Wikileaks findet erste Opfer in Deutschland

Der Schatzmeister von Wikimedia-Deutschland e.V. ist zurückgetreten, wegen, ähm, Wikileaks:

„Bedingt durch die aktuellen Berichterstattungen in den Medien hinsichtlich Wikileaks, welches von einigen Kunden mit Wikipedia assoziiert wird, stelle ich gegenüber meiner Person ein geschäftsschädigendes, existenziell bedrohliches, Verhalten fest. Mit Hinblick auf die oben genannten Auswirkungen sehe ich mich leider gezwungen, mein Amt als Schatzmeister mit sofortiger Wirkung niederzulegen.“

Was sind wohl die wahren Gründe? Und seit wann hat denn die Wikipedia Kunden?
(Dass mit den Kunden hat wohl mit seinem Job zu tun, wo Kunden wussten, dass er ehrenamtlich für Wikimedia arbeitet und das jetzt mit Wikileaks verwechseln)

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44 Ergänzungen

  1. Ähm…das klingt eigentlich ziemlich glaubhaft. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es geschäftsschädigend sein kann, wenn man mit Wikileaks in Verbindung gebracht wird. Gerade wenn man in einem Bereich tätig ist, der mit vertraulichen Informationen zu tun hat. Da reicht dann schon eine Andeutung eines möglichen Datenlecks, um die Alarmglocken bei den Kunden losgehen zu lassen.

  2. Es soll (habe ich gehört) immer noch Menschen geben, die es nicht auf die Reihe bekommen, zwei voneinander völlig unabhängige Angebote mit einer gleichen Silbe im Namen auseinander zu halten. Wenn Wiki drin vorkommt, wird es schon Wikipedia sein! Ach, Wikimedia? Egal! WikiLeaks!

  3. Das ist doch ein Missverständniss das schnell und eindeutig aus der Welt zu schaffen ist.
    Es ist schon schade das einige Menschen so schnell vorurteile haben, dass sich jemand zu so einem Schritt genötigt sieht.

  4. Warum sitzt man das nicht einfach aus, wie man es sonst auch immer getan hat – z.B. bei den unklaren Geldflüssen zwischen Wikipedia und Wikimedia?
    Was soll denn bitte der nächste Schatzmeister machen?

  5. Ist für mich kein Grund, denn…
    …was soll bitte „geschäftsschädigend“ bedeuten? Wikipedia ist gemeinnützig.
    … wer bringt heute noch Wikipedia mit Wikileaks in Verbindung? Gleiche Namensteile schön und gut, aber jeder regelmäßige Internetnutzer (aber auch Tagesschau-Seher) sollten mittlerweile am Rande mitbekommen haben, dass Wikileaks und Wikipedia zwei verschiedene Organisationen sind.

    @Nico: Von welchen Kunden sprichst du?

    1. Du scheinst zu wenig mit Menschen „ausserhalb des Intarwebs“ zu tun zu haben.

      Mich haben in der letzten Woche mindestens 5 Leute kritisch auf Wikileaks angesprochen, die wussten, dass ich „mit Wikim/pedia zu tun habe“. Unter anderem ein potentieller Vermieter, der extrem ungehalten über die letzte Veröffentlichung von Wikileaks war.

      Trotz Klarstellung meinerseits mag es durchaus sein, dass seine negative Meinung über Wikileaks die Mieterauswahl beeinflusst.

      Insofern kann ich die bedauerliche Entscheidung des Schatzmeisters von WM-DE zumindest nachvollziehen.

  6. Dass ist ungefähr so, als würde ein Redakteur der Süddeutsche Zeitung kündigen, weil sie von einigen mit der Bild Zeitung assoziiert wird.

    Zu dem Zustand von Wikimedia braucht man eigentlich auch nichts mehr zusagen.

  7. Falls der Schatzmeister ident ist mit einer Person, die Kreditsachverständiger ist, dann meint er wohl seine Kunden (Wikimedia wird wohl ein Ehrenamt sein) und dann kann ich es mir schon vorstellen, dass seine Kunden komisch reagieren.

  8. „Was sind wohl die wahren Gründe?“

    Kein guter Stil dieses Grundsätzliche MIsstrauen, zumal es hier jetzt ja nicht um bekannte Lügner geht, sondern um Verfechter der Wahrheit.
    Außerdem klingt das wie oben auch schon kommentiert recht glaubhaft.

