Kleines Facebook-Status-Update:
Klagen und Zensur

Was machen eigentlich gerade unsere Freunde Zuckerberg, Hughes und Thiel in Palo Alto, wenn sie nicht gerade an der künftigen zentralen Kommunikationsplattform der Menschheit rumentwickeln? Ach, …nur gegen die Parodie Lamebook klagen und sich die Markenrechte am Wort „face“ sichern.

Richtig gehört: Das U.S. Patent And Trademark Office hat Facebook erlaubt, die Markenrechte am Wort ‚Gesicht‘ zu erwerben. Facebook  muss nur noch bezahlen und einen Dienst, der nur „Face“(und nicht ~book) heißt, anbieten. Gesichtschirurgen müssen aber nicht bangen, die Rechte gelten ’nur‘ für

Telecommunication services, namely, providing online chat rooms and electronic bulletin boards for transmission of messages among computer users in the field of general interest and concerning social and entertainment subject matter, none primarily featuring or relating to motoring or to cars.

Ob diese Rechte ausreichen, um Apple für FaceTime zu verklagen, oder ob das überhaupt Facebooks Ziel ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist aber auch nicht allzu lang her, dass Facebook andere Anbieter aufgrund des Wortes „book“ im Namen verklagt hat.

Mit Hilfe des Markenschutzes für ‚Facebook‘ klagt Facebook auch gerade gegen das überaus witzige Blog Lamebook, das sich dem täglichen freiwilligen und unfreiwiligen Wahnsinn der Facebook-Kommunikation widmet. Aber damit nicht genug: Weil Facebook’s AGBs das Verletzen der Rechte anderer verbieten (so die offizielle Begründung durch Facebook), und Facebook durch Lamebook seine Rechte verletzt sieht, wurde

  1. die Fan-Seite von Lamebook gelöscht
  2. deren Like-Button unschädlich gemacht,
  3. die Verwendung des Wortes Lamebook auf Facebook unmöglich gemacht (was übrigens auch private Nachrichten betrifft!) ebenso wie
  4. das Verlinken von Lamebook.com vollständig verhindert.
  5. sich sogar aktiv in die Gespräche anderer eingemischt


(danke, Benni)

Ich fürchte der Begriff „Zensur“ ist in diesem Fall angebracht, ebenso wie „Eigeninteressen“ – Zensur ist aber bei Facebook nichts neues, wie mir geflüstert wurde. Versucht zum Beispiel mal, einen Torrent-Link zu posten.

Alles in allem kein besonders sportliches Bild für eine Plattform, die sich gerade anschickt, unser aller Kommunikationszentrale zu werden – aber immerhin kann später niemand behaupten, man hätte es nicht wissen können.

Und hey, inzwischen hat CTO Bret Taylor den Streisand-Effekt bemerkt und den Zensur-Fehler eingesehen.
Lamebook sammelt derweil Spenden für die die gerichtliche Auseinandersetzung.

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24 Ergänzungen

  1. Ich kann noch guten Gewissens von mir behaupten, kein Facebook- Jünger zu sein, also kein Mitglied.

    Und du ?

    Das gilt übrigens auch für ähnlich gelagerte Social Networks, nicht dass jemand denkt, sich ebenfalls „frei“ im Sinne von „Social Network befreit“ zu fühlen, aber einen Account bei WKW, Lokalisten & Co. besitzt…

    Muss man denn unbedingt dort dabei sein ?

    Gruß,
    tb

  2. Das erinnert mich irgendwie an einen damaligen Versuch der Telekom die Farbe pink schützen zu lassen ;).

    @Latrinum: Besser wäre es den gesamten Inhalt des Duden schützen zu lassen. Da machst Du mehr Geld mit ;).

    Bin auch kein Facebook-Nutzer und das wird auch so bleiben.

    Und Apple werden die wohl nichts anhaben können. Letztens hat ein US-Sprecher von Apple sich zu einem anderen aktuellen Fall geäußert.
    Apple habe 56 Milliarden US-Dollar in der Streitkasse. Sollen Sie nur kommen.

