Juchuu, ich bin Mitglied einer Jugendbewegung!

Markus hat vorhin ja bereits kurz auf einen über den Kölner Stadtanzeiger berichtet. Zusätzlich zu dem Bosbach-Zitat wird in einem Leitartikel auf die Zensursula-Debatte eingegangen, der eine „Jugendbewegung“ (also, uns!) um Franziska Heine (deren Alter ich in diesem Blogeintrag verrate!) in ein eher unschönes, vor allem aber völlig falsches Licht rückt.

Statt einen Leserbrief zu schreiben (was über einen Link „Fehler melden“ unterhalb des Artikels möglich ist), antworte ich einfach mal hier. Da haben wir wenigstens alle was davon, und nicht nur der Praktikant, der meine Mail beim Stadtanzeiger nach /dev/null klickt.

Sehr geehrter Herr Decker, liebe Fehlerbetreuer,

ich möchte Sie auf ein paar „Fehler“ in Ihrem Leitartikel „Das Netz ist nicht grenzenlos“ aufmerksam machen.

„Außer ihrer Jugend hat diese Bewegung wenig für sich.“

Franziska Heine ist 29. Damit liegt sie, zumindest, was die mir bekannten Aktiven der „Bewegung“ betrifft, recht gut im Altersschnitt. Ich darf dieses Jahr sogar schon zum 36. Geburtstag feiern. Aber danke für das Kompliment. Wie hoch ist der Altersschnitt beim Kölner Stadtanzeiger?

„Kinderpornografie ist ein Verbrechen besonderer Art, das den Einsatz besonderer Mittel rechtfertigt.“

Da schreiben Sie was! Genau das ist die Position, die Sperrgegner und Opfervereine vertreten. Was glauben Sie, warum uns dieser kontrakproduktive Unsinn so aufregt? Und, viel entscheidender: Warum erwecken Sie in Ihrem Artikel den Eindruck, dass die Sperrgegner anderer Ansicht sind?

„Es geht hier nicht um Killerspiele oder rechtsextremistische Propaganda, …

Da Sie es ansprechen: Uns schon. Sperren für „Killerspiele“ hat erst letzte Woche Thomas Strobl MdB (CDU) gefordert. Nicht nur als guter Schwiegersohn dürfte er damit auf die Zustimmung der Innenminister der Länder stoßen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) äusserte einen vergleichbaren Vorschlag bereits Ende März bei Maybrit Illner.

Dass Strobl Mitglied einer pflichtschlagenden Verbindung ist, deren Regelwerk offenbar 600 Hiebe mit scharfen Waffen vorsieht, sei hier nur am Rand erwähnt (Moment, ist es nicht sittenwidrig, wenn Menschen mit scharfen Waffen aufeinander losgehen, Herr Dr. Wiefelspütz?). Ebenso wie der Hinweis, dass Uwe Schünemann als alter Schützenbruder auch gern mal ein „Killerspielchen“ im Schießkino wagt.

Versuche über rechtsextremistische Webseiten Internetsperren auf Zugangsebene zu etablieren, gab es in NRW ja bereits 2002. Mein Lieblingszitat von damals wird gerade wieder aktuell: “Wenn ich das Milch trinken verbieten will, muss ich erst mal ein oder zwei Flaschen beschlagnahmen.”

Inzwischen liegt Regierungspräsident Büssow – zusammen mit seinem Kollegen aus Hessen – übrigens das Sperren von Glücksspielseiten am Herzen. Dass Frau von der Leyen dieses Engagement aus rein familiären Gründen missfällt, ist freilich nur ein ekelhaftes Gerücht. Sagen wir, der Vorstoß kam einfach zeitlich ein klein wenig ungelegen (Frau von der Leyen war Ende November 2008 zwar nicht selber in Rio, hatte in den Akten aber ihr Herz für Kinder entdeckt. Fragen Sie Frau Weiler.).

Und sonst? Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, würde gerne „Gewaltseiten“ sperren lassen. Urheberrechtsverletzungen stehen bei der CDU inzwischen bekanntlich auch schon auf dem Programm. Mag sein, dass man als Sperr-Gegner irgendwann ein wenig paranoid wird und überall Sperren (t)wittert. Das aber immerhin mit einiger Berechtigung.

