Michaela Noll und das Zahlen-Problem

Die CDU-Abgeordnete Michaela Noll schmeisst gerne mit Zahlen um sich, um ihre Zensursula-Position zu stärken. Auf Abgeordnetenwatch berichtete sie am 11. Juni 2009:

„Das britische Web-Kontrollorgan Internet Watch Foundation (IWF) hat seinerseits in seinem aktuellen jährlichen Report im Bereich kommerzieller Webseiten mit kinderpornographischen Inhalten von 2006 auf 2008 einen Zuwachs von 21% festgestellt.“

Am 29.4. berichtete Heise.de über den Jahresbericht der britischen Internet Watch Foundation (IWF):

Die Organisation, die auch die Sperrliste der britischen Provider verwaltet, fand im Jahr 2008 insgesamt 1536 Websites mit kinderpornografischen Inhalten. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl um fast 10 Prozent, im Vergleich zu 2006 sogar um 21 Prozent ab. 74 Prozent der von der IWF identifizierten Domains dienten dem kommerziellen Handel mit dem Material – im Vorjahr waren es dem Bericht zufolge noch 80 Prozent.

Die Originalquelle bestätigt die Heise-Version:

Significantly, there has been a 9% decrease since 2007 (and a 21% decrease since 2006) in the number of domains confirmed to contain indecent images of children, known to the IWF, during 2008 (Figure 2).

Handelt es sich jetzt nur um ein Versehen oder werden bewusst Zahlen verdreht, um die eigenen Positionen besser aussehen zu lassen?

[Danke an Stefan]

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15 Ergänzungen

  1. Es gibt Politiker, die nicht wissen, was ein Browser ist und es gibt eben auch welche, die increase und decrease nicht auseinanderhalten können.

  2. „absolvierte Michaela Noll von 1981 bis 1982 eine Ausbildung zur Dolmetscherin für die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch“ wikipedia
    Die gute Frau sollte also dem Englischen mächtig sein.

  3. Das ist das übliche Vorgehen dieser Leute. Im Bereich „Benachteiligung der Frau“ funktioniert das Lügen-nach-Zahlen doch auch einwandfrei. (z.B. „unterhaltsflüchtige Väter“ oder „weniger Geld für gleiche Arbeit“)
    Da gibt es schon lange keine Schamgrenze mehr, um Minderheitenwillen durchzudrücken. Offensichtlich werden mit den Feierlichkeiten zum 20.Jahrestages des Mauerfalls alle bürgerrechtlichen Engagements, die über einen Kampf gegen eine Umgehungsstrasse hinausgehen, ins Museum abgeschoben. Und dann wird ungestört von diesem Balast die DDR 2.0 errichtet.

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