UK: Wie aus 136 Menschen 7 Mio Filesharer werden

In Grossbritanien ist die BBC-Sendung More or Less (Hier als Podcast – sehr empfehlenswert) der Frage nachgegangen, wie denn die offiziellen staatlichen Statistiken zu Filesharing entstanden sind. Das Ergebnis kann man sich vorstellen: Die Zahlen stammen aus Umfragen, die die Musikindustrie in Auftrag gegeben hat. Die More or Less redaktion ist den Zahlen gefolgt: PCPro: How UK Government spun 136 people into 7m illegal file sharers

The 7m figure had actually been rounded up from an actual figure of 6.7m. That 6.7m was gleaned from a 2008 survey of 1,176 net-connected households, 11.6% of which admitted to having used file-sharing software – in other words, only 136 people. It gets worse. That 11.6% of respondents who admitted to file sharing was adjusted upwards to 16.3% „to reflect the assumption that fewer people admit to file sharing than actually do it.“ The report’s author told the BBC that the adjustment „wasn’t just pulled out of thin air“ but based on unspecified evidence.

Die „More or less“-Sendung zum Thema gibt es hier als 13 MB große MP3.

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8 Ergänzungen

  1. Lustig auch, dass von jedem Filesharer angenommen wird, dass er illegale Daten tauscht. Zumindest macht es nach dem Wortlaut des Artikels den Eindruck…

  2. Hmmmm, da wurde um den Faktor 50’000 erhöht. Könnte man jetzt nicht ebenfalls darauf schliessen, dass die von der MI angegebenen Schäden auch um den Faktor 50’000 überzogen sind?

  3. Mit der selben Gewissenhaftigkeit berechnet die Musikindustrie dann wohl auch immer die Schadenersatzforderungen an Filesharer?

  4. Die Überschrift ist etwas irreführend: Die Hochrechnung basierend auf einer Stichprobe ist nicht das Problem, das Problem sind (a) die Annahmen, die zugrunde gelegt wurden und (b) dass dann Regierungsstellen rumlaufen, und die Schätzung von 7 Millionen als Fakt präsentieren.
    7 Millionen sind vermutlich so in etwa die Obergrenze, 3 Millionen dürften so in etwa die Untergrenze sein. Die Korrektur von 11,3 auf 16,3 Prozent ist vielleicht zahlenmäßig unsauber, vom Prinzip her aber schon richtig: Praktisch alle sozial unerwünschten und illegalen Aktivitäten werden seltener zugegeben als sie tatsächlich vorkommen. Oft gibt es, aus anderen Informationsquellen Anhaltspunkte, wie viel verschwiegen wird. Es ist natürlich schwach, dass dazu in diesem Fall keine Informationen vorliegen.

  5. Obergrenze 7 Mio? NEEEEE… Statistiken und Hochrechnerei… ich LIEBE das… In Wirklichkeit sind es garantiert mindestens 14 Mio Filesharer, von denen auf JEDEN FALL garantiert und nachweisbar, ähm… nachhochrechenbar… mindestens 16 Mio illegal illegale Files tauschen.

    Und überhaupt sollten wir anhand solcher Zahlen still sein und uns freuen, dass die uns das Internet nicht schon längst wieder weggenommen haben…

  6. als statistiker (ok, ~student) muss ich hier mal für diese studie eintreten. eine stichprobe von über 1000 haushalten – zufällige ziehung vorausgesetzt – ist auf jeden fall genug um eine hochrechnung zu bekommen die hinreichend genau ist. auch in dieser höhe.
    (unter der voraussetzung dass die wahre verteilung bekannt ist bzw. korrekt geschätzt wurde).
    das irreführende ist, wie Markus Nagler schrieb, dass das ganze nicht direkt im artikel steht, und dass die annahmen zumindest nicht so offen dargelegt werden dass das ganze direkt nachvollziehbar wird. wünschenswert wäre vielleicht noch, dass konfidenzniveau wie -intervall angegeben werden. eine punktschätzung ohne zusatzinformationen ist selten viel wert.

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