„… gegen die sich jedermann schützen kann, in dem er entsprechende Seiten einfach nicht mehr anklickt“

Ich habe lange überlegt, was Sie mit diesem Satz zum Ausdruck bringen wollen. Selbstverständlich kann sich jedermann gegen kinderpornographische Inhalte schützen, in dem er sie nicht (mehr?) besucht. Sie werden einem ja schließlich nicht bei der Einwahl ins Netz aufgezwungen, oder? Tatsächlich muss man aktiv nach ihnen suchen. Und nun kommen Sie mir bitte nicht mit dem Märchen von den Zufallsfunden.

„Zudem überhöhen die Kritiker das Internet. Sie tun so, als sei es eine Art Baumhaus für Kinder, in das Erwachsene keinen Zutritt haben sollen …

Wo haben Sie denn diesen Unsinn aufgeschnappt? Ich befürchte, das Thema ist dann doch ein wenig komplexer:

…. Man begeistert sich am Twittern und an Blogs. Inhalte? Nebensache.“

Ich entdecke jeden Tag neue, faszinierende Inhalte auf Twitter und in Blogs. Allein was im Umfeld der „Zensursula“-Gesetzgebung an klugen und lesenswerten Inhalten entstanden ist, würde Bertolt Brecht wohl Freudentränen in die Augen treiben. Und dann hat der der olle Berti noch nicht einmal gesehen, was anderswo abgeht (Jugendslang, muss ich ja jetzt. Image und so. Sie wissen schon …).

Na, neugierig geworden? Nächste Woche wird der Grimme-Online-Award verliehen. Ich saß dort in der Nominierungskommission und kann Ihnen versprechen, dass auch in diesem Jahr wieder herausragende Inhalte prämiert werden. Wenn es dem Internet an einem nun wirklich nicht mangelt, dann sind das Inhalte.

Oder, wenn Sie sich schon für Netzaktivisten in China, im Iran oder anderswo interessieren: Die Deutsche Welle hat gerade erst wieder Blogs ausgezeichnet, die auch den kommentierenden Edelfedern des Kölner Stadtanzeigers Demut lehren sollten.

„Die Kritiker der Initiative von der Leyens verfechten ein völlig falsches Freiheitsverständnis. Sie meinen Freiheit ohne Verantwortung. Dabei ist völlig klar, dass das Internet der Kontrolle bedarf – über die Kinderpornografie hinaus.“

Herrje, das kostet nun aber gleich mehrfach in die Wortspielkasse. Leider haben Sie die beliebte Phrase „Das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein!“ vergessen, sonst hätte es für einen vorderen Platz beim Bullshit-Bingo gereicht.

„Aber dass im Netz nicht alles das erlaubt sein kann, was andernorts verboten ist – das liegt auf der Hand.“

Ok, vergessen Sie den letzten Absatz. Wohin darf ich den Preis schicken?

„So ist der Hinweis völlig richtig, dass sich die Politik zuallererst jenen zuwenden sollte, die Kinderpornografie verbreiten – und danach erst den Nutzern. Auch darf es nicht allein dem Bundeskriminalamt überlassen werden, welche Seiten gesperrt werden. Die Überwacher gehören überwacht. Schließlich hat der Datenschutzbeauftragte Peter Schaar recht, wenn er mahnt, die Internet-Surfer müssten davor geschützt werden, dass Profile ihres Surfverhaltens erstellt werden.“

Na bitte, geht doch! Also, so halbwegs. Schade, dass der Geistesblitz nur von kurzer Dauer war:

„Freilich besagt dies alles nicht, dass das Internet eine Spielweise bleiben kann, auf der alle herumtollen dürfen, wie sie wollen.“

Ich wüsste niemanden, der das verlangt hätte. Ok, stimmt nicht. Ich wüsste schon jemanden. Aber auch solche Diskussionen(!) muss eine Gesellschaft aushalten. Sonderlich ernst genommen wurde die Forderung innerhalb unserer kuscheligen „Jugendbewegung“ übrigens nicht. Sorry, Andy.

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86 Ergänzungen

  1. Leider landet der ksta bei uns fast jeden Tag im Briefkasten. Die schreiben gerne mal so Schund.

    Hab erst heute, pardon gestern, wieder was von „Weil die heutigen Kinder lieber Counterstrike spielen und sich in Chatroom gegenseitig mobben, legen sie aufbauende Comics wie „Fix und Foxi“ einfach beiseite.“ gelesen.

