Bundesregierung: Zartes Bekenntnis zu proprietärer Software

Vor knapp zwei Wochen hatten wir über eine kleine Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion unter Federführung von Oliver Kaczmarek MdB berichtet. Es ging um einen möglichen Strategiewechsel im Auswärtigen Amt. Weg von freier Software, zurück zu proprietärer Software, insbesondere aus dem Hause Microsoft.

Die Bundesregierung hat inzwischen geantwortet. Details gibt es im Blog von Kaczmareks Mitarbeiter Henning Tillmann:

Die Antwort auf die Kleine Anfrage unterstreicht die Vermutung, dass ein Wechsel auf proprietäre und somit unfreie Software durchgeführt wird. Oliver Kaczmarek berichtet auf seinem Blog von der Antwort der Bundesregierung und bietet ebenfalls die Antwort im Wortlaut an. Ich habe mir mal den Text der genau angeschaut. Auf den ersten Blick scheint für einen Laien alles in Ordnung zu sein; schaut man sich die Antworten jedoch genau an, werden die Befürchtungen bestätigt. […]

Hennings Exegese eines politisch verschleierten Textes (er meint die Antwort der Bundesregierung) findet ihr … genau, in seinem Blog.

Siehe auch:
Oliver Kaczmarek: Bundesregierung bestätigt: Freie Software soll seltener genutzt werden (12.02.2011)
Netzpolitik.org: Strategiewechsel im Auswärtigen Amt: 100 Mio. Euro für Microsoft? (01.02.2011)

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43 Ergänzungen

  1. Auch wenn das hier wahrscheinlich kaum einer hören will: Nachdem ich den Originaltext der Antwort gelesen habe kann ich das Verhalten des auswärtigen Amtes gut verstehen.

    Im Serverberreich in welchem OSS sich bewährt hat wird es auch weiterhin eingesetzt. Im client Berreich dort wo keine speziellen Applikationen benötigt werden (Web-Apps) auch.

    Auf dem normalen Desktop hingegen hat sich herausgestellt das der Einsatz von OSS offensichtlich kein Geld spart sondern sogar noch kostet wegen Inkompatibilitäten, zusätzlichem Support/Training und Produktivitätseinbussen. Von daher wollen sie wieder das haben was die anderen auch benutzen und was sie schon kennen.

    Jeder der nicht ideologisch verblendet ist wird erkennen: Das klingt ziemlich vernünftig. Ist es wohl auch.

  2. Liebe(r) sadw,

    das dachte ich beim ersten Mal lesen auch. Leider ist das ein Trugschluss.

    Wenn man bedenkt, dass ca. 10.000 Arbeitsplatzrechner umgestellt werden müssen, kann man ungefähr erahnen, wieviel Geld da an Lizenzkosten auf den Staat zukommen.

    Was die Bundesregierung da an „Ausreden“ bringt ist Unsinn. Natürlich kann es vorkommen, dass auch mal Treiber geschrieben werden müssen. Natürlich muss es auch mal eine Schulung mehr geben, als es bei Windows der Fall wäre. Aber man achte auch auf die Wortwahl: Der Umfang der Einsparungen wurde nicht komplett erzielt. Soll heißen: Man dachte, man könne noch mehr sparen. Aber auch so ist das AA das kostengünstigste Ministerium was die IT-Infrastruktur betrifft.

  3. Klingt vernünftig, muss es aber nicht sein. Portierungen z.B. kosten einmal Geld, das ist richtig. Wenn aber mehr und mehr (große) Unternehmen, Ministerien, etc. umstellen, können sich solche Kosten dadurch reduzieren bis sogar amortisieren, dass die von anderen produzierten Lösungen einsetzbar sind. Anstelle dass 5 Gruppen 5x für 10 Lösungen Geld einsetzen müssen, kann von diesen 5 Gruppen jeder 2x Geld ausgeben und von den anderen profitieren. Ich glaube nicht, dass offene/freie Software nur ideologische Vorteile hat.

  4. Ich finde es ganz sinnvoll, dass unsere Abgeordneten bei der Regierung nachhaken, was Software-Infrastruktur betrifft. Das sollte es sicherlich mehr geben, denn dort besteht eine Menge Potenzial.

  5. @Sadw:

    Jeder der nicht ideologisch verblendet ist wird erkennen: Das klingt ziemlich vernünftig.

    Das hat weniger mit ideologischer Verblendung zu tun, sondern ist eine basale Grundlage politischer Kommunikation: Antworten sollen vernünftig erscheinen.

    Die Regierung wäre ja auch schön blöd, wenn sie sich von der Opposition so einfach die Butter vom Brot nehmen ließe, nech? ,)

    Ist es wohl auch.

