„Computer sind Teufelszeug“ – Antworten auf Wahlprüfsteine zu Freier Software

Heute veröffentlichte die Free Software Foundation Europe (FSFE) die Ergebnisse ihrer Parteienumfrage zu Freier Software für die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. (Und ja, das Zitat aus dem Betreff kommt wirklich in den Antworten vor!)

Die Parteien konnten Stellung nehmen zu Fragen über die generelle Förderung von Freier Software, dem Problem der Herstellerabhängigkeit bei unfreier Software, Offenen Standards, dem Einsatz von Freier Software in der Bildung, Werbung für unfreie Software auf Webseiten der öffentlichen Verwaltung sowie zu Softwarepatenten.

Die FSFE wird die Fragen auch an die Parteien der kommenden Landtagswahlen in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Berlin richten.

Wer selbst Fragen zu Freier Software (oder natürlich auch anderen Themen) an Kandidatinnen und Abgeordnete hat, kann dies beispielsweise über abgeordnetenwatch.de oder direkt bei einem persönlichen Termin machen.

Update: Frank Karlitschek hat die Spitzenkandidaten in Baden-Württemberg zu Cloud-Computing befragt. Geantwortet haben bisher: Ulrich Goll (FDP), Winfried Kretschmann (GRÜNE), Nils Schmid (SPD) und Stefan Urbat (Piratenpartei). Stefan Mappus (CDU) hat noch nicht geantwortet.

Wahlprüfsteine kommender Wahlen:

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17 Ergänzungen

  1. „(Und ja, das Zitat aus dem Betreff kommt wirklich in den Antworten vor!)“

    Ein „;)“ anstatt des Ausrufezeichens wäre der Sache gerechter geworden.
    Aber mir war gar nicht bewusst das die bei der PARTEI IT-technisch soweit auskennen um so ein tolles Wortspiel auf zu ziehen. :)

  2. Die „Computer ist Teufelszeug“-Partei ist ja echt mal die einzig wählbare. Alles andere ist doch nur Realsatire.

  3. Großartig. Die PARTEI ist wohl die einzige Partei deutschlandweit, die Computer ungestraft als „Teufelszeug“ bezeichnen darf.

    (Die antworten der anderen Parteien haben spontan aufgehört mich zu interessieren :P)

  4. „(…)Computer hingegen sind Teufelszeug, damit wollen wir nichts zu tun haben.“

    Ähm, gut jedem seine Meinung!

    Mich würde nur interessieren ob sie das auch so konsequent Leben :-)
    Und wieso haben die dann einen Vorposten (Website) in der Hölle?

  5. Die Antworten klingen mal wieder nach Textbausteinen. Die Parteien beantworten die Fragen nicht sondern eiern herum, indem sie bekannte Positionen wiederholen.

  6. Hab mir in dem Zusammenhang die FSFE-Definition von offenen Standards angeguckt (http://fsfe.org/projects/os/def.de.html):

    Ein Offener Standard bezieht sich auf ein Format oder Protokoll, das
    […]
    4. unabhängig[,] von einem einzelnen Anbieter geleitet und weiterentwickelt wird, […]

    Die Formulierung ist so ungünstig, dass sie durch ein einziges Komma in ihr Gegenteil verkehrt wird. Besser wäre:
    4. geleitet und weiterentwickelt wird, ohne von einem einzelnen Anbieter abzuhängen, …

    Im englischen Original muss man nur das „of“ durch „by“ ersetzen für den gleichen Effekt:
    managed and further developed independently of any single vendor

    Ich bin ja kein Jurist, aber wenn ich das richtig sehe, gilt ein Standard, der nicht weiterentwickelt wird, nicht als offen???

    Hab jetzt auf die Schnelle nicht die nötige Kontaktadresse bei der FSFE gefunden und keine Zeit, aber wenn hier jemand meine Bedenken teilt, kann er das ja gerne weiterleiten.

  7. Warum konnte die FT…(arr jedesmal) FDP in BW nicht antworten? Wann hat der fsfe die Fragen losgeschickt?

    1. @Dirk: Die Fragen für BaWü und RLP habe ich am 10 März kurz vor 10 Uhr rausgeschickt. Es wäre natürlich besser gewesen, wenn die Parteien etwas mehr Zeit gehabt hätten. Deshalb haben wir gestern auch schon die Fragen für Bremen rausgeschickt.

  8. Zusammenfassung der Antworten an Frank Karlitschek:

    – FDP: hält die bestehenden Maßnahmen betreffend Open Source für ausreichend.
    (Der Rest der Antwort beschäftigt sich mit Google StreetView und Facebook und hat mit der Frage nichts zu tun.)

    – Grüne: hält das Datenschutzgesetz für verbesserungsfähig.
    Verlangt Open Source stärker in Verwaltungen einzusetzen: konkret im Landtag. Öffentliche Ausschreibungen sollen so gestaltet werden, dass auch KMUs eine Chance bekommen. Ansonsten gibt man zu, sich mit Cloud Computing noch nicht beschäftigt zu haben.

    – SPD: Fazit eines langen Textes: die SPD gibt keinen Kommentar.
    Geantwortet wurde mit Textbausteinen aus dem Regierungsprogramm gepaart mir spärlichen, inhaltsleeren Worthülsen.

    – Piraten: stimmt für eine Anpassung des BDSG, Zugang zu Mikrokrediten für KMUs. Ansonsten erklärt der Kandidat mit Sachverstand und Begeisterung die fachlichen und juristischen Hintergründe. Er scheint sich als einziger Kandidat mit Cloud Computing tatsächlich beschäftigt zu haben.

  9. Das ist doch nicht der Ernst dieser Partei?
    Hat sich jemand mal den ihr (in meinen Augen) etwas hirnrissiges Parteiprogramm durchgelesen?
    Da kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr raus.

    1. Samuel,

      Falls du mit „dieser Partei“ die „PARTEI“ meinst: Doch, das ist Ihr voller Ernst. Ansonsten würde sich doch eine so respektable und seriöse Zeitschrift wie die „Titanic“ nicht hinter sie stellen, oder?

  10. Die Antworte der Piratenpartei ist die, welche mich wirklich überzeugt hat. Die anderen eiern ja nur dumm herum.

  11. Es gab doch mal tatsächlich mal eine echte, Nicht-Witz-Partei (naja, darüber lässt sich streiten, aber in deren Augen waren sie selbst sicher seriös), die wirklich davon ausgingen, dass Computer Teufelszeug sind. Wer war das? BüSo? Ist in den letzten vier, fünf Jahren auch zu Wahlen angetreten… Ich erinnere mich nur leider nicht mehr, wie die hieß.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.