Dieses neumodische Zeug. Heute: Suchmaschinen

Die beiden Doktorväter von zu Guttenberg haben mit einer beeindruckenden Erklärung ihren Ruf als kompetente Wissenschaftler etwas weiter beschädigt: Tenor ist: 2006 konnte man nicht mit Suchmaschinen nach Plagiaten suchen, deswegen sind sie reingefallen.

In der Diskussion über die Arbeit sollte man sich stets vor Augen halten, dass die Überprüfung von Dissertationen mit technischen Mitteln 2006 nicht üblich war und bis heute verbreitet (noch) nicht üblich ist. Zudem war die Erkennung von Plagiaten 2006 mit den seinerzeit vorhandenen technischen Mitteln kaum möglich. Plagiatsoftware sowie auch andere Methoden waren damals keineswegs so weit entwickelt wie heute. Selbst Google wies noch nicht die fein justierte Suchmethode wie heute auf. Speziell juristische Arbeiten einbeziehende Programme bedürfen noch heute der Weiterentwicklung. Im Interesse aller Beteiligten dürften künftig entsprechende technische Vorprüfungen auch bei Dissertationen vorzuschalten sein.

Hat Niemand die Erklärung gegengelesen, der/die 2006 schon Internet genutzt hat?

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

45 Ergänzungen

  1. Mal abgesehen von dem technischen Aspekt: hätten den Prüfern nicht wilde Stilbrüche auffallen müssen? Journalistische Arbeiten neben Bundestagsgutachten neben dem extrem verquasten Sprachstil des Prüflings (Kairos!) – das müsste doch auffallen. Oder nicht?

    Zudem: Vielleicht wäre auch nochmal eine Überprüfung des fachlichen Gehalts der Arbeit fällig. Ich begegne immer Mal wieder Texten die wild aus anderen Quellen zusammengestellt wurden — fachlich können die meist nicht wirklich überzeugen. Da die Guttenbergs mittelbar zu den Geldgebern der Universität gehörten, ist ein externer Blick auf die Arbeit angemessen.

  2. Was ich nicht verstehe, keiner der Prüfer soll die von Guttenberg genutzten Artikel aus den Tageszeitungen gekannt haben. Wie soll das gehen?

    1. @nb: Ich hab leider auch kein so fotografisches Gedächtnis, dass ich mir im Volltext jeden Artikel merke, den ich jemals gelesen habe.

  3. Bin zwar kein Prüfer, um ehrlich zu sein hielte ich es aber auch nicht für meine Aufgabe, eine Arbeit auf Plagiierung zu überprüfen. Wieso sollte man auch annehmen, dass solche stattfindet? Freilich kann man diesbezüglichen Reklamationen gerne nachgehen, nur könnte das eigentlich getrennt von allem Übrigen erfolgen. Ich persönlich hätte auch keine Lust, irgendwelche Sätze abzutippen (falls keine elektronische Kopie eingereicht wurde), womöglich für eine Googlesuche. Vielleicht könnte auch mal jemand auf Prüfsoftware verlinken, die offenkundig jedem zur Verfügung stehen müsste (sollte sie nur kommerziell erhältlich sein, wäre etwa gar nicht unbedingt gesagt, dass Prüfern zuzumuten wäre, solche zu beschaffen und zu benutzen).

    So berechtigt die Kritik in einer idealen Welt sein sollte, so scheint mir nicht klar, dass mit den damaligen technischen Mitteln (und auch mit den heutigen) eine Überprüfung ausreichend einfach (lies: mühelos) möglich wäre, sodass der Aufwand wirklich so marginal wäre, dass man jeden dafür kritisieren müsste, der die Überprüfung nicht durchführt (oder beim Versuch mangels erster Indizien scheitert).

  4. Es geht ja nicht um ein fotografisches Gedächtnis, sondern darum, dass einem die Argumente und die Reihenfolge einem bekannt vorkommen, wenn man einen Artikel (auch leicht verändert) das zweite Mal liest. Geht mir jedenfalls so.

  5. Komisch.. ich musste schon 2006 meine Hausarbeiten auch in digitaler Form abgeben, damit diese dann durch ein Programm zur Plagiatsaufdeckung gejagt werden konnten.
    Und funktioniert hat das Programm auch. Das können zumindest die zwei Kommilitoninnen bestätigen, die damals fast der Uni verwiesen wurden, weil sie abgeschrieben hatten.

