Warum wir für das freie Internet kämpfen müssen

Auf SpOn gibt es gerade zwei gut geschriebene Dystopien über die Entwicklung des Internets.

Die erste ist von Jakob Augstein und trägt den Titel „Das Netz in 20 Jahren? Vergesst es!“

Das World Wide Web wird 20 – lasst uns feiern, solange wir können! Noch mal 20 Jahre haben wir nämlich nicht. Profitgier und Furcht werden diesem großartigen Experiment den Garaus machen.

Ole Reißmann reduziert die Lebenserwartung sogar auf 5 Jahre: „Wie Militärs das Internet aufteilen“.

Die Errichtung nationaler Netzwerke und Daten-Grenzkontrollen ist 2016 beschlossene Sache. Das Internet wird aufgeteilt, zuständig für die Netzstandards und die Adressvergabe sind nicht mehr internationale Organisationen und Expertengruppen, sondern jede Regierung für sich. Jeder Staat muss sicherstellen, das aus seinem Teil des Netzes keine bösartigen Angriffe in anderen Ländern ausgeführt werden. Ansonsten folgt die internationale Ächtung – und der Ausschluss vom grenzüberschreitenden Datenverkehr.

Beide Artikel sind meines Erachtens nicht besonders übertrieben und zeigen die großen realen Gefahren auf, gegen die wir JETZT kämpfen müssen.

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24 Ergänzungen

  1. Das Augsteins Artikel Satire ist, wißt ihr?

    Den Schreibstil diese Ole Reißmann kenne ich nicht. Aber nach kurzer Recherche weiß ich, daß dieser Mann technikfeindlich eingestellt ist. Also kann man auf seine Meinung noch weniger geben, als auf das Salbadern, daß der junge Augstein so treibt!

    Leute, wenn ihr dies Ernst nehmt, hat das Internet tatsächlich ein Problem! :D

    Übrigens, die Amerikaner würden niemals die Oberhoheit über das Internet abgeben. Solange die mit ihrer eigenen Organisation die IP-Vergabe steuern und so Dinge im Netz zulassen, die andere Staaten wegen ihrer Rechtslage gar nicht zulassen würden, wird da gar nichts geschehen!

    Die USA können in China wenn sie wollen, im Internet den Stecker ziehen. Und auch hier in Europa reicht es, wenn die USA einfach mit einem Klick sämtliche IPs aus Europa dicht machen. Dann funktioniert hinterher nicht mal mehr eure Seite!

    Also, bleibt bitte objektiv und schreibt nicht immer solchen Blödsinn!

    1. Satire kann nur noch von der Realität übertroffen werden.
      Kurt Schramm während des Wahlkampfes zur letzten Bundestagswahl in der Anstalt

      Was also trat nicht ein, was die Satiriker vor zwei Jahren befürchteten?

    2. Das Parodierte den Sinn einer Parodie nicht erkennen, ist ja ein alter Hut. Aber das man eine Satire dort erkennt, wo keine ist, bedarf schon eines Schrittes mehr. Es geht ja gerade darum, dass die Freiheit des Internets in 20 Jahren heute verteidigt werden muss. Und nicht erst dann, wenn es zu spät ist. Was mit Leuten wie dir wohl auch noch mal um zehn Jahre verkürzt werden kann.

  2. Na ja, beide Artikel sind halt wieder die üblichen Unkenrufe, nichts Neues. In regelmäßigen Abständen entwerfen Leute eine Dystopie in Bezug auf das Netz – ich weise mal freundlich auf „Digital Imprimatur“ (bei Telepolis als „Das Ende des Internet“ erschienen) von John Walker hin, wo auch von Netzsperren, vollkontrolliertem Urheberrechtsregime und Co. die Rede ist, was auch so nicht eingetreten ist und imho auch nicht wird.

    1. Du meinst das es die Netzsperren die es gibt nicht gibt und das der Einfluss der UrheberechtsLobby der aktuell z.B. in Großbritannien erste Früchte trägt auch nicht vorhanden ist?

      Oder interpretier ich zuviel in deine Aussage rein?

      1. Ja. Natürlich gibt es die Diskussion um Netzsperren usw, aber die Annahme, dass es ein voll kontrolliertes Netz geben wird bzw. eben Ländernetze unter Totalkontrolle erinnert mich eher an „wir werden alle sterben!!!111“ – es gibt sicherlich etliche Bestrebungen, gegen die man sich wehren sollte und muss, aber das passiert ja auch. Die entworfenen Dystopien halte ich eben für zu düster.

      2. @Twister

        Der folgende Link ist nicht mehr ganz taufrisch, doch darüber, dass sich die regulative Handhabe des Internets eher in Richtung restriktiver denn freier entwickelt, dürfte, nehme ich zumindest einmal an, es doch wohl Einigkeit geben, oder ?

        Hier der Link:
        http://yuxiyou.net/open/

  3. Noch eine kleine Dystopie für einen verregneten Sommer-Nachmittag:
    Eyeborgs

    Es wird schön überzeichnet, wohin eine totalitäre Videoüberwachung führen kann. Sicher keine Kaufempfehlung für Special Edition in der Steelbox, aber für zwischendrin aus der Videothek ist der Film sicher in Ordnung.

