Apple zensiert App über tödliche Drohnen-Angriffe, diese sei „verwerflich und primitiv“

Apple verweigert einer App den Zugang zum App-Store, die über tödliche Drohnen-Angriffe berichtet. „Drones+“ bereitet Informationen des Londoner Büros für investigativen Journalismus über die tödlichen Einsätze unbemannter Luftfahrzeuge auf. Drei mal wies der Konzern aus Cupertino die App ab, sie sei „verwerflich und primitiv“.

Christina Bonnington und Spencer Ackerman berichten auf Wired Danger Room:

Wenn ein Drohne zuschlägt, sammelt Drones+ diese Information und präsentiert eine Karte der Gegend, wo der Einsatz statt fand, markiert mit einem Pin. Man kann sich durch Medien-Berichte zu einem bestimmten Angriff klicken, die das Büro für investigativen Journalismus sammelt, und einige grundlegende Fakten über das berichtete Ziel des Einsatzes erfahren.


Auf Vimeo gibt’s ein Video der App in Aktion. Diese Aufbereitung journalistischer Informationen ist anscheinend zu böse für Apple:

Doch Apple blockiert den Zugang der Drones+ App zum Ap-Store – und damit von allen iPhones. Der Konzern aus Cupertino sagt, der Inhalt sei „verwerflich und primitiv“, so Apples neuestes Ablehnungsschreiben.

Es ist bereits das dritte Mal in einem Monat, dass Apple Drones+ abgewiesen hat, sagt Josh Begley, der in New York ansässige Entwickler der App. Die Begründungen des Unternehmens für die Ablehnung des Programms ändern sich immer. Zunächst bezeichnete Apple die App, die Nachrichten von Drohnen-Angriffen in Pakistan, Jemen und Somalia sammelt, als „nicht nützlich“. Dann gab es ein Problem mit dem Verstecken eines Firmenlogos. Und jetzt ist es das Problem mit den primitiven Inhalten.

Dabei sind ja wohl eher gezielte Tötungen ohne Gerichtsbeschluss „verwerflich und primitiv“ als die Berichterstattung darüber.

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29 Ergänzungen

  1. Wundert doch gar nicht.
    Und bevor ihr sagt „Typisch Apple“, das ist normales Verhalten. Versucht man bei einem Unternehmen (Verlag, Technologischer Anbieter, etc.) etwas zu veröffentlichen was gewisse Vereinbarungen überschreitet.
    Sei es jetzt in Form eines Buches, eines Beitrags in einem angeblich unabhängigen wissenschaftlichen Magazin oder einer Zeitung.

    Was nicht ins Weltbild passt bleibt aussen vor. Da muss man schon zu einem Aternativen-Anbieter. (In diesem Fall wohl Bada).
    Es ist schade aber so war es schon immer.

  2. im alten rom wurde auch immer der bote umgebracht, wenn er schlechte nachrichten hatte. heute immer noch so. nicht der, der die schlechten nachrichten verursacht ist der böse, sondern der, der sie überbringt.

    1. Kann ich nur zustimmen.
      Wer Kritik äußert wird erschossen, wahlweise eingesperrt oder wenn man Glück hat nur entlassen.

  3. Ein Grund mehr sich nicht auf geschlossene Plattformen und Genehmigungspflichten für Software einzulassen. Den Aufwand für die App hätte man auch in ordentliche Webentwicklung stecken können, dann sieht das für den Nutzer gleich aus. Nur ohne dass Apple dazwischen noch die Hand aufhält oder vorschreiben kann was erlaubt ist.

  4. Werte Firma Apple
    Nicht die zensiert App über tödliche Drohnen-Angriffe, ist “verwerflich und primitiv” sondern diese Drohnen-Angriffe selbst.

  5. Wenn man in dem App Store schaut, fallen sofort 75% der dortigen Apps als “nicht nützlich” auf! Wahrscheinlich hat da jemand Angst, einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zu verlieren oder am neuen Programm gegen Cyberkriminalitäts für die Privatwirtschaft nicht teilnehmen zu dürfen. Verwerflich und primitiv.

  6. Immer wieder interessant wie Dinge als verwerflich gelten die sich mit dem verwerflichen Thema beschäftigen. „Man spielt nicht mit Schmuddelkindern“.

    Aber daß Apple diese App nicht im Store haben will ist verständlich: Wenn Apple diese App in ihren Store lässt dürfte das für Verstimmung mit der US Regierung sorgen. Und welche Firma kann und will sich das leisten?

