Internes Strategiepapier der Atomlobby für den Wahlkampf

Spiegel-Online berichtet über ein internes Strategiepapier der Atomlobby: Atomlobby plante Wahlkampf minutiös.

Eine Liste mit vermeintlich wohlgesinnten Journalisten, Argumentationshilfe für Union und FDP, eine U-Boot-Strategie für die SPD: Die Atomlobby hat den Wahlkampf bis ins Detail vorbereitet – um ihn aktiv zu steuern. Das belegt ein internes Strategiepapier, das SPIEGEL ONLINE vorliegt.

Da das Papier leider nicht in dem Artikel verlinkt wird, ist hier der direkte Link auf das PDF. Greenpeace hat es gestern veröffentlicht.

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24 Ergänzungen

  1. Wow. Ich empfinde ja spontan die als „chancenreiches Thema“ gepriesene Wiederbelebung historisch-ethnischer Ressentiments (S.31: „Dieses … Thema weckt historisch tradierte Ängste vor Rußland. Diese Ängste kann [die Firma] für sich nutzen.“) geradezu als Steilvorlage für so manchen (hierauf) aufbauenden Beitrag.

    Auch, wenn mir Lobbyisten- und PR-Arbeit nicht fremd ist, das ist im Gesamtkontext trotzdem eine ordentliche Prise aus dem Tobakbeutelchen.

  2. Mein Lieblingssatz: „Selbstverständlich wurden diese Gespräche ohne Nennung XXX oder des Auftrags geführt.“ (Seite 9)
    Wer leitet es an den DRPR weiter?

  3. Das gute Stück würde ich nur zu gerne selbst lesen, vielleicht läd’s ja einer auf wikileaks hoch. Überraschen tut’s mich allerdings nicht wirklich, die wären ja blöd wenn sie keine derartige Beratungen vornehmen lassen würden.

  4. Mich würde ja mal interessieren, was in dem Dokument geschwärzt ist/für welches Unternehmen das war. Eigentlich kann das ja nur einer der großen Energiekonzerne sein, oder? Vattenfall würde in dem Fall wegen der Länge des Namens ausscheiden, blieben E.ON, EnBW und RWE.
    Hat da jemand nähere Informationen?

  5. Hm, was mich wundert ist, daß im PDF bei Greenpeace die politische Ausrichtung geschwärtzt wurde, während Spiegel Online diese auf ihrer Webseite extra formatiert hat und hervorhebt.

  6. Man vergleiche Seite 72, letzter Abschnitt in dem es heißt: „Dies hat … zusammen mit der Uni Duisburg-Essen nachgewiesen.“ Konkret ging es da um den Einfluss regenerativer Energien auf den Strompreis. Hier (http://www.wind-energie.de/de/themen/strompreise/) ist, im 3. Absatz, abermals von der Untersuchung die Rede, dort wird Eon aber genannt.

  7. Was man bedenken sollte: Die Veröffentlichung des Papiers von Greenpeace vor der Wahl ist natürlich auch PR und wiederum Teil einer PR-Strategie.

    Bei der Aufklärung von PR lassen sich die Medien nun schon wieder zum Diener von (Gegen-)PR machen.

  8. Hm, eingescannt oder ein FAX verPDFt? Hat denn keiner das Orginal für Wikileaks? Spiegel scheint ja eine andere VErsion zu haben, warum haben die das eigentlich nicht bei wikileaks hochgeladen?

  9. Mein Lieblingssatz: „Dieses geostrategische Thema weckt historisch tradierte Ängste vor Russland. Diese Ängste kann E.on für sich nutzen.“

    wth, wie skrupellos sind die denn?

