Guttenberg-Rücktritt und das Netz

Stern.de hat anhand des Guttenplag-Wiki und in Verbindung mit Ägypten & Co etwas zum Erstehen der fünften Gewalt durch das Netz veröffentlicht: Guttenberg-Rücktritt und das Netz: In den Fängen der digitalen Bürger.

Neu ist, dass sich dieser Raum erweitert hat, dass eine neue Ebene, eine neue Plattform entstanden ist, auf der politisch gehandelt werden kann. Dieser neue Raum, das „Netz“, war zunächst vor allem von Freaks mit dicken Brillengläsern bevölkert, dann von ein paar progressiven Graswurzel-Aktivisten. Spätestens seitdem ein Facebook- oder ein Twitter-Konto genügt, um sich im Netz einzumischen, ist das Internet ein Jedermann-Forum geworden, ein Bürgermedium. „Die sozialen Medien – Facebook, Twitter – haben sich in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt, was ihre Nutzerfreundlichkeit betrifft, aber auch was die Möglichkeiten der Nutzer anbelangt, Informationen mit anderen zu teilen“, so Markus Beckedahl, Netzaktivist und Betreiber des Blogs Netzpolitik.org. „Gleichzeitig hat sich eine Kulturpraxis der Offenheit entwickelt: Für viele Internetnutzer ist es selbstverständlich, offen zusammenzuarbeiten. Neue politische Player entstehen so und bilden Netzwerke um sich herum.“

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18 Ergänzungen

  1. „zunächst vor allem von Freaks mit dicken Brillengläsern bevölkert, dann von ein paar progressiven Graswurzel-Aktivisten“
    Sicher, wir wollen ja nicht etwa Vorurteile bedienen

  2. Bei Lieschen Müller werden diese Worte nachhallen:

    „mit welcher Wucht ihn das Netz aus der Bahn werfen würde“ „Das Netz hat auch diesen Politiker besiegt! Waidmanns Heil, Internet. “

    während ihr das mit vierter und fünfter Gewalt so hoch ist, dass sie lieber nochmal die schöne Adelsfotostrecke durchträumt. Danach bleibt sie nochmal an einer Zeile hängen und liest nochmal groß:

    „Das Netz an sich ist nicht gut“

    und schon weiß sie ganz sicher, dass der neue Innenminister endlich mal dieses böse, böse Internet sperren muß, damit der nächste Heilsbringer nicht gestürzt werden kann.

    Man sollte es bei jedem Interview immer und immer wieder betonen: es ging nie darum, einen beliebten Minister zu beseitigen, es ging darum, einen Großangriff auf die Demokratie an der Heimfront abzuwehren, als die Politik begann, um der Macht willen früher als unveräußerlich angesehene Werte aufzugeben. Zum Vergleich: vor 4 Jahren noch hat man einen Schürholt, der sich nur für einen Bürgermeisterposten in Landau beworben hatte, wegen eines falschen Doktortitels zum Teufel gejagt…

    In der RHEINPFALZ stand heute ein Artikel auf Seite 3, der die Rolle des Internets wesentlich positiver darstellte.

  3. Die fünfte Gewalt?

    Merkwürdig ich habe hier ein Buch mit dem Titel:

    \Die fünfte Gewalt: Lobbyismus in Deutschland\

    also dann wohl leider die sechste Gewalt, denn Lobbyisten haben dieses Land immer noch mehr unter Kontrolle als das Internet (korrekter weise müsste man ja sagen: Das WWW)

    LEIDER!

  4. Da wird mal wieder alles durcheinander geschmissen, von wegen „neue Offenheit“ und so, was für ein Blödsinn.

    Das Guttenplag-Wiki wurde von Leuten betrieben, die anonym bleiben wollten und auch geblieben sind. Die Pro-Gutti-Facebook-Seite dagegen von einem Haiopai, der der Porno-Industrie nahe steht.

    Facebook wurde am massivsten eingesetzt, um den Guttenberg-Sturz zu verhindern, nicht so sehr wirkungsvoll, ihn zu stürzen. Das Guttenplag-Wiki war dagegen sehr machtvoll.

    Man sollte unterscheiden:
    – Facebook ist eine Marketing-Maschine, die vom Nutzer nichts anderes fordert, als den „Gefällt mir“-Button zu drücken.
    – Guttenplag-Wiki ist ein System, das wissenschaftlichen Prinzipien folgt.