  6. Ich glaube, die beiden Doktorväter wollen einfach nicht öffentlich zugeben, daß sie ihrem Doktoranden zu sehr vertraut haben. Technich möglich wäre das Aufspüren der Plagiate auch damals schon gewesen. Allerdings narrt die rosa Brille der Liebe (man kann schließlich auch einen Doktoranden besonders ins Herz geschlossen haben) zuweilen auch weltweit anerkannte Wissenschaftler.

  7. @dfghfh: Woher kommt eigentlich die Auffassung, dass Menschen in höher bezahlten Positionen auf professionelle Vorgehensweisen verzichten können, nur weil sie „keine Lust“ dazu haben?

    Ist es nicht Aufgabe eines Korrektors, die Korrektheit einer Arbeit (in allen Belangen) fest zu stellen? Jeder Mittelschullehrer prüft Referate auf Plagiate, erst recht jeder Hochschulleher bei Grundstudiums-Studenten. Soll das bei Doktorarbeiten nicht mehr gelten?
    Ein Hochschulleher wird dafür bezahlt, diese Arbeit zu machen – und kein anderer Arbeitnehmer kann sich darauf beschränken, nur Dinge zu tun, die „mühelos“ vonstatten gehen…

    Das ist nicht Ihr Ernst!

  8. @Torsten: Ich habe mir die Arbeit gleich nach den ersten Meldungen über die paar von Fischer-Lescano entdeckten Plagiatsstellen angeschaut. Ja, genau, der Text strotzt nur so von Stilbrüchen; die Übergänge und Überleitungen sind reichlich brüchig. Noch bevor ich wusste, dass ganz große Teile Plagiate sind, wirkte das Ganze auf mich wie ein ausgeleerter Zettelkasten, dessen Inhalt nur mühsam zusammengekleistert wurde. Fachlich ist die Arbeit schwach: kein roter Faden, keine klare Argumentationslinie, keine zentralen Thesen, keine gute Zusammenfassung. Fazit: Nie und nimmer „summa“ – diesen Vorwurf müssen sich Häberle (vor dessen eigenem Werk ich allerdings größte Hochachtung habe) und Streinz gefallen lassen. Das wirkt wie eine Gefälligkeitsnote für den Doktoranden (und damals schon) Bundestagsabgeordneten, der im Auftreten sicher galant und rhetorisch vordergründig überzeugend wirken mochte. Die Gutachter haben wohl nicht die Arbeit, sondern vielmehr ihren Eindruck vom Auftreten des Freiherrn bewertet.
    Der Hinweis mit den angeblich nicht vorhandenen technischen Möglichkeiten zur Plagiatsüberprüfung ist eine Ausrede: Häberle sollte sich eingestehen, dass er in seiner Gutmütigkeit und Naivität zu Guttenberg auf den Leim gegangen ist.

  9. der Punkt ist IMO ja nicht, ob es Aufgabe der Prüfer gewesen wäre, die Arbeit auf Plagiate zu untersuchen. Aber diese mehr als billige Ausrede, eine Überprüfung sei 2006 technisch gar nicht möglich gewesen reiht sich nahtlos in des Ex-Ministers Rechtfertigungen ein und ist in ihrer dreisten Plattheit nur noch peinlich.

  10. @danielj: Wohl wahr! Es ist eine beschämende Ausrede. Wobei es für mich selbstversändlich zu den Aufgaben eines Prüfers einer Doktorarbeit gehört, die Arbeit auch auf den Umstand eines Plagiats zu prüfen. Insbesondere, wenn es in der Arbeit auffällige Stilbrüche gibt. Dafür braucht man übrigens nicht einmal technische Hilfsmittel- man muss die Arbeit nur komplett lesen.
    Wieso sollte man eine Doktorarbeit weniger genau prüfen, wie eine – in den vorherigen Kommentaren schon dargestellte – Seminararbeit eines Stundenten?

  11. @14:

    „Jeder Mittelschullehrer prüft Referate auf Plagiate, erst recht jeder Hochschulleher bei Grundstudiums-Studenten.“

    Ach? In welchem Science-Fiction-Film haben Sie DAS denn gesehen??

  12. Ja, 2006 gab es schon Internet und Google. Das wird in der Erklärung aber auch nicht bestritten. „Die Plagiatentdeckung wäre mit einem 2006er Google einfach möglich gewesen“ ist allerdings ein schwer zu führender Beweis. Vor allem wenn man auch die dazu notwendige Vorgehensweise darstellen will.

    Im übrigen führt übertriebene Technophilie immer wieder zu fatalen Unfällen. Bei einer Promotion bewerten Menschen Menschen und das soll auch so bleiben. Sonst gibt’s demnächst den „Dr. seo“, der durch geschicktes Täuschen der Suchmaschinen seinen Grad erlangt.