    Besonders wenn man bedenkt was mit seinem Chef gerade veranstaltet wird.

    Droid Boy

  9. Hmm…bei den Kommentaren hier wundert mich doch das recht einseitige „draufhauen“ auf Wikimedia.

    Keiner hat die Vorstellungskraft, dass weniger Internetaffine Nutzer (bspw. die Google-StreetView-Verpixeler) alles mit Wiki in einen Topf werfen und dann eben keine Aufträge an den Herrn mehr geben?

    Vielleicht hat er auch keinen Bock mehr gehabt, das wissen wir nicht – ich halte aber die Erklärung mit dem „kundenschädigenden Zusammenhang“ nicht so weit hergeholt. Als Unternehmensberater muss man den Unternehmen gegenüber Verschwiegenheit erklären – und die entsprechenden Unternehmen sagen dann oft direkt „Nein“ ohne nach den Gründen zu fragen. Man kann also das Missverständnis nicht aufklären und hat den Kunden verloren….

  10. Klingt zwar verrückt und nach Ausrede, scheint mir aber durchaus logisch. Man darf nicht vergessen, wie viele Leute überhaupt keine Ahnung von Internetangeboten haben und z.B. glauben, StreetView zeige Livebilder.
    Wikimedia und Wikileaks klingen viel zu ähnlich, als dass die ganzen Internetausdrucker den Unterschied checken würden. Schade allerdings, dass wir überhaupt in einer Situation sind, wo die Leute so unaufgeklärt sind.

  11. Der Verkauf von DVDs der Zeichentrickserie \Wickie und die Wikinger\ soll übrigens in den vergangenen Tagen auch schon um 25% zurückgegangen sein.

  12. Naja, der Titel ist ja wohl irgendwie nicht so gut. Aber keine Kritik daran.

    Das Verhalten dieses Typen ist allerdings schon merkwürdig. Man sollte meinen, dass die Kunden es positiv sehen, wenn jemand mit so einem wichtigen Amt betraut wird. Wird wohl was anderes dahinterstecken, wie immer.

  13. Klingt dramatisch und zumindest für jemanden, der selber seit vielen Jahren Wikis betreibt, sehr weit hergeholt.

  14. OMG, solche inkompetenten Kunden wuensche ich keinem! Aber wie ich finde zeigt sowas sehr gut das es noch einen Riesenunterschied zwischen den Digital aufgeklaerten Menschen gibt und der wahrscheinlich relativ großen Masse an Menschen die das Internet nur „zum Email schreiben“ benutzen.
    Aber ich befuerchte, dass ich in meinem privaten und beruflichen Umfeld nicht weit gehen muesste um Menschen zu treffen die aehnliche Probleme haette…

  15. Wikipedia.de ist ja noch verkommener, als ich es ohnehin schon vermutet habe… ob dieser Haufen vom Springer-Verlag aufgekauft wurde ?

  16. „Ähm…das klingt eigentlich ziemlich glaubhaft. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es geschäftsschädigend sein kann, wenn man mit Wikileaks in Verbindung gebracht wird. Gerade wenn man in einem Bereich tätig ist, der mit vertraulichen Informationen zu tun hat. Da reicht dann schon eine Andeutung eines möglichen Datenlecks, um die Alarmglocken bei den Kunden losgehen zu lassen.“ hahahaha bitte, vor allem wenn man mit vertraulichen Information zu tun hat. Also Wikileaks spricht Wahrheit und auf Wikipedia wird instrumenatlisierte Wahrheit manifestiert! Wikipedia hat immer noch keine Kunden! Und auch wenn, wollen die eh nur positiv sich darstellen, das nennt man Verblendung und das andere nennt man Wahrheit! Wer da zurücktritt hat die Welt nicht verstanden und sollte Philosophie 1. Semester an der Uni belegen oder etwas Spiritualität ins Leben lassen, da fehlt ja jede Bewertungsgrundlage fürs Handeln. Ich stimme nur zu, wer beide Worte nicht auseinanderhalten kann, sollte mal zum Arzt, da gibt es nämlich Krankheiten die das verschulden. Keine glaubwürdige Masse!

