SPIEGEL: Netz ohne Gesetz

Nachdem letzte Woche schon der SPIEGEL in seiner Ausgabe drei Seiten über Netzpolitik und die Netzöffentlichkeiten geschrieben hat, ist nun daraus eine Titelstory geworden. Der Titel „Netz ohne Gesetz – Warum das Internet neue Regeln braucht“ ist wieder gewohnt reisserisch und spielt mit dem beliebten Vorurteil, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist. Schade, das hätte man auch besser machen können, wie Heiko Hebig zeigt. Auf 13 Seiten widmet sich die Redaktion der Debatte um Netzregulierung und Netzpolitik.

Als Spiegel-Abo-Besitzer konnte ich mir praktischerweise gerade schon die Story durchlesen. Die Kurz-Kritik nach dem lesen von 57680 Zeichen: Die Story ist besser als der Titel verspricht. Es werden viele richtige Fragen gestellt und Probleme beschrieben, auch wenn ich nicht alle Schlußfolgerungen teile.

Übrigens heisst der Tital im Heft anderes:

freiheit@unendlich.welt

Längst ist das Internet ein Paralleluniversum. Die Refugien der Diebe, Rufmörder, Kinderschänder entziehen sich weitgehend der Kontrolle des Rechtsstaats. Nur einer transnationalen Instanz kann es gelingen, Ordnung zu schaffen. Das Ziel: die globale Netzdemokratie.

Deine Spende für digitale Freiheitsrechte

Wir berichten über aktuelle netzpolitische Entwicklungen, decken Skandale auf und stoßen Debatten an. Dabei sind wir vollkommen unabhängig. Denn unser Kampf für digitale Freiheitsrechte finanziert sich zu fast 100 Prozent aus den Spenden unserer Leser:innen.

22 Ergänzungen

  1. Der reisserische Titel ist vielleicht gar nicht so schlecht. Man kommt mit der Meinung, das Internet wäre ein rechtsfreier, ekliger, irgendwie böser Ort.
    Und man geht mit ein paar guten Fragen im Kopf, ob wirklich alles, was zur Zeit so beschlossen wird, so und in der Form überhaupt nützt.

    Ist der Artikel denn ansonsten ausgewogen und neutral?

    1. @konterkariert
      „Das Titelbild im Pixeldesign ist aber zu verspielt für so ein enorm wichtiges Thema.“
      Ich finde Sarkasmus an dieser Stelle unangebracht, bitte unterlassen Sie solche Kommentare.

  2. selbst wenn der rest des artikels „ausgewogen und neutral“ sein sollte (was ich mir schwer vorstellen kann, aber der Spiegel ist echt kein Abo mehr wert) dann ist das trotzdem keine Entschuldigung fuer die Ueberschrift/Zusammenfassung. Zudem wird meiner Meinung nach ausser Acht gelassen das es durchaus auch im realen Leben „Paralleluniversen“ gibt, legale, wie auch illegale.

  3. @flo

    Ich freue mich dieser Tage über jeden noch so kleinen Strohhalm, den die Medien in unsere Richtung ausstrecken – denn dass manche Zeitungen auch anders können, haben wir ja leider auch schon zu Genüge festgestellt.

    Wenn dann eine Zeitschrift die soviele Menschen erreicht wie der Spiegel über das Thema auf eine Art und Weise berichtet, die dem wenig interessierten Jedermann auf der Straße mitteilt: „Aha, das Thema ist scheinbar doch schwieriger, als ich dachte…“

    Dann ist das schon mal ein Teilerfolg, würde ich meinen.

    Was soll man auch sonst erwarten? Heutzutage kann man doch schon froh sein, wenn die Qualitätsmedien die Gegenseite bei einem so wichtigen Thema auch nur ERWÄHNEN.

  4. Klar ist ein Titel reißerisch, nur wie viele kaufen deswegen das Heft und lesen die Story? Die Sub-Überschrift „Warum das Internet neue Regeln braucht“ sagt ja dem, der keine Ahnung hat und lange Texte nicht mag, schon alles. Warum also kaufen?

