US-Musikindustrie gab mehr als 90 Millionen Dollar für Lobbying aus

IP-Watch hat einen interessanten Artikel über die Lobbying-Ausgaben der US-Musikindustrie in den vergangenen zehn Jahren: Special Report: Music Industry’s Lavish Lobby Campaign For Digital Rights. Mehr als 90 Millionen Dollar (!) wurden dort für Lobbying für Urheberrechtsverschärfungen auf nationaler und internationaler Ebene ausgegeben. Damit schlägt die Musikindustrie anscheinend sogar noch die Filmindustrie. Die Analyse wurde möglich, weil es in den USA mehr Transparenzregeln für Lobbyorganisationen gibt und Transparenz-Organisationen wie das Center for Responsive Politics die Auskünfte untersuchen.

Einen guten Kommentar zum Lobbying kommt von der EFF:

“The very first time a major music industry executive heard about Napster and got nervous, they turned left and went down and talked to their lawyers instead of walking out of their office and turning right and heading down to the business section,” says Rebecca Jeschke, media relations director for the Electronic Frontier Foundation. “That was the fundamental mistake.”

Was hätte man mit dem Geld alles gutes machen können, wie z.B. Verbraucherfreundliche Geschäftsmodelle zu entwickeln…

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

16 Ergänzungen

  1. Also mir kommen 90Mio $ verteilt auf 10 Jahre eigentlich nicht besonders viel vor. Das (9Mio) stecken sich die Bosse von den Labels doch sicher pro Jahr auch ein…

  2. Mit einem 9-Millionen-Budget pro Jahr kann man andererseits aber auch 250 Leuten ein Gehalt von 3000 pro Monat zahlen. Geht man davon aus, dass nicht ausschließlich in Personal investiert worden ist, kommt man wahrscheinlich dennoch auf eine beachtliche Zahl an Leuten, die man über zehn Jahre hinweg vielleicht auch sinnvoller hätte beschäftigen können.

    Das heißt, für manche Definitionen von „sinnvoll“; dass die Lobbyarbeit nicht gänzlich ohne Erfolg geblieben ist, davon braucht man ja auf dieser Seite hier eigentlich kaum jemanden zu überzeugen.

  3. Die Summe ist sehr gering für diesen Zeitraum. Darüber kann man sich wohl kaum aufregen.
    Dass Lobbyarbeit betrieben wird mag zwar nicht schön sein aber es ist natürlich.

    Dr eigentlich Skandal ist, dass diese Konzerne auf radikale Weise versuchen die Gesetzgebung zu unterwandern um drakonische Gesetze (ACTA) zu verabschieden, die Menschen unnötig kriminalisieren.

    Vielleicht wird später noch geleakt wie groß der Anteil der kommunikativen Totalüberwachung von der Content-Industrie initiiert wurde, die angeblich aus Sicherheitsgründen erzwungen wird. Hier könnte ein investigativer Journalismus einen großen Beitrag leisten.

    Anstatt alternative Modelle auszuprobieren, wird gegen den Konsumenten mit der Peitsche vorgegangen. Wenn die Industrie glaubt sie könnte damit gewinnen, unterschätzt sie die Kreativität der Menschen enorm. Man kann Content auf vielfältige Weise kopieren. Es wird immer Lücken geben, einige werden geschlossen werden und neue werden hinzukommen – ein sinnloser Krieg den man beenden könnte wenn man den Mensch zuhört anstatt mit dem Kopf-durch-die-Wand-Prinzip vorzugehen. Ich bin mir sicher, dass viele „Kopierer“ gerne die wenigen Euro mehr bezahlen würden wenn die finanziellen und technischen Konditionen stimmen würden.

    In nicht allzu ferner Zeit wird die Content-Industrie in dieser Form aussterben (müssen).

  4. 90 Millionen auf zehn Jahre und weltweit? Das geben die Klimavernichtungslobbyisten in Washington in einem Monat aus.

  5. Ein netter Kommentar von Techdirt:

    Considering how often we hear people assume that correlation of file sharing stats to record label revenue means file sharing is the cause of the labels problems, shouldn’t they also claim that the more the RIAA spends on lobbying, the worse the labels do as well?

  6. Der Grund warum das westliche Modell der freien Marktwirtschaft so großen Erfolg hat ist zu einem die Demokratie welche Firmen bestimmte Freiheiten gibt und Produktselektion durch die Gesellschaft. Firmen die Produkte herstellen ohne gesellschaftliche Grundlagen verschwinden vom Markt.

    Die Musik- und Kulturindustrie hat diesen Gesetzen zu folgen. Sie haben sich ihren gesellschaftlichen Grundlagen anzupassen und wenn dies ihnen nicht gelingt, tja, so sterben sie berechtigterweise halt.

    Ich halte es politisch für sehr gefährlich zu versuchen, die Politik durch Lobbyismus zu unterwandern und Gesetzesgrundlagen für den Fortbestand der betroffenen Industrien zu schaffen. Es ist nicht nur der Verrat an der Idee der freien Marktwirtschaft, sondern ein Verbrechen gegen unsere Demokratien.

    Umso schlimmer, fördert dieser Lobbyismus Politikverdrossenheit in unserer Bevölkerung. Er lässt Konservartive als wertelos erscheinen und Sozial-Demokraten wie kommunistische Regulierungsfanatiker.

  7. Ich sehe das ganz anders. Aber vollständig anders.

    Dauersauger, Räuber, Piraten, die mit dem Eigentum anderer Leute Geschäfte machen, sollten noch mehr zu Kasse gebeten werden.

