Live: „Kampf gegen die Darstellung von Kindesmissbrauch im Internet“

Da wir hoffen, dass es von der heutigen Anhörung des Unterausschuss Neue Medien Interessantes und Erfreuliches zu berichten gibt, sind wir vor Ort und machen mal wieder einen Live-Ticker. Die Videoaufzeichnung gibt es erst ab 14:00h. Der Hashtag ist #uanm.

12:39h – @Jimmyschulz macht einen Live-Stream bei Ustream http://ustre.am/bTD4
(Update 14:00h: den zeitversetzten Stream des Bundestags gibt es hier.)

12.41h – Ziercke zur Gesamtsituation: Löschen ist seit langem fester Bestandteil der BKA-Strategie, aber bisher immer nur bedingt gelungen. Probleme im Ausland. „in 44% der Fälle NOCH NICHT gelöscht“ (Anm.: In Bericht ist die Rede von „nach einer WOCHE nicht gelöscht“) – Bestrebungen, ein Maximum an Lösch-Initiative zu erreichen. Korrigiert den 44%-Fehler: nach 1 Woche. 48% der Seiten gehostet in USA.
Auch das Ausland hat Probleme, einerseits Strafverfolgung zu betreiben, andererseits überhaupt erstmal den Provider (er meint Hoster) zu finden, weil der häufig verschleiert wird.

12:47h – Oliver Süme (Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V.) widerspricht BKA-Ziercke: Erfolge waren viel positiver als dargestellt. VIELE Fälle in Deutschland – werden meist innerhalb von wenigen Stunden gelöscht. BKA-Statistiken hinsichtlich der Hosting-Orte können bestätigt werden. Knappe 100% der im Ausland gehosteten Angebote sind nach 3 Wochen gelöscht. (das erkärt dann wohl, wieso das BKA die 1-Wochen-Frist für ihre Statistik wählte) Insbesondere in Russland schnelle Löschung. 98,6% Erfolgsquote in den Ländern, in denen es keine INHOPE-Kontaktstelle gibt, und die Provider direkt angeschrieben werden. Außerdem ist das NACHHAKEN ein wichtiger Punkt, wenn festgestellt wird, dass nicht gelöscht wurde. Kritisiert die 1-Wochen First: Beim „Sperren“ will man doch täglich aktualisieren! Bei der Bekämpfung von Phishing wird im Stundentakt Druck gemacht – wieso nicht im Falle des dokumentierten Kindesmissbrauchs? Verlangt einheitliches Vorgehen von BKA, jugenschutz-net und FSM. Die hat es bisher nicht gegeben! Verlangt kürzere Taktung der Überprüfungen.

12:55h – Ziercke entgegnet: „Sie haben ja keine tatsächlichen Zahlen genannt: Sie haben ja die deutschen und ausländischen Seiten zusammen.“ Kritisiert die geringe Datenbasis der eco-Studie. Behauptet, es gäbe auch beim BKA in einigen Monaten eine werktägliche Prüfung.

12:59 – Süme wehrt sich direkt gegen die Kritik: Studie sei vollständig transparent dargestellt, alles angegeben was Fakt ist. DAUERHAFTE, STÄNDIGE Überprüfung ist das, was uns voran bringt. Das ist die Lehre dieser Studie. Die Zahlen kommen nicht durch die behaupteten methodischen Mängel, sondern durch das erhöhte Engagement zustande.

13:07h – Thomas Stadler (FoeBud e.V) schlägt ein internationales Abkommen, eine völkerrechtliche Vereinbarung mit zentralen nationalen Stellen vor.

13:08h – Alvar Freude berichtet von der Analyse von 167 Seiten der dänischen Sperrlisten. Erklärt zunächst den Unterschied von Domians und URLs: Großteil der Domains gab es nicht mehr, oder sie hatten keinen Inhalt mehr. Unter denen, die noch funktionierten, fand man teilweise Scherze und andere harmlose Inhalte. In 3 Fällen fand man noch etwas. Innerhalb von 30 Minuten nach Freudes Hinweis war eine davon gelöscht – Freitag nachts. Wichtig ist es, den Hosting-Provider anzuschreiben und nicht den Domain-Inhaber. Abuse-Abteilungen antworten auffällig schnell.

