Was tun gegen die Volkszählung? Aufruf zum Aktionstag am 8. Mai

Der AK Zensus, in dem sich ein Großteil des Protestes gegen die Volkszählung 2011 organisiert, ruft für den 8. Mai zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Am Tag vor dem Stichtag des Zensus11, an dem auch die Haushaltebefragung startet, soll im ganzen Land mit einer Postwurf-Aktion Aufklärungsarbeit über die Gefahren der Volkszählung geleistet werden.

Die Idee ist es, sich zum sonntäglichen Informationsspaziergang („Walk-of-information“) zu verabreden und die 60.000 Flyer, die extra für diesen Tag gespendet wurden, zu verteilen. Wer Interesse hat mitzumachen, kann sich einfach per Mail direkt beim AK Zensus melden und die Flyer von dort kostenlos beziehen (kontakt (at) zensus11 (punkt) de). Die Motive der Flyer-Vorderseite sind das Ergebnis eines Fake-Wettbewerbs, zu dem vor Ostern aufgerufen worden war.

Der Aktionstag ist als offenes Mitmachevent angedacht, d.h. auch zu eigenen Ideen für weitere Aufklärungsarbeit wird aufgerufen. Infostände, Demos oder kreative, dezentrale Informationspunkte werden vorgeschlagen. Bereits im Vorfeld am 30. April findet in Koblenz eine Demonstration gegen die Volkszählung statt.

Foto: CC-BY, Michael Ebeling (AK Zensus)

 

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42 Ergänzungen

  1. Ich verstehe nicht, was an einer Volkszählung so schlimm sein soll.
    Manchmal erscheint mir die ganze Datenschutzdebatte doch ziemlich paradox.
    Einerseits soll alles offen und transparent sein, andererseits soll der Staat noch nicht einmal erfahren dürfen, wie viele Bürger er eigentlich hat.
    Letztendlich ist es doch immer dasselbe mit der deutschen Geiz-ist-Geil-Mentalität: Man möchte alles wissen aber selber nichts preisgeben.

    Ich möchte hier nur noch mal kurz StreetView anbringen. Deutschland ist das einzige Land in dem Häuser verpixelt wurden aber gleichzeitig das Land mit den meisten Aufrufen von Street View.

    1. Ich hab grundsätzlich nix dagegen, daß der Staat mich ein paar Sachen fragt. Was mich allerdings sehr stört ist der gedankenlose Umgang des Staates mit den Daten. Ich sag z.B. nur Übermittlung von Übermittlungssperren.
      Der deutsche Staat hat damit einige Bürger in Situationen gebracht, in denen sie konkreten Gefahren für Leben und Gesundheit ausgesetzt sind. Dabei sollte der Staat seine Bürger eigentlich schützen.

      Bei StreetView bin ich bei Dir. Die Häuser verpixeln zu lassen ist wirklich kindisch.

      1. häuser verpixeln lassen: find ich nicht kindisch. ich verstehe nicht, warum das nicht jeder für sich selbst entscheiden können darf, was er kindisch findet und was nicht. ich kann hier nach wie vor nicht erkennen, warum irgendjemand mein haus im internet sehen können muss und schon gar nicht, warum ich aktiv einspruch erheben muss und nicht ICH gefragt werde, ob ich das möchte oder nicht – sorry, die richtung, in die das alles läuft, passt mir nicht. genauso wenig erschließt sich mir, warum die bundesregierung wissen muss, wo mein wc im haus ist. am allerbesten ist ja die begründung, man könne dann besser politisch reagieren, wenn man diese daten habe *hust* das glaube ich alles nicht, denn wo bekannt ist, was die deutschen möchten, braucht es erst ein fukushima, dass man dem willen der mehrheit ein stück näher kommt.

      2. ich finde es nicht kindisch :-/

        ein riesen unternehmen macht fotos von mein haus um eine platform zu generieren die benutzt wird um geld zu verdienen („verdienen“ in die aller möglichste abstrackte definintion verwendet)

        wenn ich nicht teil diese geld machenende blase seinen will dann soll ich kindisch sein?????

        deutschland mit den meisten zugriffe!?
        ich denke mal das sind die leute die auch sicher sein wollen das ihr haus verpixelt wurde und bleibt

        und das der staat ein paar daten hat ist schön und gut.
        warum die daten dann an die eu geschickt werden. weis ich und verstehe ich nicht.
        warum die wissen wollen wieviele innen bzw aussen toiletten ich hab, verstehe ich nicht. was hat das mit kindergartenplätze zutuen?

