SpOn: Was WikiLeaks mit Internetsperren zu tun hat

Christian Stöcker hat für Spiegel-Online einen Kommentar zur aktuellen Medienzensur in den USA geschrieben: Was WikiLeaks mit Internetsperren zu tun hat.

Was die Vorgänge rund um WikiLeaks auch zeigen, ist: Die Debatten, die hierzulande beispielsweise über das Zugangserschwerungsgesetz gegen Kinderpornografie geführt worden sind, waren kein belangloses Herumtheoretisieren, keine grundlose Panikmache. Die grundsätzliche Frage, wie viel Kontrolle Staaten darüber ausüben dürfen sollten, was ihre Bürger im Netz sehen und lesen dürfen und was nicht, stellt sich in diesen Tagen dringlicher denn je. [….] Genau diese Art von Befürchtung war es, die die Gegner des Zugangserschwerungsgesetzes im vergangenen Jahr so auf die Barrikaden brachte. Dass selbst das Land, dessen erster Verfassungszusatz „Redefreiheit und Pressefreiheit“ garantiert, unter bestimmten Umständen bereit ist, solche Rechte mancherorts vorübergehend für zweitrangig zu erklären, gibt all jenen recht, die vor der Einrichtung einer zensurtauglichen Infrastruktur gewarnt haben.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

15 Ergänzungen

    1. @vera

      also darf man jetzt gar nicht mehr behaupten, dass der Spiegel, der Guardian, die NYT, etc. irgendeine Meinung hat, wenn es doch eh ’nur‘ der Autor war?

  1. Was wäre wenn?

    Was hätte der Spiegel geschrieben, wenn er nicht selbst von den Sperren betroffen wäre?

  2. @Stefan:

    Doch, solange es noch Chefredakteure gibt die dort zu einer geschriebenen Meinung mit dem Daumen nach oben oder unten zeigen dürfen darf man ruhig das Gesamte Blatt verunglimpfen. Man weiß nie wieviel im Endartikel wirklich noch vom Autor gewollt ist, solange dieser nicht finanziell von seinem Arbeitgeber unabhängig ist…

    @Vera:
    Ist das bei diesem Auto so?

  3. Julian Assange ist „frei“.

    Wikileaks-Gründer Julian Assange darf das Gefängnis in London verlassen. Das entscheidet das höchste britische Zivilgericht. Der 39 Jahre alte Australier sitzt wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs zweier Frauen auf Grundlage eines EU-weiten Haftbefehls aus Schweden seit mehr als einer Woche in Untersuchungshaft.

    Quelle: http://www.n-tv.de

  4. „Die schwedischen Behörden wollen die Auslieferung Assanges erreichen, um ihn wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung zu befragen. Eine Anklage gibt es nicht.“

    Das sagt wohl alles aus. Keine Anklage, aber internationaler Haftbefehl und Auslieferung.
    Krasssss

  5. Ist zum einen klar, daß der Spiegel befürchtet selbst von Sperren betroffen zu sein wenn man sie irgendwann hat und die Staatsmacht damit rausrückt warum man sie offensichtlich WIRKLICH haben wollte.

    Andererseits hat sich der Spiegel – von einzelnen Artikeln vielleicht abgesehen – auch in der Vergangenheit nicht gerade als ausgemachter Sperrbefürworter gezeigt, als von Wikileaks noch nicht so die Rede war. Inwieweit man damals beim Spiegel schon weiter gedacht hat im Hinblick auf die eigene journalistische Arbeit, oder einfach nur wußte daß die Sperren ganz allgemein Kokolores sind, das muß jeder kritisch denkende Mensch für sich selbst entscheiden.

  6. „Die grundsätzliche Frage, wie viel Kontrolle Staaten darüber ausüben dürfen sollten, was ihre Bürger im Netz sehen und lesen dürfen und was nicht, stellt sich in diesen Tagen dringlicher denn je. [….] “

    absolut d’accord. denn generell gilt auch hier 1. „wehret den anfängen“ und 2. pars pro toto

    also bitte mal auf die sog. meta-ebene gehen, statt von „baum zu baum zu stolpern aka den wald vor lauter bäumen nicht mehr sehen „.
    ES geht hier prinzipiell m.E. um die „freiheit im internet“ – und die betrifft alle „netizens“.

    wann isses bei uns soweit ?
    nur ein aktuelles beispiel von vielen – die mitarbeiter des US-DoD (departement of defence) dürfen aktuell nicht mal PRIVAT = zuhause webseiten von WL, The Guardian, NYT usw. im netz „anschauen“ (englisch) :

    „A general order prohibits each and every DoD employee even from looking at hard copy editions — whether in the sanctity of their homes or in the lobby of Kabul’s Intercontinental Hotel. This is the Stars & Stripes version of repressive practices used by autocratic regimes the world over — practices that Washington righteously denounces as odious attacks on freedom.“

    http://www.huffingtonpost.com/michael-brenner/obamas-war-on-wikileaks-a_b_797612.html

  7. @Nomis

    Das wirst Du ihn schon selbst fragen müssen, aber als stellvertretender Ressortleiter (Netzwelt) kann er wohl einigermaßen unabhängig schreiben. Er hat einen guten Namen und wird auch hier des öfteren zitiert. Mir ist er bis jetzt noch nicht durch Bullshit aufgefallen ,)

    Bei jedem Blatt gibt es so ’ne und solche, daher finde ich es besser, sich ein paar Namen zu merken, als einfach vom Blatt auf die Autoren zu schliessen – oder umgekehrt. Innerhalb eines schlechten Magazins/einer schlechten Zeitung kann es durchaus gute Ressorts geben – und umgekehrt. Viele Journalisten schreiben auch für mehrere Blätter oder stellen Gastbeiträge.

  8. @Vera:

    Danke für die Zusatzinfos. Mein Beitrag war mit zwinkerndem Auge gemeint. Ich mag auch keine Pauschalisierungen, aber dennoch sollte man auch immer betrachten wer am Ende noch alles sein Veto einlegen darf und daher auch seine Interessen wahren möchte.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.