Zeitungen müssen Prüfungsthema in den Schulen werden

Im Bundeskanzleramt fand gestern die zweite Jahrestagung der Nationalen Initiative Printmedien statt, die unser Kulturstaatsminister Bernd Neumann organisiert. Wie bei der Gründung gab es wohl wieder ausreichend Realsatire, aber leider keinen Livestream. Dafür findet man trotzdem genug zum lachen im Netz.

Die Bundesregierung verweist in einer Pressemitteilung auf das Programm mit dem Höhepunkt in einer Podiumsdiskussion über „Wie können wir Kinder und Jugendliche für Print begeistern?“ Wohlgemerkt: Da steht nicht „für Lesen begeistern“.

Aber Ziel der Initiative ist ja auch:

Ziel der Nationalen Initiative Printmedien ist es, Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Printmedien für die Demokratie nahe zu bringen und den Wert von Medien- und Meinungsvielfalt zu vermitteln, um sie für das Lesen von Printmedien zu begeistern und sie an einen mündigen Umgang mit Zeitungen und Zeitschriften heranzuführen.

Auf der Veranstaltung wurde auch ein Thesenpapier beschlossen. These 2 verspricht.

Redaktionen, Verlage und Pressevertriebe haben die wichtige gesellschaftliche Aufgabe, auf privatwirtschaftlicher Grundlage ein qualitativ hochwertiges, vielfälti- ges, für jedermann erschwingliches und überall erhältliches Zeitungs- und Zeit- schriftenangebot bereit zu stellen. Der Staat hat die Pflicht, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Deswegen brauchen wir sicher das Leistungsschutzrecht.

Wirklich toll ist These 3:

Junge Menschen lesen heute immer weniger Zeitungen und Zeitschriften. Im Zentrum ihrer Mediennutzung stehen elektronische Angebote. Mit dieser bereits seit langem zu beobachtenden Entwicklung geht ein signifikanter Rückgang des Interesses von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an politischen und gesellschaftlichen Fragen einher. Das ist der Demokratie langfristig abträglich.

Die Kausalität „Jugend liest keine Zeitung mehr und interessiert sich deshalb nicht mehr für Politik / Demokratie“ halte ich für falsch. Wahrscheinlicher ist es, dass eine solche Politik wie Herr Neumann sie betreibt eher für politisches Desinteresse verantwortlich ist als wenn junge Menschen sich im Netz informieren. Auch in früheren Vor-Internet Zeiten haben nicht alle jungen Menschen FAZ, TAZ oder Süddeutsche gelesen.

These 4 ist auch super:

Es ist deshalb ein Gebot der Stunde, junge Menschen wieder für das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften zu begeistern und ihnen den besonderen Wert des gedruckten Wortes und professioneller journalistischer Leistungen zu vermitteln.

Das impliziert, dass professionelle journalistische Leistungen nur Print möglich sind.

Richtig lustig wird es dann beim Bundesverband der Zeitungsverleger. Die haben gleich eine Pressemitteilung herausgegeben, wo der BDZV-Präsident Helmut Heinen Zeitungen als Prüfungsthema fordert:

Zeitungen müssen Prüfungsthema in den Schulen werden. Das forderte am 23. September 2010 der Präsident des BDZV, Helmut Heinen, anlässlich der zweiten Jahrestagung der Nationalen Initiative Printmedien in Berlin: „Wenn Zeitungen in der Demokratie eine öffentliche Funktion besitzen – worüber es keine Meinungsverschiedenheit geben kann –, dann muss das Thema Zeitunglesen vernünftig eingeordnet werden.“

Abgesehen davon, dass es sicherlich Sinn macht, Schülern die Mechanismen der Bild-Zeitung zu erklären, hab ich das mit dem Prüfungsfach Zeitungen jetzt noch nicht ganz verstanden. Warum gibt es eigentlich keine Nationale Initiative Medienkompetenz, sondern stattdessen diese rückwärtsgewandte Veranstaltung?

Es wäre ja alles noch viel lustiger, wenn es nicht so real wäre.

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56 Ergänzungen

  1. >>Warum gibt es eigentlich keine Nationale Initiative Medienkompetenz, sondern stattdessen diese rückwärtsgewandte Veranstaltung?