  2. vielleicht hilft es Herrn Decker für seine weitere journalistische Tätigkeit ja auch, etwas Aussagenlogik zu trainieren oder schlichtweg darauf zu achten, sich nicht selbst die Argumente zu zerreden:
    An einer Stelle sind es inhaltsleere Tweets, Blogs undwasweißeinernochso an anderer Stelle handelt es sich um den Ort, in dem immer mehr Informationen umgeschlagen werden und das immer stärker zu einem zentralen Instrument der Kommunikation wird“.
    Ich weiß nicht so recht, was ich mit dieser Willkür der Konzeption vom WWW anfangen soll, Überzeugungskraft verliert der Kommentar dadurch allemal.
    schönen Tag noch!

    (ich lasse das mal hier raus, wollte mich nicht extra beim Stadtanzeiger anmelden)

  3. Vielleicht sollte man mal das Durchschnittsalter der „Jugendbewegung“ erdoodeln – ich würde den Schnitt vermutlich etwas heben. So ein bisschen…
    Vielleicht stellt die Politik ja fest: Da ist ein Teil der berühmten Mitte der Gesellschaft.

  4. Ich „freue“ mich auch, dass ich mit 45 Teil einer “Jugendbewegung” bin. Meinen ersten Computer habe ich mir 1979 gekauft. Da bin ich sogar für die Generation „C64“ schon quasi ein „alter Opa“.

    Zugegeben, ich habe erst in den Letzten Jahren gelernt, meine Meinung auch öffentlich zu vertreten. Mittlerweile trage ich stole eins meiner „Tor“ T-Shirts, gehe mit „Freiheit statt Angst“ durch die Fußgängerzone und bekomme neugieriege Blicke, wenn ich mit einem orginal ;-) „The Pirate Bay“ T-Shirt zur Arbeit erscheine, Und zwei Piratenpartei T-Shirts sind auch schon bestellt.

    Wenn man so als Teil einer Jugendbewegung bezeichnet wird, dann kann ich mich gut damit abfinden.

    In diesem Sinne:
    http://tor-proxy.loercks.net/rudi-tor4.gif

  5. Dieser Blogpost ist doch ein hervorragendes Beispiel für guten Inhalt!

    Ich habe gelacht und war gleichzeitig bedrückt von der Unwissenheit mancher Journalisten…

    Weiter so!

  6. @4 stimmt 100%tig.

    Es wurde in der Vergangenheit viel über die Blogszene in Deutschland gelästert. Die Szene wurde von den bekannten Medien belächelt und teilweise aufgrund der vermeintlichen Banalitäten regelrecht verspottet.

    Ironischerweise sind es aber genau diese Blogs die jetzt für die Freiheit aller Medien eintreten. Das ganze um Potenzen deutlicher als JEDE etablierte (Online-)Zeitung! Die kommen erst nach der erfolgreichen Petition so langsam in die Pötte.

    Echte und harte Recherche gab es zu Anfangs bei keiner Zeitung. Da wurde, so zumindest war und ist meine Wahrnehmung, einfach eine DPA-/Reuters-/AP-Mitteilung mit der entsprechenden vorgegebenen Propaganda abgedruckt.

    Die Zeitungen lassen sich schon seit langem nicht mehr als Demokratische Kontrollinstanz ernst nehmen. In Interviews werden nur dumpf sinnige Fragen gestellt und der Interviewer lässt sich mit Pseudo-Rhetorischem Gefasel abspeisen.

  7. Bin begeistert, dass ich jetzt wieder zur Jugend gehöre, wo ich eigentlich dachte ich muss mich jetzt so langsam ans Erwachsenenleben gewöhnen und da braucht man sich nicht mehr um Proteste im und ums Netz kümmern. Vielleicht lässt die JU ja jetzt als Gegenmaßnahme den Wandervogel aufleben.

  8. @5: Das die Medien oft Interviews mit unterirdischem Niveau veröffentlichen liegt IMHO daran, das viele Politiker die Fragen vorab haben möchten und sich entsprechend darauf vorbereiten und mit leeren Worthülsen um sich werfen können.