    1. Mache Eyeborgs nicht schlecht!

      Nach langer Zeit endlich mal wieder ein sehbarer Film von Adrian Paul, wo er sich nicht total zum Affen macht!

      Die Storie ist gut, obwohl bei einigen Internetphilen wohl die Botschaft nicht ganz angekommen ist! Was mich nicht wundert, die Storie ist zwar einfach gehalten, aber komplex genug umgesetzt, um mehrere falsche Färten zu legen!

      [Spoilert hier nicht aus Versehen eine Filmkritik]

      Fakt ist: Die aktuellen Überwachungssysteme in den einzelnen Ländern sind noch nicht komplex zusammen geschaltet. Das Briten und Amis solcher Unsinn aber zuzutrauen ist und dabei vergessen wird, in die entsprechende Überwachungsmaschinerie die 5 asimovschen Gesetze einzubauen, halte ich aber für unmöglich! Ist aber der einzige Filmfehler, der wirklich ins Auge fällt.

      Oder denkt ihr wirklich, daß ein SKYNET-Zwischenfall unsere Zivilisation ausradiert? So weit würde ich niemals gehen, da der Mensch schlicht zu blöde ist, sich selbst, auch via eigene Maschinen, selbst auszurotten! Das schafft die Natur schneller – wenn sie möchte!

  4. Ohne die Artikel genau gelesen zu haben, ist für mich die ultimative Frage: Wie kann man dafür sorgen, dass die Freiheit/Internet erhalten wird ohne sie abzuschaffen (der Spruch ist ja wohlbekannt), ABER gleichzeitig Rahmenbedingungen (Sicherheit, wirtschl. Interessen) zu schaffen, die dafür sorgen, dass nicht täglich ein Politiker/Lobbyist auf die Gedanken kommt, diese Freiheit abzuschaffen.
    Wenn nur der Druck groß genug wird, wird irgendwann der Damm brechen und wir „landen“ im Iran oder China oder noch schlimmer.

    Es ist ein hehres Ziel das Internet gegen Zensur usw. zu verteidigen, aber vielleicht braucht es noch mehr? Die Frage ist: Ist die Freiheit in der jetzigen Form stabil, unsensibel gegenüber äußerer Einflussnahme?

    Wie lässt sich das „gute“ Internet gegenüber dem dunklen Internet mit DDoS Attacken, Kinderpornographie, Wirtschaftsverbrechen usw. verteidigen? Ich weiß nicht ob der technische Status quo genügt.

    Rein wahrscheinlichkeitstechnisch ist es m.M.n. unwahrscheinlich, dass ein System, das von der Architektur schon so alt ist, lange stabil bleiben kann. Die Entwicklungen und die Bedeutung des Internets sind einfach so riesig, dass die Urkonstruktion vielleicht nicht ausreichend ist, um den Betrieb in Zukunft sicher zu stellen ist.

    Jedoch behaupte ich nicht, dass bei der Entwicklung eines „Internet 2“ etwas besseres als das „iranische Internet“ herauskommen würde, zu groß wären die wirtschaftlichen Interessen der Medien-, Patent-, Newsbranchen.

    1. Es gibt kein „gutes“ und kein „dunkles/böses“ Internet, genauso wenig wie man Dinge in der realen Welt in „gut“ und „böse“ einteilen kann. Das Internet ist nur ein Ding, es tut nichts.
      Im Gegensatz dazu sind es die Handlungen der Menschen selbst, die man moralisch bewerten kann. Diese haben Auswirkungen auf und Konsequenzen für andere.

      Neigen Menschen dazu, Dingen einen moralischen Stempel aufzudrücken, um eine Ausrede für die eigenen (Un-)Taten zu haben?

      1. In deiner richtigen Anmerkung nennst du den Hebel, mit dem diejenigen Kräfte, die das Web in seiner jetztigen Form ablehnen, erfolgreicher als bisher ansetzen könnten.

        Wenn also das Web nur ein Werkzeug des moralisch ambivalenten Menschen ist, kann argumentiert werden, dass die bisherigen Regelungssysteme des Menschen auch dafür eingesetzt werden sollten.

        Eine Nationalisierung des Web, oder eben mehr Einfluss nationaler Regelungssysteme, liegen also auf der Hand. Neben vielem anderen „etablierten“ Verfahren der zeitgenössischen Umgangsregelung.

        Sieht man von Barlowschen Abwehrtiraden ab, hat es die durch die Offenheit des Werkzeuges angeregte Menschengruppe bis jetzt nicht konsistent und vorallem breitenwirksam geschafft ein offenes Gesellschaftsmodell zu formulieren. Einige verlieren sich in libertären oder hoffnungslos menschenfremden egalitären Einfach-Visionen, aber das ist wenig überzeugend bis abstossend.

        Wenn den Prinzipien des Webs eine Idee einer anderen Form menschlichen Miteinanders innewohnt, einer die nicht bloß billiger Nerdabklatsch bereits seit jahrhunderten geführter analog-Diskurse, dann sollte der Dialog darüber forciert werden.