  13. @Gedankenstrich: Sie behaupten, jeder Mittelschullehrer prüfe auf Referate sowie „erst recht“ jeder Hochschullehrer bei Studenten im Grundstudium. Haben Sie stichhaltige Indizien, die diese Aussage belegen? Angesichts eines eingestandenen vorhandenen Arbeitsaufwands für eine solche Prüfung bei begrenzten Ressourcen ist Ihre Aussage möglicherweise weniger zutreffend als sie es in einer idealen Welt zugestanden sein sollte.

    Ob ein Hochschullehrer nun für solche Arbeit bezahlt wird, ist mir nicht klar. Ist denn eine Prüfung auf Plagiate eine vorgeschriebene professionelle Vorgehensweise und falls ja, in welcher Intensität? Sollte der Aufwand den erwarteten Nutzen übersteigen und ein konkreter zu treibender Aufwand nicht vorgeschrieben sein, so läuft die Kritik an Personen ins Leere. Fehlende Vorschriften dagegen kann man natürlich gerne kritisieren.

    Solange sie auf keine unschwammigen Vorschriften verweisen können, bleibt streitbar, ob, wie Sie behaupten, „Hochschullehrer dafür bezahlt werden, diese Arbeit zu machen“. Und ein Arbeitnehmer darf sich sehr wohl auf die Arbeit beschränken, für die er bezahlt wird.

    Mein voller Ernst. Bevor man auf Menschen schaut oder meint, seine eigene Intuition davon, wie Dinge sein sollten, einschalten zu müssen, sollte man lieber auf Regeln schauen und wenn angebracht, sodann auf diese schimpfen.

    Nach der ganzen Diskussion habe ich nun noch immer keinen Link zu Plagiatfindesoftware gesehen. Und die Frage, ob eine bestimmte solche Software nun 2006 die in diesen Tagen gefundenen Plagiate hinreichend gut aufgespürt hätte, um eine solche Prüfung anhanddessen zu intensivieren, lässt sich heute vermutlich nur schlecht rekonstruieren. Wer weiß heute schon noch, was vor fünf Jahren war? Vor zehn Jahren zum Beispiel gab es keine Wikipedia, vor dreizehn Jahren kein Google.

    Vielleicht sehe ich diese Sache auch grundsätzlich einfach etwas emotionsloser. Meine Einwände hier sind übrigens eher allgemeiner und grundsätzlicher Natur, das heißt, auf den Artikel hier bezogen, nicht, wie einige bemängeln, auf idiosynkratische Eigenheiten des vorliegenden Falles gemünzt (etwa, dass Stilbrüche u. Ä. hätten auffallen können, wie manche hier anmerken, ohne dass dies jedoch unmittelbar mit dem Artikel zu tun hätte).

  14. Hm, die Tatsache, dass es 2006 Google schon gab, ist mir ein zu hartes Totschlagargument.

    Könnte es sein, dass 2006 einfach noch nicht so viel staatsrechtlich relevante Literatur digitalisiert war? Natürlich schützt das die Profs auch nur teilweise: die abgeschriebenen Artikel aus Tageszeitungen, die hätte man da schon finden können – nur hatten sie evtl. damit gar nicht gerechnet?

    Der Digitalisierungsgrad der verschiedenen Wissenschaftszweige ist extrem unterschiedlich, bei manchen lebt man noch hinterm Mond, z.B. bei der Verwaltungswissenschaft…

  15. Also wir hatten schon 2005 am Lehrstuhl Plagiatserkennungssoftware (turn-it-in). Die hat auch sehr gut funktioniert, weil sie in mehr als der Hälfte der studentischen Arbeiten Plagiate entdeckte.

    Im Übrigen zeichnen sich gute Prof. dadurch aus, dass sie die wichtigsten Lit.Werke ihres Fachs zum Teil auswendig können – also die wichtigsten Passagen. Bei Gutti war das offenbar nicht der Fall.
    Es ist schon bezeichnend, dass die Prüfer immer noch versuchen die Schuld überall – nur nicht bei sich selbst – suchen.

  16. Markus ehrlich das ist gemein!

    Juristen haben von IT einfach keinen blassen Dunst (Ausnahmen gibt es sicher ein paar – einstelliger Prozentbereich dürfte gerade so eine haltbare Behauptung sein).