13:16h: Süme bilanziert nochmals: Schnellere Taktung der Überprüfungen, mehr Personal. Schindler stimmt zu, bemerkt aber, dass das Personal stark belastet wird. 85% der Fälle verteilen sich über 30 große Anbieter. (so undurchsichtig scheint das Netz also nicht zu sein) Bei diesen Anbietern braucht man einfach direkte Ansprechpartner, weil sie ohnehin völlig überlastete Abuse-Stellen haben, wo man selten überhaupt eine Antwort bekommt.

13:23h: Alvar Freude: In den dänischen Listen gab es auch sog. Jugendpornografie. Die besagten 3 Domains waren schon seit Jahren auf den dänischen Sperrlisten – was moralisch fraglich ist. Schindlers Argument der Belastung teilt Freude nur bedingt: Wofür haben wir denn Computer? Manuell nachzuprüfen ist nicht unbedingt nötig, wenn doch das Nachhaken den Erfolg bringt.

13:25h: Prozedere der eco unterscheidet sich je nachdem, in welchem Land gehostet wird. In Deutschland ist man natürlich am erfolgreichsten. In 30 Ländern gibt es INHOPE-Hotlines. In diesen Fällen wird INHOPE und BKA benachrichtigt. Leider bekommt man keine automatische Rückmeldung, ob und wann etwas unternommen wurde. Dritte Möglichkeit: Land ohne INHOPE-Hotline: Direktkontakt mit dem Provider. Effektivster und schnellster Weg.

13:31h – Sabine Frank, (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter e.V.)
873 gemeldet bekommen, ca. 600 davon beinhalteten tatsächlich dokumentierter Missbrauch. Betont auch die psychologische Belastung der Mitarbeiter.

13:34h – Sebastian von Bomhard (Space.net AG) bekommt 1:30min, um die Sicht eines Providers darzustellen. Kein Problem: „Sperrung GEHT einfach nicht.“ Deshalb ist das Löschen die Methode der Wahl. Verweist auf seine schriftliche Stellungnahme (wenn die jemand online findet, wäre es nett, die in die Kommentare zu posten, danke!)

13:37h – Lutz Donnerhacke (ICANN) mal wieder mit einem der besten Beiträge: bezieht sich hauptsächlich auf BKA-Statistiken, um seine Datenbasis nicht von Ziercke angreifen zu lassen. Bildgenerierende Missbrauchshandlungen machen nur einige wenige Prozent aller Missbrauchsfälle aus. Und hier wird jetzt eine große Debatte geführt. Eine Debatte, die gelinde gesagt überflüssig ist. Dankt weiterhin Ziercke für die neuen Zahlen, die das gesamte Datenmaterial der Debatte des letzten Jahres (Siehe Zensursula) widerlegt. Unabhängig von alledem: „Ich nehme dir das Spielzeug weg, und morgen kannst du wieder anfangen.“ kann doch keine Lösung sein – fragt nach der Srafverfolgung.

13:42h – Donnerhacke: ICANN diskutiert die Abschaffung des öffentlichen whois (Note to self: das müssen wir dann hier mal getrennt behandeln), weil die Strafverfolgungsbehörden ohnehin eigene Datenbanken haben und die öffentlichen zu viel missbraucht werden.

13:44h – Konstantin von Notz fragt, wie es zu der Inkonsistenz der BKA-Daten kommt. Fragt auch, ob denn nicht das BKA vielleicht auch Daten über 2 und 3 Wochen hat. Und natürlich, wie es mit der Strafverfolgung aussieht. Ziercke kann die Ursachen nicht „exakt benennen“. Mutmaßt über Schwankungen in der Bereitschaft der Bürger, solche Dinge anzuzeigen. Mit dem „Danach“ (meint: 2,3 Wochen) beschäftige man sich auch, darüber würde aber in Absprache mit dem Innenministerium keine Statistiken. Macht weiter mit dem „Geldmaschine“-Argument und führt dann nahtlos über zur Vorratsdatenspeicherung, die man brauche, um die Strafverfolgung einzuleiten. Da er gerade weiter redet habe ich kaum die Zeit all das zu widerlegen und hoffe dass es einer der Experten macht. Notz fragt Stadler zum „Milliardenmarkt“

13:49h – These vom Massenmarkt entbehrt jeglicher Belege. EFC hat vor kurzem eine Studie publiziert: Anzahl kommerzieller Anbieter nimmt ab, ohnehin keine hohen Gewinne. Kritisiert nochmals www-Sperren, die den Wegen, auf denen getauscht wird, nicht gerecht werden. Diese sind klein, verschlüsselt und passwortgeschützt, dezentral.