        Vielleicht, nur so als Anregungen lassen sich ja einige alt-Ideen (und damit meine ich nicht überkomme Ismen) einfach erst mit einer Netzgesellschaft erfolgreich umsetzen. In diese Richtung könnte ein kraftvoller praktikabler Ansatz zum Denken und Handeln liegen.

    2. Wenn das „alte“ Internet dermaßen reguliert sein wird, daß es de facto ein internationaler Shoppingkanal ist, verlegt sich halt die „richtige“ Aktivität in ein Darknet. Das lässt sich nicht verhindern, solange man Verschlüsselung zulässt (und ohne Verschlüsselung keine Banken und kein Shopping…). Vielleicht nichtmal die schlechteste Option, Overlay-Netzwerke kann man ja explizit für Anonymität und Zensurresistenz konstruieren, während das mit internationalen Standards schwer erreichbar ist.

  5. „und der Ausschluss vom grenzüberschreitenden Datenverkehr.“

    und der BIP wird um 70% sinken, weil das netz inzwischen wirtschaftsmacht no. 1 ist.

    schon mal baseball-schläger anfertigen für die sozialen unruhen, die dann kommen weil, das „zuhausebleiberundkeinelustzumarbeiten“ – geld gestrichen wird….hmmmm…vielleicht sollte ich eine baseballschläger-produktionsfirma aufmachen……lass mich mal nachdenken…

  6. Die große Gefahr ein „freies“ Netz zu verlieren geht einher mit Wirtschaftsinteressen. Je mehr Kommerz ins Netz einzieht je lauter wird das Unbehagen jener Wirtschaftslobby vor Anonymität in diesem Netz und damit auch dem Herzstück eines freien Netzes.
    Die Freiheit, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen, einfach Worte aneinanderreihen zu dürfen die möglicherweise Millionen Menschen lesen könnten, tritt alsbald vor den wirtschaftlichen Interessen zurück.
    Denn dass macht ein „unreguliertes“ Netz aus. Jeder kann machen was er will.
    Das Gefühl, frei zu „sprechen“ ohne fürchten zu müssen abgemahnt zu werden oder zur Verantwortung gezogen zu werden im „Real Life“ macht auch das Raumgefühl aus, dass manche beschwören (Rechtsfreier Raum). Ich kann auch nicht erahnen, ob diese „Anonymität“ sich noch lange halten wird. Ich bin kein Hellseher, aber ich sehe jetzt schon etliche Regulierungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Provider müssten reglementiert werden Identifikation zu verhindern, dann sähe ich eine Tendenz in ein freies Netz. Diesem Wunsch wird aber nicht entsprochen, somit „Goodbye self regulated Network“.

  7. Bei diesem hyterischen Gekreische darf ich daran erinnern, daß es Gesellschaften, Politik und überhaupt ein Leben vor dem Internet gab.

    Und das war auch nicht übel. Das WWW sollte sich nicht so wichtig nehmen. 35% aller Deutschen sind nicht mal online. Das dazu.

    Das Netz alleine war nichts, ist nichts, wird nichts.
    Menschen können, man glaubt es kaum, auch ohne!

    Daran sollte man sich mal erinnern.

    Ps. Es soll auch Leute geben, die Autos lenken können ohne Navi.

    1. @Ulf: Da gebe ich dir recht. Aber die Rede- und Meinungsfreiheit einzuschränken ist immer ziemlicher Unsinn, egal ob mit oder ohne Internet.

      Übertrag mal die Überwachungsideen, die für das Internet geplant sind, auf Deine Post, den Zugang zu Deiner Lieblingsbücherei/Zeitung/Buchladen oder die Deine Gespräche mit Freunden oder Fremden. All dies würde ständig aufgezeichnet und ohne direkten Anlass gegen Dich „ausgewertet“ werden.

      Das Internet ist momentan schon für viele die Post, die Lieblingsbücherei/Zeitung/Buchladen und das Gespräch mit Freunden oder Fremden.

  8. Ach @alf, wie haben Sie denn hierher gefunden? War die Zeit nicht viel schöner, als all die Katzen noch auf einer Scheibe rumliefen und nicht in diesem Internetz? ;)

  9. Da sollen sich die Imperialisten aller Länder mal nicht wundern, wenn des Internet noch der entscheidende Schlüssel ist, um die Nationalstaatlichkeit zu überwinden. Also ich werde mich dann den „humanistischen Faulpelzen“ anschließen, nachdem ich meinen BRD-Pass abgegeben haben werde. Die werden mir dann wenigstens nicht verkaufen wollen, Arbeut sei ein Wert an sich, „friss Harzer, friss“; „ja Hauptsache Arbeit, Herr Kommandant“

  10. Ihr seht da etwas nicht ganz wie ich (die ersten 5 Einträge), ich denke es gibt aus rein äshtetischen und natürlich sicheren Gründen, nur noch saubere DNS-Server, und natürlich kann sich jede Person ein eigenes ip6-Netzwerk aufbauen, die Quellen liegen bekanntermaßen offen,
    wenn sie denn unbedingt noch wer weiß wie viele Computer dahinter anschließen möchte.

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