  17. Ich hatte beim Absenden „Antworten auf: Kommentar 7“ ausgewählt. Aber augenscheinlich wird der Beitrag doch nur unten drunter geklatscht :-)

    Mein vorstehender Kommentar bezieht sich auf… Kommentar 7 :-)

  18. Gerade heute erst konnte man in einem Zeitungsinterview („Berliner“) wieder mal lesen, daß die Leute heute gebildeter wären als früher. Diese Aussage habe ich schon öfter gehört, auch vor rund 35 Jahren schon. Trotzdem gruselt es mich bei dieser Aussage immer etwas, da man in der Gegenwart immer recht gut feststellen kann, wie unwissend der ganze Mob im Grunde ist; so daß der falsche Eindruck entsteht, vor zwei, drei Generationen hätten die Leute noch in Höhlen gelebt.

  19. Ich bin Stellvertretender Geschaeftfuehrer der Wikimedia Foundation in den USA. Die Verwirrung der Oeffentlichkeit durch Medien kann ich bestaetigen. Wir haben einen Standard-Textblock, den wir in solchen Faellen verwenden:

    „Wikimedia is not connected to Wikileaks – they’re completely separate organisations. The word ‚wiki‘ is generic, no-one owns it and anyone can use it.“

    Dass ein Freiwilliger auf Grund dieser Verwirrung zurueck tritt, ist bedauerlich, aber nachvollziehbar.

  20. Da jammert die deutsche Regierung über die Veröffentlichung von wikileaks rum, dass das „rechtswiedrig erworbene Daten sind“. Toll, als die Regierung die Daten von den schweizerischen CD’s gekauft hat war das alles in Ordnung, jetzt, wo sie selber am Pranger stehen, ist das auf einmal höchst bedenklich. Ich kann nur Sagen, was für Heuchler.

  21. Linus: Bitte lass doch mal diesen arroganten verschwörerischen Tonfall. Wenn Du nicht auf den ersten Blick siehst, was denn das für Kunden sein mögen, kannst Du den Mann einfach fragen.

    Wikimedia-Schatzmeister ist ein ehrenamtlicher Posten, was Du mit zwei Klicks rausfinden könntest, wenn es Dich denn interessierte. und ja: es mag andere Gründe geben. Aber die interessieren Dich ja nicht wirklich, oder?

  22. was nen vollzonk.

    hey ich arbeite bei daimlerbenz. daimlerbenz steht/stand im verdacht in suedamerika unteranderem gewerkschafter beseitigt lassen zu haben….

    neulich meine vermeintlichen freunde…. hey du arbeitest doch bei diesem automobilkonzern, opel oder audi oder wie der heisst… sind das nicht die die in suedafrika $evilstuff getrieben haben….

    meine reaktion: ohnein ohweia, ich distanziere mich extremst von allen automobilkonzernen und kuendige meinen job. denn meine saudummen moechtegernkumpanen koennen fiat nicht von volkswagen unterscheiden, und dabei arbeite ich bei daimler.

    owwwww……

  23. Hm, ich kann das beides bestätigen. Wenn bekannt ist, dass man mit Wikipedia zu tun hat, wird man im Realen Leben erstaunlich oft auf Wikileaks angesprochen. Die Standard-dashatnichtsmiteinanderzutun-erklärung kann ich mittlerweile auch im Halbschlaf und Blindflug. Aber wie man ja aus dem heise-forum und ähnlichen Stellen weiß, reicht simple Faktenlage oft noch lange nicht aus, um Jeden zu überzeugen.

    Und als Selbstständiger lebt man von seinen Kunden und kann sich nur selten auf ein „ich hab aber recht“ zurückziehen. Dass die im Zweifel Vorrang vor einem Hobby haben, überrascht mich nun ehrlich gesagt gar nicht.

    Was mich hier ja irritiert, dass er praktisch für seine Kunden verantwortlich gemacht wird, warum die nicht so die Checker sind, wie Netzpolitik-Leser? Aber seit wann bitte beruht ein Geschäft auf der Weltwissen der Kunden.

  24. Es ist zwar traurig, aber „Hab ich in Wiki gelesen“ (gemeint ist Wikipedia) ist auch in meinem Bekanntenkreis nicht unüblich.

    Wikileaks ist da natürlich ein super Verwechslungskandidat.

