API.Leipzig kooperiert mit Ipoque

Beim Thema Open Data denkt man zuerst einmal an Offenheit, Transparenz, Beteiligung usw. In dem Kontext gibt es eine Reihe von Projekten, die sehr interessant und unterstützenswert sind. Eines dieser Projekte ist eigentlich API.Leipzig, das eine standardisierte Schnittstelle für den Zugriff auf öffentliche Daten der Stadt Leipzig bietet. Deshalb ist die Information sehr irritierend, dass ausgerechnet ein auf Offenheit ausgerichtetes Projekt wie API.Leipzig im Rahmen eines Wettbewerbs mit Ipoque kooperiert.

Die Firma Ipoque, hier in einer merkwürdigen Selbstdarstellung auf Youtube, taucht sowohl in den Wikileaks-Spyfiles als auch bei BuggedPlanet auf, bei dem offenbar wird, dass es sich dabei um eine Tochterfirma von Rohde & Schwarz (Kurzinfos bei BuggedPlanet) zu handeln scheint. Im Zentrum des Ipoque-Geschäfts sind, wie Erich Möchel schon vor einiger Zeit bereits dokumentiert hat, einerseits sogenannte „Lawful Interception“-Anwendungen, womit die Firma u.a. auf der ISS in Dubai durch Vorträge und Workshops zum Thema auftrat. Aber auch andere fragwürdige Geschäftszweige sorgen offensichtlich für Umsätze, wie beispielsweise das Geschäft mit Abmahnungen von Filesharern, bei dem Ipoque Daten zu liefern scheint, oder auch die Arbeit an Exploitation von Filesharing-Protokollen und Angriffen auf Nutzer (siehe ein Whitepaper der Firma).

So ist es eben sehr verwunderlich, dass ein im Kern gutes Open Data-Projekt einen Kooperationspartner wählt, der in einem derart fragwürdigen Umfeld agiert und so nachhaltig Vertrauen verspielt.

Update: API.Leipzig hat sich in einer sehr deutlichen Stellungnahme zum Veranstaltungsort geäussert:

Im Ergebnis der Diskussion und Recherche steht für uns fest, dass wir uns mit dem API Leipzig klar für den freien Austausch von Informationen und Wissen positionieren möchten und deshalb einen anderen Ort für die Preisverleihung finden müssen.

Damit besteht aber nun das Problem, dass dringend ein neuer Veranstaltungsort für die Preisverleihung am 6. Februar für etwa 60 bis 80 Personen gefunden werden muss. Wer Vorschläge hat, möge sich bitte über wettbewerb@apileipzig.de bei dem Projekt melden.

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8 Ergänzungen

  1. Mir kommt es vor das in Leibzig unglaublich viel Geld verbrannt wird, auch diese ganzen Crowdfunding Clones , die Mitbürger scheinen dort besonders gutgläubig und empfänglich zu sein…….

    1. a) LeiPzig
      b) Crowdfunding ist ein Prinzip und u.U. auch ein Geschäftsmodell, aber kein Produkt oder technisches Prinzip, deswegen gibt es keine „Clones“ sondern höchstens konkurrierende Plattformen [Wenn man das gemeinsame Arbeiten an der Etablierung einer neuen Finanzierungsform als KOnkurrenz bezeichnen möchte.].
      c) in Lepzig wird genau eine Crowdfundig-Plattform betrieben
      d) Why the hell soll freiwillige Finanzierung auf privatwirtschaftlicher Ebene im Sinne von Crowdfunding „Geld verbrennen“ sein?
      e) Why the hell soll eine Kooperation aus selbstständigen Entwicklern und der Kommune zur Bereitstellung einer _open data_ (!) Schnittstelle „Geld verbrennen“ sein?

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