    2. Deutschland ist das einzige Land in dem Häuser verpixelt wurden aber gleichzeitig das Land mit den meisten Aufrufen von Street View.

      Das stimmt so nicht. In den USA beispielsweise werden Militäreinrichtung geblurt. in Griechenland, Dänemark und der Tschechische Republik gab es auch massiven Ärger.

      In Österreich, Schweiz und der Tschechische Republik dürfen zudem keine Bilder gemacht/veröffentlicht werden, die über die Blickwinkel eines Passanten hinausgehen (Gärten, Höfe …). Personen sind zum Teil komplett unkenntlich zu machen (nicht nur Gesichter, …), usw. Analog und mit etwas transparenterer Kommunikation hätte es auch in Deutschland laufen können, da hätte Google weniger verpixeln müssen.

      Zur Beliebtheit: Street View ist in Deutschland recht beliebt, aber wir sindd wohl nicht das Land mit den meisten Aufrufen (auch nicht pro Nutzer, da sind wir in der Top 3 oder Top 5). Details müsste ich nachsehen.

      1. Pro-Argumente wofür?

        Für „Street View“? Ist ein nützlicher Dienst, solange ein paar Spielregeln eingehalten werden.

        Für den Zensus? Hatte ich weiter unten verlinkt. Muss man aber nicht lesen, wenn man sie ohnehin nicht annehmen mag.

        Argumente nicht annehmen zu wollen, ändert aber nichts daran, dass die Welt nicht nur schwarzt und weiß ist. Allerdings verhindert es regelmäßig den Dialog und damit den Weg zu tragfähigen Kompromissen.

    3. Es geht hier doch nicht darum, zu erfahren, wieviel Bürger Deutschland hat. Bei der Volkszählung entsteht eine riesige Zentral-Datenbank mit einem Profil eines jeden hier lebenden Menschen, die große Begehrlichkeiten weckt und ein enormes Missbrauchsrisiko in sich trägt.

      Hier findest du die verschiedenen Fragebögen: http://www.zensus2011.de/presse/fragebogen.html Neben diesen Befragungen, die ca. 30% betreffen, sind aber alle Bürger direkt betroffen durch die Übermittlung ihrer Daten aus den Meldeämtern, der Arbeitsagentur und aus anderen Einrichtungen in die Zentralstelle. Dort werden die Daten zusammengeführt und abgeglichen.

      Über viele Jahre lagern die Daten, die u.a. Auskunft über die Lebenssituation der Menschen geben ohne Anonymisierung in den Händen des Staates und niemand kann ausschließen, dass sich jemand illegal Zugriff darauf verschafft und die Daten weiter zweckentfremdet.

      Auch kann der Staat jederzeit neue Gesetze mit Zugriffsregelungen erlassen, sodass die Daten (dann legal) zu anderen Zwecken verwendet werden könnten. Was in einigen Jahren ist, kann heute niemand abschätzen, insofern wäre es wichtig, dass der Staat seine Bürger schützt und möglichst wenig Daten über sie erhebt (Stichwort Datensparsamkeit).

      1. Es geht hier doch nicht darum, zu erfahren, wieviel Bürger Deutschland hat. Bei der Volkszählung entsteht eine riesige Zentral-Datenbank mit einem Profil eines jeden hier lebenden Menschen, die große Begehrlichkeiten weckt und ein enormes Missbrauchsrisiko in sich trägt.

        Nein, das stimmt einfach nicht. Durch Wiederholung wird es einfach nicht wahrer. Die allermeisten Daten liegen eh schon den Behörden vor. Und die vermeintlichen Profile, die sich ergeben, sind ziemlich uninteressant. Auf dem freien Markt bekommst Du für wenig Geld sehr viel nutzbarere Daten. Selbst wenn der Staat die komplette Datenbank verschlampen würde, wer würde das Datenmaterial kaufen? Der für Kriminelle Datensatz sind die Postanschriften von 80 Millionen Deutschen.Und die liegen bei den Finanzämtern und Meldeämtern auch bereit.

