Jugendschutz.net: Jahresbericht 2009 veröffentlicht

Jugendschutz.net, ein privatrechtliches Unternehmen, das auf Grundlage von §18 des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) den für Rundfunk- und Internetregulierung zuständigen Landesmedienanstalten zuarbeitet, hat heute in Mainz seinen Jahresbericht für das Jahr 2009 (10MB, PDF) veröffentlicht.

In der Pressemitteilung geht es inbesondere um Suizidforen und Selbstverstümmelung („Ritzen“), thematisiert werden aber auch „Boy- und Girl-Lover“-Foren als Webbereiter für kinderpornographische Inhalte, die Verbreitung indizierter HipHop-Videos (ja, ernsthaft!) und der Erfolg von Internet-Beschwerdestellen:

Drei Viertel der Verstöße schnell beseitigt
jugendschutz.net geht erfolgreich gegen unzulässige Angebote vor. In drei von vier deutschen Fällen konnten Verstöße schnell beseitigt werden. Sind Anbieter unkooperativ, wird die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) eingeschaltet, die Bußgelder verhängen kann. Bei ausländischen Angeboten setzt jugendschutz.net auf die Kooperation mit Plattform-Betreibern und die internationalen Netzwerke gegen Kinderpornografie (INHOPE) oder Hass im Netz (INACH).

Wer sich nun fragt, warum Jugendschutz.net nur in drei von vier „deutschen Fällen“ erfolgreich war, sollte bedenken, dass nicht nur Fälle beanstandet werden, bei denen die Rechtslage eindeutig ist. Im Ausland, wo die Rechtslage regelmäßig nicht den deutschen Jugendschutzvorschriften entspricht, dürfte die „Erfolgsquote“ demnach noch schlechter sein.

Seite 15: Die Beanstandungen zeigen schnelle Erfolge: In drei von vier deutschen Fälle erreicht jugendschutz.net, dass auf diese Weise Verstöße umgehend geändert oder gelöscht werden. Besonders hoch ist die Erfolgsquote bei der Verherrlichung von Magersucht (95 %).

Spannend wird dieser Punkt inbesondere mit der Forderung, Anbieter sollten verstärkt auf technische Möglichkeiten „zur automatischen Erkennung unzulässiger Beiträge“ zurückgreifen, um Inhalte zu löschen (Seite 11).

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10 Ergänzungen

  1. Ist Verherrlichung von Magersucht strafrechtlich relevant, also kann eine Seite gezwungen werden das vom Netz zu nehmen O.o?

  2. @Scuba: Das läuft über Bande. Die Verherrlichung von Magersucht ist zunächst wohl jugendschutzrechtlich relevant, da entwicklungsbeeinträchtigende und/oder jugendgefährdende Werte propagiert werden (sozialethische Desorientierung).

    D.h. es greift § 11 JMStV („Jugendschutzprogramme“) in Verbindung mit § § 5 JMStV („Entwicklungsbeeinträchtigende Angebote“) oder 4 JMStV („Unzulässige Angebote“). D.h. es muss wenigstens ein Jugendschutzprogramm bzw. Altersverifikationssystem vorgeschaltet sein. Falls nicht, wird es für den Anbieter auch schnell strafrechlich relevant.

    Siehe auch:
    http://www.bundespruefstelle.de/bpjm/Jugendmedienschutz/Rechtsfolgen/indizierung-telemedien.html
    http://blog.beck.de/2009/01/22/verherrlichung-von-magersucht-im-internet-bundesprufstelle-indiziert-blog

  3. Pro-Ana-Foren sind auch unabhängig vom Jugendschutz rechtlich bedenklich, da sie, ähnlich wie bei Foren mit Methodendiskussionen, den Tod ihrer Mitglieder in Kauf nehmen. Das fällt unter unterlassene Hilfeleistung.

    Allerdings denke ich, dass einfache Verbote von Pro-Ana/Mia und Methodendiskussionen nicht sinnvoll sind. Die Veherrlichung der Magersucht gehört zum Krankheits der
    Magersucht eben dazu. So etwas lässt sich nicht juristisch bekämpfen.

    Zum Thema Ritzen: Ich finde die Pauschalisierung von Jugenschutz.net auch ziemlich jugendgefährend. SVV wird sicherlich aus verschiedenen Motiven heraus begangen. Trotzdem bleibt für viele Betroffene SVV das einzig wirksame Antidepressivum und vor allem Antidissoziativum.
    Wer seine Kinder in den Selbstmord treiben will, hat im Verbot von SVV ein gutes Mittel in der Hand.

  4. Na bitte, wenn das nächste mal eine Zensursula oder Zensilia auf den Plan tritt, um uns wieder irgendwelche Netzsperren und Stoppschilder gegen Kinderpornographie schmackhaft zu machen, können wir ihr ja dann die 28-seitige Selbstbeweihräucherung von jugendschutz.net um die Ohren hauen :)

  5. @Guy Fawkes:
    Na das ist doch der vorteil an Firewalls oder auch „Brandmauern“ – wenn man versucht was zu schlagen verbrennt es vorher.
    Und kann mir jetzt endlich mal jemand erklären was dieses Internet eigentlich ist von dem alle immer reden?

    Ich find übrigens das „Safer Surfen“ faltblatt ganz toll. Wenn ich mir die für Grundschüle empfohlenen Mail Services so anschau (zum Beispiel: …) kommt mir das kotzen. Der rest ist so Klischeeüberladen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass diese gestalten von denkenden Menschen auch nur in ansätzen ernst genommen werden.

    „Hey willste ficken?“
    „och äh, ach nö, jetzt grad nicht, bitte bitte hör auf, ich bin dann auch nett und lutsch dir einen“
    „Also doch ficken?“
    „Hey nun hör schon auf, du belästigst mich gerade sexuell, wie soll ich denn da in Stimmung kommen und so richtig feucht werden“

    Aber vielleicht liegt es nur daran, dass ich so unglaublich unattraktiv bin, dass außer „gewollten Angeboten“ keinerlei Zweifel bei mir aufkommen und auch keinerlei Belästigung stattfindet.

    Die brauchen mal 10 Minuten Quakenet oder Brachland, dann begehn die doch alle selbstmord.

  6. Gibt es irgendeinen Grund weshalb die das JETZT in den etablierten Medien wiedergeben? Das ist doch Schnee von gestern! Guter Beitrag von dir besonders weil er so früh kommt.

    Das wird bestimmt auch noch so richtig gut als Kanonenfutter benutzt. Zensursula for President!

  7. @flshmb: Die Jahresbericht von Jugendschutz.net wurden in den letzten Jahren eigentlich immer um diese Zeit veröffentlicht. Also Mitte Mai bis Mitte Juni.

    Letztendlich geht es dabei vor allem um Fördergelder, der Jahresbericht dient Legitimierung der eigenen Existenz.

  8. Jugendschutz Jahresbericht .. hervorragend ..
    ich lese heute, das Kinderkleidung von namhaften Herstellern VERSEUCHT ist. Das dies hinreichend bekannt ist durch Ökotest .. was ist hier mit dem Bereich „Jugendschutz“. Unsere Kinder werdenn systematisch verseucht und keiner macht etwas.

    1. Link
    http://kindergummistiefel.com/kinder-gummistiefel-im-test-bei-oekotest/
    2. Link
    http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=27896;bernr=07;co=;suche=kinder%20regenjacke

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