    Siehe Henning, der Witz liegt im Detail ,) Persönlich bin ich noch unschlüssig. Aus ideologischen Gründen. Ausserdem fehlen mir ein paar Zahlen.

  6. @Henning: Zum Thema Schulungen. Der Umstieg von Windows XP auf Windows 7 bzw. der Umstieg von Office 11 auf Office 12 (bzw. 14) erfordert imo einen höheren Schulungdsaufwand, als der Umstieg auf von XP/Office 11 auf OpenOffice unter KDE bzw. OSX.

    Klingt merkwürdig, fällt mir bei uns im Institut aber immer wieder auf (Wir stellen gerade von XP auf Win7 und von Office 11 auf Office 14 um. Resultat: Immer mehr Kollegen wollen einen Mac …).

  7. @Daniel: Ich merke gerade wieder, wie „Ideologie“ hier als Kampfbegriff missbraucht wird. Karl Marx‘ Überbau, wissen’s schon…

    Das finde ich im Kontext technischer Lösungen nicht nur langweilig, sondern auch sinnfrei. Frage ist doch, ob ich durch den Umbau einer (technischen) Infrastruktur eine Verbesserung erziele (Hinarbeiten auf ein Ziel -> Ideologie!). Sei es finanzieller Natur, sei es durch die Auflösung von Abhängigkeiten. Falls nicht, ist die Debatte akademisch. Oder eben „ideologisch“ im negativen Wortsinn.

  8. Würde ja in bewährter Paranoia erstmal checken wer da in verantwortlicher Position für diese Umstellung ist und wer davon in welcher Beziehung zu Microsoft steht. Die Argumentationsgrundlage dafür halte ich jedenfalls für äußerst dürftig bis fadenscheinig.

  9. @Jörg-Olaf Schäfers
    Da ich selber schule wage ich das zu bezweifeln. Es interessiert einen einfachen Nutzer nicht ob es ein XP oder ein W7 ist. Und wer seit Jahren mit Office arbeitet, kommt auch mit der 07 bzw. der 10er Version sehr schnell zurecht. Probleme machen dagegen alle nicht Microsoftprodukte in den Schulungen. Andere Logik, andere Bezeichnungen, andere Anordnungen. Dazu kommt das das Zusammenspiel innerhalb der Office Familie hier eben einfach genial ist für den einfachen Anwender.
    Und das tolle ist, da die Software so weit verbreitet ist, sind Grundlagen Schulungen nicht mal erforderlich, einfach weil es sowieso schon jeder normale Nutzer privat nutzt.
    Wie gesagt, ich mache wesentlich mehr Geld mit Nonmircosoft Schulungen. Einfach weil man hier wesentlich mehr schulen muß.

    1. „Dazu kommt das das Zusammenspiel innerhalb der Office Familie hier eben einfach genial ist für den einfachen Anwender.“

      Ich kotze fast jedesmal eine Runde, wenn es um programmübergreifendes Zusammenspiel geht. Das ist völlig grottig, oft völlig unlogisch und jedes Mal sehr ätzend.

      Um das genial zu nennen muß man schon ziemlich schmerzfrei sein…

  10. Wie ich hier schon einmal schrieb. OSS muss überzeugen, tut sie das nicht, haben wir, die wir OSS herstellen und nutzen etwas falsch gemacht.

    OSS krankt an vielen Problemen. Bis auf wenige Projekte ist die Software kompliziert zu bedienen, kompliziert zu konfigurieren, kompliziert zu warten. Für alles braucht es Leute, die genau das können und ganz ehrlich, wer von den OSS-Spezialisten arbeitet gern beim Bund bzw. im öffentlichen Dienst? Unterdurchschnittliche Bezahlung, nicht inspirierendes Arbeitsumfeld, starke Hierarchien. Mich wundert es nicht, dass OSS in Bundesbehörden kaum angenommen wird.

  11. Ist jedoch für den einfachen Nutzer so. Ein Beispiel gefällig? Jeder kann mit Query auch große Datenmengen nach Excel bekommen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Ein Serienbrief, Etiketten und Co. lassen sich hervorragend aus den Outlook Kontakten erstellen. Von Dingen wie Serienbriefen, Präsentationen wie auch für den Bürobereich die Druckvorstufe läuft einfach sehr gut.

    Wie gesagt ich schule regelmäßig quer durch die Produktpalette. Und den höchsten Schulungsbedarf habe ich immer wenn von Office weg gewechselt wird. Also bitte, steigt um. Bringt den Schulungsdienstleistern gutes Geld.

