Zu den Kinderpornographie-Vorwürfen gegen Jörg Tauss

Nun bin ich wieder von der Cebit weg und hab etwas Zeit um darüber zu bloggen. Vorneweg: Ich glaube nicht, dass an den Vorwürfen gegen Jörg Tauss was dran ist. Jörg Tauss ist einer von wenigen Politikern, die sich mit Themen wie der Vorratsdatenspeicherung und ihren technischen Implikationen auskennen. Insofern halte ich ihn auch für intelligent genug, dass er sich seiner Datenspuren bewusst ist. Und eben nicht mit jemanden offen nachvollziehbar für Sicherheitsbehörden kommuniziert, der sich in der Kinderpornographie-Szene tummelt, wenn Tauss tatsächlich ein ähnliches Faible hat. Als ich die Nachricht im Zug las, fragte ich mich erst, welchen Spin Tauss da aufbaut. Ein erster Gedanke war, dass er vielleicht eine Inszenierung durchführt, um darauf hinzuweisen, wie leicht man in ein Raster fallen kann.

Aber dafür eignet sich trotz Immunität eines Bundestagsamtes das Thema Kinderpornographie nicht wirklich – zumal der Wahlkampf startet. Insofern bin ich immer noch ratlos. Auch wenn ich Überschriften wie „Kinderporno-Fund bringt SPD-Politiker in Erklärungsnöte“ lese. Tauss argumentiert gegenüber der Presse, dass er sich aus Berufsgründen seit Jahren mit dieser Szene beschäftigt und auch recherchieren muss. Das kann ich nachvollziehen und etwas berührt es ja auch Fragen rund um die Presse- und Rezipientenfreiheit.

Nachdem heute sein Büro und wohl seine Wohnung durchsucht wurden und morgen die Tageszeitungen voll sein werden mit der Geschichte, bin ich aber durch eines überrascht: Wo bleibt seine offensive Kommunikation? Weder auf seiner Webseite (Wo ich als Topmeldung was über einen Rettungswagen lesen kann), noch auf Twitter (Wo er sich rühmt, heute als erster MdB Twitter im Bundestag erwähnt zu haben – was ich nicht recht glaube) kommuniziert er etwas zu der Sache. Dabei sollte er jetzt in die Offensive gehen und die Vorwürfe zurückdrängen: Warum hat er mit der Verdächtigten Person kommuniziert?

Er würde sich und der ganzen Debatte massiv helfen, nun in die Offensive zu gehen, und direkt die Hintergründe offen zu legen. Ansonsten bleibt die Gefahr, dass etwas abfärbt und auch das Thema in der Öffentlichkeit Schaden nimmt. Und Internetzensur schneller eingeführt wird, als das gestern noch denkbar war.

Update: Danke an Mathias für den Link auf diese SWR-Meldung: „Einschlägiges Material“ bei Jörg Tauss gefunden.

Der Politiker selbst sagte in Berlin, er sei mit dem Thema Kinderpornografie „befasst“ gewesen, da dazu gesetzgeberische Maßnahmen vorbereitet würden. Er denke aber nicht, dass deswegen Vorwürfe gegen ihn gerechtfertigt seien. Er warte „mit Gelassenheit“ ab. „Ich kann das nicht nachvollziehen“, meinte er. Der Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Karlsruhe-Land beschäftigt sich seit Jahren mit der Kinderpornografie-Szene. Eine „Revanchehandlung“ der einschlägigen Szene schloss er gegenüber dem SWR nicht aus. Tauss ist verheiratet. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitagsausgabe) berichtete unter Berufung auf SPD-Fraktionskreise, es werde in der Fraktion damit gerechnet, dass Tauss sein Mandat innerhalb weniger Tage zurückgeben werde.

(Man beachte den Satz „Tauss ist verheiratet“ in der Mitte. Macht der irgendeinen Sinn?)

