Praktisches Tool: Pfandgeben.de

Pfandgeben.de ist als soziales Projekt gestartet, um ein konkretes Problem zu lösen: In vielen Büros, WGs und sonstwo stehen Pfandflaschen herum und der nächste Laden zum abgeben ist für den inneren Schweinehund oft eine Ecke zu weit oder einige Treppenstufen zuviel entfernt. Andererseits gibt es viele Menschen, die aufgrund ihrer ökonomischen Verhältnisse ihr niedriges monatliches Einkommen dadurch aufbessern müssen, dass sie durch die Straßen ziehen und Pfandflaschen einsammeln.

Diese beiden Gruppen möchte Pfandgeben.de zusammen bringen. In einigen Städten wie Berlin und Hamburg kann man in einigen Stadtteilen angeben, wieviele Flaschen man hat 10/20/30/mehr als 40 und erhält eine Telefonnummer und einen Namen. Dort kann man anrufen und wenn alles gut geht, kommt eine Person vorbei, leert die Wohnung oder das Büro von Pfandflaschen und kümmert sich um die Rückgabe.

Ich habs noch nicht ausprobiert, klingt aber wie eine spannende Sache, die für beide Seiten funktionieren könnte. Aus der Selbstbeschreibung:

Wir wollen mit Pfandgeben.de eine Plattform zur Verfügung stellen, die zwischen Pfandflaschen-Besitzern und Pfandsammlern vermittelt. Das Prinzip ist einfach: Pfandgebende können Pfandnehmende auf simple Art und Weise im eigenen Stadtteil finden und per Handy erreichen. Dadurch profitieren beide Seiten: Pfandgebende werden ihre angesammelten Flaschen los, Pfandnehmenden wird die Suche nach Pfand erleichtert.

Erdacht und entwickelt wurde das Projekt von Jonas Kakoschke mithilfe von Corinna Northe im Rahmen des
Studiengangs Kommunikationsdesign an der HTW Berlin.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

67 Ergänzungen

  1. … aufgrund ihrer sozialen Verhältnisse …
    Quatsch … du meinst ökonomische Verhältnisse.

  2. Irgendwie traurig das die Leute hierzulande so arm sind, dass Pfandsammeln schon fast Volkssport ist. Aber die Idee ist nett. Wobei ich denke, diejenigen, die es am allernötigsten haben, werden sich ja wohl kaum ein Handy leisten können, geschweige denn Internet haben, oder?

  3. Ähnlich der Tafeln steht das Projekt im Verdacht, die soziale Spaltung der Gesellschaft und den Rückzug des Staates aus der sozialen Verantwortung zu zementieren. Frei nach dem Motto: „Ich habe leider keine Zeit mich um mein Pfand zu kümmern, weil ich wichtigeres zu tun habe und ihr sammelt die Flachen doch eh schon im Park, dann könnt ihr auch gleich bei mir vorbei kommen. Ist doch eine Win-Win-Situation für alle.“ Ne, ich glaube auf diese Art von Charity-Movement stehe ich nicht.

  4. Bleibt nur die Frage, was weniger Aufwand ist: Die Seite raus suchen, Angeben, wie viele Flaschen man hat und dann noch jemanden anrufen – oder die Flaschen selbst zurück bringen (bzw. im Müll entsorgen).

    Die Idee an sich ist nicht schlecht. Aber ich sehe das Problem, dass derjenige, der die Pfandflaschen hat, der muss selbst aktiv werden (und gerade das ist der Hauptgrund, warum die Flaschen nicht zurück gegeben werden).

    1. Na , der Aufwand steht nich im Verhaeltnis, denk ich. Mal eben auf ne Seite gehen und anrufen is dann doch äußerst flink erledigt.

      Andersrum gehts doch nich primär darum, dassde dir Erleichterung verschaffst, sonder ne gute Tat vollbringst .

      1. sollte man aber nichtt unterschätzen …
        der anfang ist gut gedacht, hätte aber noch weiter gehen müssen!

        es ist halt doof, wenn aus der guten tat plötzlich was anderes wird
        und zwar „organisiertes“ abholen von einigen wenigen..

        ich stell mein bier einfach unten an den rand..
        das ist dann schnell weg
        hab was gutes getan
        und die leute die das aufsammeln freuen sich, ein schatz gefunden zu haben :-)

        finde ich viel besser!!
        aber als alternative ist die idee ansich gut, halt auch ein stück geschmackssache

        grüße

  5. @Jan:

    Internet: -> vom freundlichen Nachbarn über WLAN geteilt.