  3. Also hab das grad Probiert, und bei Beruf und im Profil algemein, kann man lamebook reinschreiben. nachrichten habe ich noch nicht versucht.

  4. Ich weiß, warum ich mich niemals bei Facebook anmelden werde…unglaublich, was da abgeht und was die sich erlauben kann.
    Das wird ja schon schlimmer als bei google.

    Schaffe ich mir schon meine eigene Welt und spiel da Diktator.

    1. @Thomas Pfeiffer: Für Fortgeschrittene: Man kann es auch mal mit Torrent-Links probieren, z.B. von ThePirateBay. Da werden in der Regel auch Torrent-Links zu Linux-Ditributionen mitzensiert.

  5. Wie sieht es eigentlich mit einem face-to-face – Gespräch aus,ist das jetzt auch urheber- und wettbewerbsrechtlich bedenklich? Oder spielt ein Gesicht in Europa keine Rolle für die Lame-duck-book-Ausgabe!

  6. Also wenn der Account „facebook“ auf dem Screenshot oben wirklich „echt“ ist, dann ist das sehr sehr peinlich.
    Egal wo ich Kunde wäre, würde ich so angegangen, will fast sagen unterschwellig bedroht wäre ich kein Kunde mehr. Das sind ja Zustände schlimmer als bei XING. ;)

    Captcha: proftnes crossing

  7. Ja, das Facebook zeigt wieder mal sein wahres face.

    Ich hatte ja schon anderweitig geschrieben, wie sehr ich mich über das Geheule freue, welches in ca. fünf Jahren auf die Hilfe-Foren zurollt. Doch jetzt verkürze ich das Zeitziel auf zwei Jahre.

    Die Facebook-Seite kennen meine Rechner nicht. Wahrscheinlich würde mein Browser eh nur die Hälfte erkennen oder zulassen, denn dessen Sicherheitseinstellungen sind recht fest geschnürt.

    Aber nun geht ruhig weiter zu den Konsorten und verzuckert dem Zuckerberg noch den Hintern. In diesem Fall hat der Zucker einen widerlichen Nachgeschmack.

    Ich frage mich allen Ernstes, wozu braucht man das überhaupt? NIEMAND hat mir diese Frage schlüssig und unwiderlegbar beantworten können.

    Warum? Weil es eben Deppen sind, die sich dort tummeln mit dem Käse, den die Welt nie hören und lesen wollte. Grausam….

    Ps. Und für Twitter gilt dasselbe. Ich muß nicht wissen, welche Farbe der Haufen von Deppen hat, nachdem Paprika gefressen wurde. Die Internet-User verblöden. Und das steht ganz klar im Zusammenhang mit diesen verzichtbaren Diensten. Es kann aber auch sein, daß die Masse die Klasse langsam aber sicher ablöst. Ganz wie beim TV: Sage mir, was Du einschaltest, und ich sage Dir, wer (oder oft eher was) Du bist.

  8. Ich freue mich übrigens schon über neue Chats, die Fuckface und Facefuck heißen. Dort werden sofort zahlreiche Werber und astreiner Traffic erwartet. Denn Zuckerberg bekommt nun richtig Zucker darein geblasen, wo die Sonne nicht scheint.

    Ja, der Bill, was ist das doch für ein feiner Kerl. Der wollte sich zwar auch das Wort Windows sichern, hat dann aber aufgegeben.

    Im Gegensatz zu Zuckerberg hatte Bill eben doch mehr Verstand in der Birne, als er in dessen Alter war. Oder schreiben wir eher altmodisch: Er hatte noch ein gewisses Schamgefühl.

  9. Facebook zensiert ALLES!
    Versucht mal, ein Posting reinzustellen, welches die Worte „Gaddafi“, „Fukushima“ oder „Revolution“ enthält. Du kannst gar nicht so schnell schauen, wie Du zensiert wirst!! Das ist also die Meinungsfreiheit des 21. Jahrhunderts!

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.