Torsten Kleinz hat ja noch das gefunden:

Die Abendzeitung hat hochbrisante vollseriöse Details über den Kinderporno-Verdacht gegen Jörg Tauss:

„Auch auf dem Videokanal YouTube ist er präsent, er lässt sich dort unter anderem von Kinderreportern interviewen. „

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52 Ergänzungen

  1. Auf Twitter wurde mehrfach die Vermutung geäußert, dass Tauss mangels iPhone und PC (wurde ja wohl alles beschlagnahmt) derzeit überhaupt nicht in der Lage dazu, zu kommunizieren (Website sollte allerdings trotzdem gehen, und Internetcafe o.ä. natürlich auch).

  2. Verrückte Geschichte.

    Tauss ist kein Email-ausdrucken-lasser. Mit „Datenspuren“ kennt er sich durchaus aus.

  3. Ich stimme zu: Er sollte in die Offensive gehen. Gelassenheit demonstrieren ist ja schön, aber etwas zu passiv.
    Düstere Gedanken drängen sich einem auf: Ist er bzgl. Vorratsdatenspeicherung im Wege? Ob ein Politiker mit Begeisterung für´s Internet stört?

  4. Mhm… im zweifel Bleibt ja – wenn denn Zeit da ist – immer noch ein Internetcafe oder ein PC von anderen Mitmenschen. Aber ich denke, er hat im Moment wohl andere Sorgen

  5. Ich würde mir eine baldige Reaktion auch wünschen. Es ist aber schon auffällig, dass gerade ein so unbequemer Politiker wie Tauss solchen Vorwürfen gegenüber steht.

  6. Guter Beitrag! Es ist eine sehr merkwürdige Geschichte, die mindestens zwei plausible Lösungen hat, aber leider auch mindestens zwei!
    Gut denkbar, dass einem lästigen Kritiker belastendes Material untergejubelt werden sollte, um ihn aus dem Weg zu räumen. Die zahlreichen Stimmen von Kennern der Internet-Szene sprechen für sich. Tauss geniesst dort noch immer einen sehr guten Ruf als Experte.
    Mindestens ebenso plausibel ist es aber leider, dass dieser Expertenstatus auch als „perfekte Tarnung“ missbraucht worden sein könnte. Dass T. nun schweigt, lässt die zweite Wahrscheinlichkeit wachsen…

  7. Twittersolidarity – nun die Schockstarre durchbrechen @Tauss MdB–die haesslichen Anwürfe dürfen sich nicht in einem Mandatsverzicht manifestieren.
    Twitter-Poweruserinnen und-user sind ‘first mover’. Daher möchte ich nun Jörg Tauss den Rücken starken und habe eine Petition eingerichtet:
    http://getaccess.to/me/?p=363

  8. Ich finde das schweigen auf Website usw. absolut nicht seltsam. Auch wenn man annimmt, dass er unschuldig ist – oder vielleicht gerade dann. Ich würde an seiner Stelle aucherstmal gar nichts sagen ohne mit Anwalt und PR-Beratern alles genau durchgesprochen zu haben. Hier steht schließlich nich nur seine ganze Karriere auf dem Spiel, sondern auch sein Ruf als Privatmann.

  9. @RJonathan: Diese These teile ich nicht. Immerhin ist Tauss wohl in der Lage, in fast jede Kamera Statements abzugeben, die sich heute auf ihn gerichtet hat.

  10. Das Problem an Kinderporno-Vorwürfen ist, dass die, auch wenn sich Tauss als absolut unschuldig erweist, immer an ihm hängenbleiben werden. Das ist für ihn eine wirklich gefährliche Sache.

  11. Wie die Anwälte sagen: „Sie haben das Recht zu schweigen“. Eine Stellungnahme könnte ihm in diesem Fall mehr schaden als nützen, auch wenn er unschuldig ist. Ich kann Markus Gedanken in dieser Hinsicht nicht nachvollziehen. Alles andere sind in diesem Fall nur Vermutungen.

