Leistungsschutzrecht: Noch ein Gebührenmodell

Philipp Otto von iRights und IGEL hat für die NZZ das angedrohte Leistungsschutzrecht kommentiert: Noch ein Gebührenmodell.

Nicht nur in Deutschland verfügen Verlage über enorme politische Macht. Sie dominieren den Diskurs, entscheiden über Karrieren, sind in Regierungskreisen bestens vernetzt. Diese jahrzehntelang geübte Koexistenz macht die deutschen Verleger sehr sicher: Ein Leistungsschutzrecht wird kommen. So stehe es im Koalitionsvertrag der schwarz-gelben Bundesregierung, so habe sich Bundeskanzlerin Merkel geäussert, so werden sie nicht müde zu betonen. Bezahlen sollen diesen Plan zum einen sogenannte News-Aggregatoren wie Google, aber auch öffentliche Einrichtungen, Unternehmen, Verbände und Freiberufler, Rechtsanwälte, Steuerberater oder freie Journalisten.
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Die deutschen Presseverlage hätten ein Leistungsschutzrecht gar nicht nötig. Gerade sie verfügen über Kompetenzen und Mittel, zukunftsfähige Geschäftsmodelle im Internet zu etablieren und so den vielzitierten Qualitätsjournalismus zu erhalten. Allein, viele von ihnen tun es nicht, zumindest nicht mit der erforderlichen Konsequenz und Kreativität. Nun den Gesetzgeber zu Hilfe zu rufen, ist tragisch und komisch zugleich. Immanuel Kant hätte seine wahre Freude gehabt. Nimmt man die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit als Kerngedanken der Aufklärung, so müssen sich die Presseverlage grundsätzlich fragen lassen, warum sie mit der Forderung nach einem Leistungsschutzrecht die Vergangenheit in die Zukunft holen wollen.

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5 Ergänzungen

  1. Mir kommt die Galle hoch, wenn ich mitkriege, wie diese tollen „Qualitaetsmedien“ ihr Leistungsschutzrecht durchsetzen wollen, aber nicht bereit sind, Abdruckgebuehren fuer Songtexte zu bezahlen. Von Spezialtext-Genehmigungen bei Text-Aenderungen moechte ich gar nicht anfangen.
    Aber vielleicht hat es einen positiven Nebeneffekt und sie hoeren auf, voneinander abzuschreiben?

  2. Wer genügend Geld hat in dieser Republik der kann sich durch geschickten Lobbyismus staatliche Subventionen auf kosten des gemeinen Steuerzahlers verschaffen.

    Egal ob mit Hilfe der Mövenpick FDP, oder durch das direkte Entsenden von Lobbyisten in die Ministerien. Oder durch Blange Macht. Im Falle der Verlage wird die Politik ohnehin einknicken da die Politiker schlchte Berichterstattung fürchten.
    Ein anderes Beispiel sei hier nochmal die Milliardenschwere Sozialhilfe für die großbanken genannt. Oder die Gema die als private Gesellschaft von der Politik quasi das Privileg bekommen hat privatsteuern einzutreiben.

    Unsere Demokratie verkommt immer mehr zum Selbstbedienungsladen für mächtige Lobbys. Die Kosten dafür muss am Ende der Bürger durch immer höhere Abgaben und Steuern bezahlen. Mit Freier Marktwirtschaft hat das nichts mehr zu tun. Man könnte es schon fast als die Verschmelzung von Staat und den mächtigsten Konzernen sehen.

    In Deutschland werden mitlerweile über 140 Milliarden für Subventionen ausgegeben. Ein großteil davon völlig intransparent und Willkürlich zugunsten der jeweiligen Lobbys. Für das Geld könnte man mächtige Steuersenkungen realisieren bzw Bildung, Forschung und Sozialstaat zu gunsten aller fördern.

  3. Gibt es noch andere Beispiele für kritische Texte zum Leistungsschutzrecht im deutschen (nicht schweizer) Qualitätsjournalismus?

    Nein? Warum soll dieser interessengeleitete „Journalismus“ es dann überhaupt wert sein, mit einer Verlags-GEZ von uns subventioniert zu werden?

    Und wozu sollen die Verwerter geschützt werden? Die eigentlichen Werkschaffenden, die Journalisten, hätten Unterstützung verdient.

  4. Unsere wunderbaren Verlagshäuser haben hübsche Online-Angebote ins Netz gestellt. Spiegel, Focus, Stern und wie sie alle heißen. Mit Werbung vollgeballert ohne Ende. Wobei der Spiegel eine rühmliche Ausnahme ist, da der User auf dortigen Seiten nicht von Werbeschweinen ausgefuchst wird. Man kennt diese „Analysten“ zu genüge (mit Betonung auf anal). Daher erstmal ein Lob an Spiegel online.

    Diese Redaktionen sind froh über jeden Traffic. Sie möchten User mit Kommentarmöglichkeiten etc. auf ihre Seiten locken. Ein paar Schnuckis sind auf die Idee gekommen, hier und da nur noch Beiträge ins Netz zu stellen für Leute, die bezahlen. War ein Schuß in den Ofen. Die Dinger werden weder angeklickt noch bezahlt.

    Nun muß was anderes her??

    Ich denke, die Verlagshäuser sollten ganz zuckersüß die Userschaft umgarnen. Keine User, keine Werber. Von wegen, dann auch noch bezahlen?? Geht im Netz nicht.

    Ich erinnere mich noch, wie sehr sich Spiegel online gegen Direktantworten der User unter den Artikeln gewehrt hat. Sie haben stets an das Forum verwiesen. Welt.de hat vorgezogen, Spiegel hat aufgegeben wegen Userschwund. Welt.de hatte mehr Traffic, hat es auch heute noch. Die Webseite mit den meisten Klicks bezüglich der diesbezüglichen Angebote.

    Bevor wir uns also über irgendwelche Abgaben unterhalten, sollten die Verlagshäuser lieber froh sein, daß überhaupt jemand deren Seiten ansurft.

    Also seid brav und freut Euch, wenn jemand das „print“ für 3,80 Euro trotzdem noch kauft.

    Ich zum Beispiel. :-)

    Online-Angebote sind durch Werbung zu finanzieren. Also immer dran denken: User = Traffic = Werber = Kohle.

  5. …Rechtsanwälte, Steuerberater …..

    für was sollen da dann (wir) „Steuerberater“ zahlen.. fürs Gesetze zitieren in Einsprüchen und Schreiben ans Finanzamt?
    Versteh ich nicht..

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.