    Freu dich doch lieber, dass Sie anerkennen, dass es solche technischen Mittel gibt! Sie könnten auch deren Unzulänglichkeit behaupten infolge ihres eigenen Unverständnisses für die Sache und wie sie funktioniert.

    Außerdem sind diese Sachen doch echt kompliziert.
    Kennst du die Geschichte von dem Unternehmensjuristen, der seinen PC nicht einschalten konnte und jedesmal dafür die IT-Abteilung zu Hilfe rief?
    Oder die von dem Richter, der seine Urteile nicht am PC schreiben möchte, sondern per Schreibmaschine?

    Juristen und IT. Wasser und Feuer.
    Geht einfach nicht :D

    Ich glaube auch, dass sich das zu meinen Lebzeiten nicht ändern wird tbh :D

  17. Ich denke, eine standardisierte Überprüfung hinsichtlich Plagiarismus ist bzw. war einfach nicht gewünscht im Wissenschaftsbetrieb. Man vertraut sich und seinesgleichen erst einmal. Und das finde ich auch gut so. Jeden Studenten unter Generalverdacht zu stellen, das kann es ja wohl auch nicht sein.

    Nichtsdestotrotz müssten den Lesern bzw. Prüfern aber die stilistischen Brüche aufgefallen sein. Und spätestens da hätten sie schalten und misstrauisch werden müssen, zumal Guttenberg ja bis dato nicht als hellste Birne im Kronleuchter aufgefallen war und nur mit Ausnahmegenehmigung überhaupt promovieren durfte.

    Daß sich zu dem Zeitpunkt niemand gemeldet hat, ist meiner Meinung nach der eigentliche Skandal.

  18. So so. Ich war bis Anfang 2006 Hiwi an der TU Braunschweig, habe auch die Jahre zuvor mehrfach für die wissenschaftlichen Mitarbeiter Seminar- und Abschlussarbeiten überprüft und bin auch mitunter fündig geworden – mittels Satzbausteineingabe in einer Suchmaschine (ob es nun Google war, weiß ich nicht mehr) und auch schon experimentell mit Docoloc und Plagiarism Finder. Von daher: Klar eine faule Ausrede. Oder schlicht Unwissenheit, aber auch die schützt ja gerade Juristen zufolge nicht vor \Strafe\.

  19. Ich hab immer noch den Eindruck, daß hier manche glauben, daß die vom „Geck von und zu Guttenberg“ angeblich zusammenkopierte Arbeit (ich gehe von einem Ghostkopierer aus) IRGENDJEMAND VOR der Erteilung der Doktorwürden gelesen hat? Wieso sollte „man“ (also Doktorvater, freiwillige Lektoren) sich das antun?

    Fragen über Fragen.

    gruß

  20. @28 „Juristen haben von IT einfach keinen blassen Dunst“

    Definitiv! Wir sollten aber zugeben, dass es umgekehrt ähnlich aussieht. ;) Die Tragik ist: in den Verwaltungswissenschaften brauchen wir Leute, die in beiden Wissenschaftsgebieten Experten sind, um Deutschland weiterzubringen.

  21. Auf die Idee, dass es sich nur um eine Collage aus Aufsätzen, Zeitungsartikeln und Lexikoneinträgen handelt, hätten die Profs spätestens nach ein paar dutzend gelesenen Seiten kommen müssen. Schließlich fehlt so einem Textgewirr jede Einheitlichkeit hinsichtlich Stil, Begrifflichkeiten und inhaltlicher Aussage.

    Um das dann zu überprüfen, hätte es gereicht, den ersten Satz der Arbeit bei einer beliebigen Suchmaschine einzugeben. Diese Vorgehensweise wäre auch in den 90ern mit Altavista problemlos möglich gewesen. Aus der Erkenntnis, dass bereits der erste Abschnitt der Einleitung plagiiert ist, wäre dann entweder gleich das Nichtbestehen der Arbeit gefolgt, oder die wissenschaftlichen Mitarbeiter und Hilfskräfte der Professoren hätten noch ein paar Sätze abtippen müssen.

  22. @dfghfh und andere:
    quasi-OT: Sowohl Lehrer wie auch Hochschullehrer werden nicht dafür bezahlt, Plagiate zu suchen oder Arbeiten zu korrigieren. Es wird von ihnen im Rahmen ihres Dienstverhältnisses erwartet – das ist (wahrscheinlich auch juristisch) etwas völlig anderes.