  12. nur mal so:
    via twitter (https://twitter.com/Tauss) schreibt er immer über „twitterfon“, eine anwendung für das iPhone – was also impliziert, dass er ein iPhone hat.
    Jetzt bleibt natürlich die Frage nach dem Zweithandy offen, aber: iPhones können schlicht keine mms verschicken und genau so eine belastende mms soll ja aufgetaucht sein.
    Ich wäre der letzte, der Kinderpornographie toll findet, aber das ganze stinkt einfach schon jetzt wieder zum Himmel.
    Die morgige Bild-Schlagzeile: „Kinderpornographie-Skandal in der SPD“

  13. Da kann man schön sehen, was passiert, wenn man die Seuche „Twitter“ hat. Kaum ist mal der Staatsanwalt im Haus und man hat dann wahrscheinlich jede Menge anderer Dinge im Kopp, fangen die „Follower“ an zu mosern, dass gerade jetzt – wo’s spannend wird, kein Nachschub zur eigenen Prokrastination mehr kommt.

  14. Als sein Verteidiger hätte ich ihm geraten, keine weiteren (öffentlichen) Erklärungen mehr, bevor wir Einsicht in die Ermittlungsakte genommen hat. Und der Kollege, der ihn vertritt, hat ihm vermutlich genau das gesagt.

  15. Hat schon mal jemand dran gedacht, dass Tauss keinerlei Geräte mehr hat, mit denen er kommunizieren könnte? Alle Handys, alle Rechner sind weg.

  16. Das ist eine Strafsache, jeder Anwalt, jeder PR-ler und wahrscheinlich auch seine komplette Partei werden ihm dringend raten, bloß nichts öffentlich zu sagen, das halte ich erstmal für völlig normal.

    Die restlichen Gedankengänge kann ich nachvollziehen, wer sich auskennt dürfte nicht „solche“ Fehler machen, das riecht schon stark nach einer krummen Tour, vielleicht eingefädelt, vielleicht auch nur als „Gelegenheit“ genutzt, wer weiß. Andererseits baut Politik eine Parallelwelt auf, in der man schonmal den Bezug zu „unserer“ verlieren kann, und z.B. vergessen, dass „Recherche“ auch für MDBs an den Grenzen der Gesetze aufhört.

    Letztlich aber ist erstmal alles völlige Spekulation und Phantasie, das muss man sich klar machen, und auch wenn das Wort heutzutage kaum mehr das Papier oder den Monitor Wert ist, auf dem man es lesen könnte: es gilt die Unschuldsvermutung, und ich warte ab, was weiter dabei rauskommt.

    P.S.: das captcha hier ist sowas von Dreck, ich weiß nicht, wie oft ich mir immer erstmal ein neues anzeigen lassen muss bis ihc es halbwegs entziffern kann und dann hab ichs oft genug immer noch falsch. Keine Ahnung, wieviele Kommentare ich wegen dem blöden Teil schon nicht abgeschickt habe, weil ich vergessen hatte, ihn erstmal in den Zwischenspeicher zu nehmen bevor ich auf Post klicke…

  17. Abstrus ist am Rande die Erwähnung der (ARD-)Kinderreporter in der „AZ“. Von denen haben sich ja sogar Ministerinnen und Minister interviewen lassen – schlimm, schlimm.

  18. Sehr merkwürdig: Gerade kocht die Presse wegen einem dubiosen Eilverfahren, in dem ein nicht gerade unschuldiger Mitverusacher eines Skiunfalls (CDU) zu lächerlichen „Strafen“ „verurteilt“ wurde – schon gibt es einen Kinderpornographie-(gasp!)-Skandal drüben bei den Roten. Welch Zufall.

  19. …schon auffällig, das Timing, so kurz nachdem er sich kritisch zur geplanten Internetzensur unserer Niedersächsischen Zuchtst…, äh, Unionsgrinsekatze geäußert hat.
    Schon erschreckend, mit welchen Mitteln sich unsere Junta unliebsamer Gegner entledigt.
    pikantes Detail: Der Strobl (Immunitätsausschuss) ist der Schwiegersohn von unserem GröIaZ SSchäuble. Und der wird wohl zu verhindern wissen, daß jemand seinem Schwiegerpapi in seine Reichssicherheitshauptamtsgesetze reinpfuscht.