    Auf jeder Messe gehen Leute herum, die den fernöstlichen Anbietern von Schummelware, kopierter Ware etc. die Stände abbauen. Das Zeug wird containerweise verbrannt. Schade drum, aber so ist es nunmal. Soll das im Netz anders sein?

    Den Dauersaugern und Anbietern von Raubkopien sind Riegel vorzuschieben. Ich bin dafür, den Pauschalbetrag pro Abmahnung von 1200 Euro auf 10.000 Euro heraufzusetzen.

    Wer Musik hören möchte, wer Filme sehen möchte, kann diese kaufen. Auch im Netz.

    Ich habe null Verständnis für derlei Schweinepriester, welche die Räuberei auch noch gutheißen oder als Kavaliersdelikt durchwinken wollen.

  8. @Forengott86

    offensichtlich hast du rein gar nichts verstanden?

    Es geht keineswegs darum, Raubkopierer zu schützen oder Urheberrechtsverletzungen zu bagatellisieren.

    Einerseits konnte sich eine echte Abmahnindustrie entwickeln, wobei es schon lange nicht mehr um den Schutz des geistigen Eigentums und um die Eindämmung von Softwarepiraterie geht. Andererseits versuchen Lobbyisten ihre nicht mehr zeitgemäßen Geschäftsmodelle durchzusetzen, anstatt neue und bessere Wege zu beschreiten, die sowohl Konsumenten als auch Urhebern zu gute kommen würden. Das ist aber nicht gewollt, weil dann womöglich der Einfluss der Rechteverwerter (nicht gleichzusetzen mit Urheber) an Macht verlieren würde.

    „Auf jeder Messe gehen Leute herum, die den fernöstlichen Anbietern von Schummelware, kopierter Ware etc. die Stände abbauen. Das Zeug wird containerweise verbrannt. Schade drum, aber so ist es nunmal. Soll das im Netz anders sein?“

    Nehme ich dein pratisches Beispiel heran, dann ist dein Strafpotential gegenüber z.B. den illegalen Filesharern beinahe schon lächerlich. So gesehen würde man das illegal angebotene Material des bösen Filesharers lediglich beschlagnahmen und vernichten und ihm zum Abschied einen bösen Finger zeigen…

    …aber eigentlich geht es um die Kollateralschäden, die man billigend in Kauf nimmt und oft die braven Konsumenten treffen.

    Etwa 40% meiner käuflich erworbenen Datenträger sind so tiefgreifend kopiergeschützt (Stichwort DRMS), dass sie unter legalen Umständen nicht verwendbar sind. Wie lautet darauf deine Antwort lieber Forengott86?

    Ist dir eigentlich bekannt, was z.B. ein Musiker, der eine Single- CD komponiert und aufgenommen hat, daran noch selbst verdient, wenn er den Geschäftsmodellen dieser Lobbyisten folgt?

    Wenn du diese beiden simplen Fragen positiv unrer demokratischen Aspekten beantworten kannst, kommst du der Sache wesentlich näher…

  9. @Johannes Döh

    Ich möchte zunächst das Pferd von hinten aufzäumen, weil die „Allesfürlau-Leute“ immer von Demokratie reden, wenn sie ihre Verbrechen rechtfertigen wollen. Demokratie hat nichts mit Raubkopieren zu tun. Sie ist auch nicht gefährdet, wenn der kriminelle Dreck im Knast landet. Die Demokratie wird niemals durch Kriminelle belastet. Die Demokratie hat eine Justiz, die sich um den Dreck kümmert.

    Gerne schreibe ich es für Dich in einfachen Worten:

    Wenn ich ein Buch schreibe, dann habe nur ich die Rechte daran oder der Verlag, an den ich die Rechte abtrete. Musik, Filme dito.

    Und wenn ein Arsch daher kommt, meint, mein Buch vorab ins Netz stellen zu müssen, oder wenn er meint, mit Kopien meines Buches Geld verdienen zu können, ist er schief gewickelt. Wer meint, wenn ich einen Musiktitel aufnehme, ein Filmchen dazu drehe, er könne es auf seinen Seiten zeigen ohne meine Erlaubnis, ist ebenfalls im falschen Film. Und wer überhaupt meint, er könne ohne Genehmigung Geld mit anderer Leute geistigen Eigentum und Schaffen verdienen, der wird zu Recht mit juristischen Mitteln (hoffentlich) vollständig vernichtet.

    Und ich hoffe, das bleibt auch so.

    Was die Abmahnindustrie betrifft, so ist nur dort der Markt, wo sich der kriminelle Dreck befindet. Ist der Sumpf trocken, ist der Markt nicht mehr vorhanden.

    Bis dato verdienen die Abmahnanwälte sich hoffentlich noch eine goldene Nase.

    Und ich freue mich ohne Ende.

    Geht gefälligst in den nächsten Laden und kauft Euch den Scheiß! Wer das nicht macht, wird früher oder später eine Rechnung erhalten. Und die kann nicht hoch genug sein!

  10. Ps. Vor zwei Tagen war es besonders lustig. Klingel, Mutti macht auf, Bullen rein und krimineller Sohn sitzt am Rechner.

    Sowas nennt man „auf frischer Tat…“.

    Mutti konnte ihn auch nicht mehr retten. Der Typ sitzt jetzt im Knast. Volljährig, aber trotzdem verblödet.

    Weiter so!!

    Man muß ja echt ein Fan sein, wenn man sich seine Mucke auf kriminellem Wege besorgt.

    Die Zivilklage folgt noch.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.