„Stecker aus der Wand gezogen“

Am 25. März hat Bundesfrauenministerin Ursula von der Leyen im Bundestag ausgeführt, dass sie unter ihrem Vorstoß selbst im Prinzip das zu verstehen scheint, was unsereins unter dem Slogan „Löschen statt Filtern“ fordert:

Zur technischen Umsetzbarkeit. Man muss sich das in etwa so vorstellen, als wenn man ein Telefon hat, dessen Stecker aus der Wand gezogen ist: Man kann den Hörer abheben und eine Nummer wählen; eine Verbindung wird jedoch nicht aufgebaut. Das ist das Grundprinzip: schon im Ansatz zu sperren, um jeglichen Zugang zu diesem Markt unmöglich zu machen.

Deutscher Bundestag – 16. Wahlperiode – 213. Sitzung. Berlin, Mittwoch, den 25. März 2009, S. 23063 (PDF-Seite 9/64), Abschnitt (C)

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39 Ergänzungen

  1. Vielleicht könnte man ihr dann mal in ihrem Bild sagen, dass sie eben nicht den Stecker aus der Wand zieht sondern das Telefonbuch wegnimmt bzw. umschreibt. Aber nur 5 der existierenden roßen Menge von Telefonbüchern.

  2. Dummerweise zieht sie den Stecker nur auf der falschen Seite, nicht am Zielanschluss, sondern beim Anrufer.

  3. Nee, sie macht aus einer Weltweit bekannten Telefonnummer eine Geheimnummer und glaubt das die dann keiner mehr anrufen kann.

    So oder so hinkt der Vergleich etwas. Was aber bei der Generation von Politikern nicht anders zu erwarten ist.

  4. Scheinbar wurde der Stecker gezogen aber nicht aus einer Wand.
    Mich wundert das überhaupt nicht weil wer Fachwissen als Unterirdisch bezeichnet kann nichts anderes von sich geben. Ein große Portion Bildungsresistenz gehört auch noch dazu.

    Das Kinderschutzgesetz wurde doch auch von der SPD abgelehnt weil das Wissen der Fachleute vollständig ignoriert wurde.

    Also zieht den Stecker raus.

  5. Vielleicht sollte ihr das mal jemand gaaaaanz laaaaangsaaaaam erklären. Am besten mit Puppen. Das mit den Legos versteht sie nicht ;)

  6. Ich habe mir vom Scusiblog die Unterschriftenliste zum analogen Mitzeichnen der Petition ausgedruckt. Nun konnte ich ein paar Kollegen überzeugen, genau wie mich selbst damals als einer der ersten 4000, die Petition zu unterzeichnen. Faxnummer steht ja drauf aber wie kann ich feststellen ob die Unterschriften gezählt wurden. Kann ich feststellen oder sicher gehen das die gültigen Unterschriften nicht einfach im Papierkorb landen?

  7. #2 webmeister hat IMO Recht. Sie zieht den Stecker beim Konsumenten, nicht beim Anbieter. Insofern „löscht“ sie nicht, sondern sie „filtert“.
    Plenarprotokoll 16/213 Seite 23063

  8. Ich glaube, das würde ungefähr passen: VdL sperrt die Leitung für Anrufe bei bestimmten Sonderrufnummern, so wie es manche Mobilfunkbetreiber aus Kostengründen tun. Die Kunden können jedoch ins 0180-Telefonbuch gucken und eine nicht gesperrte Nummer heraussuchen, die zum selben Anschluss führt.

    Ein Stecker aus der Wand gezogen wird da nicht. Und es fragt sich natürlich, wenn der 0180-Anbieter was Illegales macht, warum man ihn lässt.

  9. In meinen Augen ändert sie eine Rufnummer weder in eine Geheimnummer, noch zieht sie irgendwo einen stecker.

    Alles was sie tut ist eine rufumleitung einzubauen, durch die es etwas „teurer“ (wenn man den aufwand betrachtet) macht beim gesprächspartner anzukommen.

  10. m.E. ist der Telefonbuchvergleich der richtige. Oder noch besser, DNS als Auskunft: Wenn man bei der Auskunft anruft und nach der Nummer eines KiPo-Anbieters fragt, bekommt man anstattdessen die Nummer des BKA diktiert. Man kann aber immer noch einfach ins Telefonbuch schauen, bei einer anderen, nicht zensierten Auskunft anrufen, oder sich die Nummer von einem Kumpel geben lassen.

    Und nur wer so blöd ist und tatsächlich die Auskunft anruft um nach KiPo zu fragen würde von den Sperren erfasst.

    Von wegen Stecker ziehen.

  11. Frau von der Leyen hat keinen Stecker aus der Wand gezogen. Sie will Adressen aus dem Telefonbuch streichen, aber deren Telefonnummer nicht löschen. Das wollen sonst nur Prominente, die ihre Privatsphäre schützen.

