WLAN in Berlin ist wohl vom Tisch

Die neverending Story „Freies WLAN in Berlin“ soll wohl kommende Woche in der Senatssitzung endgültig beerdigt werden. Nach Angaben der Morgenpost Online konnten sich die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und Wirtschaft nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen. Das ist keine Neuigkeit, aber nun gibt es wohl eine Senatsvorlage der Wirtschaftsverwaltung für die kommende Sitzung am 12. Januar:

„Der Senat beschließt, die Durchführung eines Wettbewerbsverfahrens zur Errichtung eines privat finanzierten und betriebenen öffentlich zugänglichen WLAN im Berliner Innenstadtbereich unter exklusiver Nutzung der öffentlichen Verkehrsanlagen (Lichtmasten der Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen) nicht weiter zu verfolgen.“

Interessant ist mittlerweile die politische Konstellation in Berlin, nachdem sich auch die CDU mittlerweile als Befürworter eines kommunalen WLAN-Netzes zu Wort meldet. Die war jahrelang still gewesen. Nur von der FDP hab ich bisher keine Stimme zum Thema vernommen. Bleiben aber vier von fünf Parteien, die allesamt WLAN für Berlin fordern. Und der Senat scheitert an diesem Vorhaben.

Vielleicht spielt da auch ein kleiner Partei-Streit in der Koalition ein Jahr vor der nächsten Berliner Wahl eine Rolle. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist in SPD-Hand, während die Senatsverwaltung für Wirtschaft (usw) von Die Linke geführt wird. Etwas überrascht es doch, dass der SPD-Teil die Pläne verhindert, hatte sich die SPD mit dem Thema vor zwei Jahren doch ganz modern zeigen wollen.

Nun wird das Thema vermutlich beerdigt, was schade ist. Allerdings haben wir die Bemühungen für das Festhalten an einem „privat finanzierten und betriebenen WLAN“ immer kritisch begleitet.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Endlich über eine kommunale WLAN-Versorgung nachdenken und ein echtes freies WLAN schaffen. Aber es bieten sich auch Chancen für freie Funknetze. Der Senat sollte sich nun bemühen, die Entwicklung und den Ausbau der vielfältigen freien Funknetze in Berlin zu fördern.

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18 Ergänzungen

  1. LoL Ja Markus als Grüner DARFST du ja nur bei geringer Strahlenbelastung für WLAN sein. Ich hätte diese ständige Bevormundung satt.

  2. Kann es damit zusammenhängen, dass WLAN nicht wirklich zur Versorgung aller Berliner geeignet ist? In ländlichen Gebieten klappt es einigermaßen und wo Freifunker kostenlos und auf eigene Gefahr auf den Dächern herumklettern – doch skaliert das auf die Wohnräume von 3,5 Millionen Berlinern? Mit Häuserschluchten, Hinterhöfen, Stahlbeton und zwischendurch erstaunlich dünn besiedelten Abschnitten?

    1. @Torsten: Angedacht waren lange Zeit, die Laternen zu nutzen. Oder Bushaltestellen. Irgendwann fiel auf: Die meisten Möglichkeiten sind alle schon verkauft und privatisiert.

  3. Schade, die Möglichkeiten wären ja alle da.
    Kann mein Laptop kaum aufklappen ohne 10+ WLAN’s zu sehen.
    Aber Freifunk ist einfach zu clumsy – es muss schon für Doofe gemacht sein. Und rechtlich ist es natürlich auch noch zu wackelig (KiPo, Filesharing, etc.).
    War mal bei FON, das war auch nicht das wahre, scheiss Software. Toll wäre ein Integration mit einer lokalen News-Seite für den jeweiligen Kiez, so eine Art Buzzriders mit Internetzugang. Mit OpenID zur Authentifizierung.

  4. Markus: Ob WLAN von der Straßenlaterne bis in das zweite Hinterhaus reicht, ist mehr als fraglich. Und wenn dort ein Haus mit 20 Studenten nebenan steht, ist die Leitung von morgens bis abends dicht. FAIK sind doch auch alle anderen WLAN-Projekte in Metropolen gescheitert?

    Internet-Grundversorgung ist eine nette Idee, aber letztlich wäre dazu eine Kabellösung wohl geeigneter. Und da drängt sich dann die Frage auf: wieso der Staat den Job der Provider übernehmen soll.