13:52h – Donnerhacke zu whois- und Notice-and-Takedown-Diskussion bei ICANN: Wer einen IP-Bereich hat, soll einfach bekannt und dokumentiert sein, und den Papierkram zur Vergabe der IPs aktuell halten. Ebenso sei Domainvergabe zu regeln. Strafverfolgungsbehörden kann sich dann von oben nach Unten durcharbeiten und findet dokumentierte Registrierungen vor – Strafverfolgung dadurch möglich. Verweist auf das Vorgehen von ICANN gegen anonyme Domain-Registrierung, die inzwischen unmöglich gemacht wurde, und dafür gesorgt hat, dass Strafverfolgungsbehören die benötigten Daten geliefert bekommen können. Spricht an, dass die Hauptinteressen in dieser Debatte doch den Schutz geistigen Eigentums betreffen – ein lächerliches Interesse im Vergleich zu dem hier diskutierten Thema und eine unsägliche Instrumentalisierung (sinngemäß paraphrasiert, L.N.).

13:58h – Ziercke: Es geht bei Vorratsdatenspeicherung nur um Identifizierung von IP-Adressen und nicht etwa um Überwachung oder derartiges (dies ist einer der Momente, für die Lachen und Unmutsbekundung von Seiten des Publikums verboten wurden)

14:00h – Schindler: Realer Missbrauch ist das größere, realere Problem. Aber Dokumentation im Internet ermutige natürlich auch neue Täter (Erinnert ein bisschen an das Zensursula-Anfix/Einstiegsdroge-Argument).

14:10h – Schindler betont nochmals: Direkthotlines zu den Providern, bilaterale Vereinbarung der Regierungen, wissenschaftliche Begleitung des Vorganges. Sperren als ultima ratio, wenn alles andere fehlgeschlagen ist (bezogen auf den Einzelfall).

14:11h – Ziercke: Primäres Ziel zur Verhinderung des Missbrauches ist das Identifizieren des Opfers. (Aha.) Die meisten würde man über die Kreditkarte identifizieren. Löschen ist nicht das effektivste, denn man kann ja nichts löschen – es taucht ja an anderer Stelle wieder auf (was für Sperren nach deiner Experten-Meinung wohl nicht zu stimmen scheint). Die Frage sei einfach, ob man hinehmen

14:15h – Süme entgegnet wegen Zeitmangel mit nur einem der vielen Argumente gegen Zierckes unbelehrbare Aussage: Missbrauch der Sperrlisten als ‚Telefonbücher‘

14:17h – Zierke singt weiter das traurige Klagelied von den fehlenden Vorratsdaten. In 73% der KP-Fälle sei Anschluss nicht identifizierbar gewesen. Betont erneut die offensichtlich irreführende Behauptung, dass es nicht um die Überwachung der Kommunikation ginge, sondern nur darum retrograd eine IP zu identifizieren.

14:21h – Frage an Freude, Süme, Stadler, welche Gesamtrolle Sperren überhaupt zukommen könne:
Freude: Sperren leicht zu umgehen, Vorwarnfunktion für Anbieter, der Unterschied URL/Domain führt zu großen Kollateralschäden. Auf dänischen Listen fanden sich Seiten, die jahrelang ungestört weitergemacht haben! Kritisiert darüber hinaus die „Wir gucken nach 1 Woche mal nach“-Strategie des BKAs (das natürlich froh war über jedes Mal, dass es nicht geklappt hat) „Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hat“ sagt Freude direkt Ziercke gewandt. Groß!
Süme: Stimmt zu. Betont die Kontraproduktivität von Sperrlisten.
Stadler: Hier wird doch gar nichts gesperrt! Inhalte müssen verbannt werden! Den Access-Provider, der keinen Zugriff auf die Daten hat, in die Pflicht zu nehmen, ist Unsinn. Vorwarn-Funktion, etc.
(Die Engelsgeduld der Sachverständigen, die so penetrant gezwungen werden, sich immer und immer wieder zu wiederholen, ist wirklich beeindruckend.)