        Der einzige potenzielle Missbrauch, der in der gesamten Diskussion nur erwähnt wurde: Nazis gehen von Tür zu Tür. Das können sie auch als Heizungsableser, Schornsteinfeger oder als anonymer Mensch, der an Türen klingelt.

      2. hallo torsten.

        ich halte es zunächst mal für einen qualitativ deutlichen unterschied, ob eine vielzahl von daten in mehreren ämtern und behörden verteilt oder zentral an einer stelle liegen.

        du hast geschrieben:
        „Der für Kriminelle Datensatz sind die Postanschriften von 80 Millionen Deutschen.“

        das stimmt so nicht.

        in der durch den „zensus“ zusammengetragenen datenbank liegen (unter anderem!) auch:
        – die information, welcher in deutschland gemeldete mensch eine auskunfts- oder übermittlungssperre eingerichtet hat. und aus welchem grund.
        – die information, ob sich ein mensch zum zeitpunkt des 9. mai 2011 in einem gefängnis, einer psychiatrischen anstalt, einem behindertenwohnheim, einem obdachlosenwohnheim, einem frauenhaus, einem flüchtlingswohnheim, einem heim für „schwer erziehbare“ kinder, in einem kloster usw. wohnend aufgehalten hat.

        das ist meiner meinung nach deutlich mehr als nur die sammlung von postanschriften.

        die daten werden sich (zumindest eine zeitlang) nicht anonymisiert im neuen register befinden. über den tatsächlichen umgang mit anonymisierungen und schutzverfahren gegen re-identifizierungen anonymisierter daten zu streiten wäre darüber hinaus ein weiteres.

      3. michael: Was macht ein finsterer Daten-Krimineller mit der Info, dass Michael Mustermann am 9. Mai 2011 in einem Behindertenwohnheim gelebt hat?

        Ja, eine zentrale Datensammlung ist problematisch. Ja, man muss den Behörden auf die Füße treten, wenn sie Mist bauen wie vermeintlich bei den Übermittlungssperren (muss ich mir mal genauer ansehen). Aber daraus zu schließen, dass jede statistische Erhebung deshalb zu unterlassen wäre, ist keine Lösung. Zuverlässige Statistiken haben einen hohen Wert für uns, sie sind Gift für Populismus, Willkür und Größenwahn. In Griechenland kann man grade besichtigen, was passiert, wenn der Staat jede Übersicht verloren hat.

      4. @Torsten

        was wenn die fiesen Datenkriminellen Arbeitgeber sind, die diese Daten benutzen? Glaubst Du der Mensch der in der psychiatrischen Anstalt war, bekommt noch einen Job? Auch wenn er vielleicht nur wegen einem Burnout Syndrom etwas Ruhe brauchte?

        Alle Daten sind und werden immer benutzt. Von TomTom über Apple, Google oder dem Staat, macht für mich keinen Unterschied.

    4. @ Felix Du schreibst „Ich verstehe nicht, was an einer Volkszählung so schlimm sein soll.“ Nun, allein die Fragen 14 – 22 erinnern an die Rassegesetze in der NS-Zeit und die Nachweise arischer Abstammung. Die persönlichen Daten sind ohnehin bekannt (Einwohnermeldeamt), die Einkommensverhältnisse ebenso (Finanzämter, Rentenversicherungsträger), also was soll der Mist. Es geht niemanden etwas an, was ich z.B. glaube (Religionsfreiheit Grundgesetz) und wen hat es zu interessieren, woher meine Eltern stammen. Ihr werdet zum gläsernen Menschen gemacht, ausspioniert und missbraucht. Wehrt Euch!