    Gut finde ich es nicht, verstehen kann ich es. Gerade WEIL es ein „walled garden“ ist, und klar ist daß Apple es geprüft und akzeptiert hat. Beim „Google Play Store“ wäre es halb so schlimm (für Google), weil die eh kein Opt-In machen. „davon haben wir nichts gewusst2 ist bei denen eine glaubwürdige ausrede.

  7. Ich finde es schon bedenklich, wie Apple völlig offen und ohne irgendwelche Verschleierungsmaßnahmen darüber bestimmt, welche Software (Apps) ein Nutzer auf seinem Gerät installieren kann.

    Aber gibt es denn Alternativen? Wie sieht es denn bei Android aus? Kann ich da denn hingehen und einfach Software installieren oder bin ich auch hier darauf angewiesen, daß der Hersteller die App in seinen Store aufnimmt?

    1. Ich denke das nennt sich Hausrecht.
      Hier in dem Forum wird auch diskutiert unliebsame Personen (Trolle) auszuschließen.

      1. Mag sein, daß sowas unter Hausrecht fällt, in Ordnung ist es trotzdem nicht.

        Und wenn hier plötzlich Leute gebannt würden, nur weil sie eine „unbequeme“ Meinung vertreten (und beispielsweise PRO Leistungsschutzrecht argumentieren), wäre das doch ebenfalls nicht in Ordnung.

    2. Android ist als Betriebssystem so offen gestaltet, dass es dir sogar erlaubt ist, Apps zu installieren, die du nicht über den Google Play Store geladen hast. Dafür muss man nur in die Einstellungen gehen und ein Häkchen bei der Option setzen, dass auch Apps erlaubt werden sollen, die nicht aus dem Play Store stammen. Nun muss man sich nur noch die Installationsdatei auf das System kopieren und diese öffnen.

      Kurz gesagt: Google hat keine Kontrolle darüber, was du auf deinem Android Gerät installierst.

  8. Ich finde man kann diese Entfernung aus dem Appstore nicht so s/w kommentieren wie mancher Kommentator es sieht – und es ist längst nicht so eindeutig, ob diese App wirklich in dieser Form benötigt wird.

    Die App zielt auf ein sogenanntes anger-trolling ab. Im Ernst, wer ist die Zielgruppe dieser App? Menschen, die die USA ohnehin für das Grundübel halten, werden in ihrer Meinung bestärkt, bis einer wegen des schreienden Unrechts etwas dagegen unternimmt. Damit motiviert man nur die Labilen etwas zu tun.

    Diese Art der Taktik kann man im „The Gentleperson’s Guide To Forum Spies“ nachlesen.

    1. Ja, genau wer benötigt schon eine solche App um zu wissen wo Leute getötet werden. Ich würde auch gern Nachrichten verbieten die zum Beispiel mitteilen wieviel Zivilisten in Aleppo gestorben sind, oder dass die „Pussy Riots“ ins Straflager geschickt werden. Das ist doch nur für die ewig Unzufriedenen die auch noch wissen wollen was wo in der Welt schief geht. Damit schürt man doch nur Unruhe!!! Genauso ists wenn ein Amerikanischer Zerstörer einen 300.000t Tanker übersieht, ist doch nur Ami-Bashing wenn man darauf rumhackt. Die ganzen News haben doch keinen Nutzen, man kann ja sowieso nichts tun.

      1. Auch im Syrien-Konfklikt maße ich mir nicht an, zu sagen, was gerade dort wo und warum passiert. Wenn Du Nachrichten gern zensieren möchtest, mach’s – wenn du es schaffst. Das Pussy-Riot Urteil wird in Russland wesentlich ruhiger aufgenommen, als hier im zivilisierten Westen – Warum? Vielleicht weil es dort nur wenige Menschen juckt. Alles in allem bist du aktuell sehr off-topic. Du hast mir auf deine 1. rhetorische Frage, warum überhaupt – keine Antwort gegeben. Ich versuche es mal präziser: 1. Präsentiere das Problem, 2. Präsentiere die Lösung, 3. Präsentiere das Tool. Welches Problem will diese App lösen? Wie löst die App das Problem? Und nun erkläre mir, was Drones+ damit zu tun hat. Ich bin wirklich gespannt darauf zu erfahren was es mit dieser App auf sich hat.

      2. 1. Präsentiere das Problem,

        Mangelnde Information über wichtige Themen.

        2. Präsentiere die Lösung

        Mehr Informationen über wichtige Themen.

        Welches Problem will diese App lösen?

        Siehe 1.

        Wie löst die App das Problem?

        Siehe 2.

        Und nun erkläre mir, was Drones+ damit zu tun hat.

        Drohnenangriffe sind ein wichtiges Thema, insbesondere für eine Demokratie, die auf Misstrauen basiert. Drones+ liefert Informationen über dieses Thema.

