Nur an Hamburger Flughafen: Nacktscannen und trotzdem kontrollieren

Die derzeit noch freiwilligen Nacktscanner am Flughafen in Hamburg haben ein tolles Zusatzfeature: Durchgehen dauert doppelt solange wie ohne Nacktscanner, weil bis zu 100% der Teilnehmer noch nachkontrolliert werden müssen. Dafür kann man seine tolle Figur dem Sicherheitspersonal präsentieren.

Wie die zuständige Bundespolizei auf Anfrage bestätigte, müssen derzeit bis zu 100 Prozent der Passagiere von Hand und mit Metalldetektoren nachkontrolliert werden, wenn sie die Körperscanner passiert haben. Grund ist eine zu hohe Fehlerquote: Demnach markieren die Scanner beim Abbild eines Passagiers auf dem Monitor zu viele verdächtige Stellen. Probleme bereiten weiterhin Falten in Blusen, Hemden, Röcken oder Hosen. Zudem schafft es der Scanner offenbar nicht, mehrere Kleidungsschichten zuverlässig zu durchdringen. Passagiere müssen oftmals sogar Pullover oder Strickjacken ausziehen.

Wenn man bei Nutzung der Nacktscanner auch noch Klamotten ausziehen muss, bekommt der Name gleich eine doppelte Bedeutung. Man könnte auch sagen: Wer bei dem freiwilligen Test mitmacht, ist selbst schuld.

Dazu passt auch: Tolle Fashion-Tips für die nächste Nacktscanner-Benutzung.

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22 Ergänzungen

    1. @ Richard: Deinem Kommentar (Es gibt da ein ganz einfaches Bugfix: Gleich komplett ausziehen.) kann ich nur zustimmen.

      Setzt euch als Erwachsene mit eurem Erwachsenen-Schamgefühl auseinander. Anregungen dazu liefert die dt. Wikipedia im Artikel über das Schamgefühl.

      \Soziologisch kennen alle Gesellschaften – zum Teil höchst unterschiedliche – Gegenstände der Scham, sind also „Schamgesellschaften“…
      Das schlimmste Vergehen in einer Schamkultur besteht darin, sich nicht zu schämen, wenn man sich schämen sollte. Die Übertretung der gesellschaftlich sanktionierten Schamgrenze wird mit Gesichtsverlust bestraft. Um ihn zu vermeiden, muss man „Haltung“ bewahren.
      Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit oder der Bloßstellung, das sowohl durch Verletzung der Intimsphäre auftreten [kann]…
      Scham tritt zum Beispiel bei empfundener Entblößung … auf.
      Ein typisches Beispiel für ein Schamgefühl ist die empfundene Nacktheit…
      Norbert Elias hat 1939 in Über den Prozess der Zivilisation das „Vorrücken der Schamschwelle“ als wesentliches Element der „Zivilisation“ seit dem Mittelalter erfolgreich zu einem soziologischen Schlüsselbegriff gemacht, indem er in der Scham ein wesentliches Kriterium für die Umwandlung von Fremd- in Selbstzwänge sah.
      Hans Peter Duerr hat in einem sich prononciert gegen Elias wendenden Werk Der Mythos vom Zivilisationsprozess vor allem im ersten Band Nacktheit und Scham nachzuweisen versucht, dass eine niedrige Schamschwelle gerade eine sehr hohe Zivilisierung voraussetze und nur in einem streng konventionalisierten Rahmen möglich werde. Er sieht gegenwärtig einen Bedeutungsverlust der Scham…\ (http://de.wikipedia.org/wiki/Schamgefühl)

  1. War kürzlich in San Francisco. Da stehen die Dinger wohl schon länger, und funktionieren scheinbar auch. Auch ist der Durchgang nicht freiwillig, sondern man wird eben vom Sicherheitspersonal herausgepickt. Nebenan steht noch der konventionelle Metalldetektor.

    Schneller ging das ganze trotzdem nicht. Beim Warten in der Schlange konnte ich ziemlich gut abzählen: pro Person im Nacktscanner zwei bis drei Personen durch den Metalldetektor, inklusive gelegentliches Abtasten.

    Ergo, auch funktionierende Nacktscanner brauchen doppelt so lange wie ein Metalldetektor.

  2. Genau. :)

    Wir erklären einfach den CheckIn zum FKK-Bereich und schon sind alle Sicherheitsprobleme gelöst. Einzige Bedingung: Die Beamten sind auch nackt. Bis auf die Mütze, man muss sie ja erkennen können.

  3. Von jemandem, der öfters von HH aus fliegt und an dem Ding vorbei (und nicht durch) geht, hab ich gehört, dass das auch ohne die Nach-Kontrolle länger dauern soll.

    Aus einer anderen Quelle habe ich erfahren, dass beim Sicherheitspersonal aber trotz der länger werdenden Wartezeiten weiter Personal abgebaut wird. Da die Kontrollierenden (Angestellte bei privaten Dienstleistern) sehr oft von der Bundespolizei* getestet werden, wächst der Druck auf das Personal und somit auch deren Nervosität. Angehörige der Behörden versuchen in zivil im Rahmen der Tests entsprechende Gegenstände durch die Kontrollen zu bringen. Bei zu vielen Fehlern (fehlgeschlagenen Kontrollen) werden die Angestellten des Sicherheits-Dienstleisters dann zur Strafe versetzt (und später wahrscheinlich „rationalisiert“). Muss ich noch erwähnen, dass die nicht besonders gut verdienen?