    Was passiert, wenn in einem Interview nicht abgesprochene Fragen gestellt werden, konnte man unlengst am Beispiel von Frau Koch Mehrin erleben als die FDP-Niebelungen anschließen einen Brandbrief an den Intendanten des SWR schrieb!

  9. Vielen Dank für diesen herzerfrischenden Artikel. Endlich mal wieder ein Bisschen Humor in diesen traurigen Zeiten. Ich mache mir nämlich langsam echt Sorgen um mein geistiges Wohlergehen bei der täglichen Durchsicht der #zensursula Thematik. Da kann man echt Depressionen bekommen.

    Weiter so!

    PS: einen Kommentar zum Design dieser Seite noch. Nichts gegen nicht unterstrichene Links. Aber in den Kommentaren ist die Schriftfarbe von „normalem“ Text und Links dann doch zu ähnlich (zumindest auf meinem Monitor), so dass Links überhaupt nicht mehr als solche kenntlich sind.

  10. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, die Zensursula-Debatte würde von manchem (vermutlich) gelernten Journalisten dazu missbraucht, einen persönlichen Krieg gegen die (vermeintlich) ungelernten Online-Journalisten (aka Blogger) zu führen, indem man diese diskreditiert.

    Dumm nur, wenn man selbst qualitativ den Geschmähten nicht das Wasser reichen kann – gelernt hin oder her.

  11. @Alexander Langer

    so kommt mir das auch vor. Es scheint überhaupt so als würden alle Befürworter der Netzsperren, die Diskussion über selbige für ihre ureigensten Interessen instrumentalisieren. Hier geht es überhaupt nicht mehr um die Mißbrauchsopfer und wie Christian Bahls von MOGIS sagte, werden die Opfer schon wieder mißbraucht. Sehr traurig, das alles.

  12. Die Herren der Printmedien haben einen gehörigen Zorn auf die „freien“ Informationsangebote des Internets (Blogs, Twitter, etc). Diese graben ihnen als Informationsquelle nämlich das Wasser ab. Also verwundert es kaum, dass viele Vertreter der Printmedien geradezu scharf darauf sind, dass Seitensperren kommen (insbesondere wenn die irgendwann einmal auf Urheberrechtsverletzungen ausgedehnt werden, denn diese Herren glauben ohnehin dass alle wirklichen Informationen nur von ihnen abgeschrieben werden).

    Es fragt sich allerdings, ob das nicht alles sehr kurzfristig gedacht ist, denn vielleicht steht auch irgendwann deren Internet-Präsenz auf der Sperrliste.

    1. @17 Christian:
      Meiner Ansicht nach geht es einzig und allein um wirtschaftliche Interessen. Der DuMont-Gruppe gehört ja nicht nur der Kölner Stadtanzeiger:
      http://de.wikipedia.org/wiki/M._DuMont_Schauberg#Zeitungen
      Wenn man die Auseinandersetzungen um das „Listenprivileg“ verfolgt hat, weiß man auch, warum kein etablierter Verlag gegen die politische Linie von Zensursula anschreibt.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Listenprivileg
      http://netzpolitik.org/2009/datenschutznovelle-spd-faellt-mal-wieder-um/

  13. Tja, was soll man zu so einem inkompetenten Beitrag beim Kölner Stadtanzeiger noch groß sagen? Da hat wohl ein Journalist die letzten Wochen vollkommen verschlafen und gerade erst die Infos vom Anfang der „Zensursula“-Schlacht durchgeblättert. Jedenfalls kommt’s mir so vor… Damals… Vor langer Zeit, als Politiker und Blogger gleichermaßen noch ziemlich Faktenfrei für und wieder den Sperren schimpften.

    Die Tatsache, das seit Wochen von Bloggerseite immer mehr und mehr harte Fakten zu diesem Thema aufgetan und publiziert wurden vermisse ich im Beitrag des Kölner Stadtanzeiger völlig.

    Das es auch ein paar Zeitungen gibt, die langsam aufzuwachen scheinen (Frankfurter Rundschau, Danke Heiko (@7)) ist zwar schön, kommt aber leider doch etwas sehr spät… Um nicht zu sagen: Zu spät.