  2. Ging mir eben ähnlich. Ich verstehe die Argumente sowohl für „pro“ als auch „contra“. Wenn wir als Digitale Gesellschaft in Zukunft ernstgenommen werden wollen, müssen wir auch aktiv an dem „wie“ mitarbeiten und uns nicht mit einem „contra“ zufriedengeben. Das ist so ein Zurücklehnen….
    Ich weiß, das ist nicht mal eben so nebenher erledigt. Aber wenn ich betrachte wie viel Aufwand in pro-Marketing und contra-Aktivitäten fließt. Das wäre besser investiert in ein alternatives Konzept für eine Volkszählung, die die berechtigten Kritikpunkte beseitigt.
    Aktiv an unserer zukünftigen Gesellschaft mitarbeiten…

    1. @Dirk: Die Volkszählung ist ein völlig unverhältnismäßiger Eingriff in das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung, da eine gefährliche Datenbank entsteht, die sensible Informationen aller hier lebenden Menschen enthält. Die Menschen geben ihre Daten dazu nicht freiwillig ab, sondern werden vom Staat gezwungen (Fragebögen) bzw. der Staat übermittelt die Daten einfach ohne sie zu informieren oder gar einwilligen zu lassen (Melderegisterübermittlung). Ich weiß nicht, wie du diesen berechtigten Kritikpunkt beseitigen willst.

      Eine Notwendigkeit ist bisher nicht belegt und eine Nützlichkeit ist ebenfalls umstritten. Schließlich ist bekannt, ob es beispielsweise zu wenige Arbeits-, Kindergarten- und Studienplätze oder zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt. Politische Entscheidungen werden heutzutage nicht deshalb falsch getroffen, weil Volkszählungszahlenmaterial fehlt. Nach Alternativen wurde meines Wissens auch noch nie ernsthaft gesucht.

      Insofern bin ich sehr interessiert daran, welche pro-Argumente du für valide hältst und was deine konkreten Vorschläge für ein „aktives“ Mitgestalten sind.

      1. Nunja, Florian, vielleicht geht’s auch mal ein oder zwei Nummern kleiner. Also ohne aktivistischen Alarmismus wie „gefährliche Datenbanken“ und „unverhältnismäßige Grundrechtseingriffe“.

        Vor allem aber, ohne dem Gegenüber gleich seine Meinung absprechen zu wollen und pauschal die Notwendigkeit/Nützlichkeit des Zensus zu negieren.

        Siehe auch, was Torsten bereits im letzten Jahr schrieb:
        http://notes.computernotizen.de/2010/06/02/ein-zensus-ist-notig/

        PS: Vielleicht wäre es auch keine schlechte Idee, wenn wir mal via Disclosure darauf hinweisen, wen jemand in den jeweiligen Arbeitskreisen aktiv ist.

      2. Florian: Ich empfehle da noch die Lektüre des Bundesverfassungsgerichts-Urteils, in dem das Recht auf informationelle Selbstbestimmung überhaupt geschaffen wurde.Dort wird genau erklärt, dass die Volkszählung — solange sie strengen Auflagen entspricht — eben kein unzulässiger Verstoß gegen das neu definierte Recht ist. Diese Auflagen wurden vom Gesetzgeber erfüllt.

        Nun muss man darauf achten, dass die ausführenden Behörden das selbe machen. Wenn man aber in Fundamentalopposition geht und die gesetzlichen Grundlagen komplett ablehnt, kann man sich nicht glaubwürdig darauf berufen.

      3. @Jörg-Olaf: Es ist meine Sicht der Dinge, die ich darstelle. Ich freue mich, wenn du sachlich Gegenposition beziehst. Torstens Posting überzeugt mich überhaupt nicht. Dass statistische Daten sinnvoll sein können, ist unbestritten. Eine Notwendigkeit für diese Art der Volkszählung, was die Durchführung, die fehlende Anonymisierung und auch die Tiefe und Breite der erfassten Daten angeht, belegt er dort nicht.

        @Torsten: Das damalige Urteil erlaubte eine Volkszählung unter strengen Auflagen, das ist richtig. Ob die jetzige Volkszählung gegen die Verfassung verstößt bzw. die Auflagen vom Gesetzgeber erfüllt wurden, wurde noch gar nicht gerichtlich geprüft. Es darf stark daran gezweifelt werden.

  3. Was spricht eigentlich gegen eine „anonyme“ Datenerhebung. Sprich: Alle Daten wie Name und Adresse, sowie sonstige eindeutige Personenkennziffern (z.B. Telefonnummer) entfernen.
    Ich persönlich hätte nicht wirklich ein Problem meine Informationen peiszugeben, wenn da nicht mein Name vorne dranstehen würde.

    Und wie lässt sich die Volkszählung 2011 mit dem Volkszählungsurteil von 1983 in Einklang bringen? Muckt das BVerfG nicht bei der jetzigen Form des Zensus nicht?

