Berliner Gewerbeauskunft ist offline

Vor einem Monat haben wir über ein Datenleck bei der Berliner Online-Gewerbeauskunft berichtet. Es war problemlos möglich, rund 350.000 Grunddaten von Berliner Firmen aus dem System zu ziehen. Dadurch wurden Invers-Suchen möglich und es fanden sich dann auch zahlreiche angemeldete Gewerbe, die eher heikler Natur sind, wie z.B. angemeldete Prostituierte mit Adressen.

Die Berliner Senatsverwaltung hat die Sache dann etwas runter gespielt und erklärt, dass das nicht so schlimm sei. Das sahen wir etwas anders. Denn es wurde explizit aus Datenschutzgründen kein Suchfeld angeboten, womit man nach der Gewerbe-Tätigkeit suchen konnte, was aber durch das Auslesen möglich wurde.

Heute war der Fall ein Thema im Berliner Abgeordnetenhaus. Und dabei kam heraus, dass die Berliner Gewerbeauskunft offline gegangen ist und erst wieder im März online gehen soll. Sieht so aus, als ob die Lösung doch nicht so koscher war, wie von Seiten der Senatsverwaltung kommuniziert. Im März soll es bessere Schutzmöglichkeiten gegen ein maschinelles Auslesen der Daten geben, wie Captchas und eine Registrierung per Fax bei Sammelauskünften.

Vor einem Monat haben wir auch drei Fragen zu der Sache an die Pressestelle der Senatsverwaltung für Wirtschaft geschickt. Diese wurden bisher nicht beantwortet.

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5 Ergänzungen

  1. Ja, Registrierung per Fax ist sehr sinnvoll. Dann können nur noch Menschen von 1995 auf die Daten zugreifen :-)

  2. Nun ja, eine Institution, die sich selbst mit SenWTF abkürzt (siehe im Artikel verlinkte Seite), legt nicht wirklich viel Online-Medienkompetenz an den Tag…

  3. Captures – Captchas.

    Davon ab ist sowas ja nur eine von vielen Quellen offiziell erhobener Daten. Die Statistischen Bundes- und Landesämter haben zum Beispiel auch schon sehr „nette“ Infos zu Wohngegenden in ihrem Angebot. Rückschlüsse über die Anzahl der Ärzte, Ausländer, Kinder unter x Jahren, Zugezogene pro 1000 Ew., Haushaltsgröße, etc… Sowas in einer google-Karte (auf einem der kommenden Navis) ist eine größere Gefahr, als es die google streetview vorerst sein kann, Bilder lassen sich schwerer automatisiert auswerten. Und wenn man den Ämtern noch etwas zahlt, bekommt man die Daten auch noch präziser bis runter auf den Straßenabschnitt genau.

    Ich gehe davon aus und bin mir dabei absolut sicher, dass die Banken und Versicherungen solche Daten schon längst an jeder Ecke fürs Scoring nutzen, und nicht nur die. Eigentlich nichts Neues, aber in der breiten Bevölkerung ist das noch nicht angekommen, die lässt sich noch von der Beschwörung einer aufstrebenden Datenkrake google verängstigen und ablenken.

    1. @Mithos: Danke für den Hinweis auf Captchas.

      Bei dem anderen hab ich eine andere Meinung. Solange keine personenbezogenen Daten dabei sind, können diese Daten sehr nützlich sein. Ich hätte sie gerne in offenen Formaten und einer offenen Lizenz.

  4. Ich versteh die ganze Aufregung nicht. gesetzlich sind das alles öffentliche Register und schon seit hundert Jahren konnte jedermanm diese Register in den Behörden kostenfrei und ohne Nachweis seiner Identität einsehen. Das war eher lästig, denn die Beamten mussten die gewünschten Gewerbeakten erst aus den Regalen herbeischaffen. Heute kann man das viel einfacher haben. Schlimm ist vielmehr, dass es genug Firmen gibt, die sich auf verschiedenen Wegen diese Infos beschaffen und diese Dienste dann gegen Geld anbieten, ohne dass der ‚Eigentümer‘ was davon hat. Der Staat geht mit schlechtem Beispiel beim Kassieren voran, denn seit 2006 kann man auch z.B beim ebundesanzeiger.de alle Bilanzen einsehen, z.B. auch von ntc, wöfür Marcus noch 50 Euro abdrücken musste , obwohhl er es doch nicht so dicke hat… (ich auch) ), während wir nicht mal erfahren können, wer unsere Daten so verarbeitet …

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.