    Nun… Mal sehen ob es die SPD schafft bei den nächsten Wahlen unter die 10% zu fallen? Wünschen würde ich es ihnen… Ok, die CDU darf meiner Meinung nach ebenfalls vom Tisch…

  14. Schlechte Beiträge zum Thema gabs ja nun in fast allen Medien, in einigen gar mehrere mit völlig konträrer Aussage. Das aber macht den Artikel von Herrn Decker nicht besser. Was allerdings seit einiger Zeit beim KStA nicht passiert: Die Kommentare werden nicht nach devnull geschickt, sondern durchaus veröffentlicht. Allerdings nicht so lange Kommentare.

    Ich hab gerade einen dort hinterlassen und die Leute nach suelz-koeln.de geschickt. Dort aber finden sich durchaus auch links nach hier. ;-)

  15. Ach wie schön. Bei solchen Leserbriefen muss man ja fast dankbar sein, dass es solche Kommentare in den einschlägigen Zeitungen gibt.

  16. Da bin ich etwas irritiert, das ich mit meinen 40+ noch zu einer Jugendbewegung gehöre, nur weil mir meine Bürgerrechte lieb und teuer sind.

    Irgendjemand hat da etwas nicht verstanden.

  17. Mein Gott, was für ein oberflächlicher Kommentar. Der Kölner Stadtanzeiger wird langsam zur Правда der CDU.

  18. Danke, eine sehr gelungene und wichtige Antwort. Ich hoffe der „Fehler melden“-Klick blieb trotzdem nicht aus und eine Mail mit dem selben Inhalt bzw. einem Link hierzu kam dann doch noch dort an.

  19. Ich weiß ja nicht, aber ich (Baujahr 74, aktives Mitglied der „Generation C64“) habe vor 10-15 Jahren aufgehört mich zur „Jugend“ zu zählen ;-)

    Klasse Artikel – also der hier nicht der Schund aus Kölle – weiter so!

  20. Hah, ich wusste dass mich der Blick in den Spiegel trügt. Ich bin Teil einer Jugendgewegung, und das mit knapp 34 Jahren :-)

    Wie wäre es mit einer kleinen Umfrage, nichtrepräsentativ, bei den Lesern von netzpolitik.org. Ich würde wetten wir würden im Schnitt bei knapp 30 rauskommen.

  21. Super, da kann ich ja jetzt wieder meine Tocotronic-CDs rauskramen und die Faltencremes wegschmeißen *mitwipp*.

  22. Nur mal ein paar Zitate, was der Herr Decker über sich schreibt:

    http://www.ksta.de/html/artikel/1147671344726.shtml

    „Seit gut vier Jahren nun ist die CDU Hauptgegenstand meiner journalistischen Arbeit. Ich spreche mit ihren führenden Repräsentanten. Ich beobachte Parteitage. Ich berichte über die unausweichlichen Konflikte in der Sache ebenso wie über das Intrigenspiel um die Macht in der Hauptstadt.“

    „Ich benutze Politiker, um Nachrichten aus ihnen herauszuholen. Politiker benutzen mich, um ihre Botschaften hinauszuposaunen und um (innerparteiliche) Konkurrenten auszustechen.“

    „Von meiner Mutter mag kommen, dass ich jene in der CDU am meisten schätze, die aus christlicher Überzeugung Politik betreiben.“

  23. Super. Danke!

    Der Kölner Stadtanzeiger führt hier in erster Güte vor, wo man landet, wenn man sich lediglich aus Pressemitteilungen informiert.

    Zu den Dingen, die mich Zensursula gelehrt hat gehört auf jeden Fall, dass Pressemitteilungsjournalismus nicht nur beim Kölner Stadtanzeiger einfach das Default-Vorgehen ist. Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Nachgraben und Nachlesen nicht nur im Stoppseiten-Umfeld Haarsträubendes zu Tage fördert. Wer beispielsweise nicht den Unterschied zwischen increase und decrease kennt, der wird auch in anderen Debatten dummes Zeug verzapfen.

  24. Ich bin hier grad beim Freitag über einen Artikel gestolpert:

    http://www.freitag.de/politik/0925-internetsperren-von-der-leyen-clearingstellen-alternativen?p=2

    Darin schlägt der Bund Deutscher Kriminalbeamter eine Alternative zum Netzsperren-Schwachsinn vor.
    Die nennen das „Web-Patrol“, eine Kombination aus speziellerer Clearingstelle für Internet-Anzeigen und freiwillig installierbarem „Alarmknopf“-Plug-In für den Browser.