    Handy: -> Muss ja nur erreichbar sein, also ein Prepaid.

    Ich sehe da eher die zugegebenermaßen pessimistische Gefahr, dass da bei der ARGE wieder eine Möglichkeit gewittert wird, Nebeneinkünften hinterher zu schnüffeln.

    1. @Usul: Soweit ich das verstanden habe, verteilen die Macher der Plattform auch Prepaid-Handys an die Personen, die angerufen werden können.

  6. Mir kommen die Tränen… wer Flaschen sammeln kann, kann gefälligst auch richtig arbeiten gehen und Steuern zahlen!

    1. Steig mal bitte von deinem hohen Ross herab und komm mal in der Realität an. Falls du es noch nicht gemerkt hast weil du evtl. nur mit „deinesgleichen“ verkehrst: Auch in der BRD sind wirklich *einige* Menschen ARM. :-( Vermutest du auch hinter jedem der Hartz 4 bezieht einen Schmarotzer?

      1. nein das nicht, es gibt genug menschen, die wirklich auf z.b. hartz4 angewiesen sind (weil sie z.b. so krank oder alt sind, dass sie einfach nicht arbeiten können oder arbeit finden) und es ist im prinzip auch gut, dass wir einen sozialstaat haben… aber jemand der körperlich fit genug ist, um stundenlang pfand zu sammeln und auch noch die möglichkeiten hat, das ganze mittels internet effizienter zu machen… der ist für mich ein sozialschmarotzer, der vom sozialstaat nur nimmt aber nichts zurückgibt obwohl er könnte.

      2. Tolle Bildzeitungsmeinung die du hier verbreitest. Siehst du 4,5 millionen offene Stellen in D? Der Spruch aus den 60zigern „Wer arbeiten will, findet auch Arbeit“ ist schon lange überholt. Vollbeschäftigung ist eine Illusion und ein Relikt aus den genannten Jahren.

      3. Ich weiss ja nicht, wie es anderswo ist, aber hier in Hamburg ist ein Grossteil der Sammler, die mir täglich begegnen kurz vor dem Rentenalter oder schon darüber hinaus. Da macht es sich schwer mit „Arbeiten und Steuern zahlen“

  7. Die Leute die ich beim Flaschen sammeln sehe, schätze ich nicht so ein, dass sie regelmäßig das Internet nutzen. Mal abegesehen davon, dass das auch wieder ein schritt in Richtung „Vertafelung“ von Sozialpolitik ist. Sorry, das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

  8. Finde auch, wie oben schon erwähnt, dass es schon bitter ist, dass der feine Agenturvogel sich sein Leergut abholen von dem abholen lässt, der sich wahrscheinlich gerade mal die Butter auf dem Brot leisten kann.
    Ich gebe zwar gerne mein Pfand oder mal ein paar Cent an jemanden, der mich fragt, fühle mich aber auch gleich beschissen…

  9. Sichern sich die Studenten des Studiengangs „Kommunikationsdesign an der HTW Berlin“ somit ihre Einnahmequelle nach ihrem Abschluss?

    Wirkt wirklich wenig durchdacht die Sache. Wer seinen Pfand nicht braucht kann ihn ja vor die Tür stellen,das dauert keine Stunde da ist der weg. Ohne Internet oder Anruf.

    1. Vielleicht sollten Sie erst einmal schauen, wieviele Studenten dieses Portal betreiben! Kleiner Tipp: man benötigt nur einen Finger. Aber um mal ins Impressum zu schauen, hat die Zeit dann nicht mehr gereicht … Hauptsache schön rumbaschen … kleiner Tipp … es sind ein paar hundert Studenten … und der Betreiber der Seite verdient kein Geld mit der Seite!