  12. @12: Das der Umstieg weg von MS-Office erstmal einen Mehraufwand an Schulung bedeutet glaube ich gerne. Doch wie viel Zeit muss vergehen bis der User sich an die neue Umgebung gewöhnt hat?
    Meine Mutter, über 60 Jahre alt, hat ca. 1 Monat intensiven Umgangs gebraucht, und das, ohne Schulung.

  13. Man muss ja auch beachten, dass der Umstieg auf freie Software seit einiger Zeit abgeschlossen ist. Die MitarbeiterInnen sind also schon entsprechend geschult. Jetzt wieder die Rolle Rückwärts zu machen, wenn man schon einmal den mutigen Schritt zur freien Software gemacht hat, ist doppelt fragwürdig.

  14. Wenn es darum ginge, dass man Interoperabilität des AA mit den anderen Ministerien verbessern und Standardisierung mit der IT der Bundesverwaltung herstellen wolle, dann könnte man ja auch daran denken, die IT der Bundesverwaltung auf OSS umzustellen, die ja zumindest nach Auskunft der Bundesregierung nicht teurer ist, aber Herstellerunabhängigkeit sichert.

  15. „Ich kotze fast jedesmal eine Runde, wenn es um programmübergreifendes Zusammenspiel geht. Das ist völlig grottig, oft völlig unlogisch und jedes Mal sehr ätzend.“
    Geh einen Schritt zurück. Nimm die Position eines Mitarbeiters ein der mit den Programmen arbeitet. Der sonst keine tieferen Kenntnisse hat und auch nicht haben will.
    Die normale Zielgruppe für einfache EDV Schulungen. Und da ist Office genial im Zusammenspiel innerhalb von Office. Es ist genial in Excel eine Pivot Tabelle zu konsolidieren, sie nach Powerpoint zu exportieren, dort zu animieren usw.
    Das geht nicht mal ansatzweise im Openoffice. Von den 2010 Möglichkeiten nicht mal zu reden.

    Natürlich kann ich mich jetzt hinstellen und sagen das Office wenn man wirklich Daten auserhalb der Microsoftfamilie betrachtet schlecht ist. Ich fluche oft genug über R3 Daten die man nach Excel schiebt und wo man massiv nacharbeiten muß. Wobei hier das Problem bei R3 bzw. dem User liegt.

    Aber wie gesagt, ich mache wesentlich mehr Geld wenn ich nicht Microsoftprodukte schule. Sie sind für Endanwender einfach nur mies. Betonung liegt hier auf Endanwender. Das führt dazu das ich jedem mittlerweile für den Privaten! Bereich Microsoft empfehle. Denn die Preise sind hier doch in einem Bereich der erträglich ist. 80 Euro ist ein Abend wo man in einer Cocktailbar versumpft. Und das sorgt dafür das ich weniger Anrufe von der Familie, Freunden und Bekannten bekomme die mit OpenOffice nur noch fluchen.

  16. @ST: Ja, ein geradezu typischer Anwendungsfall im Office-Kurs der Volkshochschule: Pivot-Tabelle konsolidieren …

    Doch, jetzt sehe ich es auch ein, gerade im privaten Bereich kann OpenOffice einfach nicht mit der genialen Office-Lösung von Microsoft mithalten (ok, es sei denn, es kommt noch ein Showstopper wie Acrobat ins Spiel, aber das ist nochmal ein anderes Thema, …). Einfach nur mies ,)

    Sag mal, kannst du nicht woanders spielen? Im Heise Forum vielleicht? Oder bei Golem? Ach, geht nicht mehr, wg. Registrierungspflicht?

    @Markus: Lass uns das bitte auch so machen!

  17. @Jörg-Olaf Schäfers
    Finde es eigentlich unter deiner Würde mir trollen zu unstellen. Ich verdiene mein Geld mit Schulungen. Quer über alle Programme hinweg. Und nein, nicht in der VHS.
    Ich beschäftige selber weitere Trainer. Und wenn ich hier einfach sehe das ich mehr Geld mit Open Office im Endanwenderbereich verdiene weil es einfach mies für das letzte Glied ist, dann hat das wenig mit trollen zu tun.
    Und wenn ich sehe wie wenige Betriebswirte konsolidieren können, wie wenige eine saubere Prsänentation erstellen können dann sage ich dir das aus der Erfahrung heraus mit dem was ich und meine Firma jeden Tag tun.

    Ich lese deinen Blog sehr gerne, ich schätze deine Meinung zu vielen Themen. Aber in diesem Fall kann ich für meine kleine Nische einfach sagen das die Microsoft Familie Open Office beim Endanwender einfach schlägt. Hast du jemals Bürobienen, Schreibkräften oder auch Beamten Open Office erklären müssen? Ich schon. Kennst du die sture Weigerung sich überhaupt auf das neue Programm einzulassen? Denn sie nutzen zuhaue, bei Freunden, im Urlaub, überall anders Microsoft Produkte.
    Das mag aus idealogischer Sicht unschön sein, aber leider sieht es in Behörden wie auch Unternehmen eben so aus.