    Ich bin irgendwie positiv überrascht und such hier schon die ganze Zeit den Haken..(ausser vielleicht die Übermittlung der IP des Anzeigenstellers) …was haltet ihr davon?

  25. Danke für diesen Kommentar zum Kommentar. Wenn das alles nicht so traurig wäre, könnte man über diesen Text des KStA herrlich ablachen…

    Das Lachen bleibt mir aber doch im Halse stecken, wenn ich solche Unkenntnis wie in den KStA-Zeilen lese. Denn es zeigt, wie finster es in machen Hirnen zugeht, die sich zur Zensursula-Frage äußern, ohne jedoch die geringste Ahnung zu haben. Und als Kölner nehme ich mit Grausen zur Kenntnis, wie der KStA langsam zur Provinz-Postille verkommt…

    Für eines aber möchte ich dem KStA herzlich danken: Dass ich mich mit meinen 34 Lenzen nochmal offiziell als Teil einer Jugendbewegung begreifen darf, das erheitert mich doch ungemein…

  26. Den Zeitungsfritzen kommt die Zensur doch gerade recht. Blogs, Twitter + Co. sind ja schließlich der Untergang Ihrer Blättchen, siehe „Was würde Google tun“ von Jeff Jarvis, da müssen sie Berichte wie die im Posting zitierten ja als „Beteiligung ohne echten Inhalt“ abstempeln…

  27. prima, mit knapp 50 gehöre ich dann also zu einer Jugendbewegung.

    gibt es eigentlich bei den Zeitungen keine Endredaktion die wenigstens die gröbsten Fehler abfängt.

    vermutlich schon eingespart

  28. so funktioniert Journalismus heute:

    -Nicht recherchieren
    -ohne Ahnunge eine Meinung bilden
    -Meinung Herausposaunen

    0 Objektivität
    100% Meinungsmache

    (trifft zwar nicht immer zu, aber leider viel zu oft)

  29. Also, ich weiß jetzt nicht ob ich mich schämen oder freuen soll: schämen, weil ich mit meinen 51 Jahren (fast) genauso alt bin wie unsere Zensursula. Freuen, weil man mich noch zur Jugendbewegung zählt.

  30. Bin 33 J.. Meine Freunde, „die in der Netzgemeinde aktiv sind“, sind ebenfalls zw. 33 – 35 J.. C64 hab ich mit 10 J. geschenkt bekommen. Ich würde eher sagen, wir sind langsam aber sicher mittleren Alters!

    Ausserdem, wenn man sich z.B. die „zeige dein Gesicht“ Aktion von Mogis ansieht, läßt sich die Community sowieso nicht auf eine Altersstufe (oder auf andere Kriterien einer besonderen Gruppierung) festlegen. Es gibt dort jung und alt, Mann und Frau, … .

    Ergo: Artikel vom Stadtanzeiger kompletter Schwachsinn.

  31. @Phillip: Ich seh da keine Alternative, sondern die Antwort auf die Frage, woher denn das BKA die ganzen tollen URLs herbekommen will, die sie auf ihre Sperrliste tun.

    Und mit 40 Teil einer Jugendbewegung zu sein find ich auch ganz Prima.

  32. @33: einfach unglaublich!!!

    Habe den KSTA-Artikel in der Printausgabe gelesen und konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie man auf so einen Entschuldigung Unsinn kommt…

    Dank des Kommentars weis ich jetzt warum!!!

  33. @37 (Philipp):

    Die nennen das “Web-Patrol”, eine Kombination aus speziellerer Clearingstelle für Internet-Anzeigen und freiwillig installierbarem “Alarmknopf”-Plug-In für den Browser.

    Ich bin irgendwie positiv überrascht und such hier schon die ganze Zeit den Haken..(ausser vielleicht die Übermittlung der IP des Anzeigenstellers) …was haltet ihr davon?

    Gar nichts. Das ist nichts anderes als Denunziantentum. Jeder kann uns soll jeden wegen irgendwas melden. Gar nicht schön, der Gedanke.

