9 vor 12: Zukunftsvisionen, JMStV-E, Urheberrecht …

Im ersten Link des Tages, der eigentlich ein Link des Vortages ist, geht es um amerikanische Jugendliche, die „nein“ sagen. In diesem Fall mal nicht zu Sex vor der Ehe, sondern zu Facebook. Naja, so ungefähr zumindest. Ein paar Tipps zum „Nein-Sagen“ gibt es aus Schweiz. In der Baseler Zeitung erklärt Roger Zedi, wie man sein Profil bei Facebook etwas datenschutzfreundlicher einstellt. Das scheint ziemlich kompliziert zu sein. Meinen zumindest Jürgen Stüber und Manuel Bewarder bei Welt Online:

# Tell-All Generation Learns to Keep Things Offline (Laura M. Holson, New York Times)
# Tipps für mehr Privatsphäre in Facebook (Roger Zedi, Basler Zeitung)
# Facebook vergrault Nutzer mit Datenchaos (J. Stüber/M. Bewarder, Welt Online)

Bei Zeit Online interviewt Kai Biermann den niederländischen Medienwissenschaftler Geert Lovink. Lovink würde gerne das Internet verbessern. Im Prinzip genau wie ich, allerdings hat Lovink vermutlich die besseren Ideen mehr Geduld und Kai Biermann leider nicht meine Telefonnummer.

# Geert Lovink: Fortschritt durch Kritik (Zeit Online)

Oh, und natürlich gibt es auch Neuigkeiten vom JMStV-E („E“ für Entwurf). In einem Beschluss des Gesprächskreises Netzpolitik der SPD von gestern findet sich ein bemerkenswerter Satz:

„Der Jugendmedienschutzstaatsvertrag birgt die Gefahr von Zensur in sich. Wir wollen keine Zensuransätze mit unklaren Folgen. Er muss daher neu verhandelt werden.“

Ich weiß, der Satz klingt zunächst nicht sonderlich aufregend. Er ist, wie ich finde, aber ein erfreulich klares Statement. Zumal mir Björn Böhning auf Rückfrage versicherte, das mit „neu verhandelt werden“ nicht etwa ein „durchwinken und überarbeiten“ gemeint sei, sondern eine Ablehnung des JMStV-E in der vorliegenden Form: „ablehnen und neu machen“. Details zum aktuellen Spielstand und eine aktuelle Version des Arbeitsentwurfs gibt es bei Telemedicus.

# Eine neue Netzpolitik […] für NRW. (Gesprächskreis Netzpolitik der SPD)
# Neuigkeiten beim JMStV (Simon Möller, Telemedicus)

Bei carta gibt es Grundsätzliches zum Thema Urheberrecht. iRights.info-Redakteur Till Kreutzer hat sich einmal mehr Gedanken gemacht: „Woher kommt es, auf welchem Stand ist es und wohin entwickelt es sich – das Urheberrecht?“ – Tja, wer fragt sich das nicht?

# Ideen für ein neues Urheberrechtskonzept (Till Kreutzer, carta)

Bei Cory Doctorow rennt man mit Urheberrechtsreformen jedenfalls offene Türen ein. Herr Lott hat ein paar Absätze aus Doctorows Buch „Little Brother“, und zwar in der Fan-Übersetzung von Christian Wöhrl (Huhu, Christian!). Klasse. Nun wissen wir, dass es nicht nur kein Richtiges im Falschen gibt, sondern zum allem Überfluß auch noch ein Paradoxon vom Falsch-Positiven. Wo soll das noch enden?

# Cory Doctorow und das Paradoxon vom Falsch-Positiven (Herr Lott)

Nun, vielleicht in Köln-Ehrenfeld? Glaubt man „Herrn Marx“, zeigt das verlinkte Bildchen das Auszählungsprotokoll der NRW-Wahl aus Köln-Ehrenfeld (Wir erinnern uns, in Köln wurde es später …). Möglicherweise zeigt es auch die Folgen von ein paar Gläsern Kölsch zu viel. Aber vielleicht stimmt das alles auch gar nicht. Egal, ich musste kurz lächeln. Und das ist ja auch schon was.

# Auszählungsprotokoll aus Köln-Ehrenfeld? (Herr Marx)

8 Ergänzungen

  1. Deine Telefonnummer kann ich gerne weitergeben, wenn Du Dir auch vor einer Videokamera ein besseres Internet wünschen willst.