    * oder BGS, weiß grad nicht, wer von beiden da zuständig ist.

  4. Stimmt – ich bin sowieso aus ethischen Gründen dafür in jedem öffentlichen Bereich eine Nudistenzone zu errichten – es muss jawohl möglich sein, so wie die Evolution uns formte – durch die Weltgeschichte zu marschieren! Ich gestehe den Polizisten noch eine Bewaffnung zu – neben dem besseren aussehen würde das auch eher zu einer Akzeptanz bei den Beamten führen, glaube ich. Außerdem würde es gleich wesentlich entspannter zugehen, ganz sicher! *g*

  5. @Mithos: BGS = Bundespolizei. Der wurde 2005 umbenannt.

    Wer freiwillig durch den Nacktscanner geht, der läßt sich auch gern doppelt kontrollieren oder läuft nackt durch den Terminal. Wirklich selbst schuld.
    Und doch ist es erschreckend, was manche Zeitgenossen so alles mit sich machen lassen.

  6. @Lars
    Ich suche mir eigentlich meine Sexpartner ganz gerne selber aus. Und auf grummelige Sicherheitsdienstmitarbeiter stehe ich auch eher weniger.

    Daher fahre ich mittlerweile echt lieber Bahn, wenns im Inland ist.

    Auch wenns teurer ist und länger dauert.

  7. toll, dieses fb. Man schickt eine Mail an seine Freundin mit dem Vorschlag einer Sexualpraktik für den Abend und bekommt dann „andere Nutzer schlugen _Freundin_ auch vor“ angezeigt

  8. Das kommt davon, dass die Nacktbilder nicht direkt von Beamten betrachtet werden, sondern die problematischen Gegenstaende per Computer erkannt werden sollen, so dass die Beamten nur abstrakte Piktogramme zu sehen bekommen. Das ist eben ein sehr anspruchsvolles Computer-Vision-Problem und wird wohl in der naechsten Zeit auch nicht wirklich perfekt zu loesen sein.

    Aber natuerlich werden die Hersteller trotzdem zusichern, dass das alles gar kein Problem und schnell zu beheben ist, so dass wie geplant fuer zig Millionen Scanner fuer alle Flughaefen gekauft werden. Und danach, wenn sich herausstellt dass die Probleme weiter bestehen, eventuell im Zuge der Panik nachdem dann mal ein „Terrorist“ es geschafft hat etwas durch den Scanner zu schmuggeln, wird man einfach doch die Nacktbilder direkt auf Bildschirmen anzeigen, und die Bedenken zur Privatsphaere mit der Begruendung wegwischen, dass es ja leider nicht anders geht und die teuren Scanner ja nun schon da sind. Und dann wird auch kaum jemand mehr dagegen protestieren, weil sich ja alle schon daran gewoehnt haben, durch die Scanner zu gehen.

  9. Der Nackscanner dauert auch ganz unabhaengig von der Funktionsweise laenger. Man kann nicht durchlaufen sondern muss (mit erhobenen Haenden) im Scanner fuer die Dauer des Scannvorgangs still stehen.

    Da man vorher auch seine Taschen leeren (nicht nur Muenzen sondern alles, was man drin hat) und seine Jacke / Pullover ausziehen muss dauert der Vorgang selbst im allerbesten Fall mindestens drei mal so lange wie ein Metalldetektor.

    Was ich lustig finde ist, dass wir uns alle Nacktscannen lassen muessen, waerend die Industrie schon beschlossen hat, dass Fracht auch in Zukunft nicht kontrolliert werden muss (weil es zu teuer ist).

    Schon allein daran sieht man, dass wir in einer Welt des Sicherheitstheaters leben, in der es schon lange nicht mehr um eine vernuenftige Risikoabwaegung geht.

  10. Der Witz ist, dass die Fracht nicht kontrolliert wird. Also einfach eine Bombe in Koffer packen und normal einchecken…

    Möchte sehr gerne wissen, welche Interessen hinter den Nacktskannern stehen. Sicherheitsinteressen jedenfalls nicht.

  11. naja also ich bin auch schon öfter geflogen und hab bereits diverse ’sicherheitsmassnahmen‘ erleben dürfen, zb. schuhe ausziehen, haargel entzogen bekommen, mein cd-aufbewahrungshülle wurde mal durch ein sprengstoffdetektor gejagt, fingerabdrücke abgenommen usw. aber heute musste ich tätsächlich nicht nur schuhe sondern auch pullover ausziehen, was ich sehr seltsam fand, da ich nicht gerade dick bin und auch keine kutte trug, waren meine formen sowieso deutlich erkennbar, das ist doch irgendwie schikane oder sollte man es sexuelle belästigung nennen

  12. also worauf ich hinauswollte war, dass man selbst als gefangener ein recht auf privatsphäre bei leibesvisitationen hat aber als fluggast wird man zum öffentlichen striptease regelrecht gezwungen

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.