    Gibt es für Medienkompetenz eine Lobby? :x

    *schauder*
    captcha: 1984 winston :O

  2. Fand ich schon immer toll. Ich besuche hier einen Kurs für Jugendliche mit Interesse an Journalismus und dort wird auch eher unsubtil gegen Neue Medien vorgegangen. Sie werden zwar behandelt, aber eher stiefmütterlich und die Printzeitung ist sozusagen das nonplusultra an Professionalität. Wundert auch keinen, immerhin wird das ganze von den lokalen Tageszeitungen gesponsort und die stellen auch die Sprecher.

    Der Begriff „Zeitungsente“ sollte in solchen Verstanstalungen mal gefällt werden :)

  3. Ich finde es garnicht so schlecht wenn es in der Schule mal Themen geben würde die mehr aufs tägliche Leben bezogen wäre.
    Über das bescheid zu wissen was bei uns passiert sollte aber gleichzeitig auch Grundvorraussetzung sein.

  4. @Timka

    Stimme ich voll und ganz zu. Medienkompetenz wird in Österreichischen Schulen zwar angeschnitten, aber es dreht sich auch eher um historischen und kulturellen Zusammenhang als „Wie man eine Zeitung nutzt“.

    Als Schulfach „Medienkompetenz“ einzuführen, wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung, solange man den Stellenwert aller Medien darstellt und nicht nur ausgewählter und „redlicher“ Medien. Blogs, RSS etc sind alles bereits etablierte Medienträger, sie haben nur keine großen Lobbys hinter sich.

  5. „Ziel der Nationalen Initiative Printmedien ist es, Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von Printmedien für die Demokratie nahe zu bringen und den Wert von Medien- und Meinungsvielfalt zu vermitteln“

    Aha. Und wie soll das gehen, wenn die „Meinungsvielfalt“ immer weiter abnimmt ? Oder hat jemand mal eine abweichende Meinung zur „Rente mit 67“ gelesen ? Es ist ja nicht so, dass es keine gäbe, sie finden sich nur eben nicht in Zeitungen wieder. Wenn ein Albrecht Müller das als „freiwillige Gleichschaltung“ oder auch „Kampagnenjournalismus“ bezeichnet, scheint mir das nicht verkehrt zu sein. Warum sollte ich denn für so was Geld ausgeben wollen ? Wenn der „Qualitätsjournalismus“ irgendwann tatsächlich wieder einer werden wollte, werde ich mir’s gerne mal anders überlegen.

  6. Zeitungen sollten unbedingt Prüfungsthema in Schulen werden – im Geschichtsunterricht! In Sozialkunde oder Deutsch kann man über Qualitätsjournalismus reden und in Politik über Lobbyismus. In Informatik bespricht man dann, wie einfach es ist einen Blog einzurichten. Dann hätte man alles abgedeckt … und besonders würde vielen klar werden, was Sache ist in Deutschland.

  7. Ich gebe zu nach Zensursula und der Petition dachte ich, die hätten etwas gelernt. Inzwischen habe auch ich kapiert, gelernt haben die garnichts. Die machen genauso so weiter, wenn ihnen niemand den Stecker rauszieht. Vgl. auch:

    http://www.stefan-niggemeier.de/blog/falsche-freunde/

    Und bitte was ist „Qualitätsjournalismus“? Der Einheitsbrei, den man leicht variiert in Farbe und Format, an den Kiosken kaufen kann? Menschenskinder, recherchiert ordentlich, schreibt nicht alle das gleiche, leistet etwas, dann braucht es auch keinen Leistungsschutz.

  8. Ein kurzes Telefonat mit dem BDZV ergab, dass man dort keinen Unterschied zwischen Zeitung in Print, digital oder mobil sehe, auch wenn der Titel der Veranstaltung anderes vermuten lässt. Man ist der Meinung, in einem crossmedialen Zeitalter angekommen zu sein.

    Für Staatsminister Bernd Neumann, der dies offensichtlich anders sieht, wolle man weder in Regress genommen werden, noch seine Äußerungen kommentieren.

  9. Lasst Sie doch. Die Jugendlichen informieren sich im Netz? Dann wissen sie es doch eh schon besser und können die Zeitungen als das entlarven was sie zum größten Teil sind ;-)

  10. Das ist genau das Statement, das man von einem fast 70-jährigen erwartet. Gegen so ein „dinosaur mindset“ hilft keine Argumentation.

  11. Sonderstellung für Print in der Schule?

    Es gäbe viel zu sagen und zu schreiben und auch die Pressemitteilung und die Idee als solche lassen auch schon tief blicken beim BDVZ. Naja.