  2. Hallo,
    vielleicht ist es einfach zu früh für mich, aber fehlt in diesem Satz nicht ein Verb: ‚Herr Lott hat ein paar Absätze aus Doctorows Buch “Little Brother”,…‘

    Schönen Tag :)
    Helena

  3. Huhu zurück! Und auch von mir aus: Kein Ende in Sicht :)

    @Helena: Umgangssprachlich kann man das \hat\ schon als Verb gelten lassen, find‘ ich.

  4. @Markus: Mmh ,) Wobei, ich sehe auf der anderen Seite der Kamerea deutlich besser aus. Ausserdem bin ich doch schüchtern.

    @Helena: Siehe Christian. Ausnahmsweise ist es mal Absicht ,)

  5. Interessant finde ich, dass die SPD den JMStV neu verhandeln will. Ist der aktuelle Textentwurf nicht in der Staatskanzlei des Landes Rheinland-Pfalz entstanden?

    Das ist, soweit ich das richtig überblicke, das einzige Bundesland ohne Koalitionsregierung und es hat einen Ministerpräsidenten von der … SPD!

    Na, super!

  6. @Frank: Ganz so einfach ist es nicht ,) Allein schon, weil es „die SPD“ in Sachen Netzpolitik nicht gibt. Im konkreten Fall ist es aber noch ein bisschen komplizierter:

    Das Problem bei Staatsverträgen ist, dass sie zwischen den Staatskanzleien und von Beamten ausgehandelt werden (im konkreten Fall war die Staatskanzlei RLP „federführend“, ja).

    Die Landesparlamente, bzw. die Parteien und Fraktionen in den Ländern sind dabei weitgehend aussen vor.

    D.h. „die SPD“ war, zumindest nach demokratischen Maßstäben, nicht involviert. Allenfalls Kurt Beck dürfte hin und wieder seine ganze Kompetenz als langjähriger Rundfunkregulierer eingebracht haben …

    Normalerweise interessiert das nicht weiter und die Parlamente nicken die Entwürfe ab (es sei denn, man macht die Zustimmung von Zugeständnissen in anderen Fragen abhängig ..). Frag mal einen Landestagsabgeordneten nach konkreten Inhalten des JMStV. In einem Großteil der Fälle wird die Reaktion Schulterzucken sein.

    Soweit die Länderebene. Die SPD auf Bundesebene und der Gesprächskreis Netzpolitik sind noch einmal zwei ganz andere Dinge. Ich will da nicht gleich von einem innerparteilichen Flügelkampf sprechen, aber die Positionen unterscheiden sich zum Teil doch erheblich.

    Zuletzt haben wird das in NRW gesehen, wo ein JMStV-kritischer Passus im Wahlprogramm ausgerechnet dem medienpolitischen Sprecher der Fraktion so gar nicht recht gewesen sein soll (Der – rein zufällig – mit dem für den JMStV zuständigen Staatssekretär in RLP Bücher über Medienregulierung schreibt …).

    Wie auch immer, wenn es in der SPD ein paar Leute gibt, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, sollte man sie unterstützen, finde ich.

  7. @JOS: „Ganz einfach“ ist es in der Politik nie. Wenn man es genau betrachtet, gibt es „die SPD“ nicht, weil immer eine (kleine) Gruppe eine andere Meinung hat. „Die CDU“ gibt es daher auch nicht, ebenso wenig wie die anderen Parteien. Aber irgendwie muss man ja vereinfachen…

    Wenn hier der federführende Ministerpräsident, Kurt Beck (SPD), seinen Leuten, die den JMStV verhandelt haben, grundsätzlich eine andere Richtung vorgegeben oder bei der einen oder anderen Sachfrage gewisse Leitlinien gesetzt hätte, sehe der JMStV anders aus.

    Federführung heißt in einfache Worte übersetzt: „Wer schreibt, der bleibt.“ Meinte schon mein Großvater.

    Auf diesen Widerspruch wollte ich hinweisen, mehr nicht.

  8. Was ist jetzt mit der Telefonnummer? Die hab ich immernoch nicht, dabei soll doch dieses Dings, dieses Internet so furchtbar schnell sein :)

    lg
    k.

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