14:29h – Freude bringt die wichtigste Kritik an der BKA-Statistik an: Warum wurde keine Ursachnforschung betrieben, warum in bestimmten Fällen kein Erfolg erzielt wurde? Diese Ursachenforschung würde doch die Verbeserung des Verfahrens, und letztlich 100% Erfolgsquote ermöglichen. International.

14:32h – Stadler verlangt in den BKA-Statistiken auch die Angabe über wiederkehrende Inhalte.

14:34h – Bomhardt, gefragt nach den Problemen, von denen man in Deutschland berichtet: Bedauerlich, dass die Anfragen immer so spät kommen. Wenn er nach dem Grund fragt wird meist geantwotet „unsere Staatsanwaltschaft fühlt sich erst jetzt dafür zuständig“ – die langen Vorhaltezeiten scheinen also auch wegen der Zuständigkeitsdebatten und kollektivem Sich-nicht-zuständig-fühlens als notwendig bezeichnet zu werden.

14:37h – Süme auf die Frage, wie viele der Beschwerden nicht das WWW betreffen: Insgesamt 40.000 Hinweise, davon höchstens 2.000 auf www-Dienste. Im WWW findet man in vielen Bereichen keinesfalls den Großteil, sondern nur einen Bruchteil der angezeigten der illegalen Inhalte.

14:40h – Freude: Was notwendig ist: Technische Möglichkeiten des BKA ausbauen, Robots, die automatisiert an die Provider melden, Festhalten des Löscherfolgs, Konkretisierung der Löschung in einem zukünftigen Gesetz.

14:41h – Ziercke: Online-Streife-Arbeit der Polizei ist sehr intensiv, Kooperation sehr gut.

14:47h – Donnerhacke: Egal, worauf man sich jetzt festlegt: Es wird nichts erreicht werden können, was den Kindern mit ihren Erlebnissen irgendwie weiterhilft. Bittet darum, sich um die Prävention und Strafverfolgung zu konzentrieren, statt Wahlkampf zu betreiben.

14:52h – auf dem normalen Rechtsstaatlichen Weg, unter Berücksichtigung des Richtervorbehaltes hat die Polizei ohne Probleme die Möglichkeit, sich einen Datenbestand auch geschlossener Foren geben zu lassen. Das ist auch gut so.

14:42h – Ziercke: Strategie des BKA für das Vorgehen für geschlossene Foren: Natürlich schicken wir da verdeckte Ermittler hin, das muss ich nicht mehr fordern. Das zentrale Problem ist, dass der Ermittler keine Straftaten begehen, nicht selbst Inhalte posten darf. Man hat auch Erfolge beim Aushebeln geschlossener Tauschbörsen auch auf europäischer Ebene. 15% der Konsumenten seien auch Täter. (Führt dieses Eingestädnis, dass die Zugangserschwerungs-Idee ziemlicher Unsinn ist, direkt weiter in eine Forderung der Vorratsdatenspeicherung, denn man könne oft die Täter nicht ermitteln, weil die VDS fehle. Insgesamt scheint Zierckes Strategie ohnehin auf VDS ausgerichtet zu sein. Er erwähnt sie, wo er nur kann, insbesdondere als Reaktion auf die berechtigte Kritik, das LsS-Debatte nichts mit Strafverfolgung zu tun hat.)

15:01 – Vorsitzender Blumenthal lobt die Sachlichkeit der Diskussion.

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30 Ergänzungen

  1. Wenn man Gürtel verkaufen möchte, und zeigen, dass Hosenträger schlecht, kann man sich die Hosenträger wie einen Gürtel um die Hosen schnallen, und nach einer einjährigen Evaluationsphase sagen: „Der Halt der Hose wird durch einen Hosenträger nur bedingt sichergestellt“

    Das ist so wie das BKA und seine Löschstrategie. Oft genug der Hinweis, dass es so, wie sie es machen, nur bedingt gelingen kann.

  2. Wie verschleiert man denn einen Hoster? Indem man die Domain bei jemand anders registriert? Tolle Verschleierung.

  3. Naja, wenn man ehrlich ist, dann ist beides auf DAUER nicht effektiv. Löschen statt sperren ist genauso unsinnig wie sperren statt löschen.

    Jede gelöschte Seite kann natürlich jederzeit woanders wieder online gestellt werden.