    Da lockt doch eher die Überschrift die dem Vorurteil widerspricht. „Netz ohne Gesetz? Warum das Internet doch kein rechtsfreier Raum ist“. Aber darum geht es dem Spiegel vermutlich nicht.

  5. Wo steht denn eigentlich das Spiegel HQ und wann wollen wir da für besseren Journalismus und Liberalität demonstrieren?

    Im Netz kann man Bill O’Reilly Hetze, die Exzesse von Bild, und die Kollateralschäden des „Sturmgeschützes“ Spiegel jedenfalls kommentieren.

    Als Spiegel möchte insbesondere auf eine Ablösung des derzeitigen Chefredakteurs des Spiegel drängen, der das Blatt in neue Untiefen gezogen hat und seiner Haltung beraubt. Der Spiegel, das war einmal die preußisch-liberale Alternative zum katholischen Sauertopf der Adenauerzeit. Das ist lange vorbei. Nun mit dem Netz als Konkurrenz wird es zum Tummelbecken reaktionärer Gewalt.

    Dass ein liberales Blatt allen Ernstes den historisch längst überholten Straftatbestand der Holocaustleugnung hervorkramen muss, dem Sündenfall einer damals noch nicht gefestigten freiheitlich-demokratischen Grundordnung, um für die Abschaffung der Freiheit im Netz zu agitieren, das finde ich erschreckend. Und dann die Kombination mit Kinderpornographie. Das ist ja wirklich unterste Schublade.

    „Die Refugien der Diebe, Rufmörder, Kinderschänder entziehen sich weitgehend der Kontrolle des Rechtsstaats.“

    Ich finde, man sollte die verantworlichen Spiegelredakteure darüber nachdenken lassen, was an diesem Satz eine unerträgliche Provokation ist.

    „„Von allein“, sagt Saskia Sassen, „funktioniert die Demokratie im Netz nicht“, es
    werden Moderatoren gebraucht, Organisatoren,
    Vermittler, auch Aufpasser.“

    In einer Mediendemokratie werden diese Aufpasser auch benötigt! Fort mit dieser Chefredaktion. Fort mit Mathias Müller von Blumencron.

  6. Zitat DER SPIEGEL:

    „„Neue rechtliche, aber auch nichtrechtliche Regelungsmechanismen“, so denkt nicht nur der ehemalige Verfassungsrichter, müssten in der neuen Netzgesellschaft gefunden werden.
    Tatsächlich hält das Netz solche Mechanismen bereit. Der „Code“ (Lawrence Lessig), das technische Design der Netzwelt, ist beliebig einsetzbar, manipulierbar.
    Mit Filter-Software lassen sich der Input wie der Output an Informationen steuern. Ein paar Stellschrauben im Cyberspace gedreht – und schon ist die überprüfbare und öffentliche Identifizierung jedes Benutzers global möglich.“

    Selten so einen Blödsinn gelesen.
    Da spricht wohl die geballte technische Inkompetenz dieser Oberschichten BILD-Zeitung.
    Wobei man sich im übrigen fragt, warum das Sturmgeschütz der Neoliberalen auf einmal gar nicht mehr so versessen auf laissez faire ist? Soll es doch der Markt regeln!

    Aber vermutlich geht da einigen Qualitätsjournalisten angesichts der Konkurrenz im Web inzwischen der Arsch auf Grundeis!

  7. Da ist wieder so ein Krakeeler:

    >>Interview mit Kanzleramt-Chef: Schärfere Regeln fürs Internet
    […]
    Der Vorstoß der Bundesregierung gegen Kinderpornografie im Internet hat viele Kritiker der Online-Szene auf den Plan gerufen. Die fürchten Zensur des Staates.

    De Maizière Ein unberechtigter Vorwurf. Hier steht doch vielmehr die grundsätzliche Frage: Kann das Internet völlig frei sein? Müssen wir nicht die Menschen vor Denunziation, Entwürdigung oder unseriösen Geschäften schützen wie im Zivilrecht? Ähnlich wie auf den Finanzmärkten brauchen wir mittelfristig Verkehrsregeln im Internet. Sonst werden wir dort Scheußlichkeiten erleben, die jede Vorstellungskraft sprengen. Vieles geht da übrigens nicht nur national.

    http://www.rp-online.de/public/article/politik/deutschland/742951/Schaerfere-Regeln-fuers-Internet.html <<

  8. Ausgerechnet der hier oft genannte „Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung“ (bzw. AK Vorrat) macht sich offensichtlich schwerer „Internet-Vergehen“ schuldig. Da werden ohne Abstimmung im Team oder genannte Gründe ganze Inhalteseiten vom Wiki gelöscht (Protokolle der Ortsgruppe Berlin von Juni 08 – Feb. 09) und Kampagnen gestartet, die einem Rufmord gleichkommen.