    Und wie gesagt, lasst sie bitte alle umstellen. Mir ist das Recht. Schneller verdient man kein Geld. Wenn ich mir vorstelle das z.B. das lokale LRA das ich betreue auf Open Office umstellt sehe ich nur noch viele $$$.

  18. In Sachen OO/LibreO sei angemerkt, dass ich nicht mit Office 2010 gut klarkomme, weil die alles umgemodelt haben. Mittlerweile ist es üblich, dass Du in Arbeitstreffen kommst wo die Leute mit ihren Notebooks sitzen und 30% OO nutzen, das aber gar nicht realisieren! Vor 10 Jahren gab gerade mal die erste stabile Version von oo.o, die immerzu abrauchte. Heute sieht es viel besser aus.

    Ich erinnere mich noch gut an den Webbrowser Phoenix/Firefox vor der 1.0. Es wurde immer ein wenig besser, war spannend, aber der war eben zweite Wahl, es lohnte sich wirklich jede Versionsnummer mitzumachen. Irgendwann drehte sich das um und mittlerweile ist es einigermaßen egal welchen Browser Du nutzt. Dahin werden wir bei der Office-Software auch bald hinsteuern, darum auch die extremen Reaktionen.

  19. Seh grade soeben eine Rundmail mit dem Anhang „Schmandkuchen.odt“ reinkommen. Das sind alles Menschen, die das gar nicht realisieren womit sie arbeiten, welche Formate sie nutzen usw.

    1. @22: Ich glaube, genau das wird das Problem sein, wenn von Interoperabilitätsproblemen gesprochen wird. Die Leute verschicken eine ODT und die armen Word-Leute am anderen Ende können die nicht lesen. Andersherum ist das nach meiner Erfahrung überhaupt kein Problem.

  20. @11

    \Bis auf wenige Projekte ist die Software kompliziert zu bedienen, kompliziert zu konfigurieren, kompliziert zu warten. Für alles braucht es Leute, die genau das können… \

    Aber diese Leute braucht es doch immer. Oder irre ich mich?

    Entweder ein MS Experte oder ein anderer Experte.

    Ob das kompliziert ist liegt im Auge des Betrachters. Tausende Admins, tausende Entwickler, und viel mehr Nutzer auf der Welt haben kein Problem mit Linux (oder keine besonderen Probleme).
    Welche Probleme das AA in den letzten Jahren hatte kann ich nicht beurteilen.

    Um welche Anwendungen geht es denn? Bürosoftware? Wenn die Mitarbeiter des AA sich nicht in eine Standardsoftware einarbeiten können, dann benutzen die privat wohl nie einen PC. Und damit ist es egal in welche Software die sich einarbeiten müssen. Komplizierte Officeanwendungen machen diese Leute erst recht nicht zuhause.
    Ich denke man kann von Beamten etwas Flexibilität und Einsatz erwarten, wenn es um eine neue Arbeitsumgebung geht.

    Oder geht es um andere Dinge? Treiber wird ein Admin installieren, kein Endanwender.
    Wurde den Botschaftern etwa der USB-Stick verboten und jetzt bekommt es das böse freie Betriebssystem ab? Denkt man ein freies Betriebssystem gibt geheime Daten frei?

  21. @23: Ich rede nicht von den wenigen bedienbaren Applikationen wie Firefox oder OpenOffice/LibreOffice. Es fängt damit an, dass die Zentrale Beschaffung Scanner bestellt, die an jedem WindowsPC laufen und unter Linux zurechtgefrickelt werden müssen. Dass es schwer ist, mal eben ein paar tausend Clients zu aktualisieren, oder GPO’s festzulegen, oder einen Printer einzureichten, wenn er lokal angeschlossen ist. Hast Du schon mal als Photoshop-Kenner versucht Inkscape zu benutzen? Hast du mal probiert unter Linux eine wirklich saubere Fontdarstellung zu bekommen, (ich meine ohne Crystalclear oder Fontsmoothing mit Subpixelhinting (rotstichig auf der einen, blaustigig auf der anderen Seite). All das ist nicht ergonomisch einstellbar, man muss ständig configure, make, make install benutzen, die Dienste sind mal (x)inetd fähig mal nicht, manchmal kann man tcpwrap benutzen mal nicht – muss man halt eben mit ldd herausfinden. Die Nutzer sind nun mal keine Systemadministratoren, und sie sollen es auch gar nicht sein, aber die sind es, die das System jeden Tag nutzen müssen. Die müssen den Eindruck haben das System bedienen zu können, ohne dass es sie behindert.