  10. Dieses Pfandsammeln ist doch erst attraktiv geworden, seit es 25c Einwegpfand gibt. Und seitdem gibt es aus meiner Beobachtung heraus auch wesentlich mehr Einweg-Flaschen in Geschäften die keine Kisten verkaufen, weil die Geschäfte so nur noch Platz für den komprimierten Einweg-Müll brauchen, statt für Kisten mit Mehrweg Pfand. Mal abgesehen davon, dass es um den Faktor 10 Länger dauert 12 Einwegwegflaschen in den Automaten zu stecken, als eine Kiste mit 12 Flaschen Mehrweg. Und Apropo Tafeln, kenne einen Lidl, die haben an den Pfandrückgabeautomaten einen Spendenknopf, wo man das Pfand direkt an die Tafeln Spenden kann.

  11. verarschendes gutmenschentum?
    – armut – handy – internet – leergut schleppen
    immer neue varianten menschen in zwangslagen auszubeuten?
    und sie nebenbei auch noch zu erniedrigen?
    always online um schnell gerannt in den nachbar stadtteil die treppen rauf für 20 x 0.08 euro? und danke sagen, für das rausschleppen von ca. 4 kilo glas.
    oder 40? das sind dann schon freiberufliche 3,20 euro.
    nein, ich bekomme bei so etwas keine sätze hin.
    Studiengang Kommunikationsdesign an der HTW Berlin, ihr legt jedes jahr son geiles ding hin, oder? wenn ich euch mit asozial arrogantem pack vergleichen würde, nähmt ihr das an? bitte.

    1. @seba: Es ist mir unklar, ob Du schonmal auf den Straßen Menschen gesehen hast, die in jedem Mülleimer nach Flaschen suchen. Das finde ich entwürdigend und traurig, dass Menschen in unserer Gesellschaft sowas tun müssen, um über die Runden zu kommen. Insofern kann ich mir vorstellen, dass es einige dieser Menschen freut, wenn sie die Mülleimer nicht aufwändig durchsuchen müssen, sondern auf einmal viele Flaschen abholen können. Es wird ja niemand dazu gezwungen, da mitzumachen.

      Und nächste Mal lösch ich einfach einen solchen asozialen arroganten Kommentar.

      1. Auch wenn ich in der Form und Wortwahl deiner Meinung bin, musst du dem ganzen eine gewisse inhaltliche Richtigkeit zugestehen:
        Für das Geld einen solchen Aufwand zu betreiben ist wirklich hart. Das zu unterstützen wirft dementsprechend gewisse Fragen auf.

        Dass niemand gezwungen ist dort mit zu machen stimmt wohl. Aber am Grundproblem ändert das wenig.

        1. @anon: Klar löst sich das Grundproblem nicht. Sollen wir denn warten, bis das gelöst ist (Also für den Fall, dass das irgendwann mal in weiter Zukunft gelöst ist, dass Menschen nicht nahe oder unter Existenzminimum leben müssen)?

          Welche Fragen wirft denn bitte schön eine solche Unterstützung auf? Findest Du es sozialer, wenn man selbst seine Flaschen immer zurückgibt und das Pfand in die eigene Tasche steckt?

      2. Also man müsste mal definieren, wie Zwang in diesem Zusammenhang definiert ist.
        Wenn ich da „Wahl habe“ gar kein Geld zu haben, in Mülleimern nach Falschen zu suchen, oder die Bulkweise irgendwo ab zu holen, dann ist die dritte Option ohne Frage Ökonomischer und damit sicherlich Favorit. Aber ich finde nicht, dass man sagen kann, dass man das Freiwillig macht.
        Aber auch als Richtig sehe ich den Gedanken an, ob man, bis man das Problem der Armut gelöst hat, solche Zwischenlösungen nicht trotzdem versucht umzusetzen. Wobei das wieder die Frage aufwirft wie groß die Triebkräfte dann noch für eine Richtige Lösung sind.

      3. @Markus
        Die aufgeworfene Frage geht meiner Ansicht nach weit über „sozial oder nicht“ hinaus.
        Viel mehr geht es um die Frage, ob ich einen Zustand der (hier sind wir uns denke ich 100% einig) völlig inakzeptabel ist, aufrechterhält oder nicht.

        Auch wenn das den Betroffenen möglicherweise hilft, so hat es doch den ganz fahlen Beigeschmack, das damit ein Zustand (de facto) unterstützt wird, den wir doch eigentlich nicht wollen sollten.

