verlagen heute fordern.

    Das Urheberrecht steht jedenfalls der Kunst erheblich im Wege, führt nach 200 Jahren nicht zu auskömmmlichen Erlösen für Künstler. Deswegen neige ich immer mehr dazu den Thesen von Joost Smiers zu folgen:
    http://netzpolitik.org/2012/buch-%E2%80%9Ekein-copyright-von-jost-smiers-und-marieke-van-schijndel/

    1. bei den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten werden bei allen künstlerischen Produktionen (z.T. als Angestellte also nicht bei der KSK) die Mitarbeiter ordentlich bezahlt. Ich habe jeden falls von den Tatortdrehbuchschreibern vor dem Internet nichts Gegenteiliges gehört

      Die haben vielleicht nichts zu jammern – aber schau dich mal bei der AGDOK um, was die zur Bezahlung durch die Öffentlich-Rechtlichen sagen. Oder sind das in deinen Augen keine künstlerischen Produktionen?

    2. @9/13
      Danke für den Hinweis. Zur Frage, ob Dokus zu den künstlerischen Produktionen gehören, kann ich nichts sagen. Ich weiss nicht, wie ich das abgrenzen soll. Aber einem anderen Blogartikel habe ich die ARD-Doku „Giganten der Gotik“ und die SAT1-Ken-Follet-Roman-Verfilmung von „Die Säulen der Erde“ in einen Topf geworfen.
      http://wk-blog.wolfgang-ksoll.de/2011/10/16/gotische-kathedralen-ein-open-data-projekt/
      Für Produzenten, Akteure, Filmpersonal usw. dürfte es nicht viel Unterschied machen, ob man eine Doku oder einen Fiktionsfilm dreht.

      Das Beispiel AGDOK zeigt aber auch, dass wir etablierte Mechanismen bei den ÖR-Rundfunkanstalten haben, um -auch öffentlich- über Vergütung zu sprechen und zu verhandeln. Einerseits haben ARD+ZDF eine erhebliche Größe (mit insgesamt 7,5 Mrd € einer der größeren Player) wo Vereinbarungen viele treffen und man etablierte Tarifverhandlungsmechanismen statt Einzelkämpfertum nutzen kann, andererseits haben die durch die Privaten wie ProSiebenSat1 (werbefinanziert) oder Sky (Flatratefinanziert) auch Wettbewerb.

      Da muss man dann aufpassen, dass die ihre Marktmacht nicht missbrauchen. Sonst muss man sie zerschlagen, wie das im Kapitalismus üblich ist, um Märkte funktionsfähig zu halten und wir es bei AT&T musterhaft gesehen haben.

      Aber für alles das brauchen wir eigentlich kein Urheberrecht, das kann man alles auch einzelvertraglich regeln.

      Die Bezahlung der Produzenten habe ich nicht verstanden. Bisher war ich davon ausgegangen, dass ARD +ZDF beim Outsourcing Verträge abschließen, die alle Kosten inkl. die Kosten des Produzenten, alle Steuern und einen angemessenen Gewinn nach Aufwand oder Festpreis umfasst. Oder wollen die Produzenten nun auch ein Leistungsschutzrecht mit extra Vergütung?

      Ich fände eine ganz andere Vergütungsdiskussion interessant: wir wissen aus den Erfahrungen von ARD+ZDF aber auch Sky, welche Marktelastizität bei den Kunden für Flatrateangebote vorliegt. Ich nehme mal an, dass die bei großen Abonnetenkreisen (inkl. Komakonsum) bei vielleicht 50 €/Monat liegen. Vielleicht ließe sich noch ermitteln, wie hoch Werbebudgets (gesamtwirtschaftlich) in einzelnen Gebieten verballert werden. Dazu kämen noch Pay-per-View-Umsätze wie bei iTunes. Dann hat man den Gesamtumsatz und weiss, wie groß der Kuchen ungefähr ist.

      Bei den Telekomprovidern haben wir noch in den 1990n gesehen, dass die mit der Abschaffung der Ortsflatrate uns abzocken udn das Internet faktisch verhindern wollten. Das hat nicht geklappt. Heute dominieren dort auch Flatratetarife mit Tendenz eher nach unten.

      Wir sollten einfach beim Urheberrecht die rechtlichen und ökonomischen Fragen strikt trennen.

  4. Sicherlich lesenswert; zugegeben.

    Aber diese beiden Zitate (aus dem Posting hier und aus dem dort angesprochenen brand eins-Artikel) sind mir ins Auge gestochen. Besonders das zweite ist starker Tobak.

    1) Zitat Leonhard Dobusch:
    „Er versucht sich an einer ausgewogenen (Meta-)Betrachtung der Debatte und macht dabei ein paar ziemlich gute Beobachtungen…“

    2) Zitat Peter Lau:
    „Tatsächlich verläuft die Debatte, von den Extremisten mal abgesehen, durchaus sinnvoll.“

    Was genau bedeutet „extremistisch“ in der Debatte?

    Was genau bedeutet „sinnvoll“ in der Debatte?

    Sind Beiträge, die Positionen einer Debatte in „extremistisch“ und „sinnvoll“ einteilen, „ausgewogen“?

    Welche Kriterien werden herangezogen, um eine bestimmte Position in der Urheberrechtsdebatte als „extremistisch“ zu diffamieren? Welche Positionen sind dann die von „Extremisten“?

    Ironisch, dass Peter Lau nach diesem zitierten Satz von Vernunft spricht.
    Insgesamt dennoch ein lesenswerter Artikel, aber über „Extremismus“ in Debatten sollte er vielleicht nochmal grübeln.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.