Statistiken zur Enquete-Anhörung

Die Bundestagesverwaltung hat Web-Statistiken rund um die Anhörung der Enquete-Kommission Netzpolitik und digitale Gesellschaft am vergangenen Montag bekannt gegeben. Den Live-Stream haben insgesamt 1833 Zuschauer mit einer durchschnittlichen Dauer von knapp 26 Minuten angeschaut. Das vierstündige Video steht seitdem im Netz, innerhalb der ersten rund 20 Stunden wurde es 366x angeschaut, die Ansichtsdauer betrug in den ersten Stunden 15 Minuten, danach knapp 27 Minuten.

Bei twicker.net findet man Statistiken rund um den Hashtag #eidg. Aber ich weiß nicht, wie aussagekräftig die Zahl von 300 Tweets am Montag ist und ob die Zahlen auch korrekt sind:

Heute im Bundestag hat auch über die Anhörung berichtet: Experten: Deutschland hängt im internationalen Vergleich bei Digitalisierung zurück. Irgendwie kommt mir der Bericht aber etwas einseitig vor, weil die ersten 60% des Artikels sich um wirtschaftliche Themen drehen, die in der Anhörung zeitmäßig vergleichbar gering gegenüber gesellschaftlichen Fragen diskutiert wurden. Zudem hat die Redaktion Peter Kruse als Sachverständigen vergessen, der taucht gar nicht auf.

Martin Weigert hat auf Netzwertig noch ein paar Zitate der Sachverständigen gesammelt.

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9 Ergänzungen

  1. Habe mir den Bericht auch gerade mal durchgelesen. Stimmt schon, dass er gerade am Anfang arg wirtschaftslastig ist. Da gewinnt man den Eindruck, die Leute die dort in den Sekretariaten der Regierung sitzen und mit dem Ausfertigen solch einer Zusammenfassung betraut sind, haben ihre geistigen Antennen auch verstärkt auf wirtschaftliche Belange ausgerichtet.

    Als sei dies das Wichtigste.

    Ich verweise nur mal auf diesen Tweet mit Zitat von (ich bin nicht mehr ganz sicher) Herr Hoeren oder Herr Coy waren es glaube ich:

    http://twitter.com/karpfenpeter/status/17784790556

    Das trifft den Nagel so sehr auf den Kopf.

    Und überhaupt fand ich, dass die Vertreter aus der Wirtschaft mit ihren Positionen ziemlich allein standen. Nicht nur, weil Sie zahlenmäßig nicht so stark vertreten waren, aber weil Sie sich zu den wirklich wichtigen Themen gar nicht richtig äusserten – denen ging es immer nur um Kohle, Kohle, Kohle! Wie kann man denn so sehr alles andere ausklammern?! Frau Marie-Thérèse Huppertz von SAP zum Beispiel… was hat die Frau eigentlich geistreiches beigetragen?

    Und überhaupt konnte man schon an der Art und Weise WIE die Wirtschaftsvertreter mit der Veranstaltung umgingen, sehen, mit welcher Geisteshaltung sie dem ganzen gegenübertragen. Während Peter Kruse (um mal ein positives Beispiel rauszupicken) zum Beispiel sich respektvoll für die Einladung bedankte und dass er seine Erfahrung dort einbringen darf, blubberten die Wirtschaftsleute direkt ihre ‚Forderungen‘ los. Peter Bisa hatte keine schriftliche Ausarbeitung gemacht und entschuldigte sich mit „ja ich hatte keine Zeit“ (sinngemäß). Peter Kruse ist auch ein vielbeschäftigter Mann, und er schaffte es 10 Thesen zusammenzuschreiben und jede einzelne hiervon genauer zu beschreiben:

    Siehe Carta:
    http://carta.info/30238/digitalisierung-der-gesellschaft-und-bist-du-nicht-willig-so-brauch-ich-geduld/

    DAS ist der Unterschied in der Geisteshaltung zwischen Wirtschaftslobbyisten und Menschen, denen das Internet und die Möglichkeiten, die damit verbunden sind, wirklich etwas bedeutet!

  2. Da muss ich mich wahrscheinlich zu den Wirtschaftslobbyisten zählen, wenn ich mehr Mut in Deutschland fordere?

    Ich persönlich würde es schon gerne sehen, wenn auch aus Deutschland mehr Innovation kommen würde, denn ansonsten können wir ja nur reagieren und nicht wirklich mitgestalten. So wie es eben im Moment ist.

    Die gesellschaftlichen Themen sind natürlich auch wichtig, aber das hängt ja auch alles zusammen. Hier wäre ja eher die Frage, ob wir mit unserem Risikodenken weiterkommen oder nicht. Und wenn ich das richtig im Kopf habe, war ja auch die Meinung manch eines Sachverständigen, dass dem eher nicht so ist.

