e-G8-Forum: Meinungsfreiheit oder Bürgerrechte? Fehlanzeige!

Auf der Seite des e-G8-Forums findet sich heute die Zusammenfassung des 1.Plenums. Beim Lesen des folgenden Satzes horchte ich kurz auf:

Die Aufgabe der Regierung ist es, die Bürger mit Internetzugängen zu auszustatten, und nicht unbedingt, den Inhalt zu regulieren. Wie bei jeder neuen Technologie, sollte die Regulierung gut überlegt und minimal erfolgen,

Ja.., ja, jetzt…?

…um wirtschaftliches Wachstum nicht zu behindern.

Als wenn das die einzige Sorge wäre. Und dann wird es in der Erläuterung noch haarstäubender:

Statt auf staatliche Regulation zu setzen, sollten Welt(markt)führer sich um technische Lösungen für die Probleme bemühen, die heutzutage im Ökosystem Internet existieren. Die technischen Lösungen des privaten Sektors werden schneller sein, als Lösungen durch Regierungen und Gesetze.

Mir persönlich sind wenn, dann überhaupt nur wenige Probleme des Ökosystems Internet bekannt – dennoch weiß ich, was auf dem Sarkozy-Plenum damit gemeint ist. „Technische Lösungen“ in diesem Zusammenhang lassen da alle Alarmglocken schrillen.

Wörter wie „Bürgerrechte“ oder „Meinungsfreiheit“ finden in dem Bericht wie erwartet keine Erwähnung. Ansonsten findet sich noch die interessante Formulierung

Neue Verdienstmöglichkeiten im Internet entstehen vor allem für kleine Firmen und selbstständige Unternehmer, und weniger für große Firmen.

…eine interessante Feststellung bei einem Panel, auf dem Eric Schmidt von Google, John Donahoe von Ebay und andere Wirtschaftsgrößen zu Wort kommen. Aber auch diese Überraschung wird im weiteren Verlauf aufgeklärt:

Mehr als 1.3 Millionen Menschen auf der Welt bestreiten ihr primäres oder sekundäres Einkommen über Ebay.

Danke, Internet!

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8 Ergänzungen

  1. „Wörter wie ‚Bürgerrechte‘ oder ‚Meinungsfreiheit‘ finden in dem Bericht wie erwartet keine Erwähnung.“
    Sie sind wohl (u.a.) mit „Probleme des Ökosystems Internet“ gemeint…

  2. Wörter wie “Bürgerrechte” oder “Meinungsfreiheit” finden in dem Bericht wie erwartet keine Erwähnung.

    Janaja, die G8-Treffen sind nunmal in erster und eigentlich in allen Linien ein Treffen zu wirtschaflichen Interessen, darum sind es ja auch die „acht größten Industrienationen und Russland“ (und China ist nicht dabei? rly?) und Zitat Wikipedia (©cc-by-sa)

    das Fragen der Weltwirtschaft im Konsens erörtert.

    .
    Also es geht per Definition um Wirtschaftsinteressen. Das kann man blöd finden und find ich auch blöd, aber dass da Bürger- oder Menschenrechte oder sowas kein Thema sind ist eigentlich erwartungsgemäß und normal.

    Wenn man das nicht mag sollte man danach streben den Themenkomplex der Gx zu verbreitern oder gar eine Alternative erschaffen (eine Aufgabe die glaube ich zu groß wäre).
    Mir persönlich scheint es sinniger diese Treffen grundsätzlich und so sehr es geht zu stören, da glauben ein paar wirtschaftlich starke Nationen über die wirtschaftliche Stärke aller anderen bestimmen zu können und stehts auf dem Rücken von Bürgern.
    Zudem kostet es immer eine Menge Kohle und was es zu erreichen gilt ist, dass es so teuer wird, dass es nicht mehr lohnt.

    Aber sich darüber zu empören, dass wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen… lohnt sich imho nicht.

  3. Also es geht per Definition um Wirtschaftsinteressen. Das kann man blöd finden und find ich auch blöd, aber dass da Bürger- oder Menschenrechte oder sowas kein Thema sind ist eigentlich erwartungsgemäß und normal.

    Es ist zwar Realität, dass wenn es um Wirtschaftsinteressen geht — wie beim G8 Gipfel — Themen wie Bürger- oder Menschenrecht nur eine untergeordnete Rolle spielen, aber das sollte weder erwartungsgemäß noch normal so sein. Wir sind weder Arbeitssklaven noch willenlose Konsumtiere. Zumindest sollten wir das nicht sein.

    Ich weiß, dass so mancher gern die Uhr zurückdrehen will und in eine Zeit vor der Emanzipation der Arbeit und vor die Aufklärung zurück möchte — aber es ist an uns, die wir nicht die Big Bosse sind, auf den Tisch zu hauen und zu sagen, bis wohin wir sie gewähren lassen.

    Banker, Internetmogule, Regierende und all die anderen mächtig Mächtigen dürfen gern man versuchen ihre Produkte zu fressen, wenn der Arbeitssklave die Arbeit ruhen läßt und sich nicht mehr rumkommandieren läßt.

    Ja, ich weiß — scheiß Idealisten …

    1. Da bin ich voll bei dir Alex, aber ich finde nicht, dass man sich echauffieren müsste was beim G8G abgeht, sondern dass der G8G abgeht.

      Und ja, ich lass auch immer gerne den Idealisten raushängen und schimpfe auf die Realisten :)

      Aber was ich sagen wollte ist eben: Es erscheint mir nicht sinnvoll den Henker zu humanen Tötungen zu überreden, sondern nützlicher scheint mir den Henker abzuschaffen.

      Das Problem, welches wir als Arbeitssklaven und Konsumtiere haben ist, dass wir auf dieses Forum wenig Einfluss haben, wenig Macht ausüben können. Ich bin wirklich ein Fan davon die Marktmacht des Konsumenten zu nutzen und es stehen so einige Firmen auf meiner Liste, von denen ich nichts konsumiere.
      Aber die G8 (oder G7) lassen sich von dieser Art der Macht nicht beeindrucken.
      Gleichzeitig weiß ich aber auch nicht ob sie sich von Pressestimmen wie dieser hier beeindrucken lassen, ich setze da meine Hoffnungen derzeit mehr in das Versammlungsrecht, welches ja sehr fleißig genutzt wird bei allen Gipfeln. Das scheint zwar auch wenig beeindruckend, erscheint mir aber…. erfolgsversprechender und sei es nur – wie oben erwähnt – um die Kosten in die Höhe zu treiben, denn wenn die Kosten steigen werden auch Desinteressierte wach.
      Sowas kann (gerade in Deutschland, wo dann plötzlich die streikenden Lokführer die bösen sind statt diejenigen, die ihnen nicht mehr Geld geben wollen) auch nach hinten losgehen, aber wenn man seine Gründe und Ziele und Motivationen etc. vermittelt bekommt…

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.