Forensiker stellt Verbindung zwischen Manning und Assange her

Das Wired-Blog Threat Level berichtet vom Prozess gegen Bradley Manning, der verdächtigt wird, diverse geheime US-Daten an Wikileaks wieter gegeben zu haben: Jolt in WikiLeaks Case: Feds Found Manning-Assange Chat Logs on Laptop. Heute war ein Regierungs-Forensiker eingeladen, der detailliert darüber berichtete, was man auf Notebook und Datenträger von Manning wieder gefunden habe. Dazu soll auch ein Chatlog mit Julian Assange selbst gehören, der laut dem Forensiker über “dawgnetwork@jabber.ccc.de” erreichbar war. Jabber.ccc.de ist ein im deutschsprachigen Raum gerne und oft genutzter Instant-Messaging-Server im CCC-Umfeld, wo jeder ohne Registrierung einen Account anlegen kann.

Gleichzeitig wurde laut Forensiker eine Kontakt-Telefonnummer zu Julian Assange in Island gefunden. Das ist insofern relevant als dass die US-Regierung bereits seit längerem versucht, sowohl Manning eindeutig Geheimnisverrat nachzuweisen als auch eine direkte Verbindung zwischen Manning und Assange herzustellen, um Assange ebenfalls besser anklagen zu können (sofern sie seiner habhaft werden). Ebenfalls haben die Forensiker wohl zumindest die Irak-Tagebücher auf Datenträger gefunden haben wollen und ein weiteres Chatlog, wo Manning die Weitergabe des Collateral Murder – Video zugibt.

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30 Ergänzungen

  1. Den Jabber-Dialog glaubt doch kein Mensch:

    Manning: Are you familiar with WikiLeaks?
    Schmiedl: Yea, I am
    Manning: I’m the one who released the video

    Weil ihn keiner glaubt, mag er wohl authentisch sein.

  2. Hmm… darf man sich dazu jetzt eigentlich noch öffentlich äußern oder wird man dann bei der nächsten Einreise in die USA am Flughafen auch gleich einkassiert? Ich traue diesen Brüdern einfach nicht.
    Würde mich nicht wundern, wenn man bei denen schnell mal eine Akte kriegt, wenn man den Kopf nicht unter dem Radar behält.

  3. Für Leute wie Manning hat man sich bei Truecrypt den Kopf über Plausible Deniability und hidden Container bzw. ein Zahn schärfer, hidden OS den Kopf zerbrochen. Und dann so was. :(

  4. Je mehr Details da ans Licht kommen, desto unglaubwürdiger wird das für mich. Das fängt schon bei dem schwulen Passwort an,geht über die Mehrfachbenutzung der Passphrase und endet bei Jabber.ccc.de, wo man doch annehmen muss, dass dessen Kompromittierung zur Routinearbeit der Schlapphüte gehört. Wenn die Foresniker wirklich ein derart leichtes Spiel hatten, könnte der Fall als größter anzunehmender Amateurleak zum Mahnmal künftiger Whistleblower werden, sich ernsthaft mit Computersicherheit zu beschäftigen.

  5. Diese forensische Logik folgt dem Interesse der Ankläger: „Wir können beweisen, dass er es getan hat!“ In diesem Sinne ist Manning dann „schuldig“.
    Ich wünschte, die Verteidigung würde sich nicht darauf einlassen. Sondern sagen: SELBSTVERSTÄNDLICH hat er es getan, und das ist auch gut so!!! Gegenklage gegen alle, die von dem Material gewusst, die Kriegsverbrechen aber weiter verschwiegen haben.

      1. ziemlich verwegene strategie gegen eine drohende todesstrafe, finden sie nicht?

        ich bin gespannt, ob es in der beweisführung bei nullen und einsen bleiben wird, oder ob auch prinzipell andere indizien angeführt werden.

        .~.

  6. Es ist anzunehmen, dass bei einer solchen Angelegenheit auch das Jabber-typische Verschlüsselungsverfahren Off-the-record (OTR) verwandt wird.

    Wenn also irgendein Sachverständiger jetzt Logs gefunden haben will, so sei der Punkt der Abstreitbarkeit als immanente Eigenschaft von OTR hervorzuheben. Wikipedia:

    „Abstreitbarkeit (Deniability).
    Verschlüsselte Nachrichten enthalten keine elektronische Signatur. Es ist also möglich, dass jemand Nachrichten nach einer Konversation so fälscht, dass sie von einem selbst zu stammen scheinen. Während eines Gespräches kann der Empfänger aber gewiss sein, dass die empfangenen Nachrichten authentisch und unverändert sind.“

    (Aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Off-the-Record_Messaging#Ziele_des_Projektes )

    1. Ahja. „Irgendein Sachverständiger“ ist natürlich Special Agent David Shaver, „a forensic investigator with the Army’s Computer Crimes Investigations Unit“.

      Sowieso soll man hier Bits für bare Münze halten, die genau aus einer Hand präsentiert werden.

    2. Das kommt drauf an. Es muss nicht unbedingt sein, dass das Chatprogramm die Sachen via OTR speichert. Sondern in einer Datenbank, die ein eigenes Passwort benutzt z.B.

  7. Der Forensiker mag nachweisen können, das Manning gechattet hat, aber wie sieht der forensisch/gerichtlich haltbare Beweis aus, dass Assange wirklich das Handle Pressassociation benutzte? Ansonsten glaube ich nicht, dass die Verteidigung da viel verteidigen kann, sondern sich auf einen seelischen Notzustand von Manning beruft, zumindest in den Chatlogs mit Lamo ist der mit Händen zu greifen.

    1. ja genau, der detlef borchers von heise, dessen besserwissende attituede in sachen wikileaks nicht nur dort nervt. der, der sich als experte ausgibt, buecher und meinungsbestimmende faz-artikel dazu schreibt, obgleich er nur eine seite der geschichte kennt. die von daniel und seiner kollaborateurin. es waer so wichtig, wenn die wenigen menschen, die hierzulande noch drueber schreiben, moralisch integer waeren. und keine speichellecker.

      1. He, du darfst alles Mögliche über mich schreiben, aber das ich nur die Seite von Daniel Domscheit-Berg kenne, ist eine schlichte Lüge. Nimm doch zur Kenntniss, dass ich mit Wikileaks zusammengearbeitet habe, bevor der Rummel losging und dass ich seit Collateral Murder Wikileaks kritisch sehe. Kann man alles nachlesen, ohne Gift & Galle zu spucken. –Detlef

      2. Die Sympathisanten von Assange zeichnen sich schon lange durch eine ganz besondere Art der sachlichen Argumentation und eine eigene Sicht der Welt aus. Kein wunder dass dessen Projekt rapide an Rückhalt verliert.

  8. Demnächst finden sie noch Powells Powerpoint-Slides, welche damals die angeblichen irakischen Massenvernichtungswaffen zeigen sollten, auf Mannings Laptop.

    Der Schuft hat denen das in die Schuhe geschoben und hat den Krieg überhaupt erst zu VERANTWORTEN!!1!

  9. Und wenn sie keine Beweise finden würden, sie würden ihn trotzdem ermorden („Todesstrafe“ ist Mord) und zwar einfach, weil sie es können.
    Was für ein bescheurtes, unwürdiges Theater von Barbaren in Anzügen…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.