    Daß die USA nicht kooperativ sind halte ich für ein weiteres BKA Märchen, in keiner Demokratie der Welt wird KP so hart verfolgt wie dort.

    Allerdings ist dort virtuelle KP legal, aufgrund eines Urteils des obersten Gerichtshofs. Die hiesigen Polizeibehörden fordern die USA immer auf diese Seiten zu löschen, aber dies dürfen die US Behörden eben nicht.

  4. „Mit dem „Danach“ (meint: 2,3 Wochen) beschäftige man sich auch, darüber würde aber in Absprache mit dem Innenministerium keine Statistiken.“

    Soso… Wäre ja auch blöd, wenn einem auch noch die Scheinargumente wegbrechen!

    Ich hoffe, es fragt mal jemand nach diesen „Absprachen“.

  5. Schade, würde gerne den Stream gerne sehen, aber meine UMTS Verbindung ist dafür zu schlecht. Habt ihr vielleicht auch einen mp3 Livestream?

    Viele Grüsse

  6. „Primäres Ziel zur Verhinderung des Missbrauches ist das Identifizieren des Opfers. (Aha.) Die meisten würde man über die Kreditkarte identifizieren.“

    Die Opfer bezahlen den Missbrauch auch noch mit Kreditkarte?

  7. @Caroline: Solange wir über Maßnahmen gegen Inhalte im WWW reden, ist der komplette „Kampf“ nicht mehr Ersatzhandlung.

    Die bittere Wahrheit ist doch: Wenn Inhalte in kleinzelligen Kommunikationsnetzwerken umgeschlagen werden, hilft es wenig an der Autobahnraststätte einen Streifenwagen zu parken. Man könnte sich ebenso gut mit einem Kaffeefilter an den Strand setzen, um das Salz aus dem Wasser filtern.

    Konsequent (im Sinn von effektiv, hingegen nicht von effizient) wäre die Forderung nach einem Kryptoverbot und der Einsatz lokaler installierte Scanner (ja, bei den Usern). Dass eine solche Totalüberwachung nicht einmal im Kampf gegen Irgendwas eine die Lösung sein kann, dürfte selbst den BKA-Hardlinern klar sein.

    Aber gut, verdaddeln wir halt weiter unsere Zeit mit Regulierungsversuchen. Es sind ja nur Kinder ,(

  8. Löschen, Sperren, Löschen, Sperren, Löschen, Sperren, Löschen, Sperren.

    Was für ein Wahnsinn.

    Mein Fazit: FREENET.

    Wer mehr Wissen möchte als nur von der momentanen Moralauffassung erlaubt ist (aus welchen Gründen auch immer) oder wirklich ohne Rückverfolgbar zu sein kommunizieren möchte, für den gibt es bald keine Alternative mehr.

    http://freenetproject.org/

  9. Wenn das primäre Ziel die Identifizierung der kindlichen Opfer sein soll, dann ist die Erfolgsquote hier aber sehr, sehr gering.

    Bis heute sind kaum Opfer aus der Super8 Zeit identifiziert worden. Dafür hatte man immerhin über 30 Jahre Zeit.

    Nein, der Schwerpunkt liegt seltsamerweise auf der Verfolgung der KP Tauscher und Downloader.

    Sofern man zugleich von einem andauernden Missbrauch ausgehen kann, ist dies ja noch zu verstehen.

    Aber man liest zuviel von Fällen die monatelang liegen bleiben, oder von Sexualstraftätern die aus der U-Haft entlassen werden mußten, weil es wegen der Überlastung der Justiz nicht möglich war, innerhalb der gesetzlichen Frist Anklage zu erheben.

    Weshalb löst man nicht erst einmal dieses Problem ?

    Eine Frage an die Internetexperten hier:

    Die Vorratsdatenspeicherung gibt es doch in Deutschland erst seit dem 1.1. 2008 ?

    Aber vorher konnten ja auch KP Verbreiter ermittelt werden, seltsam.

    Liegt vielleicht daran, daß man eben keine richtigen Schwerpunkte mehr setzt, sondern auch verstärkt gegen sogenannte „Jugendpornographie“, Seiten mit virtueller KP aus den USA und Tierpornographie aus den NL vorgeht.

    Interessant fand ich die Doku letzte Woche im ZDF: “ Missbrauch per Mausklick „, wo Ziercke völlig andere – viel, viel höhere – Zahlen nannte als in der eigenen (!) polizeilichen Kriminalstatistik.