    Wenn schon Medienbildung in der Schule, warum dann nur für Print? Ich denke, jeder Lernende hat ein Anrecht auf das ganze Spektrum, sowohl horizontal[Online, TV, Radio, Zeitschriften, Zeitungn] als auch vertikal [alles zwischen produktion & konsum].
    Nur der aufgeklärte Schüler-Medien-Geist kann durch ehrliche Aufklärung auch seine (politische) Teilhabe an der Gesellschaft ausüben. Nur eine Seite der Medaille fördert Einseitigkeit und verhindert Vielfalt.

    Stichwort: Nationale Initiative Medienkompetenz, hier könnte etwas sein, was dem am nähesten kommt, auch in Puncto Ziel „Medienbildung/Medienkompetenz im schulischen Curriculum“
    http://www.keine-bildung-ohne-medien.de/

  12. Jetzt lasst doch mal die Kirche im Dorf. Ich finde die Idee gar nicht so schlecht (habe ich das grad über was von Herrn Neumann gesagt? oh mein Gott). Ich kenne die Studien im Detail nicht, aber ist nicht das Mediennutzungsverhalten online und print doch unterschiedlich, also: Gezieltes, schnelles Informieren im Netz, längere Texte im Print?
    Ich kenn das doch von mir: Im Netz klicke ich sehr gezielt, bei der Süddeutschen lese ich auch mal ein längeres Stück über Burkina Faso, bei dem online schnell meine Konzentrationsfähigkeit bzw. der Wille zu lesen schnell schwindet.

  13. „[…]besonderen Wert des gedruckten Wortes und professioneller journalistischer Leistungen[…]“

    Also wenn ich mir unsere Überregionale Tageszeitung so angucke, dann finde ich da keinerlei journalistische Leistung, sondern lediglich übernommene Meldung von AFP, dpa, ddp usw. Ab und zu vll. mal ein kurzer Kommentar zu einem Thema von einem Journalisten aus der Zeitungsredaktion, aber der kommt nie über 200 Wörter hinaus.

    Der Lokalteil besteht meistens daraus, dass in irgendeiner Bauernschaft ein Sack Pferdefutter umgefallen ist oder irgendein Verein wieder irgendeine Veranstaltung am start hat.

  14. „signifikanter Rückgang des Interesses von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen an politischen und gesellschaftlichen Fragen“

    Ich hab von dieser letzten großen Befragung von Jugendlichen (sry Namen der Befragung vergessen) in Erinnerung, dass das Gegenteil der Fall ist.

    Ich erinnere mich an einen Anstieg von ca. 11% auf 20% bei der Altersgruppe 10-14.

    Hat vielleicht jemand nen link zu der Studie mit den richtigen Zahlen?

  15. Naja, man kann auch etwas an den Haaren herbei ziehen. Bei These 2 gleich das „Leistungsschutzrecht“ dranzupappen hat schon etwas Pawlowsches.

    Ich bin sehr dafür, Print (ich erinnere da an die Artikel zur Medienkompetenz von Fefe und Isotopp) in der Schule näherzubringen. Print leidet nicht wie TV, jetzt gleich sofort in bunt und Ton daher zu kommen, sondern kann per Text Informationen nachlesbar und stromlos allerorten an den Mann bringen.

    Sicher kann man (allerdings auch mit jedem) Medium Schindluder treiben. Aber von vielen Medienkompetenzkonzepten ist mir Print nicht das unsymphatischste.

  16. Es gäbe so viel sinnvolles in der Schule zu lernen:

    Medienkompetenz, Politik und Lobbyismus, Umgang mit Geld und Schulden, Bewältigung von Problemen mit Familie und Freunden, Internet/Social Networking Chancen und Gefahren, Datenschutz und die Rechte an der eigenen Identität, Rechtssystem und Verhalten gegenüber Polizei und Rechtsstaat, Steuern und Geld vom Staat, wo bekommt man welche Hilfe bei gesundheitlichen Notfällen und was ist zu tun, …

    Da kann man gar nicht mehr aufhören zu schreiben, was man alles sinnvolles in der Schule NICHT lernt.

    Greetz,
    GHad

  17. So, liebe Kinder!

    Die heutige Aufgabe ist aus der Zeitung die Rede von Herrn N. aus Bremen.
    Schreibt eine Zusammenfassung darüber, was seine Aussage ist, entdeckt die Fehler/Ungereimtheiten, gebt Auskunft darüber, warum es Fehler sind und diskutiert, warum Herr N. diese Fehler in seine Rede eingebaut hat.

