Spaßumfrage von Bitkom zur Netzpolitik-Kompetenz

Bitkom hat eine Umfrage zur Netzpolitik machen lassen, die zumindest nach dem Lesen der Pressemitteilung eher wie eine Spaß-Umfrage aussieht, weil man nicht genau weiß, ob die Befragten überhaupt dazu in der Lage waren, Netzpolitik zu definieren, bzw. die politische Situation einschätzen zu können. Aber ansonsten liest sich sowas natürlich gut:

In Sachen Internet haben die Bundesbürger offenbar weiterhin massive Zweifel am Sachverstand der politischen Parteien. Jeder sechste Wahlberechtigte ist der Meinung, dass keine der größeren Parteien überhaupt etwas vom Internet oder der Netzpolitik versteht. Jeder zweite sieht sich nicht in der Lage, einer Partei besondere Sachkenntnis zuzuschreiben. Nur jeder Dritte kann bei einer politischen Partei Internetkompetenz erkennen.

Richtig lustig und aussagekräftig sind dann die statistischen Daten:

In der Einschätzung der Parteien zeigen sich zum Teil deutliche Unterschiede hinsichtlich Alter und Geschlecht. So haben die Netzpolitiker der Grünen verglichen mit anderen Parteien bei den über 65-jährigen mit 11 Prozent die mit Abstand meisten Anhänger. Die Netzpolitiker von Union und SPD schneiden mit 5 bzw. 3 Prozent in der Gruppe der Senioren besonders schlecht ab. Die Piratenpartei polarisiert am stärksten. Die Internetpolitik der Piraten wird zwar nur von 2 Prozent der Frauen bevorzugt, gleichzeitig messen ihr aber 32 Prozent der Männer unter 30 Jahren die höchste Internetkompetenz zu. Die Grünen erzielen in dieser Altersgruppe ihren schlechtesten Wert und kommen nur auf sechs Prozent.

Insgesamt landet die CDU/CSU übrigens auf dem zweiten Platz hinter den Grünen. Das sagt schon alles.

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7 Ergänzungen

  1. 953 befragte Personen sind repräsentativ. Hey, ich muss nur eine Person aus jedem 120. Haushalt hier befragen und ich hätte mehr. Wäre das dann auch repräsentativ?
    Natürlich würde ich „zufälligerweise“ nur Haushalte aussuchen, in denen die Personen von dem Thema nicht die geringste Ahnung haben

    Mich würden ja mal die genauen Fragen interessieren, aber die kriegst ja nirgends her :/

    1. @AlaIgnea: Die Zahl ist schonkorrekt und reicht in der Regel für statistische Erhebnungen. Ich gehe nur davon aus, dass sich der Großteil der Befragten nicht mit Netzpolitik auskennt, weil das Thema in der Regel in den Massenmedien kaum eine Rolle spielt und z.B. größtenteils im Fernsehen nicht vorkommt. Wie soll sich ein normaler Bürger da eine Meinung bilden? Insofern halte ich die Ergebnisse für wenig aussagekräftig.

  2. Das Ergebnis ist um so erstaunlicher, als die FDP völlig unsichtbar ist. Meines Erachtens ist die FDP von den parlamentarischen Parteien derzeit diejenige, welche sich in den betreffenden Fragen am besten auskennt. Vermutlich wird die FDP aber weiterhin für unsympathisch gehalten und daher themenunabhängig abgestraft. Ebenfalls eine Rolle dürfte spielen, dass die FDP früher das Thema komplett verschlafen hat (früher = 20. Jahrhundert).

    Bei den Piraten dürfte das Sponti-Image und der Name(!) kontraproduktiv sein, sonst wäre ein Ergebnis bei 30% bei der eigentlichen Kernkompetenz katastrophal.

    Weiteres Analysieren erspare ich mir, da geben ich AlaIgnea sehr recht: Ohne die Fragen kommt man sofort ins Spekulieren.

    „Erstmals seit 200 Jahren stehen Piraten vor einem deutschen Gericht. Glauben Sie, dass die Piraten eine wie auch immer geartete Internetkompetenz haben?“ (ja) (nein) (Maoam)

  3. Die Frage ist ja zudem, was denn eigentlich mit „Netzpolitik“ gemeint ist. „Die sehen zu, dass dss Netz ein sauberer und ordentlicher Raum ist“ kann ja auch darunter fallen. Man hört ja auch im Fernsehn oft davon, wie gefährlich das da alles so ist, gell?

    Insofern kann das schon stimmen. Bei FDP denkt wahrscheinlich eh jeder nur an Steuergeschenke oder ähnliches.

  4. Hab das bei BITKOM mal angefragt. Die genaue Fragestellung lautet (kein Witz): „Welche Partei versteht denn ihrer Einschätzung nach am ehesten etwas von all dem, was mit dem Internet zusammenhängt?“

    Auch interessant ist übrigens, dass 51% der Befragten die Antwort „weiß nicht“ gaben.

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