  12. Das is ja alles schöhn und gut, dass wir alle so bescheid wissen, und die Dummheit der Zensurula nimmt langsam ein gewaltiges Ausmaß, doch was tun wir dagegen, wo sind unsere Organisatoren, unsere Macher. Wir können doch nicht einfach da sitzen.

  13. Zensursula kommt nach Karlsruhe.

    Donnerstag, 4.6. 18:00 im Konzerthaus (Altes Messe- und Kongresszentrum) so ziemlich mitten in der Stadt.

    Jetzt wird so langsam klar warum die CDU keine Gamer in der Stadt haben wollte.

    Persönlich will ich wg. meiner lokalpolitischen Einbindung keinen Grund zum Schlammschlachten liefern.

    Plakatverschönerungen würden sich auch anbieten. So’n dickes Stopp am Hirn oder ein Portraittausch mit der Zensursula …

  14. @Attie: Naja, in heutiger Zeit, wo (fast) niemand mehr wirklich die Auskunft anruft würde ich doch sagen, das der vergleich mit dem Telefonbuch doch besser ist.

    Frau von der Leyen entfernt (bzw. ändert) die Telefonnummern aus den gängigsten DEUTSCHEN Telefonbüchern. Leider werden Telefonbücher zu den Telefonanschlüssen nicht nur in Deutschland erstellt, sondern überall auf der Welt. Es steht jedem frei, ein Nicht-Deutsches Telefonbuch zu verwenden, indem die Telefonnummern nicht verändert oder gelöscht wurden… Noch weiter: wer auch immer die Telefonnummer schon kennt (weil er sie manuell in die hosts Datei eingetragen hat) ist ebenfalls nicht betroffen.

    Noch schlimmer:

    Weder ein internationales Telefonbuch zu verwenden, noch die Telefonnummer selbst zu kennen kostet einen auch nur minimal versierten Internet-Nutzer mehr als 5 Minuten… Die weniger versierten Nutzer brauchen noch zusätzlich 5-10 Minuten um eine Anleitung bei Google zu finden (also maximal 15 Minuten)… Danach ist die ganze DNS-Sperr-Geschichte (aus KiPo-Sicht) Geschichte… Und es bleibt nur noch die Zensur übrig.

  15. okay, nochmal: LÖSCHEN STATT SPERREN!!
    selbst wenn man den Unterschied zwischen LÖSCHEN und SPERREN nicht kennt solte doch deutlich werden, dass es da einen Unterschied gibt.

  16. @Jörg-Olaf Schäfer: Das ist doch die Maus. Die kenne ich doch. Aber das dürfte für uns Ursel noch viiiel zu technisch sein ;)

  17. Je mehr ich lese, desto mehr frage ich mich, wird hier wirklich das Ziel „Löschen statt Sperren“ verfolgt?
    Irgendwie drängt sich immer mehr der Gedanke auf, dass dieses Thema instrumentalisiert wird um eigene Interessen hinzuweisen und auf sich aufmerksam zu machen!
    Vorsicht, es ist ein schmaler Grat zwischen Zustimmung und Unterstützung, und nerv mich nicht!
    Besinnt euch auf das Grundproblem!

    Btw, gibt es eigentlich noch andere netzpolitische Themen?

  18. Warum darf diese Frau ungestraft solche Lügen verbreiten?

    Naja, eines hat sie auf jeden Fall erreicht: In meiner Familie wählt keiner mehr die CSU (komme aus Bayern), nichtmal mehr mein Opa ;)
    Solltet ihr zuhause auch mal versuchen, gibt ja auch noch mehr als genug andere Themen. Die meisten sind erstaunt, über die Tragweite, die sie so bisher nicht gesehen haben.

  19. Mag ja sein, dass 100.000 Leute die Online-Petition unterschrieben haben. Aber das ist trotzdem eine Minderheit, selbst unter den Internet-Nutzern.
    Mehr Akzeptanz unter „normalen“ Leuten würde man dem Anliegen vielleicht damit verschaffen, wenn man auf persönliche Beleidigungen gegen Frau von der Leyen verzichten könnte und diese unerträgliche Arroganz ablegen könnte, nur man selber wüsste, was das „wahre“ Internet sei.

  20. @Nick Nollemeier
    In der Tat herrscht im Internet ein anderer Stil und Sprache. Ich persönlich empfinde das als sehr wohltuend. Und wenn man populistische Selbstdarsteller wie Frau von der Leyen als das entlarvt, was sie sind, kann man sich dazu nicht der gleichen politisch korrekten aber inhaltsleeren Sprechblasen bedienen, wie das ihresgleichen tun. Wir haben jedenfalls auf unseren letzten Newsletter (Auflage 20.000) sehr positive Reaktionen bekommen, nicht trotz, sondern gerade wegen der Härte der Sprache.