  22. Oder, versuch doch mal eine Spracherkennungssoftware unter Linux zu benutzen, weil die Nutzer eine Behinderung an den Händen haben, sie aber den Computer sprachsteuern können. Das sind alles alltägliche Probleme an denen ein Linuxdesktop so scheitert.

    Sorry es geht nicht gegen OSS, es geht darum, dass OSS an vielen Stellen besser sein/werden muss, bevor man es jedem zur Nutzung überlässt.

  23. @Trulla Sehr witzig. Inkscape ist ein Vektorprogramm. Photoshop eine Bildverarbeitung im highend-Bereich. Das benutzt keiner im Wald-und-Wiesen Büro, und wenn dann bestimmt nicht lizenziert (900-1000 EUR).

    Fontdarstellung ist oftmals nur eine Frage von Patenten. Ist aber kein Problem mehr, weil die nach 20 Jahren auslaufen.

    „All das ist nicht ergonomisch einstellbar, man muss ständig configure, make, make install benutzen, die Dienste sind mal (x)inetd fähig mal nicht, manchmal kann man tcpwrap benutzen mal nicht – muss man halt eben mit ldd herausfinden.“

    Wir haben 2011!

    Scanner läuft bei mir erstaunlicherweise out of the box. Da hatte ich nur mal ein Problem nach dem Distributions-Update. gscan2pdf macht genau das, was es soll. http://gscan2pdf.sourceforge.net/
    Wunderbar.

    Sprachsteuerung hat nach meiner Erfahrung noch nie irgendwo in der Praxis funktioniert, ist bedingt nutzbar, das sind marginale Sonderfälle. Nicht, dass da nicht geforscht werde, siehe:
    http://www.cyber-byte.at/wiki/index.php/Main_Page

  24. Und weil InkScape ein Vektorprogramm ist, soll man es nicht ähnlich intuitiv bedienen können, ist es das was du mir sagen möchtest, nur weil ich nicht GIMP gesagt habe? Die Farbe eines Elementes (bspw. Text) auf einen manuellen selbst definierten RGB wert nachträglich zu ändern ist bspw. äußerst unkomfortabel. Das Menü zu finden sollte nicht so schwer sein, wie es aktuell ist. Ganz zu schweigen davon, icm profile des Monitors auszumessen und zu setzen (zu setzen ist möglich – Man braucht nur noch das richtige profil).

    Sprachsteuerung (DNS 10 Preferred) läuft bei mir nach viel Frickelei unter Wine. Aber nicht besonders schön. Globale Hotkeys in X/Gnome/KDE? -> Fehlanzeige.

    wie gesagt, mit viel Zeit und Unterstützung durch Suchmaschinen ist meist alles Lösbar, aber man muss häufig unangemessen (bezogen auf das Problem) lange suchen.

    Die Fontdarstellung ist unter aller S**. bspw hat ein x (Liberation sans, Liberation mono) bei mit unterschiedlich dicke Balken – Patentierte Font-Hints hin oder her. Es sieht „sch****“ aus.

  25. @ST:

    Finde es eigentlich unter deiner Würde mir trollen zu unstellen.

    Ich auch, sorry. Ich sollte das nicht. Ist es nur so, ich nehme jeden Kommentar grundsätzlich erstmal ernst. Mein Fehler.

    Ich verdiene mein Geld mit Schulungen.

    Natürlich.

    Ich lese deinen Blog sehr gerne, ich schätze deine Meinung zu vielen Themen.

    Kewl. Ich wusste gar nicht, dass MS Office inzwischen auch ein eMarketing-Modul mit Textblöcken für Blogkommentare hat! ,)

    Achja, es ist nicht mein Blog. Ist Markus‘ seins. Ich bin nur hier, weil im Winter das Freibad geschlossen ist.

    Hast du jemals Bürobienen, Schreibkräften oder auch Beamten Open Office erklären müssen?

    Wie oben erwähnt, Software-Support ist ein Teil eines meiner Jobs:

    Gerade die Umstellung auf die neue Oberfläche (die „Ribbons“) bei Office 2007/2010 oder das Nanny-Verhalten (Als jemand, der ein paar Jahre Usability-Design gemacht hat, würde ich gerne mal mit den UI-Designern von Vista/Win7 reden ,) von Windows 7 sorgt bei uns immer noch regelmäßig für Probleme.

    Und das, obwohl ich unseren Dozenten und Mitarbeitern etwas mehr Abstraktionsfähigkeit zutraue, als – sagen wir – einer durchschnittliche Berufsschulklasse.