        Es nicht zu tun hilft denen nicht – zugestanden. Aber es zu tun hat viel Potential das ganze Langfristig tragbarer zu machen, weil wir damit dem Argument „Es geht doch irgendwie“ Vorschuss leisten.

        Schweres Thema jedenfalls.

        @Martin
        Triebkräfte werden sicher nicht größer, wenn man einen status quo erträglicher macht, nicht?

    2. Wie kommst du auf die Idee, dass der gesamte Studiengang Kommunikationsdesign hinter der Seite steht? Denkst du noch nach beim Posten? Und mich würde auch mal brennend interessieren, wie du zu der These gelangst, dass der Studiengang Kommunikationsdesign jedes Jahr so nen Ei legt? Hast du da irgendwelche Beispiele? Einfach solch hohle Behauptungen in den Raum zu stellen, zeugt zumindest nicht von allzu korrekter Haltung, mögen deine sozialen Motive noch so edel sein (was aber anscheinend nur für Pfandsammler gilt)!

      1. finde ich auch eine frechheit..
        bin zwar nicht bei der htw, aber eine freundin studiert kdesign da!
        wahrscheinlich hat der junge die bewerbungsprüfungen nicht bestanden oder verstanden bzw. die prüfer haben sofort gesehen was da für ein mensch vor denen sitzt :-)

        wäre auch interessiert, was er für projekte meint?!
        weil ich höre auch immer nur, das die htw sich so sehr künstlerisch betätigt und aktiv ist in berlin.. was man von den udk leuten ja nich behaupten könnte!

        nicht in dem umfang :-)
        kann mir keiner erzählen, dafür erzählt die freundin mir immer von zuvielen projekten!

        weiter machen, mit solchen revolutionären ideen!
        hauptsache jemand fängt mal damit an!
        und die idee ist gut, nicht sehr gut, aber das wird noch..
        ist doch noch ein junges projekt!
        fertig

  12. …Pfandflaschen-Besitzern und Pfandsammlern vermittelt…

    Pfandsammler mit iDings, um direkt auf de Line zu schauen, was Sache ist im Geviert. Das ist echt kuul, getz. Ein ganz neues Geschäftsmodell!

  13. Ich find’s auch eher widerlich – ist so ein bisschen wie dem Bettler in der Fußgängerzone 10 Cent neben den Hut zu werfen und „beweg dich für die Kohle“ zu rufen. Entweder spende ich oder nicht. Das hier ist irgendwie schmierig.

  14. Also ich finde es schon fast traurig, warum es solche Dienste geben muss. In den allermeisten Fällen ist der Weg, der zum Erwerb neuer Flaschen (oder Kästen) führt der selbe, wie der Weg zur „Entsorgung“. Also scheinbar ist es unglaublich schwer vor dem Einkaufen die leeren Flaschen zu nehmen um sie beim Händler wieder abzugeben. Oder man erhält Nachschub von einem Lieferanten, der das leere Zeug wieder mitnehmen könnte. Offensichtlich zu kompliziert – oder der Pfand zu gering. Zugegebenermaßen gibt es Ausnahmen von dieser Regel, aber scheinbar sind die Ausnahmen so verbreitet, dass solche Dienste entstehen.

    Grüße

  15. Erinnert mich ein bißchen an die Leute, die die Pfandflaschen einfach im Park und sonst wo stehen lassen, und sich dann auch noch so unglaublich sozial vorkommen, da sie den armen Sammlern neue Beute spendieren.

    Dass man nun die arme Sau auch noch auf Knopfdruck antanzen lassen kann, damit man diese Entwürdigung auch noch mit den Kollegen live und in Farbe bewundern darf, finde ich widerlich.

    1. @Florian: Ich gehe davon aus, dass ein Großteil das nicht macht, um sich diese „Entwürdigung auch noch mit den Kollegen live und in Farbe“ anzuschauen.

    2. Bald wird man als Nicht-Bankster froh sein, wenn man deien nach einem Geschäft das Örtchen und vielleiht noch etwas anderes (ab)wischen darf.