  21. @Peter Kerl
    Das ist ja das Problem, das ich sehe: Sie sagen „im Internet“ herrsche anderer Stil und Sprache.
    Das ist aber der Teil des Internets, den Sie als „das“ Internet ansehen.
    Das „Internet“ ist aber lediglich ein Transporteur von Botschaften aller Art wie auch das „Papier“ oder das „Fernsehen“.
    Dass in allen diesen Medien größtmögliche Meinungsfreiheit herrsche, sollte unser aller Ziel sein. Die Verbreitung von Kinderpornographie ist aber nach allgemeiner Auffassung nicht vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt.
    Also handelt es sich bei dem, was „Zensursula“ einführen will,auch nicht um Zensur.

  22. Ja was ist nicht alles über die „Heilige Ursula der Einbauküchen“ gesagt, geschrieben und gesendet worden: Jedenfalls muss die Gute aufpassen, das ihr Ministerposten nicht zu Kurzzeiterfahrung von 5 Jahren wird. Selten hat jemand so gekonnt, seine Nichtkenntnis von der gesamten Matierie vertuscht!

    Da hilft ein galanter Heber von Hugh Jackmann in Wetten dass auch nicht weiter!“ Teuerste liebe Frau von der Leyen – wenn der Stecker raus ist ist der raus!“- Ende des Zitat!

    Frohe Pfingsten

  23. Hahaha wie genial: Seite 23062

    Auf die Frage: […]Wie gehen andere Länder in der EU und Weltweit mit Access-Blocking um und wie steht Deutschland im Vergleich?

    Ursula: Es ist an der Zeit, dass Deutschland an die Spitze der Spite der Bewegung kommt.

    >> Ich sag nur: Happy Welcome in China! Made in Germany.

  24. Spiegel Online berichtet heute, Frau von der Leyen sei beliebter denn je in der Bevölkerung. Nach Herrn Köhler und Frau Merkel folgt sie auf Platz 3.
    Danach kommen die Herren Steinbrück, Steinmeier, Guttenberg und Schäuble.
    Dank an die Veranstalter und Propagandisten der Online-Petition!

  25. Ich möchte daran erinnern, dass die Welt nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht: Dort die böse Bundesregierung mit „Zensursula“ und Schäuble und hier die guten „Netzpolitiker“.
    Die aktive Minderheit der „Netzpolitiker“ hat die Wahrheit im Netz nicht exklusiv gepachtet und repräsentiert nicht einmal die Mehrheit der Internet-Nutzer.
    Darüber können auch nicht die vielen Blogs hinwegtäuschen, die sich gegenseitig vernetzen, bestätigen und voneinander abschreiben. Es ist und bleibt eine Szene, die weitestgehend unter sich bleibt. Im religiösen Bereich würde man von einer Sekte sprechen.

  26. @34

    Die aktive Minderheit der “Netzpolitiker” hat die Wahrheit im Netz nicht exklusiv gepachtet und repräsentiert nicht einmal die Mehrheit der Internet-Nutzer.

    Philsophisch gesehen gibt es die Wahrheit genauso wenig, wie Schwarz und Weiss. Zustimmung.

    Aber: die Meinung der Politaktiven im Netz wird auch von vielen Bürgern in Deutschland vertreten – das dürfte die Netzgemeinde einschließen.
    Die 2. Umfrage zur Sperrung von KiPo im Netz durch infratest belegt dies durchaus. Also keine Zustimmung hier.

    Und: Von „unter sich bleiben“ kann wohl kaum die Rede sein „wenn alle mitlesen“ können.

  27. Grundsätzlich finde ich den Ansatz von „netzpolitik.org“ gut. Aber manchmal wird mir zu sehr nach dem Muster „wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen“ vorgegangen.
    Witzig finde ich, dass die „Rheinische Post“ und das Blog „PI“ nunmehr auch beim Koch-Mehrin-Bashing mitmachen.

  28. @36: Wir machen den Gegensatz eigentlich auch nur auf, wenn es angebracht ist. Wäre mir auch lieber, wenn man es weniger machen müsste. Dauert leider noch etwas.

  29. @36

    Einfach mal das Blog im Grundsatz gut finden, aber im Einzelnen kritisieren. Wie hießt die Form der Schmusekritik nochmal? Hat irgendwas mit Deduktion zu tun – grübel.

    Wenn Schwarz-Weiß-Denken schon nicht existiert, wie kann dann Gut-Gegen-Böse existieren?

    Zweiter Absatz hat rein gar nichts mit dem Thema zu tun. Hier geht es um Frau von der Leyen, die mit plakativer Demagogie blinden Aktionismus erbricht.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.