Julian Assange über digital McCarthyism

Julian Assange befindet sich gerade in einem Interview-Marathon. Hier interviewte ihn rund 25 Minuten lang Al Jazeera: Frost over the World – Julian Assange.

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Die „The Dylan Ratigan Show“ auf MSNBC hat ihn ebenfalls interviewt, dort reden sie u.a. über „digital McCarthyism“. Hier gibts das Video und ein Transcript.

Währenddessen hat Technology Review John Young interviewt, den Betreiber von cryptome.org. Er sieht Wikileaks deutlich kritischer und bringt viele Vermutungen an, wie das Projekt arbeiten könnte: „Nur eine Art Aufwärmen“.

TR: Wie bewerten die die Zukunft von Plattformen wie Wikileaks und Cryptome?

Young: Da wird noch viel interessanteres Material veröffentlicht werden. Was Wikileaks bisher gezeigt hat, ist nur untere Geheimhaltungsstufe. Das ist nur eine Art Aufwärmen. Sie testen gerade den Markt, um zu erfahren, was man sehen will. Sie benutzen auch das minderwertigere Material, um Aufmerksamkeit für weitaus exklusivere Dokumente zu bekommen. Diese verkaufen sie dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Erst nachdem der Schwarzmarkt abgeschöpft ist, werden die Dokumente öffentlich angeboten.

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6 Ergänzungen

  1. Mein lieber Freund, Julian wirkt sehr entschlossen im msnbc-Interview. Daniels Position kann ich auch verstehen, und ich halte sie für richtig, aber der Punkt ist der: Verdammt, hätte ich nur halb so viel Arsch in der Hose wie Julian Assange …

    Vielleicht war es – trotz Personenkult – nur so möglich, WikiLeaks die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen: indem Julian diesem Projekt ein Gesicht gab.

  2. Was ich eigentlich erstaunlich finde: In den Interviews bei CRE und im Küchenradio hatte Daniel (damals noch) Schmidt deutlich die Position vertreten, dass Wikileaks auch einen Repräsentanten braucht und so auch seine eigenen Aktivitäten begründet. Es steht ihm natürlich frei, seine Meinung zu ändern, nur würde ich nicht davon ausgehen, dass Julian nie den Rückhalt für solch eine Rolle in der Gruppe hatte.

    Was mich bei der Gelegenheit auch interessieren würde, ob Julian eigentlich seinen richtigen Namen angibt, oder ob es nicht auch eine zweite Identität wie bei Daniel gibt.

  3. Hey cloudy! Um dich zu verstehen, zwei Fragen:

    nur würde ich nicht davon ausgehen, dass Julian nie den Rückhalt für solch eine Rolle in der Gruppe hatte.

    (1) Mit „Gruppe“ meinst du das WikiLeaks-Team?

    (2) Du hast Daniel Domscheit-Berg so verstanden, dass Julian Assange nie den Rückhalt des WikiLeaks-Teams für die Strategie hatte, dass Julian das öffentliche Gesicht von Wikileaks ist?

    Hättest du ein Zitat in Form eines Links parat? (Falls du ein Audiofile verlinkst, könntest du eine Zeitangabe sagen?)

  4. Bei Young sehe ich vor allem eine Menge Neid auf WL, weil „cryptome“ nie Aufmerksamkeit in dem Rahmen bekommen hat, ungeachtet ihrer Leistungen.

  5. Seine Kollegen drückten Angst aus um seine Bereitschaft möglicherweise „zu viel zu sagen zur Presse“. Idealerweise würde ein „need to know“ Prinzip auf den Pressesprecher angewandt werden. Es gibt im Englischen einen schönen Begriff „Figurehead“.

    Die Möglichkeit finanzmarktrelevante Daten zu veröffentlichen gibt natürlich richtige Macht, und die Frage ist, ob die Leute, die auf dem Material sitzen, das wirklich verstehen. Informationen von der Bank of America sollen bald kommen. Das ist volkswirtschaftlich riskant, man stelle sich vor Dokumente aus einer größeren Investmentbank wie J.P.Morgan-Chase oder Goldman-Sachs würden veröffentlicht. Da besteht ein Potential zu massiver Schädigung oder auch zu signifikanten Gewinnen für Anleger mit Informationsvorsprüngen.

    Firmen betreiben ja auch Industriespionage gegeneinander, Wikileaks wäre dann ein Mittel zur selektiven Veröffentlichung. Oder stellt Euch vor in meinem Tätigkeitsfeld, irgendein Franz geht zu EU-Konferenzen und schnifft da den WiFi-Traffic der anwesenden Interessenvertreter mit… und das würde dann einem Leakingdienst zugespielt veröffentlicht. Mit den richtigen Daten lässt sich sehr viel Schaden anrichten. Ich bin mir nicht sicher, ob das den Verantwortlichen vollständig klar ist, und ob es vertretbar ist die Entscheidung in der Hand von solchen Personen zu lassen.

    Klassische Leaks der Presse waren immer selektiv, hier geht es aber mittlerweile um Datenhehlerei im industriellen Maßstab, Dokumente, die eindeutig illegal mit dem Dienst geteilt wurden.

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