    Als neulich ein CDU-Abgeordneter unter Kipo Verdacht stand, wurde komischerweise keine Immunität aufgehoben.

    Tolle Demokratur haben wir hier.

  20. Was bedeutet „Spin“ genau? Magst du das mal erklären?

    Nun ja, ich denke, dass ihm von seinem Rechtsbeistand geraten wurde, sich nicht zu äußern. Außerdem ist es nicht jedermanns Sache, wenn einen solcher Wind entgegen weht ordentlich auf den Putz zu hauen. Ich verstehe sein „Schweigen“!

    Der Fall ist anders gelagert, als deiner vor 4 Wochen.

    Warten wir die Ermittlungsergebnisse ab, dann wissen wir mehr.

  21. @ Mark: Spin sind im weitesten Sinne Kommunikations-Hacks in der Politik. Man inszeniert etwas. Aber wie ich schon erklärte, war dies nur meine erste Assoziation, als ich die Geschichte hörte.

  22. Was ich nicht verstehe. Der sitzt seit 15 Jahren im Bundestag. Ein alter Hase, der weiss wie es läuft. Eigentlich müsste er sobald er solche Sachen in die Hand bekommt sofort alles unternehmen, um das wieder los zu werden. Sprich Polizei, Bundestagspräsidium informieren usw. Das Material ist tödlich für einen Politiker. Eigentlich hätte er als MdB andere Wege, um sich kundig zu machen. Anders als normale Bürger hätte er sich beim BKA sich über Fälle und Beweise informieren lassen können.

    Gehen wir einmal davon aus, dass er wie in den Kommantaren hier angeklungen unschuldig im Sinne des Vorsatzes ist. In jedem Fall hat er ziemlich dumm gehandelt. Die Folgen muss er tragen. So läuft das in der Politik.

  23. Mit Verlaub, aber diese Geschichte stinkt in jeder Hinsicht zum Himmel. Jede Wette, dass Tauss diese ganze Geschichte untergeschoben wurde. Und zwar nicht von irgendwelchen Kinderporno-Freaks, sondern von unseren werten Behörden:

    Tauss stand und steht einigen wichtigen Gesetzen im Wege, die Wolfgang Schäuble und seine Law-und-Order-Fraktion gerade systematisch auf den Weg bringen, um im Falle von Unruhen die sog. öffentliche Sicherheit aufrecht zu erhalten.

    Macht die Augen auf: Auf die Finanzkrise folgt früher oder später der Staatsbankrott. Das muss für Unruhen sorgen, und davor haben die Politiker (zu Recht) Angst, denn sie haben den ganzen Schlamassel maßgeblich mit verursacht.

  24. Eine Vorverurteilung im Fall Tauss ist gewiss nicht angebracht, aber wenn ich Jörg Tauss wäre, und absolut unschuldig, würde mein öffentliches Statement in dieser brisanten Angelegenheit deutlich leidenschaftlicher und vehementer aussehen. Hier stinkt irgendwas … Meinen Hintern würde ich nicht darauf verwetten, dass Jörg Tauss absolut unschuldig ist.

