Internetverbreitung und -nutzung in Lesotho

„Klar haben wir hier Internet.“ Die Abdeckung sei hier ziemlich gut, versichert mir der Leiter eines Krankenhauses in Lesotho. Während ich mich Frage wo denn wohl die Kabel liegen, die zu den Hütten führen und wie es um die Computer unter den undichten Dächern bestellt ist, zückt er sein Blackberry und sagt „Insbesondere, seit es das jetzt auch fürs Handy gibt. Mit dem Kabel ist das so eine Sache, das gibt es hauptsächlich in den Städten.“ Ich muss also nur noch herausfinden, wie verbreitet hier Internet-fähige Handies sind.

Einer der Hotelköche ist immer sehr bemüht, mich in ein bisschen Small-Talk zu verwickeln. Eine junge Frau aus unserer Gruppe hat es ihm angetan. Eigentlich alle. Fünf. Ich soll wohl so eine Art Proxy für ihn sein. „Ja, Internet. Klar, bin ich oft.“ Wie viele Stunden denn so? „Immer, wenn ich frei habe.“ Auf wie viele Stunden er denn da so in der Woche käme? „Einen Tag“ Erst nachdem ich ihn gefragt habe, wofür der das Internet so nutzt, stellt sich heraus, dass dieses „frei“ in dieser Woche am Freitag ist. Wenn ich will, kann ich gerne mitkommen. Dann geht er ins Internetcafé und schreibt seinen Verwandten in Südafrika, schickt ihnen Bilder, die guten und die schlechten Neuigkeiten. Ob er das Internet auch zu etwas anderem nutze? Ein fragender Blick.

Sein Kollege kommt gerne mit ins Internetcafé. Es ist spottbillig, sagt er, 50 Rand oder so, weiß er nicht genau. Fünfzig Rand sind ungefähr 5,50€. Wonach sich die 50 Rand den richten, frage ich – Zeit? Wieder nur ein verständnisloser Blick. Warum ich das denn alles wissen wolle. Er würde eh nicht so viel ins Internet gehen, weil er mit seinen Verwandten über das Handy telefoniert. Nach 20h wird es sehr viel billiger, sie in Südafrika anzurufen – oder er fährt direkt an die Grenze, das sind nur ein paar Minuten, und wechselt die SIM-Karte, dann ist es noch billiger. Das machen hier alle so. Die Rezeptionsdame nickt.

Lesothos TLD ist .ls. Vodacom bieten in fast allen Städten GSM an, in 6 Städten 3G. Lesotho ist ungefähr so groß wie Belgien. Die grauen Fläche auf der Karte ist das Funkloch.

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7 Ergänzungen

  1. Und wieviel Internet hat er nun bekommen für 5,50 €? Eine Stunde, den ganzen Tag, 100 MB, …? Und was heißt spottbillig? Wieviel Durchschnittseinkommen steht denn zur Verfügung? Für mich hört es sich erstmal teuer an.

  2. @4: Mit dem Bericht ist alles gesagt, was ich aus ihm herauspressen konnte. Ich hatte eher den Eindruck, dass er auch schon einmal in einem Internet-Café war – irgendwann.

    Ich habe heute mit einer – für die Verhältnisse hier – Vertreterin des Mittelstands gesprochen. Sie gibt ihren Kindern (12 & 17) jeweils 5,50€ pro Monat zum Aufladen ihrer Prepaid-Karten. Die Kinder nehmen davon 20Rand zum Telefonieren, 30Rand für Traffic, der nach KB abgerechnet wird. Am meisten nutzen sie Mxit, das unter http://www.mxit.com/wap/ eine Traffic-arme WAP-Oberfläche bereitstellt. Mxit ist hier DIE Platform. Eine Mischung aus Facebook, Craigslist und 4chan – aber auch mit vielen kommerziellen Nutzungen, zum Beispiel der Abstimmung über „— sucht den Superstar“-Derivate.

  3. …ich vergaß zu erwähnen: Sie bestätigte, was ich mit dem Artikel ausdrücken wollte – Internetzugang ist sehr wenig verbreitet, und sehr ans Einkommen gebunden. Und hauptsächlich 3G.

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