  18. @ #9 Daniel Schultz,

    es ist aber der BDZV, der ein Prüfungsthema Zeitungen in den Schulen fort, nicht die Bundesregierung. Sehr praktisch für die Verlage wäre natürlich, wenn diese Forderung mit einer verpflichtenden Abnahme gewisser Mindestzeitungsmengen an Schulen auf Steuerzahlerkosten verknüpft werden könnte… Wie Robin Meyer-Lucht drüben bei Carta ganz richtig schreibt: Gattungsmarketing.
    http://carta.info/34321/printmedien-sind-und-bleiben-fuer-die-demokratie-unverzichtbar/

  19. Muss ich eigentlich akzeptieren, dass es ein Kultur(!)staatsminister kein deutsches Wort für „Print“ verwendet, oder bin ich dann schon alt?

  20. Leyendecker hat in einem Interview Anfang des Jahres gesagt, dass deutsche Zeitungen sich zu ca. 70% aus Werbung und nur ca. 30% durch Verkauf von Exemplaren finanzieren. Wenn das stimmt, sehe ich insofern das Problem mit der „Kostenloskultur“ im Internet überhaupt nicht. Diese 30% kann man sicher auch durch Premium-Abonnements von Online-Inhalten bekommen, z.B. dadurch dass nur Abonnenten die Nachrichten des aktuellen Tages erhalten. Die Überschriften und Abstracts für google könnten ja kostenlos bleiben.

    Medienerziehung darf sich selbstverständlich nicht auf „Print“ beschränken, aber die Vor- und Nachteile herauszuarbeiten kann sich trotzdem lohnen. „Print“ hat ja nicht nur Nachteile.

  21. Alternativ könnte man auch mal über ein Stiftungsmodell für die Presse nachdenken. So könnte man eine wirklich unabhängige Presse nachhaltig finanzieren.

  22. Es muss überhapt wieder mehr darauf beachtet werden, was wir alles lesen. Da brauchen die Kinder von Anfang an Listen, was gute Informationen und was böse Informatioen sind, sonst lesen die am Ende alle was sie wollen anstatt das was staatlich gewollt ist, wo kämen wir da hin?

  23. Wir haben zu wenig Ingenieure. Webstühle sollten Prüfungsthema werden. Damit sich die Jugend wieder mehr für Technologie interessiert.

    OK, Webstühle sind wahrscheinlich bereits prüfungsrelevant – allerdings im Geschichts-Unterricht.

  24. Also in Berufschulklassen wird oft Zeitung gelesen. Leider meistens nur BlödZeitung. Eh BildZeitung. Und dann lieber nichts lesen, anstatt Bild.

    Außerdem, finde ich es ganz ehrlich nicht so wichtig Zeitung zu lesen. Wozu, eine Zeitung kaufen, wo man vielleicht nur 1 Artikel lesen will, wenn man fast alles Online bekommt.

    Es gibt genügend Portale wo man sich über alle möglichen Themen informieren kann. Nachrichten sind Online schneller da als Print. Wer immer auf dem aktuellen Stand gehalten werden will, abonniert halt den RSS zu bestimmten Themen und bekommts damit schneller als jede Zeitung.

    Blogs, Newsportale, von mir aus auch Twitter. Und die Jugend von heute ist meiner Meinung nach durch all diese Online Dienste und die Internet Generation die wir haben, informierter als früher.

  25. @These3: In meiner Papierzeitung ^^ stand vorgestern, dass das beliebteste kostenlose App im Moment das ist, dass einen über den Bundestag informiert – Themen der Sitzungen und sowas.
    Danach zu urteilen (und echten Untersuchungen) ist das Interesse eher gestiegen.
    Definitiv gesunken ist das Interesse in Parteien bei den Älteren, wie man auch auf der Straße feststellen kann (Zitat Rentner von gestern: „Lasst mich mit den Scheiß Parteien in Ruhe!!“)

  26. also zu meiner Schulzeit haben wir in GK (damals hieß das noch Gemeinschaftskunde und nicht Politik&Wirtschaft) eigentlich sehr häufig aktuelle Zeitungsartikel kopiert bekommen und durchgepflügt (Meinung des Autors, wie wird das in Szene gesetzt, was ist der Hintergrund, Fakten sammeln, eigene Meinung).

    Von meiner Schwester weiß ich, dass sie in der Schule auch durchaus die BILD kritisch auseinandergenommen haben und Beispiele für Medienmanipulation und Sensationsjournalismus aufzeigen sollten. Ein tragischer Todesfall in ihrer Klasse, der von der Bild mit falschen Fakten beharkt wurde, tat da auch sein übriges.