    Innerhalb der Mailinglisten wird gedroht, beleidigt und diskreditiert…

    Gerade die (selbst ernannte) Bürgerrechtsbewegung sollte sich hier mehr als zurückhalten…

    Wenn der Spiegel „Regulierung“ fordert, kennt er zwar vielleicht nicht den Weg, aber das Ziel:

    Ein klares allgemein gültiges Verständnis von Recht und Unrecht!

    Ist der AK Vorrat eine Unrechtsbürgerbewegung?

  9. Liebes Sommerwetter, bevor Du hier weiter unter Pseudonym solche Behauptungen aufstellst, würden mich Fakten interessieren. Bis dahin kann ich nur davon ausgehen, dass Du rumtrollst.

  10. Nach einem schnellen Querlesen heute morgen in der S-Bahn ist eigentlich nur hängen geblieben, dass das Internet Scheisse ist und absolut überhaupt gar keine Vorteile bietet. Na ja, da helfen nur noch viele Leserbriefe auf Papier, sie können ja nicht alle wegschmeissen :-)

    1. Vielleicht sollte man lieber nicht flüchtig querlesen und dann auch noch seine Meinung kund tun, lieber gründlich lesen, das Gehirn sollte eingeschaltet sein, und dann bevor man eine Meinung kundtut nochmal nachdenken.
      Das Fazit das Internet ist scheisse kann ich aus dem Artikel nicht filtern, eher vielleicht ddas Internet ist wie eine Eisfläche, man sollte diese vorsichtig betreten, vielleicht die passenden Schlittschuhe anziehen und laufen lernen. Dann macht es Spaß,man kann viel Tipps Tricks und was weiss ich alles noch lernen sich unterhalten und Gedanken austauschen. Ich bin 61 Jahre surfe seit 15 Jahren täglich ausgiebig und verstehe die ganze rumjammerei von Euch Kids nicht, alles umsonst ist wohl ein Missverständniss von der Masse der Ungebildeten oder arbeitet Ihr für umsonst, gebt Ihr Eure Gehälter am Monatsanfang zurück, Essen und Miete zahlen sich ja von selbst. Warum sollte ich überhaupt den Versuch unternehmen mit Musik Geld zu verdienen wenn mir meine Arbeit von den Teilnehmern von Internettauschbörsen gestohlen wird.
      Eigentlich müssten alle Kreativen diese unersättliche Mentalität von Konsumenten mal mit Arbeitsverweigerung austrocknen. Schreibt Euch selber Eure Lieder, malt Euch eigene Bilder und dreht irgendwelche billigen Filmklamotten die bis auf den Produzierenden eh keiner sehen will.
      und Tschüss

  11. @Markus, Pseudonyme sind im Internet Gang und Gäbe… und nein, ich Trolle nicht!

    Gerne darfst Du mir, ab Juni08 wurde die letztjährige Demo „Freitheit statt Angst“ in Berlin und insbesondere von der OG Berlin vorbereitet, nachweisen!

    Ich finde sie jedenfalls nicht!

    Gruß Sommerwetter

  12. Ich habe den Artikel (erst) heute ganz gelesen. Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass die Spiegel-Redaktion den Streit zu einseitig darstellt. Das hat sich nicht bewahrheitet. Das einzige, was mir aber gleich zu Beginn aufgefallen und bis zum Ende aufgestoßen ist, ist das die Autoren den Titel Hans Zegers „PARALLELUNIVERSUM WEB2.0“ zu ernst nehmen. Daraus resultiert meiner Ansicht nach der seltsame Beigeschmack, das Netz wäre ein rechtsfreier Raum.

    Gruß
    Hannes

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.