Ups and Downs: File-Sharing ist gut für die Ökonomie

Im Januar erschien in den Niederlanden eine Studie zu den ökonomischen und kulturellen Effekten von File Sharing für Musik, Film und Games. Die Studie mit dem Titel ‚Ups en Downs‘ liegt seit vergangenem Freitag auch in einer autorisierten Englischsprachigen Version vor: ‚Ups and Downs – Economic and cultural effects of file sharing on music, film and games‚ [pdf]. Ups and Downs ist das Resultat eines gemeinsamen Projects der wissenschaftlichen Forschungsinstitute TNO, SEO und de Institutes für Informationsrecht an der Universität von Amsterdam und wurde von den Niederländischen Ministerien für Wirtschaft, Justiz und Bildung, Kultur und Wissenschaft in Auftrag gegeben.

Inhaltlich kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss dass die ökonomischen und kulturellen Effekte des File-Sharings sowohl kurz- als auch langfristig positiv einzuschätzen sind:

The research shows that the economic implications of file sharing for welfare in the Netherlands are strongly positive in the short and long terms. File sharing provides consumers with access to a broad range of cultural products, which typically raises welfare. Conversely, the practice is believed to result in a decline in sales of CDs, DVDs and games. (Seite 3)

Zu dieser Einschätzung gelangen die Autoren nachdem sie den Umsatzverlusten der Musikindustrie von geschätzt 100 Millionen Euro pro Jahr ‚Wohlfahrtsgewinne‘ von minimal 200 Millionen Euro gegenüberstellen. Nach Einschätzung der Autoren hat sich die Musikindustrie in der Vergangenheit zu wenig auf das Entwickeln neuer Einkommensquellen gerichtet, die die wegfallenden Erlöse aus dem Tonträgerverkauf ersetzen könnten. Generell gehen die Autoren davon aus, dass sich in Zukunft allein mit dem Verkauf von Musikaufnahmen keine profitablen Unternehmen mehr betreiben lassen:

That said, the new models still cater for music recordings but show that in the future the industry is not likely to be able to survive profitably on music recordings alone. (Seite 5)

Im Gegensatz zur Musikindustrie sehen die Autoren in den Bereichen Film und Games noch keine negativen Effekte von File-Sharing: Im Filmbereich sind die Erlöse konstant (und eher von der Qualität des Angebotes abhängig) und der Games Sektor zeigt noch immer hohe Wachstumsraten:

Whereas the size of the entertainment market as a whole is relatively constant, the share of music is declining gradually and the share of games is showing explosive growth. (Seite 6)

Dies legt den Schluss nahe dass die Einbrüche bei der Musikindustrie in erster Linie dadurch zu erklären sind, dass Konsumenten ihre ‚Entertainment-Euros‘ inzwischen lieber für Filme und Games ausgeben. Im letzteren Fall kommen diese in der Form von Lizenzgebühren für in-game Musik teilweise auch der Musikindustrie zugute.

Auf Basis ihrer Erkenntnisse sprechen die Autoren einer Reihe von Empfehlungen aus. Eher versteckt wird dabei an einer Stelle für eine Kulturflatrate plädiert:

Rather than being each other’s natural enemies, ISPs and copyright holders could equally well become each other’s allies if they succeed in clinching innovative deals, such as jointly offering internet connections in combination with access to content. (Seite 114)

Zugleich wenden sich die Autoren deutlich gegen ein Verschärfung des Urheberrechtes (das downloaden von urheberrechtlich geschützten Werken wird in den Niederlanden als Privatkopie betrachtet und ist damit legal) und der Instrumente zu dessen Durchsetzung. In diesem Zusammenhang stellen die Autoren klar, dass auch beim Einbeziehen von Internet Service Providern im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen die rechtsstaatlichen Prinzipien der Verhältnismäßigkeit, Rechtssicherheit und der Schutz der Grundrechte gewährleistet werden müssen:

The law provides right holders with a range of enforcement measures, in particular with respect to unauthorised uploading on a commercial and large scale – preferably in line with, or after new business models have been developed, thus creating real alternatives. In the case of civil enforcement against large-scale uploaders, right holders and other parties in the distribution chain could join forces. This should not, however, be undertaken at the expense of the basic principles of justice such as proportionality, legal certainty and the protection of fundamental rights and procedural justice. Criminal enforcement should serve only as an ultimate remedy – which is in keeping with current government policy in the Netherlands. (Seite 125)

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7 Ergänzungen

  1. Endlich mal eine Studie die nicht immer auf die Downloader drein schlägt.

    Bei den ganzen Studien über Download und gebrannten CDs finde ich immer lustig das alle verkauften Rohlinge als schwarz gebrannte Musik CDs auftauchen und ne Woche später die Filmindustrie die selben Zahlen für schwarz gebrannte Filme verwerten – wers glaubt.

  2. Das vorletzte Zitat (zur Kulturflatrate) hört sich gefährlich an – nämlich nach Aufhebung der Netzwerkneutralität.

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