  25. Ich wundere mich über einige der hier veröffentlichten Beiträge.

    In Deutschland ist der Besitz von konderpornografischen Materials strafbar! Das gilt auch für unsere Bundestagsabgeordnete. er hat also mit dem Besitz eindeutig gegen das Gesetz verstossen. Selbstverständlich hat auch ein Abgeordneter das recht sich zu informieren, aber dann bitte auf dem offizielen Weg über das BKA oder die Staatsanwaltschaft! Die Bilder wurden ja nicht nur auf seinem Dienstcomputer gefunden. Die Staatsanwaltschaft muss schon gute Argumente aufgefahren haben, denn seine Immunität wurde ja aufgehoben, in diesem Gremium sitzen Abgeordnete von allen Parteien. Er fühlte sich halt sicher, da er wusste, dass er nicht überwacht werden durfte. Pech dass angeblich sein Tauschpartner gegen den schon seit längerem ermittelt wurde seine Telnummer und IP Adresse gespeichert hat. Dumm gelaufen – aber Herr T. hat eine Straftat begangen und muss sich hierfür verantworten

  26. Erstaunlich ist ja das Timing der Pressekampagne, Spiegel Online hatte die Geschichte schon veröffentlicht als die Ermittler die Türklinke von Tauss‘ Büro quasi noch in der Hand hatten. Gut vorbereitet.

    Die Staatsanwaltschaft KA hat eine neutrale und sachliche Pressemitteilung rausgebracht, zugleich sind der Presse zahlreiche weitere Details zu entnehmen. Da gibt es wohl weitere Informationskanäle …

    Irritierend finde ich auch, dass Ministerin von der Leyen einem auserwählten Kreis harte Kinderpornographie vorführen darf (die darüber nicht eben glücklich waren), ein einzelner Abgeordneter sich aber kein eigenes Bild machen darf. Klar, das BKA steht hier gerne zur Verfügung und ist da völlig unabhängig und hat zu dem Thema auch keine eigene Agenda …

    Wie gravierend das Problem tatsächlich ist, entscheidet das von – politischen Interessen natürlich völlig freie – BKA. Welche Maßnahmen angebracht sind, darüber befindet eine Ministerin, die das Thema für Ihre Zwecke benutzt und den wissenschaftlichen Dienst des Bundestages als „unterirdisch“ diskreditiert.

    In jedem Fall eine hoch spannende Angelegenheit, wir werden sehen, was an der Causa Tauss tatsächlich dran ist.

  27. @ fn0rd (24)

    Wer so verschwörungstheoretische Ansätze hat, sollte sich besser mit seinen Fakten absichern:

    der Vorwurf gegen den damaligen hessischen Justizminister Banzer, Kinderpronographie zu besitzen, wurde nicht von der Staatsanwaltschaft (wie hier im Falle Tauss), sondern anonym erhoben – genau drei Tage vor der Landtagswahl in Hessen!

    Die Staatsanwaltschaft hat, wie es ihre Pflicht ist, ermittelt, und anscheinend einen Urheber gefunden:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,606916,00.html

    Das riecht mehr nach versuchter Beeinflussung des Wahlergebnisses als nach haltbaren Vorwürfen.

    Wenn Du genauere Erkenntnisse hast, bring sie in die Diskussion ein – mich überzeugen Verschwörungstheorien nicht.

  28. Mich befremdet, dass in vielen Blogs gleich Verschwörungstheorien aufgebaut werden, so z.T. auch hier. Ja, man kann sich das mit Tauss schwer vorstellen. Ja, er ist ein liberaler Internetexperte. Und ja, natürlich gilt die Unschuldsvermutung.

    Aber könnt Ihr mal bitte einen Moment lang die nicht gerade laschen und auch alles andere als substanzlosen Vorwürfe zur Kenntnis nehmen, denen weder Tauss noch sein Anwalt auch nur annähernd befriedigend begegnet sind.

    So schreibt zum Beispiel die SZ heute:

    „Der 29-Jährige gab der Polizei das Telefonverzeichnis seines Handys weiter. Unter den 51 Einträgen befand sich ein „Werner“ aus dem Großraum Karlsruhe, wohin die Bremerhavener Ermittler das Verfahren im Januar 2009 weitergaben. Erst jetzt wurde klar, dass es sich bei „Werner“ um den Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss aus Bretten bei Karlsruhe handeln soll. 23 Handykontakte hat es nach Ansicht der Ermittler zwischen dem 29-Jährigen in Bremerhaven und „Werner“ aus Karlsruhe gegeben, per SMS und MMS, auch Bilddateien mit Kinderpornos wurden versandt. Einmal soll „Werner“ eine DVD bestellt und erhalten haben. Per SMS soll die Qualität der Ware beurteilt worden sein, einmal soll sich „Werner“ auch in den Urlaub abgemeldet haben.“