    1. komme bitte
      das BVERFG ist ja schon längst shosshund der politik
      und die polizei auch (siehe Stuttgart 21, ein minister will das die härter durchgreifen, und wie befohlen)

      die 3 saulenen der demokratie sind zu eine wand verschmolzen die uns einsperrt.

  4. @Dennis: Selbst wenn dein Name nicht dabei steht können deine Daten in der Summe schnell so eindeutig sein, dass sie nicht mehr anonym sind. Mit Geburtstag + PLZ beispielsweise, die dem Einwohnermeldeamt ja auch bekannt sind, würde bei fast jedem der Name rekonstruiert werden können.

  5. In Deutschland haben wir eine melde Pflicht. Also weis der Staat eh wieviele Bürger er hat, was das mit pixel Häusern zu tun hat??? Ich meine wenns so schlimm ist, last keine fremden in eure Straßen, sie könnten ja photographieren… und die Fragebögen? Was wenn man sich bei deb Antworten irrt? Oder sie einem nicht einfallen? Note to myself: immer dieses rumgeheule von ahnungslosen pseudo Datenschützern…

  6. Das Problem ist ja auch nicht die Volkszählung allein. Es ist, wie schon oft angemerkt, dass sich dieses Mosaik zu einem ganzen Bild zusammenfügen lässt. Ein Persönlichkeitsprofil, dass politisch und kommerziell nutzbar gemacht werden kann.
    Wie wäre es, eine bestimmte Anzahl von Freiwilligen über einen erheblichen Zeitraum alle preisgegebenen Informationen über das Internet zu sammeln und anschließend psychologisch unter relevanten Gesichtspunkten, auswerten zu lassen und dies dann in einer Kampagne – siehe digiges – öffentlich zu machen, damit die Menschen wissen Datenschutz geht uns alle an?

  7. Mit den gleichen Argumenten gegen eine Volkszählung (das die Daten in falsche Hände gelangen oder missbraucht werden könnten) kann man auch gegen eine Veröffentlichung von Verträgen oder anderen „Open Data“ argumentieren.
    Was fehlt ist ein Stück Grundvertrauen das Daten nicht zum Spaß oder zur Überwachung erhoben werden, sondern benötigt werden um Prognosen bezüglich Bevölkerungsentwicklung, Infrastruktur, Versorgung etc. zu erstellen.

    Oder mal andersherum: Warum sollte der Staat dem Bürger Einblick in irgendwelche Interna zu gewähren, wenn der sich gegen eine Volkszählung sträubt.

    1. Dann schau Dir doch mal die Datenschutz-Richtlinien von Google und Facebook an. Das Problem ist nicht, dass der Staat oder die Konzerne keine Datensouverintät haben, sondern das uns Bürger die Hoheit über unsere Daten einfach weggenommen wird.

      Zustimmen, oder außen vor sein. Ich möchte aber bei jeder Datei entscheiden dürfen was damit passiert.

    2. @Felix: Bei der Forderung nach mehr „Open Data“ sind üblicherweise nicht die personenbezogenen und schützenswerten Daten von Bürgern gemeint, sondern Daten, die dem Bürger zu Gute kommen, weil sie mehr Einsicht in viele ihn betreffende Belange ermöglichen ohne ihm zu schaden. Würde man Statistikdaten erheben ohne dabei die Privatsphäre aller Bürger zu gefährden und ggf. sogar Leib und Leben, gäbe es auch diese Kritik nicht.

  8. wenn, dann müsste der Staat den ersten Schritt machen und seine Daten preisgeben.