    Und in einem Job, der „was mit Geld“ (Assoziation: Vertraulichkeit) zu tun hat, ist ein Ehrenamt, das „was mit Wiki“ (Assoziation: Wikileaks) zu tun hat im Moment dann halt nicht sonderlich angenehm.
    Und dass der Mensch dann eher das Ehrenamt als den Brötchengeber aufgibt, ist irgendwo auch nachvollziehbar – und die Wikimedia-Basher hier sollten das doch eigentlich besonders gut nachvollziehen können ;-)

  25. Es mag auch ein Fehler gewesen sein, dass sich Wikipedia damals nicht namentlich und optisch vom Basissystem mediawiki abgesetzt hat. Seit dem ist jedes Wiki auf dieser Basis irgendwie Wikipedia für alle, die nicht so netzaffin sind. Zugegeben, hat mit wikileaks jetzt nicht so viel zu tun.

  26. Nachvollziehbar, aber wenn man es sich aussuchen könnte – mit solchen Kunden wollte ich nix zu tun haben,wenn die sowas nicht auseinanderhalten können… dann wundert mich ehr, dass die raffen, dass derjenige Daten leaken kann (was er auch kann, ohne gleich für die den Schatzmeister zu machen)…

  27. @anonym: Du hast aber schon gemerkt, dass du gerade ein Eigentor geschossen hast, oder? ,)

    Tipp: Bildung nicht mit Fachwissen im Bereich des eigenen Horizonts verwechseln. Das wirkt nicht nur arrogant, sondern meistens auch ziemlich dämlich. Zumindest auf gebildete Menschen.

  28. Um den Spekulationen hier mal ein bischen entgegenzutreten:

    Ja, ich bin der Kreditsachverständige Jens Leschmann und ja, die massive Berichterstattung über Wikileaks in den Medien hat für mein Geschäft erhebliche Auswirkungen. Einige haben es ja bereits erkannt: Es gibt nun einmal (immer noch) genügend Menschen, die in Ermangelung ausreichendem Wissens, Verwechslungen vornehmen. Da es in meinem Job ausnahmlos immer um „Geld“ geht, nimmt man dann schon mal aus reiner „Besorgnis“ einen bereits erteilten AUftrag zurück – oder erteilt ihn gar nicht erst.

    1. @Jens Leschmann: Und die jüngsten Auseinandersetzungen um die Spendenflüsse, die Gründung der Wikimedia-gGmbH und die Strukturreform haben nichts mit dem Rücktritt zu tun?

      Ich frage das, weil ich trotz Ihrer Bestätigung immer noch nicht glauben kann, dass Ihre Kunden wirklich so doof sind, dass sie WikiLeaks und Wikipedia nicht unterscheiden können. Eigentlich sollte man auf solche Kunden verzichten können – meist sind es ohnehin auch jene, die nach Auftragsabschluss Probleme mit der Zahlungsmoral haben.

  29. Witzig und traurig zugleich, dass die Menschen sich schon so sehr an Markenschutz gewöhnt haben, dass Sie eine eingängige Bezeichnung immer sofort mit einem Unternehmen mit ordentlich Kohle assoziieren:
    a) Dass der Schatzmeister ehrenamtlich arbeitet
    b) Dass „Wiki“ eben nicht geschützt ist
    scheint soch so manchem nicht in den Sinn zu kommen.
    Oh tempora, oh mores…

  30. Ganz anders der liebe Herr amerikanische Botschafter P. Murphy, der die Verantwortung für die mutmasslichen Spionage-Straftaten aus seinem Hause auf seine „Source“ und die Mitarbeiter schiebt, als habe er damit nichts zu tun. Peinlich. Nur russische Vollrauschfahrer gehen würdeloser mit ihrer diplomatischen Immunität um. Der klebt an seinem Sessel und denkt, das dürfe er sich rausnehmen.

    Die Bundesregierung schweigt betreten, schweigt zu seiner erforderlichen Demission nach dem Geheimnisverrat bei den Liberalen. Das liegt daran, dass die Charakterisierungen alles übertünchen, auch seine echten Charakterlosigkeiten:

    Am Ende des Tages fällt das auf mich zurück, und ich kann das ertragen. Ich mache mir eher Sorgen um meine Leute. Sie haben nichts falsch gemacht, und ich werde mich für nichts entschuldigen, das sie gemacht haben.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.