    @anon:

    Wenn die Mitarbeiter des AA sich nicht in eine Standardsoftware einarbeiten können, dann benutzen die privat wohl nie einen PC. Und damit ist es egal in welche Software die sich einarbeiten müssen. Komplizierte Officeanwendungen machen diese Leute erst recht nicht zuhause.

    Exakt. Und ja, OpenOffice kann Serienbriefe ,)

    @Rebentisch:

    Photoshop eine Bildverarbeitung im highend-Bereich. Das benutzt keiner im Wald-und-Wiesen Büro, und wenn dann bestimmt nicht lizenziert (900-1000 EUR).

    In grafischen Büros ist Photoshop Standard, da kommst du nicht dran vorbei. Ansonsten sind wir da aber auch schnell wieder bei subventionierten Lizenzen. Für eine Photoshop-Lizenz zahlen wir im Institut 138 Euro (CS5 Extended), die komplette Creative Suite 5 gibt es ab 250 Euro (Design Standard) bzw. für 358 Euro (Web oder Production Premium).

    Sprachsteuerung hat nach meiner Erfahrung noch nie irgendwo in der Praxis funktioniert

    Das stimmt nicht. Ich kenne, insbesondere im journalistischen Bereich, einige Kollegen, die Spracherkennung seit einiger Zeit (>2 Jahre?) unter Windows und OSX produktiv zur Steuerung und Texterfassung einsetzen. Das funktioniert inzwischen recht gut. Mit Spracherkennung unter OSS habe ich leider keine Erfahrungen.

    Ansonsten bin ich in Teilen bei Trulla. Es gibt im Bereich freier Software noch viel zu tun (Gerade staatliche Stellen sehe ich übrigens in der Pflicht).

    Im Office-Bereich sollte ein Einsatz abseits von Spezialsoftware inzwischen weitgehend möglich sein. Skrupel, was eine vorbehaltlose Empfehlung betrifft, hätte ich eher im privaten Bereich.

  26. @Jörg-Olaf Schäfers
    „Natürlich“
    Keine Ahnung warum so etwas angezweifelt wird. Ich finde es extrem merkwürdig wenn man schon diskreditiert wird, wenn man seine eigenen Erfahrungen in seinem Beruf hier postet.

    „Und das, obwohl ich unseren Dozenten und Mitarbeitern etwas mehr Abstraktionsfähigkeit zutraue, als – sagen wir – einer durchschnittliche Berufsschulklasse.“
    Und jeder Erfahrene Dozent wird dir auch sagen das die Usability von allen 97 Nachfolgern immer für Logikprobleme bei Kursteilnehmern sorgte. Und nein, ich rede nicht von Berufsschulklassen. Ich reden von normalen Firmenseminaren. Und da sind die neuen Multifunktionsleisten eigentlich gut gelungen. Das Problem was hier jedoch wie überall auftritt, es ist ein neues UI. Was dann der Grund ist warum man gutes Geld mit Umstiegsschulungen verdient. Nur braucht man hier eben weniger Zeiteinsatz als bei einem Umstieg von Microsoft Office zu OpenOffice.
    „Exakt. Und ja, OpenOffice kann Serienbriefe ,)“
    Es geht nicht um Serienbriefe, es geht um das Zusammenspiel um Serienbriefe zu erzeugen. Es ist eben vom Handling wesentlich einfacher innerhalb der Microsoft Produktschiene als wenn man das ganze im Openoffice macht.

    „Skrupel, was eine vorbehaltlose Empfehlung betrifft, hätte ich eher im privaten Bereich.“
    Wirfst du mir das oben nicht vor das ich jedem im Privaten Bereich kein OpenOffice empfehle?

  27. @ST:

    Keine Ahnung warum so etwas angezweifelt wird.

    Wird es doch gar nicht. Deine Superlative haben uns überzeugt. Es gibt nichts besseres.

    Das Problem was hier jedoch wie überall auftritt, es ist ein neues UI. […] Nur braucht man hier eben weniger Zeiteinsatz als bei einem Umstieg von Microsoft Office zu OpenOffice.

    Auch hier hast du offenbar andere Erfahrungen gemacht.

    es geht um das Zusammenspiel um Serienbriefe zu erzeugen. Es ist eben vom Handling wesentlich einfacher innerhalb der Microsoft Produktschiene

    Selbstverständlich. Wie jeder bestätigen wird, der mit MS Office arbeiten darf.

    Wirfst du mir das oben nicht vor das ich jedem im Privaten Bereich kein OpenOffice empfehle?