    Die Sachen, die mir beim Zensus stinken, sind folgende:
    – man ist gezwungen, die Daten abzugeben
    – die Daten werden nicht anonymisiert. Und an diesem Punkt fielen mir auch Möglichkeiten ein, wie man die Daten so nutzt ,dass man kein Persönlichkeitsbild auch ohne Namen zusammenbasteln kann
    – für eine statistisch aussagekräftige Bevölkerungsaussage reicht ein Mikrozensus vollkommen. Sieht man z.b. schön bei den Befragungen nach Wahlen, die vielleicht nur mit 1000 Leuten gemacht werden, aber trotzdem auf 0,5% akkurate Ergebnisse liefern
    – bei einigen Sparten nimmt es der Bogen nicht so genau. Z.B. Geschlecht (es gibt auch transgender oder multichromosome)oder Religionszugehörigkeit (Shintoismus sehe ich da z.b. nirgends)
    Daraus kann auch ein falsches Bild der Bevölkerung entstehen
    – einige Daten können für den Befragten negative Konsequenzen haben, wenn er diese wahrheitsgemäß beantwortet und diese z.B. an das Arbeitsamt übermittelt würden („ich suche keine Arbeit, bin aber arbeitslos“)
    – der Staat behält sich vor, die Datensätze in speziellen Einzelfällen per Gesetz zu übertragen.

    gerade letzteres sollte eigentlich jeden nachdenklich stimmen, wenn sich dieser Vorbehalt schon auf dem Bogen findet…

  9. Das Problem liegt nicht darin, ob es einen Sinn für solche Datenerfassungen geben könnte. Die hier formulierten, unterschiedlichen Sichtweisen weisen einfach auf das grundsätzliche Problem Staat in der Wahrnehmung der Menschen hin. Wenn ich an Obrigkeiten glauben würde, zudem glauben würde, daß die BRD ein Staat wäre und den Machthabern auch noch gute Motive unterstellen würde, so würde ich auch bei so einer Datenerfassung mitmachen.
    Für mich gilt allerdings keine der obigen Voraussetzungen. Ich würde mich schlichtweg strafbar machen, wenn ich wider besseren Wissens einer verbrecherischen Organisation bei der Überwachung und Ausplünderung von Menschen helfen würde.

  10. Keine Ahnung, was Ihr für Probleme mit dem Zensus habt. Ich mache einfach ein Gegenangebot: Ja, ich gebe gerne Auskunft über alles was Sie wissen wollen, nur Details die über meine Hausnummer hinaus gehen, kosten 50 Euro pro Stück. Einmal in den Popo gucken ob sich da auch kein Osama versteckt, kostet 25.000 Euro oder alternativ eine Offshore-Insel (vielleicht sind ja noch welche vorrätig).
    Mensch Leute! Zu heuchlerischen Info-Kampagnen kann wirklich jeder aufrufen, nur bringt das doch nichts. Informiert Euch mal lieber über internetionales Handelsrecht, UCC. Gründet eine IGO oder Stiftung, dann habt Ihr den Mist auch nicht mehr nötig.
    Das war kostenlos.
    Und macht den blöden Captcha da weg. Es nervt echt.

    1. ähm wie ist das denn jetzt, wird JEDER befragt oder wird es ausgewürfelt? So wie ich das sehe kann man doch gar nichts gegen die Befragung tun oder? Wenn man verweigert, dann wird man halt in letzter Konsequenz sogar eingebuchtet …. Also irgenwie fehlen mir die Vorschläge, die mit der Überschrift „Was tun gegen die Volkszählung“ suggeriert werden. Protestieren? und dann? Vielleicht bin ich ja in den Augen so mancher ein Feigling aber ich kann mir ein Aufenthalt im Knast nicht leisten :( Also….

  11. hallo torsten.

    ich habe nie behauptet, „dass jede statistische Erhebung deshalb zu unterlassen wäre“. das ist im übrigen auch keine aussage des ak zensus. du hast es vermutlich nicht böse gemeint – andernfalls wäre das eine unterstellung.

    ja – was macht ein „finsterer Daten-Krimineller“ mit einem deutschland-vollständigen verzeichnis aller nazi- oder radikalen-aussteiger?

    und was machen wahnsinnige menschen mit einem deutschlandweiten verzeichnis von „psychisch kranken“ und „behinderten“. vor 70 jahren machten sie „T4“. hoffentlich kommt es nicht noch einmal so weit. ich glaube es auch nicht. aber ich habe auch weder den mauerfall, 9/11, die tunesische revolution oder fukushima vorhersagen können.

    ganz klar: ich bin – was die gestaltung unseres gesellschaftlichen zusammenlebens betrifft – der gleichen auffassung, wie sie das bverfg im volkszählungsurteil ausgedrückt hat: wir wollen zusammen leben und unser zusammenleben gemeinsam gestalten. dazu brauchen wir zahlentechnische grundlagen. ob die allerdings in dieser hochgenauigkeit, in diesem umfang und mit diesen methoden ergründet werden müssen, davon bin ich alles andere als überzeugt.