    – Facebook basiert auf dem Schneeball-Effekt,
    – Guttenplag-Wiki auf intellektueller Anstrengung

  5. Lobbyismus (von Gottes und anderen Gnaden) ist wohl die Nullte Gewalt. Dann kommen 1. bis 4., allesamt doch recht im Griff der Null. Wäre es anders, bräuchte es Nr. 5 nicht.

    Die logische Entwicklung ist ja, die 5 direkt in die 1 einzubeziehen, um Demokratiesimulation stückweise in echte Demokratie zu verwandeln, mit allen Vor- und Nachteilen. Unumgänglich wäre es nicht.

    Die Alternativen:
    – die Simulation verfeinern, http://www.buergerforum2011.de/
    – oder offene Diktatur.

  6. Was mich dabei so annervt auf jeder Seite, von Taz bis Faz, ist die ständige Nennung von FB und Twitter, wenn man vom Netz spricht oder von der Gemeinde etc..

    Es soll noch Leute geben, die mit solchen Anbietern nichts am Hut haben und sich dort auch nicht tummeln.

    Das Netz ist eben nicht FB. Solche Monopole sind abzulehnen.

    Elfi

  7. Elfi:Oh, ja. Netzpolitik sollte mal einen Artikel über „Umfragen“ durch facebook machen. Was wird da wirklich gezählt? Was genau ist einen „Meinung“ bei facebook? Der Like-Knopf?

    … Es wundert mich das die Umfrage-Firmen noch nicht Sturm gegen diesen Blödsinn laufen, dies sägt ja an ihren eigenen schlechten Methoden …

  8. He, Leute, ich überlege gerade, zu welcher „Gruppe“ ich gehöre. Zu den „Freaks mit dicken Brillengläsern“ (ach, nehemen wir mal ruhig den Begriff) sicher nicht. Da fehlt mir eine Menge technisches Verständnis. „Lieschen Müller“ bin ich auch nicht, obwohl ich nicht mehr jung bin (alt aber auch nicht). Facebook und Twitter gehen mir am Poppes vorbei. Das ist mir zu oberflächlich.
    Aber, meine Informationen, die hole ich mir aus dem „Netz“, ich kommuniziere über Selbiges… Da entsteht schon was Neues, und manchen scheint das Angst zu machen.
    Übrigens, was mir nicht passt, darüber lasse ich eben auch (manchmal) im Netz Dampf ab.

    http://www.spinnradgeschichten.de/2011/03/05/nicht-schon-wieder-vorratsdatenspeicherung/

    Ich wünsch euch ein schönes Wochenende, und bleibt alle schön neugierig.

  9. Was auf FB läuft, ist dumpfe Meinungsmache.

    Und die meisten Menschen, @jsjkjds und @icke, erkennen das auch.

    Nur die Presse sollte diese Seuche endlich mal entlüften und enttarnen, den Saftladen nicht so ernst nehmen.

    Like it? Nein, verdammt nochmal, i don`t like it, i hate it! Gibt es diese Option auch? Nein, natürlich nicht.

    Elfi

  10. Guttenberg ist nicht wegen dem Internet zurückgetreten, sondern weil es selbst Mist gebaut hat. Genauso sind auch die Staatschefs in den arabischen Ländern nicht wegen dem Internet zurückgetreten, sondern weil sie sich einfach über Jahrzehnte eine sowas von unglaublich billige Politik geleistet haben, dass es den Leuten gereicht hat. Das Internet hat das Ganze natürlich etwas gepusht aber nichts ins Rollen gebracht.

  11. Was hat der Fall Guttenberg bewiesen?
    Dass die Leute sich mit Hilfe des Internets hinter eine Sache klemmen können und die Fakten zusammentragen und prüfen.
    Es bedarf keiner etablierten Instanz, um etwas für alle anderen festzustellen. Jeder kann sich selbst ein Bild machen.
    Es ist schwerer geworden, das Volk zu belügen. Wissenschaftliches Herangehen gewinnt die Oberhand.

    Die Folgen, eine direktere Einbeziehung jedes einzelnen in sämtliche Entscheidungen (mit der Möglichkeit, seine Stimme in jeder Frage zu delegieren), werden das demokratische Staatswesen revolutionieren. Wir werden es erleben. Es ist die unausweichliche Folge.

  12. Nicht lesenswert. Spätestens bei dem Wort Brillengläsern kann das lesen getrost eingestellt werden. Stattdessen sollte man die potentielle Lesezeit nutzen um die Meinung bezüglich des schlechten Artikels kund zu tun – was ich hiermit getan habe.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.