  16. Mal etwas provokanter gefragt – in Fortführung von dem Gespräch unter #14:

    Was kommt als nächstes? Eine 1Ph0ne App mit der man sich tracken lassen kann, damit einem die vermeintlich wohlhabenden Besitzer dieser Geräte freundlich spenden können auf ihrem Weg durch die Shoppingmeilen?

  17. Es scheint mir, dass die meisten hier keine Ahnung von den Realitäten haben, die einen auf Hartz IV erwarten, und schon gar nicht davon, wie schwer es ist noch einen Job zu finden von dem man leben kann – geschweige denn einen Job mit dem man würdig leben kann.

    Ich denke allerdings auch, dass es noch einen deutlichen Unterschied zwischen dem wohlgeordneten Zurücklassen von Pfandflaschen im Park und der Institutionalisierung von Billigjobs auf Pfand-Internetportalen gibt.

    Es beruhigt mich, dass die Meisten hier noch ein gesundes ethisches Empfinden zu besitzen scheinen und sich nicht auf das TINA-Prinzip einlassen wollen. Es gibt immer Alternativen zur Endsolidarisierung. Ich arbeite jedenfalls lieber an diesen, als mein Pfand von getriebenen Menschen in prekären Umständen abholen zu lassen und das als Nothaken für die Soziale Frage anzusehen.

    1. Es heißt
      „Entsolidarisierung“
      Das „d“ gibt dem aber eine sehr interessante Note, über die man mal nachdenken könnte.

  18. Die Idee ist zwar sehr gut, dennoch müssen wir das Problem an der Wurzel packen.

    In einer hoch technisierten Welt gibt es nunmal nicht genügend Arbeitsplätze für alle. Deshalb sollte wir endlich mal über das Bedingungslose Grundeinkommen diskutieren um so allen Menschen eine sichere Existenz zu garantieren. Die Arbeitsgesellschaft neigt sich ihrem Historische Ende entgegen.

  19. Der Finanzfeudalismus weitet sich aus und das Volk soll dem Geldadel womöglich noch dankbar sein für die Krümmel, die er ihm übrig lässt.

    Der Staat flüchtet aus seiner Verantwortung, ähnlich wie bei den sich ausweiteten Tafeln. Damit untergräbt er allerdings auch seine eigene Berechtigung.

  20. @die Kritiker:
    bewertet ihr es auch als Demütigung des Obdachlosen, wenn ich in der BVG eines ihrer Magazine kaufe? Oder eine Spende gebe? Was ist mit der Berliner Tafel?

    In in die „Szene“ involviert zu sein, bin ich mir sicher, dass das Besitzen eines Handys Standard ist. Abseits der immer weiter steigenden Verbreitung von mobilem Internet, gehe ich nicht davon aus, dass die Bedürftigen zwangsläufig Internetzugang brauchen um an dem Projekt teilzunehmen.

  21. Ich gehöre auch zu denjenigen, denen diese „pfiffige Idee“ spontan Übelkeit verursachte. Habe mir dann die Mühe gemacht, herauszufinden warum das so ist, und hier ist das Ergebnis:

    Es geht um den Erhalt von Würde und Selbstrespekt, es geht darum einen unhaltbaren Zustand nicht dadurch zu adeln, dass man ihn in ein Geschäftsmodell einbaut. Auch wenn das Geschäftsmodell non-profit ist. Dadurch akzeptiert man den Zustand, m. E. zementiert man ihn dadurch auch langfristig.

    Das ist die Krux mit allen Formen von Almosen, von der Armenspeisung bis zu manch schrägen Entwicklungshilfeprojekten. Sie entmündigen, sie zementieren ein Machtgefälle, sie reiben Salz in die Wunde „Armut“, sie lassen keinen Platz für Respekt und Würde.

    Aus persönlicher Erfahrung:
    Vor einigen Jahren ging es mir finanziell grottenschlecht. Ich hatte keine Lust aufs Amt zu gehen, aber auch keine Kraft mir fix nen tollen Job zu besorgen. Über zwei Jahre lang habe ich wirklich jede Mark (schon was her…) dreimal umgedreht. Es gab in dieser Zeit Freunde, die mich unterstützt haben. Nicht finanziell, eher mit häufigen Einladungen zum Essen unter allerlei fadenscheinigen Vorwänden. Da hätte jetzt auch einer sagen können „Hey, Mädchen, ich hab hier noch zwanzig Flaschen Leergut stehen, du bist doch superpleite, bringste die weg, darfste das Pfandgeld behalten.“ Das wäre ein Schlag in die Magengrube gewesen, ich glaube das hätte mir den Rest des schwankenden Bodens, auf dem ich mich befand, unter den Füßen weggezogen. Ein Angriff auf meine Würde, wenn man so will.