    1. @Christian Scholz: Ich sprech mich nicht dagegen aus, dass Unternehmertum, etc. in Deutschland gefördert werden, ganz im Gegenteil. Ich habe lediglich kritisiert, dass der Bericht etwas unausgewogen erscheint, weil Unternehmertum (gefühlt) höchstens 30% der Diskussion ausmachten.

      Und bei twicker bin ich skeptisch. Ich erinnere mich, dass in der Sitzung mal die Zahl von „bereits 1000 Tweets“ durchgegeben wurde und pro Aktualisierung beim ir im Tweetdeck zwischen 5-15 Tweets ankamen. 300 sind da etwas gering, hab aber keine bessere Auswertung gefunden.

    2. @Christian:

      Ich finde es auch durchaus richtig, der Wirtschaft generell unter die Arme zu greifen, indem man beispielsweise das Bürokratieproblem senkt, welches glaube ich auch Peter Bisa ansprach. Davon würden dann alle profitieren.

      Was ich aber so nicht stehe lasse, ist die Forderung unser Datenschutz müsse wahlweise gesenkt oder so gelassen werden, wie er ist. Wir haben noch ettliche Punkte, wo unser Datenschutz und datenschutzbezogene Transparenz deutlich aufgebessert werden müssen. In diesem Zusammenhang weise ich das Argument „Wir sind ja Spitzenreiter was den Datenschutz angeht!“ von der Hand – wurde ja glaube ich auch von Bisa eingebracht. Erstens ist das eine reine Feststellung und kein Argument. Zweitens sagt diese Aussage gar nichts über die Notwendigkeit aus, uns weiter zu verbessern. Angesichts der Notwendigkeit für weitere Verbesserungen, erscheint mir diese Aussage als Lobbyismus, der unter Inkaufnahme einer Schwächung des Bürgertums (Datenschutz ist für mich indirekt Bürgertum), Wirtschaftsinteressen (um jeden Preis) durchdrücken will. –.–

      Die sollen die Wirtschaft ruhig fordern. Aber dann bitte in Bereichen, in denen die Wirtschaft unnötige Bürokratieschranken überwinden muss, oder komplizierte Steueraspekte oder [andere Gründe hier einfügen] – wenn wirtschaftliche Interessen mit bürgerlichen Interessen kollidieren, sollten in der Abwägung bürgerliche Interessen schwerer wiegen. Schliesslich hätte eine Entscheidung zugunsten wirtschaftlicher Interessen stets zur Folge, dass der Eigentümer einer Firma sich freut, während das gesamte Bürgertum leidet. Das kanns nicht sein!

  3. Und zu den Zahlen noch: 300 Tweets habe ich gefühlt schon alleine abgesetzt ;-) Zumindest meldete Twitter irgendwann, dass ich mein tägliches Limit überstiegen hätte und jetzt nicht mehr twittern dürfe für x Stunden.

  4. Es kommt drauf an, wie der Datenschutz ausschaut. Wenn ich in studivz z.B. ganz viele Datenschutzbestimmungen akzeptieren muss, bevor ich irgendwas tun kann, dann mag das für manch einen sicher ein Segen sein, aber die Frage ist dann auch, ob man dann im Markt bestehen kann. Es ist auch die Frage, wer das dann eigentlich durchliest und versteht. Ich frage mich ja z.B. auch dauernd, was die konkreten Probleme eigentlich sind. Datenschutz des Datenschutz willens kann es ja nicht sein.

    Damit will ich nicht sagen, dass Firmen keinen Datenschutz einbauen sollen, aber es sollte dann eher durch den Markt geregelt werden. Dazu gehört dann natürlich auch, dass man die Bevölkerung entsprechend informiert. Da wären wir aber wieder bei den konkreten Probleme, die dargestellt werden müssen (also nicht nur, dass irgendwann schon der Super-GAU kommen wird). Diese Probleme sollte man dann im übrigen auch anderweitig angehen.

    Was ich fordern würde, wäre Transparenz, im Hinblick was wie lange gespeichert wird, was ich selbst mit den von mir aufgeladenen Daten tun kann usw. (und da will ich nochmal auf die Portability Policy hinweisen: http://portabilitypolicy.org).

  5. Insgesamt wäre es vielleicht hilfreich, wenn wir mal alle aufschreiben, was für Datenschutz und Wirtschaft und Gesellschaft getan werden muss. Es geht ja eigentlich nicht um Entweder/Oder und dann kann man auch besser abwägen.

    Wenn man nur mehr Zeit hätte ;-)

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.