    Nicht direkt. Allerdings habe ich mit OpenOffice im privaten Bereich kein Problem (allenfalls, dass es inzwischen zu komplex geworden ist und man – je nach Szenario über schlanke Alternativen – nachdenken sollte. Darkroom/WriteRoom z.B., oder Scrivener).

    Ich sprach von OSS allgemein. Und da gibt es, wie Trulla richtig schrieb (und auch viele Evangelisten eingesehen haben, siehe entsprechende Initiativen im KDE-Umfeld) tatsächlich noch ein bisschen was zu tun.

  28. @Trulla

    Ich hab nicht behauptet, dass jeder Arbeitsplatz mit Slackware ausgerüstet werden soll.

    Aber ich bezweifle, dass z.B. Bildbearbeitung (ob nun Vektor oder Pixel) zur Hauptaufgabe im AA zählt.

    Natürlich muss Software den Anforderungen gerecht werden. Das AA hat sich vor Jahren auch für Linux entschieden, kann also nicht so abwegig gewesen sein.

    die können gerne Windows, Linux und Mac nebeneinander laufen haben.

    außerdem ist es ein Fehler der IT wenn die Scanner kaufen obwohl die nicht an den Rechnern funktionieren.

    Ich hab nicht genug Hintergrundwissen um abzuschätzen wer da aus welchen Gründen Entscheidungen trifft. Nur alle 3 Jahre die IT über den Haufen zu werfen halte ich nicht für klug.

  29. Du kannst aber selbst wenn du wolltest nicht 20 Jahre lang bei deinem Lieblings-IT-Dienstleister einkaufen (Korruption und so). Die Geräte werden ausgeschrieben und der billigste Anbieter genommen. Das machen Leute, auf die man als IT-ler keinen Einfluss hat.

    Wenn ich hier noch mehr poste, bekomme ich einen Bann. Ich wollt nur sagen, dass die Real-Life-Probleme bei der OSS Nutzung leider schnell entarten. Mir geht es nicht drum alles auf einem System zu installieren, sondern aufzuzeigen, dass es immer wieder lebenslagen gibt, bei denen man tlw. mehr als 8 Stunden rumflucht. Es ist ja nicht so, dass das AA keinen Bock auf OSS hatte, immerhin hatten sie es im Einsatz, aber ich weiss nicht, was dort hinter den Kulissen von den Anwendern vorgebracht wurde. Denn dann ist es gleich, wie kompetent die Administratoren sind. Die gehen einfach zu ihren Vorgesetzten und beschweren sich – weil sie ihre Arbeit nicht machen können.

    ich mach mal schluss für heute.

  30. „Du kannst aber selbst wenn du wolltest nicht 20 Jahre lang …“

    Ach komm, das hängt doch auch von der Ausschreibung ab. Anforderungen müssen nicht nur die Bedienung und das Dateiformat betreffen, gerade beim Auswärtigen Amt.

    20 Jahre, davon redet doch niemand. Ich hab auch nicht gesagt, dass die nie bei MS kaufen dürfen und am besten alle den Kernel selbst kompilieren sollen. (Mal sehen ob die jetzt für Jahre bei Microsoft ein und aus gehen.)

    Nur wenn man eine „Strategie“ ausgibt, dann ändert man die nicht nach Lust und Laune. Denn dann ist es keine Strategie mehr.

  31. „Die gehen einfach zu ihren Vorgesetzten und beschweren sich – weil sie ihre Arbeit nicht machen können.“

    Mal ganz Naiv:

    Da muss der Vorgesetzte prüfen (lassen) ob die Beschwerden berechtigt sind. Und danach entscheiden. Ich hab’s schon gesagt: Die müssen sich auch ein wenig anpassen, das bedeutet nicht unmenschliches, kein Informatikstudium, nur anpassen.
    Aber was weiß ich welche Typen da arbeiten.

  32. Ich habe mich vorhin unglücklich ausgedrückt, ich meinte, dass die Anwender zu ihren Vorgesetzten gehen nicht die IT-ler. Und die Vorgesetzten tragen es weiter – alles streng hierarchisch. Und dann haben wir eine neue Regierung und plötzlich bekommen die Anwender wieder das was sie wollen und was sie die letzten Jahre vermisst haben. Denen ist egal wie viel es kostet – sie behaupten einfach, dass die Arbeit unmöglich zu schaffen sei, weil Modul X und Y nicht funktionieren. Oder nicht vom Dienstleister fertiggestellt werden konnte. Rede mal mit einem IT-ler/ Administrator in einem Bundesamt.

  33. @Trulla:

    Ich habe mich vorhin unglücklich ausgedrückt, ich meinte, dass die Anwender zu ihren Vorgesetzten gehen nicht die IT-ler.