    Heute bekomme ich manchmal die blanke Wut, wenn ich sehe, welche Materialien meinen Nachhilfeschülern unreflektiert und ohne Quellennennung der Fakten zum unkritischen Bearbeiten gegeben werden. Letztens gab es eine Art Mini-Broschüre einer offizielleren städtischen Zentrale (weiß leider nicht genau mehr, welche) warum Computerspiele Gewalt bei Jugendlichen auslösen. Ohne Studienbelege oder Fakten, einfach über hanebüchene Kausalitäten.

    Grundsätzlich ist also Medienkompetenz eine äußerst wichtige Sache, wenn sie richtig durchgenommen wird. Und dass sich dies nicht auf Print allein beschränken sollte, ist auch klar. Wichtig ist es, den Schülern den Zugang zu kompetentem, kritischen Hinterfragen von Artikeln zu geben, am besten noch mit Beispielen von gezielter öffentlicher Manipulation. Nur so lässt sich vielleicht eine künftige Generation nicht von der „breiten Masse“ einlullen.

    Ah und ja, das mit dem steigenden Politikinteresse bei den ganz jungen Schülern hab ich auch irgendwo gelesen. Weiß aber selbst nichtmehr genau, wo das war.
    Die Kausalität zwischen „weniger Zeitungslesen“ und „weniger Interesse an Politik“ ist aber meiner Meinung nach so passend, wie die zwischen höherem Eisverkauf und der Anzahl der Unwetter.

  27. Print in der Schule? Das Gegenteil sollte passieren. Wann endlich muessen die Schueler nicht mehr kiloschwere Taschen und Rucksaecke tragen? E-Book-Reader fuer alle! :)

    Zeitung eignet sich nicht als Pruefungsfach, Journalismus als Unterrichtsthema schon. Vor allem die Analyse der Medienmacht und des Kampagnenjournalismus. Neumann ist einfach ne Schnarchnase.

  28. Der Bürger finanziert die Staatsmacht über Steuern die ihm dann auf den Kopf schlägt, wenn er, der Souverän, wie z.B. in Stuttgart oder Gorleben seine Interessen vertritt.

    Der Bürger finanziert über den Kauf einer Zeitung die demokratischen Lügenmäuler denen er glauben schenken soll.

    Wie kann jemand überhaupt noch glauben, daß es sich bei diesen Zuständen um Demokratie handeln kann?

  29. Google News ist ein tolles Tool um zu sehen wer von wem abschreibt.
    Einfach mal nach einer Phrase suchen und sich die Ergebnisse anzeigen lassen.
    Komische Vielfalt.

    Es wird leider immer schwerer Perlen zwischen den ganzen Säuen zu finden die sich da Zeitung nennen.

  30. Au ja, Kinder mit BILD und Focus politisch auf die Schiene setzen und mit den Klassenarbeiten auch direkt Mitgliedsanträge der Regierungsparteien austeilen. Hat man nicht schon in der Elternschaft genug damit zu tun, Werbematerial von Banken und Energiekonzernen, Bundeswehr und Verfassungsschutz aus dem Unterricht zu halten, z.T. sogar gegen den Widerstand der Schulleitung? So langsam beginne ich die Eltern zu verstehen, die unter Strafen und Prozessen ihre Kinder selbst unterrichten.

  31. Bildung ist in Deutschland Ländersache; da hat weder Herr Neumann noch das Bundeskanzleramt mitzureden; die Verlage müssten sich wohl eher an die Kultusministerkonferenz wenden, wenn sie an den Schulplänen mitpfuschen wollen
    mal sehen, wann die Qualitätsjournalisten das rauskriegen ;-)

  32. Wurde an DDR-Schulen nicht auch die Staatspresse analysiert und die Themen leistungsgeprüft?

    Das hat doch die Kinder gefordert.
    Was ist ‚Mitarbeit an der sozialistischen Demokratie‘?

    Die Merksätze lernen sich leicht und schulen das Denken. Das feuert also irgendwann zurück.

  33. wie fefe ganz richtig bemerkt und anmerkt:
    „Nicht lesen lernen, scheiß auf Lesen, wen interessiert, ob die lesen können, die sollen die Werbung konsumieren!“
    Das isses doch eigentlich, was die wollen, oder?

