Datenschutz-Problem gelöst: Einfach mal den Namen ändern

Google-Chef Eric Schmidt ist ja gerade auf Interview- und Vortragsreise in seiner Mission, Anonymität im Netz in Frage zu stellen. Der neueste Lacher ist die Idee, dass Jugendliche einfach mit 18 ihren Namen wechseln können sollten, damit ihre ganzen Jugendsünden im Netz unter ihrem alten Namen nicht mehr mit ihrer Person in Verbindung gebracht werden könne.

“[Schmidt] predicts, apparently seriously, that every young person one day will be entitled automatically to change his or her name on reaching adulthood in order to disown youthful hijinks stored on their friends’ social media sites.”

Tolle Idee, denkt man sich, wenn man etwas unbekümmert an die Sache rangeht. Alternativ kann man auch sagen: Für wie blöd hält uns Schmidt – oder wie wenig Ahnung hat er von den technischen Entwicklungen? Was ist denn mit den ganzen Fotos und Video, die von Kindern und Jugendlichen ins Netz gestellt werden und die demnächst auch mit biometrischen Methoden einer Person zugeordnet werden können, was ist mit Verknüpfungen zu anderen Datenquellen wie Netzwerk-Strukturen mit Hilfe von Data-Mining, über die man auch nach einem Namenswechsel schnell eine Person identifizieren kann? Die Liste könnte man auch noch gut ausweiten.

Danah Boyd findet die Idee auch komisch, aber wegen anderer Punkte. Sie beschäftigt sich mti den möglichen Auswirkungen der Idee auf Reputation: a few thoughts on name changes & reputation.

That point aside, reputation is built up over time. It can be built up negatively and positively. But even when folks have a negative reputation, they often don’t want to lose the positive reputation that they’ve built. Starting at zero can be a lot harder than starting with a mixed record. Most people who have bruises on their public reputation also have gold stars. Just look at various infamous people who have had their names dragged through the mud by the press. Many have been invited to change their names but few have. Why? Because it’s more complicated than a simple name change.

Update: Ähnliche Gednaken gibt es auch hier: Zu kurz gesprungen, Eric Schmidt.

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10 Ergänzungen

  1. Och komm schon, so ein frischer Wind nach dem Wechsel des sozialen Umfeldes kann doch auch mal ganz gut tun. Und so schwer ist das Lernen von Fremdsprachen auch nicht. Dafür lernt man im Auswanderungsland auch ganz neue Kulturen kennen. Wenn man jetzt noch einen plastischen Chirurgen findet, der das alles für einen Pauschal-Preis als Paket buchbar macht, wäre die Sache fast perfekt. Klar, das Ganze kostet ne Stange Geld, aber so viel sollte einem der Schutz der Privatsphäre doch wert sein, oder?

  2. Ich glaube ja das die Zukunft der Ironie gehört. Also das jeder bei ambivalenten Informationen selbst denken muss, wie es gemeint ist. Maschinen tun sich doch sehr schwer, Ironie auszuwerten. Mit folgenden Maßnahmen kann jeder selbst beginnen:
    1. In sozialen Netzwerken verstärkt mit Leuten konträrer Interessen und Ideologien befreunden.
    2. Avatare, Weisheiten und Nachrichten konträrer Meinungen übernehmen.
    3. Produkte kaufen die man nicht braucht.
    4. Immer und überall alles gut finden.
    5. „Neocon“ sprechen.

  3. Ein typischer Eric SChmidt Kommentar. Ich find ihn einfach lächerlich, wie er die Aufgabe der Anonymität und Privatsphäre, also jeglicher privater Geheimhaltung von Informationen fordert und in seinem Unternehmen wird extrem mit NDAs gearbeitet und „Geheimhaltung“ forciert.

    Aber er ist ein Verkäufer, er will unsere Daten und sein Unternehmensgebahren maximal schützen. Wer ihn ernst oder für voll nimmt ist selber schuld.

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