  12. Ich finde die verdachtslose Ausforschung der gesamten Bevölkerung und deren zentrale Speicherung einen Skandal, der mindestens so schlimm ist, wie die Vorratsdatenspeicherung.

    Da werden extrem sensible Daten erhoben, die den Staat absolut nichts angehen. Zum Beispiel die Religionszugehörigkeit und der Migrationsstatus. Es wird z.B. gefragt, ob die Vorfahren von Bundesbürgern vor 1955 in anderen Staaten gelebt haben und eine andere Staatsangehörigkeit hatten. Mit diesen Daten kann man z.B. neue Nürnberger Rassengesetze exekutieren, die die NPD fordert. Jetzt kann problemlos allen seit 1955 eingebürgerten Deutschen ihre Staatsangehörigkeit wieder entzogen werden; v.a. natürlich den Muslimen.

    Auch sind jetzt alle notwendigen Daten vorhanden, um Schwule und Lesben ins KZ abtransportieren zu können (eingetragene Lebenspartnerschaft). De facto wird also auch die sexuelle Orientierung abgefragt.

    Nicht zufällig werden solche Fragen bei Volkszählungen in anderen Ländern nicht gestellt.

    Wenn man sieht, welchen Zuspruch Thilo Sarrazin mit seinen rassistischen Thesen bekommt und wie sehr die rassistische und antiislamische Hetze von PI in zahlreichen Foren wiedergekäut wird, dann kann durchaus vermutet werden, dass in gar nicht allzu ferner Zukunft eine populistische Partei an die Regierung kommt, die mit dem „großen Aufräumen“ ernst macht. Die Volkszählung leistet perfekte Vorarbeit dafür.

  13. Was sich mir nicht so recht erschließt: Wenn die angegebenen Daten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden und dazu mit den Daten, die der Staat bereits hat, abgeglichen werden – wozu müssen sie dann überhaupt erhoben werden? Wenn genau diese Informationen über mich doch schon bekannt sind?

    1. Erstmal werden nicht nur die Daten „vom Staat“ miteinander abgeglichen, sondern in den Abgleich gehen auch noch die Angaben von den Vermietern ein. Die müssen nämlich „bis zu zwei Bewohner“ von „bis zu sechs Wohnungen“ angeben.

      In der „Stichprobe“ (also bei denen, die noch klassisch befragt werden) werden aber über die beim Staat vorhandenen bzw. den beim Vermieter erhobenen Daten hinaus, weitere Daten erfasst, z.B. eben die oben erwähnten Angaben, ob man selbst oder die Eltern nach 1955 in das Bundesgebiet zugezogen sind, zum Familienstand, zur Religion/Bekenntnis incl. der genauen Ausprägung, aber auch zur Schulbildung, Ausbildung, und aktuellem Arbeitsverhältnis.

      All das wäre nicht schlimm, wenn es sofort anonymisiert würde. Man hätte auch ein zweistufiges Verfahren nehmen können, also einmal ganz akribisch die Menschen zählen, da meinetwegen auch mit vierjähriger Aufbewahrung der Hilfsmerkmale, und separat davon anonym die oben genannten Zusatzinformationen erfassen.

      Mit dem ersten Schritt hätte man die notwendige Genauigkeit, die man für den Länderfinanzausgleich vielleicht politisch wünscht, und auch für kleinräumige Analysen.

      Die sensiblen Zusatzinformationen wären dann zwar nicht so genau geworden und ggf. bei kleinräumigen Analysen etwas verfälscht, aber das kann man dann ggf. mit Hilfe der ersten akribischen Erhebung um- und hochrechnen, um die Genauigkeit wieder etwas zu erhöhen.

  14. Volkszählung? Was soll denn der Quatsch? Sind wir nicht alle seit unserer Geburt registriert. Ein Erwachsener ist sogar mehrfach von staatlichen Institutionen (Bürgeramt, Rentenkasse und mehr) registriert. Also warum dann Volkszählung??? Was tun gegen die Volkszählung? einfach nicht mitmachen!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.