  34. Es ist klar, dass Tageszeitungen immer mehr Kunden an das Internet verlieren werden. Andere Printmedien — Wochenpresse, Zeitschriften — haben bessere Ueberlebenschancen. Wenn dem Kanzleramt die Tagespresse so wichtig ist, wird die Regierung einen Zeitungsrettungsfonds einrichten muessen, um die abserbelnden Blaetter eins nach dem anderen in Staatsregie zu uebernehmen. Dann ist fuer die Jugend wenigstens klar, warum sie in „Print“ geprueft werden soll.

  35. Ziel [..] ist es, Schülerinnen und Schülern die Bedeutung von [..] Medien für die Demokratie nahe zu bringen und den Wert von Medien- und Meinungsvielfalt zu vermitteln […]

    *lach … Ich vermute mal: unter anderem, weil meine SEK-II Lehrer bei dieser Vermittlung so erfolgreich waren, finde ich heute Online-Journalismus, Bloggen, Social Webs und ‚Wisdom of the masses‘ so wichtig. *fg

  36. Medienkompetenz? – Gerne.

    Die Fähigkeit, sich anhand vielfältiger Nachrichtenmedien ein Bild von aktuellen wirtschafts-sozial-politisch-geschichtlich-religiösen Entwicklungen zu machen? – Gerne.

    Zeitungen wurden übrigens schon in meiner Schulzeit durchgenommen, nicht nur im Deutschunterricht wurde die Wirkungsweise von Bild und Co erklärt, sondern auch im Geschichtsunterricht die Pressepolitik der Nazis. Parallelen zu heute fallen mir daher von ganz alleine auf.

    „Kulturstaatsminister“ – noch so ein überflüssiger Job. Sollten wenigstens ehrlich sein: „Propagandavermittlungsminister“, kurz „Prop-ver-mi-mi“ oder so.

  37. Da heute SPD – Parteitag ist:
    Folgende Gedankenspiele zum Thema Print und Medienkompetenz von Marc Jan Eumann (der mit dem Netzpferdchen in NRW) haben übrigens Einzug ins SPD Parteiprogramm gefunden.

    „Zugleich ist zu konstatieren: Die Auflagen und Reichweiten der regionalen Tageszeitungen sinken kontinuierlich – und im Ergebnis – dramatisch. Vor allem Jüngere verzichten immer häufiger auf die Nutzung der Tageszeitung. Dies bestätigt die aktuelle JIM-Studie 2008. Auf die Frage, auf welches Medium Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren am wenigsten verzichten können, hat das Internet das Fernsehen mit 29 Prozent zu 16 Prozent deutlich hinter sich gelassen. Das Schlusslicht bilden die Tageszeitungen. Lediglich drei Prozent der Jugendlichen erklären die Tageszeitung zum Favoriten. Im Jahr 2000 waren es immerhin noch 9 Prozent – und das Fernsehen war in jenem Jahr mit 34 Prozent einsamer Spitzenreiter.

    Keine Patentrezepte – aber Nichtstun wäre genau das Falsche
    Wie lässt sich dieser Trend stoppen, wenn er sich schon nicht umkehren lässt? Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber deshalb sollte nicht auf alle Therapiemöglichkeiten verzichtet werden. So könnte die Zeitung integraler Bestandteil des Unterrichts und der Ausbildung werden. Aus einzelnen, hervorragenden Projekten wie „ZeitungsZeit“ oder „Zeitung in der Schule“ müssen flächendeckende und verbindliche Angebote an allen Schulen werden (Vgl. dazu: Rager/Schäder: ZeitungsZeit – Nachrichten für die Schule. Evaluationsbericht 2008). In diesen Kontext gehört auch das Thema Medienkompetenz.“
    (Quelle: Ohne freie Medien gibt es keine freie demokratische Gesellschaft
    28. September 2009 # 14:44 # SPD Medienkommission http://netzpolitik.vorwaerts.de/Thema/marc-jan-eumann/ )

  38. Wenn Zeitungen eine öffentliche Funktion besitzen, dann sollten wir öffentlich rechtliche Zeitungen haben.

    Aber ich höre die Verleger schon jammern „Das Erste im Druck verstößt gegen das Wettbewerbsrecht!“

  39. Warum sollen sich Jugendliche für Politik interessieren? Die Politik interessiert sich ja auch nicht für sie. Immer nur als komasaufende, geschmacklose, egozentrische Pöbeltruppe gesehen zu werden, muss man sich das geben? Da würde ich auch lieber aus der Online-Diversität die Sachen lesen, die mich wirklich interessieren.

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