  5. Nichts gegen Freifunk, die Idee an sich finde ich gut. Nur schaffen die es nicht mal in der DSL-freien Zone sich komplett auszubreiten. Ich hab mal einen Bekannten zu denen gelotst und mich daraufhin in ihrem Forum schlau gemacht. Folgende Probs gabs:
    1. Weniger als 5 % der User spenden regelmäßig Zeit oder Geld für das Projekt (meine es wurden damals 10 von 270 angegeben, Zahl ist zugegebener Maßen nicht erneut geprüft)
    2. Clients nur für win, nicht (oder kaum Infos) für Mac, Linux, Iphone, Symbian…
    3. Stabilität war (und ist wohl) das Hauptprob.

    Mein Bekannter sagte mir damals, er will einfach nur Internet und hat nach 6 Monaten DSL für 30€ pro Monat bestellt (und der Typ hat kaum Geld).
    Wie gesagt, die Idee ist zwar toll. Für die Umsetzung braucht man aber ständig verfügbare Leute.

    Sinnvoller fände ich, wenn man kleiner anfängt und einfach alle S- & U-Bahnstationen mit Wlan versorgt. Strom und Internet müssten da ja schon vorhanden sein, BVG.de & Touristeninfos gäbe es gratis.

    Das Internet sollte dann erst etwas kosten wenn die Bahn wieder im Regelbetrieb fährt ;)

  6. aus welcher metropole auf der welt waere es ueberhaupt moeglich ueber ein erfolgreich verlaufendes kommunales WLAN projekt zu berichten?

  7. gut so, dies wäre in zeiten von UTMS, iPhones und Internetcafes eine massive und unnötige geldverschwendung geworden.

    Aha, dann ist in Zeiten von Mineralwasser in Plastikflaschen auch eine öffentliche Grundwasserversorgung massive und unnötige Geldverschwendung ?

    Aber Freifunk ist einfach zu clumsy – es muss schon für Doofe gemacht sein.

    Die Freifunk-Firmware bietet die Möglichkeit, automatische IP-Zuweisung mit Splashseite einzurichten, in etwa so wie im St. Oberholz.

    Clients nur für win, nicht (oder kaum Infos) für Mac, Linux, Iphone, Symbian…

    Das ist schlicht falsch: Downloads gibt es für Nokia 770, iPhone, Mac OS X Tiger, Debian GNU/Linux, Ubuntu, Windows 2k / XP / Vista und Android.

  8. @erlehmann

    ups, da waren meine Infos wohl veraltet. Trotzdem bleibt die Liste spärlich: eines von Dutzenden Nokia-Wlan Handys, kein Blackberry, alle IPhones ?

  9. [quote]Aha, dann ist in Zeiten von Mineralwasser in Plastikflaschen auch eine öffentliche Grundwasserversorgung massive und unnötige Geldverschwendung ?[/quote]

    In Zeiten von Äpfeln und Birnen, halte ich schlechte Vergleiche fürmassive und unnötige Zeitverschwendung.

    Wasser ist lebenswichtig, staatliches WLAN nicht.

  10. Die Unwissenheit um politische und wirtschaftliche Gruende schlägt hier bei den Freifunkern ersichtlich große Wellen. Wie wir alle wissen, ist das Internet die größte ‚Plattform‘, alles zu kontrollieren was sich etwas zu sagen hat. Es ist ein wirtschaftliches Machtmittel. Engstirnig sehen viele dabei nur die Nutzung und die Manipulation des Einzelnen durch Inhalte. Aber weit gefehlt. Das physische Netz ist hier gemeint. Jeder weiß von jedem alles. In einem freien Netz ist dies nicht so. Man ist weitgehenst anonym und das ist unwirtschaftlich fuer Vater Staat. In Zeiten von Syberterrorismus und Marktbeherrschungskriegen, verliert sich das Interesse der Förderung eines Netzes, in dem jeder unbeobachtet machen kann was er will, leicht in der Ablehnung. Da hat sich die Frage nach Hilfe durch Bund und Länder, Städten und Gemeinden wohl eruebrigt. Ehr wuerde man dagegen angehen. Weiterhin ist eine Nutzung der Laternen und Straßenrichtungsweiser schwachsinnig! Wer bitte kommt auf solche Ideen? Menschen, die sich mit der Struktur der Verkehrsplanung mal beschäftigen sollten. Ampel kaput – und nun? Siemens wird alles abreißen! Die Einrichtungen sind wohl ehr privater Natur. Da dem Bund die Schuld zuzuweisen… Unwissenheit!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.