  10. Da können sie noch so viel Lobbyarbeit betreiben, diejenigen, die etwas Gehirn im Kopf haben, werden sich davon hoffentlich nicht umstimmen lassen. Allerdings beschränkt sich der Einfluss der Lobby nicht auf die Politik sondern dehnt sich über die gesamte Wissenschaft aus. Keine offizielle Studie, die nachweist, dass Atomkraftwerke und ein erhöhtes Aufkommen an Leukämie bei Kindern, die in der nähe eines AKWs leben, in Zusammenhang stehen, wurde jemals veröffentlicht. Und das wissen sie auch und zwar nicht erst seit gestern. Seht es ein: Die Menschen spielen nicht nur die zweite sondern die zehnte Geige, wenn es um Interessenvertretung der Bürger durch unsere „Regierungsvertreter“ und ihre „politischen Freunde“ geht.

  11. Mein Lieblingssatz:

    „Allein durch Meinungsumfragen die öffentliche Meinung zu beeinflussen, ist zu wenIg.“

    LOL

    (Zusammenhang)
    „.. hat also die Chance, die Agenda aktiv mit Argumenten und Botschaften zu beset-
    zen. Doch der Vorteil der Kernkraft für Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Strom-
    preis muss belegt und demonstriert werden. Vertrauen, Glaubwürdigkeit und ein gutes
    Image muss man sich erarbeiten. Allein durch Meinungsumfragen die öffentliche Meinung
    zu beeinflussen, ist zu wenIg. Es geht um die vielen Unentschlossenen, die überzeugt
    werden sollten. Wie bel Parlamentswahlen gilt es dIese Unentschlossenen auf seine Seite
    zu ziehen und Vertrauen für die eigene Sache zu schaffen.“ (S.28)

  12. Interessantes Detail am Rande:

    Im Anhang sind 12 „Persønliche Stakekolder pro Atomkraft“ aufgezæhlt, davon sind 2 nicht mehr im Amt (Gloss, Marnette), zwei auf dem Weg nach draussen (Mueller, Althaus) und einer nicht mal existent (Carl Carstensen, gemeint ist Peter-Harry [oder aber Karl Carstens, der ist allerdings seit 17 Jahren tot], wo ist nochmal dieses komische Kruemmel, von dem man in letzter Zeit so viel høhrt?)

  13. die tage kam auf *arte* so nen schön „neutrales“ propagandafilmchen von der atomlobby… hat mich ziemlich entsetzt. alte medien abschaffen – aber schnell!

  14. Wenn man sich die Site der Agentur PRGS anschaut, trifft man gleich wieder auf einen anderen alten Bekannten, nämlich die allseits beliebte Deutsche Kinderhilfe.

  15. Fail: Auf Seite 101 des Strategiepapiers wird als »Stakeholder pro Atomkraft« ein gewisser
    »Carl Carstensen (CDU), Ministerpräsident Schieswig-Holstein«
    aufgeführt…

  16. es wundert mich überhaupt nicht, dass solche Papiere geschrieben werden. Die Qualität der Argumente der Atomgegner hat sich ja seit den Tagen von Kurt Beck kein bisschen gebessert. Der hatte vor 2 Jahren gesagt: „Atomenergie, wenn man die CO2-Bilanz betrachtet von der Erzeugung des Urans an bis zur entsprechenden Abbrennung dann im Kraftwerk, ist CO2-intensiver als ein Braunkohlekraftwerk.“
    Heute ist der Unsinn für den Laien vielleicht weniger offensichtlich, aber Unsinn ist es dennoch, wenn behauptet wird, dass Atomenergie und Erneuerbare unvereinbar seien, oder die Uranreserven bald erschöpft sind, oder alle 3 Tage ein sicherheitsrelevantes Ereignis in deutschen AKWs passiert.
    Dass dieses Strategiepapier erstellt worden ist, zeigt doch nur, dass es noch Leute gibt, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben haben, man könne mit guten Argumenten andere überzeugen.
    Die sog. Atomlobby glaubt da aber anscheinend selbst nicht mehr dran – denn dieser Entwurf der Unternehmensberatung PRGS wurde von der Atomlobby verworfen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr, daher sind die Ergänzungen geschlossen.