    Hält man den Bürger für so dumm, daß er noch nicht mal eine Statistik richtig lesen kann ?

  10. @jos:
    Die bitterste Wahrheit ist, dass eine Vielzahl der dokumentierten Missbrauchshandlungen in den abgeschlossenen Zirkeln/Netzwerken nichts mit Pädophilie zu tun haben, insofern also nur durch effektive Hilfsangebote zu vermeiden wären. Im Endeffekt gibt man also Gelder für einen Miniprozentsatz von Tätern aus, während die anderen Gründe für sexuelle Gewalt nicht beleuchtet werden. Warum dies auch hier von Belang ist? Weil die Beträge, die in die „Pädophilenbekämpfung“ gesteckt werden, immens sind.

  11. Hier ließe sich mit den sehr guten Aussagen kontra Netzsperren doch ein prima Mashup mit den klaren Worten von Donnerhake, Süme etc. anfertigen. Die Aufzeichnung wird man sicher auch runterladen können. Wer machts?

  12. @Caroline Kaiser:
    Die Strafverfolgung (Polizei, LKA usw.) ist zunehmend überfordert wegen Personalmangels, dazu kommt fehlende Ausstattung (1 Rechner pro Dienststelle sowie fehlende Ausbildung.

    Was noch dazu kommt:
    es werden immer mehr Hausdurchsuchungen einfach so mal durchgewunken, aus z.T. absurden Begründungen und diese HDen erweisen sich im Nachhinein als fehlerhaft bzw. rechtswidrig, binden aber Ressourcen.

    Da spreche ich nicht einmal von den HDen bei Kinderpornokonsumenten, oder von solchen Fällen wie den HDen bei zwei 14jährigen, die die Nacktphotos ihrer Bekannten bei Facebook eingestellt hatten, sondern von HDen, die im Nachhinein nicht einmal richtig begründet worden sind usw. hier segnen Richter zunehmend einfach ab und der Rest liegt dann bei ohnehin überforderten Leuten. Das heißt eben auch, dass für vieles keine Zeit mehr ist, was wieder zu dem Problem, das du schilderst, führt.

    Eine Lösung wäre es, das Strafrecht zu verschlanken statt es zu verstärken. Aber wenn man sich beispielsweise ansieht, dass just die „GEwalt gegen Polizisten“ (Gewalt in Gänsefüßchen, weil damit auch Beleidigung, Anspucken usw. gemeint ist sowieso unrespektierliches Verhalten) stärker geahndet werden soll usw, dann wird das Strafrecht immer stärker verschärft, Verletzung geistiges Eigentums findet Eingang und bindet Ressourcen usw. usf.

    Grob gesagt: solange die Polizei mit HDen und Auswertungen von Raubkopieruntersuchungen zu tun hat, bleiben wichtige Sachen liegen usw. usf. Aber das will keiner hören.

  13. „Das zentrale Problem ist, dass der Ermittler keine Straftaten begehen, nicht selbst Inhalte posten darf.“

    Und warum wird das dann nicht gefordert?

    1. @ Thomas: Dies wird ja vom BKA auch gefordert. Die Ermittler sollen auch KP anbieten dürfen. In erster Linie nur Scheinangebote, bei besonders konspirativen „KP Ringen“ dann auch tatsächliche (sanfte) KP.

      Wozu dies geführt hat, kann jeder in den USA beobachten. Fast alle der leicht auffindbaren KP Angebote und Gesuche sind vom Staat selbst.

      Mit Angebote meine ich jetzt nicht, daß dort Seiten online einfach auffindbar sind, sondern daß eindeutig doppeldeutig etwas über Postboxen angeboten wird.

      Postfächer und gedruckte Kontaktmagazine spielen in den USA erstaunlicherweise noch eine große Rolle. Hinter den Angeboten steckt aber praktisch immer der Staat selbst, der wie bei „Tatort Internet“ damit quasi Neugierde weckt und Nachfrage schafft. Wer dann einen Katalog anfordert bekommt eine HD und bis zu 10 Jahre Gefängnis. Mich wundert auch, daß dieses Masche seit Mitte der 80er immer noch funktioniert.

      Oft ist es allerdings so, daß der vermeintliche Interessent ebenfalls ein Agent eines anderen US Geheimdienstes ist.