        Menschen, die die USA ohnehin für das Grundübel halten, werden in ihrer Meinung bestärkt, bis einer wegen des schreienden Unrechts etwas dagegen unternimmt.

        Also, du findest es schlecht, wenn jemand etwas gegen Unrecht unternimmt? Ich hoffe ja, du bist ein Troll und nicht wirklich so drauf.

      3. @Kinch:

        Mal zur Intention meines Posts: Ich finde es ja wunderbar, dass hier alle ins gleiche Horn stoßen und die gleiche Meinung haben. Aber wenn hier irgendjemand seine Meinung mal argumentativ untermauern soll, fehlt es den meisten an der nötigen Eloquenz. Das ist der Grund, warum es nicht ausreicht nur eine Meinung zu haben. Ich hätte hier in einem politischen Forum erwartet, dass mal jemand klar darlegen könnte, warum es Falsch ist von Apple eine App zu bannen. Apple sperrt täglich hunderte Apps, wieso ist also gerade Drones+ ein so großer Verlust. Warum muss es eine App sein, hätte es nicht genauso eine informative Web-Seite sein können, mit der man das gleiche Ziel verfolgen kann? Alles in Allem, sind die Drohnenschläge auch in den USA ein hochpolitisches Thema auch unter den Soldaten – Denn auch die Soldaten, die im Drohnenkrieg eingesetzt werden, stumpfen ab – weil 9 von 10 Opfern unbeteilige Zivilisten sind. Die Soldaten müssen sich das bis zum bitteren Ende ansehen, weil sie den Laser auf das Target richten müssen und anschließend die Leichen durch die Luft fliegen sehen.

        Die bloße Existenz dieser App verhindert keinen einzigen Drohneneinsatz – und ich möchte daran erinnern, dass ein Drohneneinsatz immer noch nicht gleich unschuldige Opfer nach sich zieht. Erst das Abfeuern der ferngelenkten Raketen führt zu Opfern. Die App ist also völlig ungeeignet, dieses direkte Ziel zu erreichen. Und zielt wie ich eingangs geschrieben habe auf anger-trolling ab – also auf die Politisierung der Nutzer der App, weil eben viele Unschuldige sterben.

        Die Macher der App nutzen die Gunst der „Zensur“ der App im Appstore. Ich bezweifle, dass die wenigsten hier im Forum auf diese App zugreifen würden, würde man sie im Appstore auswählen können.

        Kein Krieg in der Vergangenheit oder Gegenwart wurde jemals ohne zivile Opfer gekämpft. Das Ziel sollte sein den Krieg zu beenden und nicht die unbeteiligten Opfer zu politischen Zwecken zu missbrauchen. Es ist schlimm genug, dass diese Menschen gestorben sind – aber als Body-Count-App taugen sie noch viel weniger.

        meine 2 cents dazu

        PS: Ich mag Beckedahls Seite, und gehe oft auch konform, aber ich mache mir auch mal persönlich Gedanken und komme manchmal zu anderen Ansichten – Ohne gleich ein Troll zu sein.

  9. s/Ich bezweifle, dass die wenigsten/Ich bezweifle, dass die meisten/
    s/aber als Body-Count-App/aber für eine Body-Count-App/

  10. @Trulla

    „Ich hätte hier in einem politischen Forum erwartet, dass mal jemand klar darlegen könnte, warum es Falsch ist von Apple eine App zu bannen.“

    1.) Apple maßt sich an, die Wichtigkeit von Informationen zu bewerten. Das ist nicht deren Aufgabe und wenn Apple deis unter dem Feigenblättchen des HAusrechts dennocht tut, ist das abzulehnen, da Zensur. (Und nun bitte nicht mit bereits per Gesetz verbotenen Inhalten kommen ;-)

    2.) Wie diese Informationen verwertet werden, ist nicht Apples Sache. Ich hätte dies ggfs gerne, um eine sichere Reiseroute zu „planen“ ;-)

    „Apple sperrt täglich hunderte Apps, wieso ist also gerade Drones+ ein so großer Verlust.“

    1.) Weil Apple sich somit politisiert. Die Drohenangriffe sind unrechtmäißg und moralisch verwerflich (nur für Anhänger Ayn Rands vielleicht nicht ) und ein gesellschaftlicher Diskur darüber ist seitens der US-Regeirung unerwünscht. Diesem Wunsch entspricht Apple im vorauseigelnden Gehorsam mit vorgeschoben Begründungen.

    „Warum muss es eine App sein, hätte es nicht genauso eine informative Web-Seite sein können, mit der man das gleiche Ziel verfolgen kann?“

    Gehopst wie gesprungen … warum _keine_ App?