    Fazit:
    Es ist eine Sache, Pfandflaschen am Altglascontainer abzustellen wo sie innerhalb einer Stunde ein Flaschensammler abholen wird. Selbstbestimmt und ohne direkte Interaktion mit mir. Wir tun beide so, als hätte ich sie da nicht „extra“ hingestellt. Wir sanktionieren den Status Quo nicht. Wir wissen beide, dass es eine Schande für dieses reiche Land ist, dass irgendjemand Flaschen sammelt oder sogar aus dem Müll fischt für ein paar Groschen. Meines Erachtens wäre es aber eine noch größere Schande, den Sammler per SMS antanzen zu lassen, um meine Küche von Leergut zu befreien. Das sanktioniert den Status Quo. Auch wenn es ökonomisch „Sinn“ macht. Wirtschaftlichkeit hat keine Seele.

    1. schoen gesagt, hatte heute frueher was getippt, aber nicht so auf den punkt.
      war selbst nie betroffen, aber dieses ungute gefuehlt des dammbruchs bleibt trotzdem.

    1. Das sollte eigentlich in die due diligence aller Projekte und Vorhaben gehören: gab es etwas sehr vergleichbares schon auf theonion.com? Dann ist es wahrscheinlich eine sehr sehr schlechte idee. Oder eine unglaublich zynische, die mit etwas Lobby-Unterstützung klappen könnte.

      Hmm, jetzt hab ich Angst, dass die „leute-die-leisten“ sich ihre Ideen bei der Zwiebel holen. Mag gar nicht ins Archiv da gucken, manche Vorahnungen mag man sich nicht bestätigen lassen.

  22. Im großen und ganzen ist alles gesagt, was ich in meiner Fassungslosigkeit nicht formulieren konnte. Das neu zusammen zufassen würde nur, nicht nötige, Redundanzen produzieren.
    @Markus – Eine persönliche Auseinandersetzung halte ich aus meiner Sicht für verzichtbar.
    Wie erwähnt macht mich diese Aktion fassungslos. Das aus mehrerer Hinsicht. Die meisten kritischen Aspekte dazu sind hier erwähnt. Ein besonders eklatanter Faktor daran aber nicht. Ist die Aktion im allerbesten Fall, für mich, noch als naiv zu bewerten, ist sie aus der gegebenen Perspektive enteignend, entmündigend und bevormundend. Es ist wohl, nach dem das nicht dokumentiert ist, nicht davon auszugehen, dass die Initiative dazu aus Reihen der „Zielgruppe“ entstanden ist, oder dass auch im mindesten deren Teilhabe, Zusage, oder Bestimmung eingeholt wurde.
    Das ganze Vorhaben steht in einer Form die nichts, aber auch gar nichts, an den gesellschaftlichen Zuständen ändern kann. Im Gegenteil, bestenfalls dient solch Handeln der zementierung und Bestätigung der unerträglichen ökonomischen und sozialen und politischen Verhältnisse.

    1. Mir stand ebenfalls der Mund sperrangelweit offen als ich die Beschreibung dieses Projekts las, von dem hier anscheinend einige glauben, dass es „sozial“ wäre. Ich empfinde den Ansatz der stundentische Bemühungen („Er hat sich stets bemüht, …“) als naiv und schädlich.

  23. Zielgruppe, Zielgruppe, Zielgruppe.
    Der aller erste Schritt wäre die Beteiligten zu befragen. Research nennt sich das heut zu Tage. Ist das gemacht worden? Wenn ja erübrigt sich vieles von dem hier an nieder geschriebener ‚Meinung‘.

    Es ist fast immer so, dass man von den Probanden überrascht wird, da man selbst natürlicherweise eine andere Sicht hat. Also fragen und den outcome interpretieren bewerten verwenden.