    Und die taz hat herausgefunden:

    „Die Mitglieder des Immunitätsausschusses waren dem Vernehmen nach entsetzt, als sie Tauss Namen in Zusammenhang mit den Vorwürfen hörten. Eine Staatsanwältin aus Karlsruhe war am Donnerstag nach Berlin gereist, um den Ausschussmitgliedern die Vorwürfe vorzutragen. Nach taz-Informationen wurde im Ausschuss auch von einem Foto berichtet, das der Mann aus Bremerhaven Tauss geschickt haben soll. Darauf seien drei nackte Kinder an einem See zu sehen gewesen. Darauf soll Tauss dem Mann eine SMS mit dem Inhalt geschrieben haben: „Die drei am See sind geil.“ Die Entscheidung, Tauss Immunität aufzuheben, fiel im Ausschuss schließlich einstimmig.“

    Einstimmig wurde die Immunität im Ausschuss aufgehoben – also auch mit den Stimmen der SPD. Meint Ihr etwa die machen das einfach mal so?

    Angesichts der massiven Vorwürfe ist doch die Erklärung von Tauss Anwalt mehr als dürftig:

    „Wer seit 1994 gegen Kinderpornographie kämpft, der hat auch mal Kontakt zu solchem Material. Das ist völlig normal“, sagte Jan Mönikes der Süddeutschen Zeitung.

    Man muss die Entwicklungen abwarten. Aber das müsste schon eine ziemlich schlaue Verschwörung sein.

  29. @thomas (36):
    Nein, zur Erfüllung seiner beruflichen Pflichten dürfte ein Bundestagsabgeordneter durchaus KiPo besitzen. Woher nimmst du denn die Information, dass das Material nicht nur auf seinem dienstlichen Computer gefunden wurde?

    @trapanal (37):
    Dass die Medien mehr wissen (wollen), als in den offiziellen Pressemitteilungen steht ist doch nichts Neues und gehört in gewisser Weise auch zum Journalismus dazu.

  30. So, nun muss ich mich auch mal dazu äussern:

    Ich finde es doch sehr interessant, wie viele Details über die Ermittlungen in die Öffentlichkeit geraten. Auch die Geschwindikeit, mit der dies passiert. Hat hier etwa ein ermittelnder Staatsanwalt Verträge mit mehreren Redaktionen?

    Dann finde ich den Zeitpunkt dieses „Sakandals“ auch sehr interessant. Ist Herr Tauss nicht ein großer Gegner der vom Familienministerium geplanten Internet-Zensur? Und hat Frau v. d. L. nicht vor wenigen Tagen einen Rückschlag erlitten, weil die Internet-Provider die Verträge trotz aller Bemühungen nicht unterschrieben haben? Und soll die nächste „Internet-Provider-Überzeugungsrunde“ nicht in wenigen Tagen stattfinden?

    Wenn ich den Job von Herrn Tauss machen würde, dann würde ich mich auch persönlich davon überzeugen wollen, wie die Kinderporno-Szene funktioniert. Und das geht nun mal nicht über das BKA, wie hier manche Mitschreiber meinen. Und dass man für solche Recherchen nicht sein Diensthandy oder Realnamen verwendet und sich „konspirativ“ verhalten muss, ist ja (mir zumindest) wohl auch klar.
    Dass ich an seiner Stelle das kritische Material nicht im meinen Büro abrufen und dort auch nicht speichern würde, ist ja wohl logisch, sonst gibt es nur ständig Diskussionen und befremdete Mitarbeiter/Besucher, wenn sie sehen, was da gerade auf dem Rechner ist. Außerdem wird Herr Tauss beim Tagesgeschäft sicher nicht die Ruhe haben, sich mit Kinderporno-Ringen zu beschäftigen. Sowas macht man Abends. Und wo ist man da? In der Berliner Dienstwohnung. Zu Hause bei Frau und Kind macht man solche Recherchetätigkeiten sicherlich auch nicht.