      Wenn der Staat auch noch als verdeckter KP Anbieter auftritt, dann brechen wirklich alle Dämme.
      Aber dieses Vorgehen ist ein weiteres Indiz dafür, daß es in den USA eben keinen großen kommerziellen KP Markt gibt.

  14. @Caroline:

    Hält man den Bürger für so dumm, daß er noch nicht mal eine Statistik richtig lesen kann ?

    Ja. Bürger lesen keine PKS, sondern Bild. Die meisten zumindest. Die, die am lautesten tröten. Und die anderen lesen in Qualitätszeitungen abgekippte PR-Texte.

    @Twister:

    Die bitterste Wahrheit ist, dass eine Vielzahl der dokumentierten Missbrauchshandlungen in den abgeschlossenen Zirkeln/Netzwerken nichts mit Pädophilie zu tun haben, insofern also nur durch effektive Hilfsangebote zu vermeiden wären.

    Ach, soweit denke ich beim Thema Websperren längst nicht mehr ,( Natürlich wäre es viel wichtiger den Missbrauch zu unterbingen.

    Solange sich Debatte aber um den Umschlag entsprechenden Materials dreht, muss man hin und wieder auch mal anmerken, dass der Kampf gegen frei erreichbare Websperren einer gegen Windmühlen ist. Und das unabhängig von Löschen und/oder Sperren.

    Man könnte eigentlich gleich weitergehen: Wer sich in diesem Zusammenhang überhaupt mit Webservern (Und da sind die als Drobboxen benutzten aufgemachten Vereinsserver, die in der Anhörung von Schindler(?) erwähnt wurden, schon mit drin) rumschlägt, hat eigentlich ganz andere Ziele.

    Weil die Beträge, die in die “Pädophilenbekämpfung” gesteckt werden, immens sind.

    Tja, bei den Projektskizzen von Frau Weiler könnte selbst ein Größenwahnsinniger wie Assange noch neidisch werden.

  15. Da ging wohl was durcheinander:

    „Ziercke: Primäres Ziel zur Verhinderung des Missbrauches ist das Identifizieren des Opfers. (Aha.) Die meisten würde man über die Kreditkarte identifizieren.“

    Nur die Konsumenten kann man an Kreditkarten identifizieren, nicht die Opfer.

  16. @Caroline:

    Nun gut, diese Honeypot-Strategie ist schon ziemlicher Murks. Ich dachte jetzt eher an das Szenario, dass man eben tauschen muss, um in die entsprechenden Kreise zu gelangen um diese wiederum zu sprengen. (Das wäre jetzt meine Vermutung in völliger Unkenntnis darüber, wie solche Netzwerke tatsächlich funktionieren.)

    Wenn ein solches Recht natürlich nur dafür genutzt wird, um Fallen zu stricken, kann man sich das auch sparen…

  17. Ziercke will uns weiß machen, dass das BKA in vielen Fällen nicht in der Lage ist, den Besitzer einer IP-Adresse zu ermitteln, die zu einer URL gehört, die aktuell auf ein Missbrauchsbild zeigt.

    Das erklärt warum Ziercke nicht auf der Seite der Sachverständigen gesessen hat.

  18. Thomas: „Ich dachte jetzt eher an das Szenario, dass man eben tauschen muss, um in die entsprechenden Kreise zu gelangen um diese wiederum zu sprengen.“

    Klar, dafür wird es natürlich auch genutzt.

    Auch diese Zahl von Ziercke ist nicht richtig:
    „15% der Konsumenten seien auch Täter.“

    Die Zahlen in den Fachbüchern und Fachzeitschriften schwanken zwischen 0,5%-5%.

    Mir fällt bei Ziercke auch auf, daß er ständig andere Zahlen nennt, im Abstand von wenigen Wochen.
    Die Zahlen können so nie von Experten bestätigt werden, noch sind sie aus der PKS ablesbar.
    ( Obige nicht, weil die PKS dies nicht gesondert aufführt, aber bei anderen Erläuterungen ).

    Im Prinzip kann man sich Veranstaltungen wie oben sparen. Das Ergebnis steht eh schon vorher fest. Nach dem Motto: “ Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben “ Nur es sieht noch nicht mal demokratisch aus.

    „Vorsitzender Blumenthal lobt die Sachlichkeit der Diskussion.“

    Applaus.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.