Flickr zensiert Funde der Amn al Dawla – Plünderung

Vor bereits mehr als einer Woche haben die Ägypter die ehemaligen Gebäude der Staatssicherheit geplündert. Das ist nach Revolutionen Brauch, um zu verhindern, dass die dort gesammelten Daten vernichtet werden. Beweise über Mitarbeiter und Kollaborateure möchte man der Nachwelt verständlicherweise erhalten.

Hossam Arabawy weiß als Blogger, wie man Dinge der Nachwelt erhält: Man lädt sie ins Netz. Irgendwie war ihm eine CD mit Bildern in die Hände geraten. Er lud sie am Freitag auf Flickr und bloggte: (SS = State Security, Amn al Dawla)

Dear SS, yes you had every right to be worried from the Piggipedia. We will expose you, bring shame on you. You forced millions of Egyptians to live in fear and terror. Now you have to answer for your crimes.

Kurz darauf erhielt er die Nachricht, dass seine Bilder wegen Urheberrechts-Verletzung wieder entfernt wurden. Die Community-Guidelines sehen nämlich vor, dass bei Flickr nur Bilder eingespielt werden, die man selbst gemacht hat. So einfach ist das. Wie sehr Flickr sich sonst um diese Regel kümmert, beschreibt Thomas Hawk:

In fact Flickr staff themselves routinely upload photos to their own personal photostreams that are “not their work.”

Natürlich sind die zensierten Bilder jetzt an x anderen Stellen im Netz erhältlich – und Arabawy macht übrigens auch sonst ganz gewitzt weiter: Hier zum Beispiel identifiziert er ehemalige Stasi-Mitarbeiter auf linkd.in bei der Jobsuche.

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4 Ergänzungen

  1. ich verstehs noch nicht so ganz. Wieso ist das Zensur, wenn Twitter seine an geltendem Recht orientierte AGB durchsetzt?

    1. Das liegt daran, dass diese eigenen AGBs im Prinzip nur Gelabere sind, was in der Praxis nie umgesetzt wird. Das ist so, wie wenn China jemanden wegen Verletzung der Menschenrechte anklagt.

  2. Der Satz „Das ist nach Revolutionen Brauch …“ ist ja sehr schön; trotzdem verstehe ich nicht ganz, wie ernst er gemeint ist. Wenn man erst von „plündern“ spricht und dann quasi von „sichern“, dann klingt das zumindest für mich wie ein Widerspruch.

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