  34. Habt Ihr das schon auf dem Schirm?

    http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/BMFSFJ/kinder-und-jugend,did=126054.html

    Die perfekte Rechtfertigungsverlautbarung:

    Pressemitteilung vom 17.06.2009 | 14:03
    Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
    Ursula von der Leyen: „Internet-Community steht für ein Internet mit Freiheit und Verantwortung“

    Aktuelle Allensbach-Umfrage zur Sperrung von Kinderpornografie im Internet

    Fazit:
    Repräsentativ betrachtet spielen die Gegner der Sperren keine relevante Rolle – nicht mal in der Gruppe der internetaffinen Interviewpartner.

    Und: Die Mehrheit der Befragten geht verantwortungsvoll an die Thematik heran.

    Umkehrschluss: Die Sperrgegner wollen ein freies Internet ohne Verantwortung.

    Verdammt noch mal, wann schleudert der Herr endlich mal Blitz und Donner gegen diese unredlichen Damen und Herren?

    Vielleicht gibt es ja jemanden, der dies unverzüglich mit Sachverstand auseinandernehmen kann.

  35. Also Köln ist voll von unfähigen CDU Politikern. Ich hatte einen sogar mal beim Koksen getroffen. Leider machte ich Trottel kein Bild mit dem Handy.. höhö.. sonst wär der wohl Politiker gewesen.

  36. Ich denke, das ist nun die passende Gelegenheit mein Stadtanzeiger-Abo nach bestimmt 20 Jahren dann doch mal zu kündigen.

  37. erstmal ein dickes danke, ich hab den artikel heute zufällig sogar in printform gelesen und mich auch später an eine entsprechende „leserantwort“ die wohl eh ungelesen gelöscht wird gemacht. soviel fremdschämen, wie ich mich für den herrn decker gern würde übersteigt leider mein nervenkostüm, deshalb dank dir fürs ausführliche auseinandernehmen, ich hatte leider nicht die ruhe dazu.

  38. Schöner Artikel. Meine Lieblingstellen aus dem Machwerk von Herrn Decker sind übrigens folgenden:
    1. „Dabei ist völlig klar, dass das Internet der Kontrolle bedarf – über die Kinderpornografie hinaus.“ Schön entlarvend. Wir verstehen etwas nicht, also braucht es Kontrolle. Könnte ja was illegales passieren und ich kann mir ja nicht jeden Tag alles ausdrucken lassen. Ach ja, versteht irgendjemand, wie ein Telefon funktioniert? Wenn nicht, bedarf es wohl der Kontrolle.
    2. “Freilich besagt dies alles nicht, dass das Internet eine Spielweise bleiben kann, auf der alle herumtollen dürfen, wie sie wollen.” In Bezug auf Meinungsäußerungen ist das m.E. nicht nur ein Kennzeichen des Internet, sondern jeder demokratischen Öffentlichkeit. Oder will Herr Decker das jetzt wirklich vorab kontrollieren? Kinderpornografie würde ich jetzt nicht als herumtollen bezeichnen.
    Das war’s erstmal,

    Jörg

  39. Jugendbewegung – doll. Das freut mich persoenlich, mit meinem halben hundert an Jahren immer noch so weltoffen zu sein. Die lernen es NIE!

  40. Also ich bin 44 und seit ca. 20 Jahren dabei. Fühle mich allerdings wie 30. ;) Tja, das Netz hält jung. Is‘ aber viel geiler mit seinem 16jährigen Sohn Hip Hop zu hören und zu tanzen als in einer Provinzredaktion zu versauern. :P

    Liebe Grüße

    Erik

    P. S.: Kannst Du mal Deinem Captcha beibringen, etwas ordentlicher zu schreiben. ;)

  41. @JoergH: Ursprünglich wollte ich folgendes schreiben:

    „Wissen’se, das ist wie mit den 0190/ 0900-Nummern. Ruft man dort nicht an, stöhnt auch niemand in den Hörer.“ – Schien mir dann aber unpassend.

  42. Ach je, der Kölner Stadtanzünder, das Blatt, das der B**D fast den Rang ablaufen kann, was die journalistische Tätigkeit betrifft.

    Ich habe lange Jahre in Köln gewohnt und als Fan der Kölner Haie musste ich bzgl. des KEC doch immer wieder „belustigende“ Artikel in diesem Blatt lesen, da manchmal doch die ein oder andere Ausgabe in der Linie 18 einfach vergessen(?) wurde.