    „Die Soldaten müssen sich das bis zum bitteren Ende ansehen, weil sie den Laser auf das Target richten müssen und anschließend die Leichen durch die Luft fliegen sehen.“

    Frei nach Hagen Rether: Immerhin können die von zuhause aus arbeiten … ;-)

    Und niemand _muss_ zum Militär gehen.

    „Die bloße Existenz dieser App verhindert keinen einzigen Drohneneinsatz …“

    Das wird die Zeit zeigen – „anger-trolling“ kann man auch als Information zur Meinungsbildung sehen.

    „… und ich möchte daran erinnern, dass ein Drohneneinsatz immer noch nicht gleich unschuldige Opfer nach sich zieht. Erst das Abfeuern der ferngelenkten Raketen führt zu Opfern.“

    Guns dont’t kill people, bullets kill people – ist genauso zynisch. Auch ohne konkrete zahlen erscheint es logisch, das nach einer Drohen etwas Explosives folgt – schließlich geht es dem Militär nicht um Bilder, sondern um Taten/Ergebnisse.

    „Und zielt wie ich eingangs geschrieben habe auf anger-trolling ab – also auf die Politisierung der Nutzer der App, weil eben viele Unschuldige sterben.“

    Und genau das soll erreicht werd: das man darüber spricht. Das verhindert Apple in seinem „Herrschaftsraum“.

    „Kein Krieg in der Vergangenheit oder Gegenwart wurde jemals ohne zivile Opfer gekämpft. Das Ziel sollte sein den Krieg zu beenden und nicht die unbeteiligten Opfer zu politischen Zwecken zu missbrauchen. Es ist schlimm genug, dass diese Menschen gestorben sind – aber als Body-Count-App taugen sie noch viel weniger.“

    Da der Krieg ein politischer – also ökonomischer – ist, sind die Opfer bereits vor ihrem Ableben politisiert. Und da im Krieg bekanntlich zuerst die Wahrheit stirbt ist es im Interesse einer Beednigung des Kiregs vonnöten, auch mittels unbequemer Informationen den Diskurs zu führen.

    Gruesse

    kleitos

  11. Es gibt kein „richtig“ im falschen System.

    Greift doch bitte wenn dann schon den Kapitalismus an und nicht ein Unternehmen das in diesem unseren kapitalistisch organisierten System selber festlegen darf was ins virtuelle Ladenregal kommt und was nicht. Dann macht doch einfach euren eigene Laden für Drohnen-Apps auf.

    Es schreit ja auch niemand auf, dass ALDI Champagner aus seinen Regalen wegzensiert. Und wenn REWE keine Club Mate führt gibt’s auch kein riesiges Zensurgeschrei.

    Wie oft soll dieser Wurm denn noch gewürgt werden??

    1. Bei deinem Vergleich gibt es kleine aber feine Unterschiede.

      1. Mein Kühlschrank ist zu jedem Händler von Lebensmitteln kompatibel. Er wird mir nicht vorschreiben, daß ich meine Lebensmittel nur noch bei ALDI oder REWE kaufen darf, bzw. es ablehnen Lebensmittel aus anderen Läden zu kühlen.

      Wer Apple-Produkte kauft, ist dieser Firma aber nun mal auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Wenn Apple beschließt, daß eine bestimmte App nicht notwendig ist, ich diese aber trotzdem gerne haben möchte, so habe ich eben Pech. Isso. Punkt!

      2. Lebensmittel sind etwas anderes als Informationen. Es ist mir tatsächlich egal, wenn bei ALDI Produkt X ersatzlos aus dem Sortiment genommen wird. Wenn mir das nicht paßt, kann ich mich ja bei anderen Anbietern umsehen.
      Wenn ALDI allerdings der einzige Einzelhändler wäre, dann wäre mir diese Entscheidung ganz sicher nicht so egal. Denn in diesem Moment würde die Firma für mich entscheiden, welche Lebensmittel ich denn zu mir zu nehmen habe. Und das möchte ich dann ja doch gerne noch selber machen. Ich bin ja schon ein großer Junge.

  12. Wisst ihr, was mich wundert? Die „stolzen“ Amerikaner, die sonst auf jeden und alles setzen, der ihnen helfen kann, um Terroranschläge zu verhindern. „Primitiv“ ist hier wohl das falsche Wort, meiner Meinung nach. Evtl. wäre ein plausibler Grund, dass so eine App Streitigkeiten auslösen KÖNNTE. Sicherheit wird immer nur den allgemeinen Staatssicherheitsdiensten anvertraut. Warum sollen denn nicht auch die Bürger dazu beitragen?

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