    Da dürfte es die unterschiedlichsten Verfahren geben. Mir sind in Behörden bisher vor allem zwei Ansätze begegnet:

    a) Die Ausschreibung wird (in hausinterner Absprache mit der IT) so angelegt, dass praktisch nur der Wunschanbieter/das Wunschsystem eine Chance haben.

    b) Zentrale Beschaffung (z.B. durch eine übergeordnete Dienststelle) und Deployment mit der Gießkanne. Mag bei standardisierten Arbeitsabläufen funktionieren.

    [Mitarbeitern] ist egal wie viel es kostet – sie behaupten einfach, dass die Arbeit unmöglich zu schaffen sei, weil Modul X und Y nicht funktionieren.

    Stimmt. Und das ist der Punkt, wo ein Vorgesetzer gefordert ist. Einmal, was die generelle Strategie/Investitionen betrifft, zum anderen, was die Umsetzung (neudeutsch „Controlling“/“Milestones“) betrifft.

    Wenn es Probleme gibt, müssen die gelöst werden. Blockieren bzw. Probleme aussitzen (bis ein neuer Vorgesetzter/eine andere Regierung kommt) ist keine Lösung, sondern ein Kündigungsgrund. Genau das ist doch das Problem, oder?

  34. Ich weiss bspw. aus einem Bundesamt/ministerium dass die IT-ler gern Systeme von F****** hätten, weil sie weniger oft kaputt gehen und der Support unkomplizierter ist, statt dessen macht dann D*** den Deal, weil F****** schon beim letzten mal gewonnen hatte und diesmal mit noch ranzigeren Systemen angetreten ist. Resultat ist – alle stönen. Es gibt immer jemanden, der dir Hardware noch billiger verkauft. Aufgrund der Kostenvorgaben, die alle ihren Sinn haben, schafft man sich Hardware an, die bereits schon während der Ausschreibung hoffnungslos veraltet oder ungeeignet ist. Bspw. Computer mit DVI ausgang, aber Monitore ohne DVI-Eingang. Das sind zwei unterschiedliche Order und D*** verkauft es genau so. Bei der Beschaffung im ö.D. wird der ö.D. oft von den Systemanbietern gef***t.

    Das schlimme ist, die Anwender kommen ja mit nachvollziehbaren Problemen auf die Administratoren zu und die können halt manchmal auch nur mit den Achseln zucken. Es ist ja nicht so, dass die Anwender aus Prinzip renitent sind. Es sind oft Probleme, die sich mit Kündigungen und Versetzungen nicht lösen lassen. Also wechselt man letztendlich den Anbieter. Weil es das Oberhaupt des Ministeriums leid ist, sich mit diesem Quatsch zu beschäftigen. OSS ist im realen Einsatz mit enormen und allerseitigem Frust verbunden, der mit Durchhalteparolen nicht in den griff zu bekommen ist.

  35. @Trulla: Aus o.g. Gründen kaufen wir derzeit Systeme von F******, über die zentrale Beschaffung würden wir wohl auch D*** bekommen. Bei Monitoren haben wir ohnehin vergleichsweise spezielle Anforderungen, die lassen sich auch dementsprechend argumentieren.

    Aber gut, das mag woanders anders laufen.

    Es ist ja nicht so, dass die Anwender aus Prinzip renitent sind.

    Natürlich nicht (und vielleicht wird es spätestens jetzt auch zu komplex für diese kleine Spalte). Aber: Ein Vorgesetzer sollte differenzieren, ob ein Problem real, lösbar oder eben eingebildet ist (bzw. ob ein Problem technischer oder politischer Natur ist). Das ist sein Job.

    OSS ist im realen Einsatz mit enormen und allerseitigem Frust verbunden, der mit Durchhalteparolen nicht in den griff zu bekommen ist.

    Dann sollte man die Probleme evaluieren und angehen. Es ist ja nicht so, dass das die MA des AA in den letzten Jahren arbeitsunfähig gewesen wären. Ganz im Gegenteil.

    Im Moment scheint es doch eher eine politische Entscheidung zu sein. Wenn es so wäre, ginge sie klar in die falsche Richtung.

    Und ja, gerade in der öffentlichen Verwaltung erwarte ich da etwas mehr Weitblick, als in einem Privatunternehmen.

  36. @Christian S.: Mag sein. Idealerweise lässt sich der Chef vorher aber beraten oder verfügt über die nötige Expertise. Eine nachhaltige Strategie gilt inzwischen auch als vorteilhaft …

    Fällt der Chef seine Entscheidung(en) ohne nachvollziehbare Grundlage, hilft das mittelfristig niemandem. Nicht einmal in der öffentlichen Verwaltung, wo ja „nur“ Steuergelder verbrannt werden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.