    Zum Stadtanzünder habe ich in meinem Blog unter http://blog.phone-talk.de/2009/06/17/weitere-lugen-und-propaganda-der-junta/ auch ein Wort verloren.

    KStA? Ja ne, ist klar :)

    In diesem Sinne!

  43. KiPo zufällig im Netz zu finden ist gar nicht abwegig. Im „Web 2.0“, wo jeder immer ermutigt wird, selbst irgendwelchen Kram hochzuladen, ist das keine unerhebliche Gefahr. Imageboards wie 4chan sind für viele jüngere Leute spannend – und dort gibt’s auch immer wieder welche, die die Besucher und Moderatoren provozieren wollen und kinderpornografische Bilder hochladen. Die sind dann zwar oft schon nach fünf Minuten gelöscht, aber zu sagen, dass man Kinderpornografie nur zu Gesicht bekommen würde, wenn man danach suchte, ist heutzutage ein Märchen.

  44. @Klopfer: Bilder nach §184b dürften auch bei 4chan/Krautchan nicht nur äusserst selten sein, sondern auch besonders schnell gelöscht werden. Die Kids dort haben zwar massiv einen an der Klatsche,), was KiPo angeht aber auch eine Null-Toleranz-Politik. Finde ich gut.

    Interessant wird es mit §184c (Jugend- bzw. Anscheinspornographie), Stichwort: Sexting, bzw. der Web2.0-Version der Bravo. Der ist aber nicht Teil des Gesetzentwurfs.

    Davon ab. Wo genau helfen da Sperren auf Zugangsebene? Ok, mal unter uns: 4chan/Krautchan sind meine persönlichen Favoriten für den ersten „Sperrskandal“.

    4chan hatte das Vergnügen ja bereits. Zwar nur auf der wirklich absurden australischen Sperrliste, aber immerhin.

    Was dann im (deutschen) Internet los ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen. Echt nicht. Frau von der Leyen empfehle ich diesbezüglich vorzusorgen und schonmal ein paar Brieftauben zu trainieren.

  45. @Jörg-Olaf Schäfers: Ich habe selbst geschrieben, dass die Bilder schnell wieder gelöscht werden. Trotzdem bleibt es dabei, dass man eben doch aus Versehen über Kinderpornografie stolpern kann. Mich stört an der Argumentation „Man stößt nicht zufällig auf Kinderpornografie“ ganz gewaltig, dass jedem, der mal Kinderpornografie gesehen hat, auch implizit unterstellt wird, dass er danach gesucht hätte. Deswegen ist dieses ganze Argument total unsinnig und sollte überhaupt nicht benutzt werden.
    4chan und auch Krautchan gelten als außereuropäische Seiten. Da braucht das BKA sowieso nur mal innerhalb dieser fünf Minuten auf die Seite zu gucken, sagen: „Ah, ist ne Kinderpornoseite“, und die Adresse auf die Liste setzen. (Eigentlich muss es das nicht mal innerhalb solcher fünf Minuten sein – in den USA und vielen anderen Ländern ist fiktionale Kinderpornografie nicht verboten, aber hier in Deutschland wird ja alles da reingepackt, ganz egal ob es Geschädigte gibt oder nicht. N paar Lolikon-Bilder, und die Zensurbehörde tut garantiert so, als wenn’s tatsächlich dokumentierter Missbrauch wäre.)
    Die vierteljährliche Überprüfung über Stichproben ist ja auch eine Farce. „Kurt, gib mal ***lolita.bla ein.“ „Ja, immer noch Kipobanner.“ „Okay, Liste bleibt so. Feierabend!“

  46. @Klopfer: Es ist ein generelles Problem der Aussage „Im Web gibt kein $foo“, dass sie sich unmöglich falsifizieren lässt.

    Trotzdem bleibe ich dabei, dass die Gefahr eines Zufallsfunds gegen Null geht. Und damit will man ein Zensurgesetz und weitreichende Eingriffe in Grundrechte rechtfertigen? Sorry, das ist lachhaft (Ebenso wie iirc ~8% bei SpOn, die zufällig KiPo entdeckt haben wollen).

    Und mei, dass 4chan/krautchan „aussereuropäische Seiten“ sind, ist ja gerade der Witz. Ob das BKA ihn versteht, wird sich zeigen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.