    Ich persönich erwarte von einem Abgeordneten sogar explizit, dass er/sie sich mit den aktuellen Arbeitsthemen richtig beschäftigt und sich nicht nur auf Zuträger (BKA, Familienministerium, usw.) beschränkt. Bei einem solch wichtigen Job, wie sie Bundestagsabgeordnete haben, muss man sich richtig informieren und sich nicht nur auf gefilterte oder gar gefärbte Informationen verlassen. In der Hinsicht finde ich es sogar mal lobenswert, dass Herr Tauss aus der Masse der Abgeorneten heraussticht und sich mit Internet auskennt und neue Medien und die damit verbunden Gefahren zu nutzen weiß.

    So, bis hierhin ist aus meiner Sicht sein Verhalten noch in Ordnung.

    Was ich nicht korrekt finde (wenn es denn wirklich stimmt), ist, dass er dem Bundestagspräsident oder einer sonstigen neutralen Stelle nicht mitgeteilt hat, dass er solch heikle Recherchen durchführt.

    Wenn (wie es ja praktisch schon während der Durchsuchung herauskam – twittern Durchsuchungsbeamte mittlerweile auch schon?) Herr Tauss nun aber seine recherchierten Materialien ausgedruckt neben seinem Bett oder auf der Toilette liegen hat und vielleicht noch 20-30 (kinderprornografisch) grenzwertige Magazine in eindeutiger Weise in der Wohnung verteilt sind, DANN könnte das durchaus ein Grund sein, ihn zu verteufeln. Weil er dann seine Position ausgenutzt hätte, um seinen persönlichen Trieb zu befriedigen.

    Sollte dies zutreffen, dann wäre das auch ein sehr herber Schlag gegen die Internet-Zensur-Gegner. Wenn einer aus ihren Reihen sich als ein Kinderporno-Freund entpuppen würde, wäre das sehr kontraproduktiv.

    So, jetzt hoffe ich, dass Herr Tauss sexuell nicht auf Kinder steht und sich wirklich nur aus beruflichen Gründen mit Kinderpornografie befasst(e). Dann hoffe ich für ihn, dass er das aktuelle Verfahren einigermaßen glimpflich übersteht und sein Ruf nicht komplett zerstört wird.

    Wenn er jedoch seine berufliche Immunität und seine Arbeit dazu ausgenutzt hat, sich sexuell mittels Kinderpornos zu befriedigen, dann soll er gerecht verurteilt werden. Aber dann bitte – wie es in einem Rechtsstaat üblich sein sollte – erst, wenn seine Schuld bewiesen ist. Und das kann in einem Rechtsstaat nur ein ordentliches Gericht.

  31. Klar, Jörg Tauss ist unschuldig. Hat ja fast jeder kinderpornografisches Material bei sich zu Hause rumliegen und pflegt rege SMS Kontakte zu in der Szene einschlägig bekannten Kinderporno-Schmutzfinken. Ha ha ha. Ich lach mich tot, wer soll den diesem Jörg Tauss bitteschön glauben.

  32. Hallo,
    ich kann nicht glauben, dass ein so profilierter Politiker wie Taus es vorgibt zu sein, so tollpatschig in eine Sache hereintapert. Wenn er wirklich Recherchen bzgl. Kinderpornos betrieben hat, warum hat er sich dann nicht abgesichert? Wenn ich so etwas mache, dann spreche ich mit Bekannten, Freunden, Abgeordneten darüber. Dies ist alles nicht geschehen. Statt dessen ein versteckter Koffer mit DVD´s und Videos, wo der Titelaufdruck andere Filmchen/Bilder versprach, als der Inhalt.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.