    OnSubject: Wer mal vor sich hin dissertiert hat, kennt einen anderen Blickwinkel, der das ganze Verständlich macht. Ein Prof hat Statusgewinn durch Quantität und Qualität seiner Schüler (Doktoranden, Postdocs und Habil eingeschlossen). In vielen Fakultäten steht er auch auf den Veröffentlichungen mit drauf. Wenn einer der Schüler später mal Karriere macht, fällt das auch auf den Chef zurück.

    Ich will Herrn Häberle und Herrn Pfleiderer (scnr!) nicht ernsthaft unterstellen, sie hätten gern den zukünftigen Kaiser, äh, Kanzler unter ihren Schülern gehabt.
    Aber gelesen haben die den Kram sicher nicht. Vertrauensverhältnis eben.

    Total-OT: Mannmannmann, ich würde zu gern den/die Ghostkopierer mal kennenlernen. Da steckt doch eine Agenda hinter! Die waren doch von der FAZ bezahlt! *lol*

    Ach, nochwas: was ist mit Libyen und Internetzensur? Hab ich da was verpasst?

  23. 2006 konnte man natürlich noch keine Suchmaschine benutzen. Und die Sondererlaubnis für Guttenberg zur Promotion, der ja bekanntlich eigentlich gar kein Promotionsrecht nach den Spielregeln der Uni Buyreuth erworben hatte, hatte auch nicht das Geringste mit den 750.000 EUR Spende der damaligen Guttenbergschen Röhn Klinikum AG an dieselbe Universität zu tun. Auch die Note, summa cum laude, hat nichts damit zu tun, dass Guttenberg danach ein Vorzeigeabgänger war, der dann im Werbefilm der Uni Buyreuth Begeisterung zu wecken hatte. Erst recht nichts haben diese Vorgänge mit der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Universität von Entscheidungen in Bayern, die die CSU-Klicke dort trifft.

    Ich kann hier weder Anzeichen von Korruption noch von Günstlingswirtschaft erkennen. Ihr etwa? ;-)

    Viele Grüsse,
    VB.

  24. Der beste an dieser Behauptung ist, dass Google seit 2006 erheblich schlechter geworden ist…

  25. Ich hab längere Zeit Übungen/Praktika im Math-Nat-Bereich betreut und die Arbeiten da korregieren dürfen. Und nachdem mal jemand MEINE Arbeit (von ein paar Semestern vorher) versucht hat bei mir durchzudrücken, werden zufällig Passagen (20-30 Wörter) in Google geworfen. Spuckt Google was aus, ist der Kurs durchgefallen.
    Da herrscht auch kein Unrechtsbewußtsein.
    Oh, zum Thema Stilbrüche: ich habe meine Arbeit nicht am Stück geschrieben, und nachdem ich auf englisch geschrieben habe ist der Stil ganz arg geprägt davon, welches Buch ich gerade in meiner Freizeit gelesen habe. Aber konsistent sollte es trotzdem sein.

  26. Also laut NZZ ist diese Plagiatserkennungssoftware auch heute noch relativ nutzlos: Artikel

    Könnte mir vorstellen, dass die Wirksamkeit aber auch vom jeweiligen Studienfach abhängt und einfach nicht so viel juristische Fachliteratur digitalisiert ist, wie das etwa für die Naturwissenschaften der Fall ist.

  27. hm, also zu meiner Schulzeit Anfang der 2000er haben Lehrer schon regelmäßig nach Referaten gesucht.
    An der Uni kamen auch hochbetagte Pädagogik-Profs und meinten schelmisch „ja, Sie wissen schon, dass ich jede Hausarbeit durch google durchjage, also versuchen Sie’s gar nicht erst“
    Selbes gilt für Protokolle.

    natürlich herrscht erstmal ein Vertrauensverhältnis zwischen Prüfling und Prüfer. Aber wer einen mehrkarätigen Diamanten kauft, der lässt die Lupenreinheit auch sicher nochmal bestätigen ;)
    Und auch die hellsten Köpfe sind manchmal nicht mit 100%ig reiner Weste unterwegs.

  28. Ich habe meine Diplomarbeit 2001 geschrieben und wurde von meinem Prof. darauf hingewiesen, daß er mindestens stichprobenartig bekannte Bücher nach gleichartigen Textpassagen durchgehen wird und auch im Internet(www.metager.de gibt es immer noch) danach suchen wird. Gut, der Mann ist Elektrotechniker und somit ein durchaus technikaffiner Mensch. Wenn also 2006 Juristen das Internet noch nicht „entdeckt“ haben, wird mir vor dem Hintergrund, daß der Großteil der Mitglieder des Bundestages Juristen sind, schon etwas mulmig.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.