    1. Dazu nur soviel: ich bin nicht der Mensch hinter diesem Projekt. Aber im Vorfeld wurden genau die Zielgruppen, nämlich die Pfandsammler in verschiedenen Bezirken befragt. Wäre die Reaktion negativ gewesen, könnte man ja jetzt selbstverständlich gar keine Pfandsammler anrufen. Das ganze Projekt basiert ja auf dem Mitmachwillen der Pfandsammler selbst und nicht auf dem Bedarf fauler Menschen … was noch fraglich ist: nutzt es nicht irgendwann jemand negativ für massenhaften Umsatz? Aber das ist mal wieder die typische Marktfrage …

  24. leute. da ist doch nix bei:
    stellt den kasten wo hin und tippt ne sms an einen, wo ihr wisst, der kanns brauchen. so lange das projekt noch in der entwicklung steckt wäre vernünftige kritik sicher am hilfreichsten.

    bargeld wäre bestimmt eine bessere alternative.. aber wann habt ihr das letze mal 25 cent irgendwo gespendet und wann das letzte mal eine pet-flashe irgendwo hingestellt? von geld, dass bereits ausgegeben ist, trennt es sich leichter.

    dass das alles menschenünwürdig sei und schlechte strukturen festigt ist doch albern. die strukturen die es nötig machen, dass menschen besser über die runden kommen, wenn sie pfand einsammeln, kommen von woanders und werden auch nicht durch inaktivität beseitigt. auch dieser student wünscht sich sicher nicht noch mehr menschen in not, damit seine seite besser floriert.
    sobald niemand mehr flaschen sammeln muss, wird sich das projekt von allein erledigen. so lange bedarf besteht … besteht eben bedarf.

    wenn jemand hilfe braucht, sollte man sie geben, wenn man kann und nicht auf der moral hängen bleiben, dass man dieses abhängigkeitsmodell nicht unterstützen möchte.

    zum teil lese ich hier das gleiche spießertum raus, dass dem bettler auch keinen euro gönnt, nicht, weil keiner da ist, sondern weil er sich ja „eh nur was zu saufen kauft“.. und das dann mit der moralkeule zu verteidigen ist nicht in ordnung.

    zitat dms:

    Der Finanzfeudalismus weitet sich aus und das Volk soll dem Geldadel womöglich noch dankbar sein für die Krümmel, die er ihm übrig lässt.

    Der Staat flüchtet aus seiner Verantwortung, ähnlich wie bei den sich ausweiteten Tafeln. Damit untergräbt er allerdings auch seine eigene Berechtigung.

    also was wär dein vorschlag? was tust du denn dagegen?
    ich glaube, wenn der „geldadel“ etwas von seinem geld abgibt ist das besser, als nichts. und ein student der htw ist vielleicht auch der falsche ansprechpartner für diese grundlegenden probleme.
    tipp: starte doch mal selber was. etwas, dass all diese probleme beseitigt und alle menschen gleichberechtigt.

  25. Ich kann meinem Vorredner, Peter, nur zustimmen. Solange Pfandflaschen gesammelt werden, solange ist auch das ein gutes Projekt. Besonders gut und wahr finde ich die Aussage <blockquote cite="von geld, dass bereits ausgegeben ist, trennt es sich leichter."
    Wer eben die Pfandflaschen, die von entsprechenden Personen in den Straßen eingesammelt werden, weggeschmissen werden, kann man sie auch abholen lassen und das Geld spenden. Warum wehren wir uns so gegen Hilfe und sehen in allem etwas "Falsches", "Kriminelles" und etwas nach dem Motto "das Geld kommt eh nicht da an, wo es gebraucht wird"…

  26. Jep … so schauts aus: erstmal selbst den Arsch von der Tastatur wegbewegen und was eigenes starten, bevor man hier andere Projekte kritisiert.

    1. ah, jetzt aber Butter bei die Fische. Das Martin-Projekt beinhaltet was genau?

      *In den Zeiten sozialer Segregation ist wirkliche Empathie so selten wie leckerer Kaviar.*

  27. Feedback dazu auf Facebook… tolle Seite. Ich schlage vor, solche Projekte, die einen einzelnen Anbieter derart stark promoten, in Zukunft auszuschließen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.